Archiv der Kategorie Hessen

Gottesdienstverbot statt Tanzverbot

Menschenopfer Christus am Kreuz
Menschenopfer: Christus am Kreuz

Stellt euch mal vor, wir, die konfessionslose Mehrheit in Deutschland, würden uns an den Hasen-Feiertagen (Fruchtbarkeitsfest) von dröhnenden Kirchenglocken gestört fühlen. Ja, schon der reine Gedanke, dass da hinter dicken Kirchenmauern naive Gläubige ein archaisches Menschenopfer feiern, würde uns aufgeklärte Menschen so verstören, dass uns dadurch unser besonderer Eiertag verdorben würde. Und wir würden deshalb – mittels der uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mehrheit – ein Gottesdienstverbot durchsetzen – an unserem Eiertag und gleich noch an vielleicht 14 weiteren Sonntagen über das Jahr verteilt.

An diesen sogenannten „stillen“ Tagen dürfen dann keine Glocken läuten, und keine Gottesdienste, Prozessionen oder Gebete stattfinden. Und in den Kinos dürfen keine Filme mit christlichen Themen gezeigt werden (wir würden dafür extra eine Liste anfertigen und pflegen, die die verbotenen Filme nennt). Und wer als Veranstalter dagegen verstößt, kann mit heftigen bis ruinösen Geldstrafen belegt werden. Außerdem lassen wir illegale Veranstaltungen natürlich von der Polizei auflösen.

Solche Ideen würden die christlichen Kirchen natürlich verurteilen. Sie würden fordern, dass ihre Gläubigen doch ihre Religion (in geschlossenen Räumen) ausüben dürfen und solche Bestrebungen als intollerant verurteilen.

Verständlich.

Dennoch haben genau diese Kirchen genau solche Verbote an sogenannten „stillen Feiertagen“ für die gesamte (auch nicht-religiöse und andergläubige) Bevölkerung festgelegt.

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Ermordet in Hanau, Deutschland

Lesung am Staatstheater Wiesbaden, Do 27 02 2025, 19:30 Uhr.

„Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau“ – mit den Autoren Çetin Gültekin & Mutlu Koçak.

Rassismus tötet – eine bewegende Geschichte und ein aufrüttelnder Appell.

Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven. Gökhan Gültekin war einer von ihnen – einer von denjenigen, die der rassistische Täter nicht in „seinem” Land ertragen wollte. Çetin Gültekin erzählt in seinem Buch die berührende Geschichte seines Bruders und zeigt: Wir sind nicht „die Anderen“, wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft.

In Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor fünf Jahren lesen die Autoren Çetin Gültekin und Mutlu Koçak im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden aus ihrem Buch.

Mehr Infos: Lesung im Staatstheater WiesbadenKarten kaufen

Besonders wichtig, nachdem nun die Hanauer Stadtverwaltung / Regierungskoalition (SPD, CDU, FDP) mit persönlichen Angriffen auf die Mutter eines Getöteten die rassistische Diskussion eskaliert hat.

Als deutscher Staatsbürger wiederhole ich hier gern die Vorwürfe der Mutter:

„Der Mörder hatte Briefe geschrieben, doch die Stadt Hanau ignorierte sie. Die Stadt wusste, dass die Notausgangstür verschlossen war, und unternahm [nichts]“

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Sag ihre Namen

Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun Menschen tödliche Opfer von rassistischer Gewalt. Menschen, wie du und ich.

Die rechtsextremistische Tat kam trauriger Weise nicht überraschend, sondern ist vielmehr ein Zeichen der seit Jahren voranschreitenden Radikalisierung und erschreckendes Zeichen einer verhärtenden Gesellschaft in der Ausgrenzung, Hass und Gewalt immer noch zum brutalen Alltag gehören.

Noch immer müssen Menschen aufgrund ihrer (angenommenen) Herkunft, ihrer politischen Haltung oder ihres Glaubens mit der Angst leben angegriffen zu werden. In Deutschland. Ein Zustand, der unerträglich ist und es schon immer war.

Sag ihre Namen - Hanau 2020: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun,
Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, 
Kaloyan Velkov

Gökhan Gültekin,

Sedat Gürbüz,

Said Nesar Hashemi,

Mercedes Kierpacz,

Hamza Kurtović, 

Vili Viorel Păun,

Fatih Saraçoğlu,

Ferhat Unvar

Kaloyan Velkov


Update 19.2.2025:

Lesung im Staatstheater Wiesbaden: Lesung: Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland

Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau – mit den Autoren
Çetin Gültekin & Mutlu Koçak Do 27 02 2025.

Rassismus tötet – eine bewegende Geschichte und ein aufrüttelnder Appell

Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven. Gökhan Gültekin war einer von ihnen – einer von denjenigen, die der rassistische Täter nicht in „seinem” Land ertragen wollte. Çetin Gültekin erzählt in seinem Buch die berührende Geschichte seinesBruders und zeigt: Wir sind nicht „die Anderen“, wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft.
In Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor fünf Jahren lesen die Autoren Çetin Gültekin und Mutlu Koçak im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden aus ihrem Buch.

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#SAYTHEIRNAMESMehr

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Bembel with Nazis

Boykott "Bembel with Care"

Apfelwein galt als verstaubtes, altmodisches Getränk. Bis eine Kelterei aus dem Odenwald daher kam und ihm mit der Marke „Bembel with Care“ eine moderne Marketing-Story verpaßte. Das kam an bei (vielen) jungen Leuten (obwohl der überwiegende Verkauf in Dosen keinesfalls umweltfreundlich ist). Das Zeug ist in vielen Läden und Supermärkten zu finden.

Doch „Bembel with Care“ ist noch verstaubter als der Apfelwein der konservativen Keltereien. An „Bembel with Care“ klebt 1.000-jähriger Muff.

Herausgekommen, weil am 8. Mai (Jahrestag der Befreiung Deutschlands von den Nazis) einer Darmstädterin ein Instagram-Posting vom „Apfelweinbaron“ auffiel:

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Milonga Saudade – 31. Januar 2020 in Offenbach & Playlist

Fado de Joana de Deus - Joaquim Caniço  - Miguel Braga
Fado mit Joana de Deus – Joaquim Caniço – Miguel Braga

Ende Januar habe ich bei einer besonderen Milonga Musik aufgelegt: Bei der Milonga Saudade – Tango meets Fado.

Eine Freundin hat das Experiment gewagt, der hiesigen Tango-Szene die portugisische Musikrichtung Fado nahe zu bringen und statt einem Konzert eine Milonga (also eine Tanzveranstaltung) zu organisieren. Eingerahmt von traditionellen Tango, neuen Tangos und Non-Tangos aus der Konserve sollten (dazu aus Portugal importiert) die Sängerin Joana de Deus zusammen mit den Gitarristen Joaquim Caniço an der Viola (klass. Gitarre) und Miguel Braga an der Guitarra Portuguesa die Tangueras und -os zum Tanzen bringen.

Kurz gesagt: Es ist gelungen. Während manche (vor allem schnellere) Fados zwar eine tänzerische Herausforderung bedeuteten, erwiesen sich andere Stücke als ganz hervorragend tanzbar.

Joana hat eine unglaublich tolle (und starke) Stimme und die beiden Gitarristen sind fantastische Musiker. Hoffe, sie alle bald wieder hören ( & tanzen) zu können.

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Muff von 1.000 Jahren

Meinungsfreiheit und der Straftatbestand der Volksverhetzung – ein sehr aktueller juristischer Zielkonflikt. Da müssen Richter genau abwägen, welche Äußerungen von der Meinungsfreiheit gedeckt sind und welche getätigt werden, mit dem Ziel zu hetzen.

In der deutschen Justiz-Geschichte ist dieses vielfach am berühmten Tucholsky-Zitat:

Soldaten sind Mörder

Kurt Tucholsky (Glosse, 1931)

– vor allem im Zusammenhang mit einer gegen die Bundeswehr gerichteten Einstellung – in verschiedenen Gerichtsverfahren bis hin zum Bundesverfassungsgericht verhandelt worden. Dieses entschied zuletzt 1995 im Sinn einer verfassungskonformen Zulässigkeit der Zitatverwendung.

Einfach ist es immer dann, wenn eine Tatsache vorliegt. Denn reine Tatsachen wieder zu geben ist keine Volksverhetzung. Nun hat ein Richter des Gießener Verwaltungsgerichts über eine Äußerung der NPD (die ich hier nicht wiederholen möchte, die aber in den unten verlinkten Quellen nachzulesen ist) auf Wahlplakaten geurteilt, es handele sich um „eine empirisch zu beweisende Tatsache“ und dazu historische Vergleiche und falsche Behauptungen über Kriminalitätsstatistiken (die in rechtsradikalen Kreisen verbreitet sind) herangezogen (und die ich vor einer Weile schon ausführlich- zumindest generell – widerlegt habe).

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CDU against our Future

CDU gegen Fridays for Future (Altmaier)

Alexander Lorz (CDU) hat gerade wieder bewiesen, warum wir die „Fridays for Future“ – Proteste der SchülerInnenn in Deutschland und besonders in Hessen weiter brauchen. Der sogenannte „Bildungsminister“ hat auch bewiesen, das es Zeit wird, dass er sein Amt niederlegt und aus der CDU austritt. Denn er gefährdet nicht nur die Gesundheit und Zukunft der ihm anvertrauten SchülerInnen, sondern schadet auch massiv seiner Partei.

Lorz zu einem Ende der regelmäßigen Schülerdemonstrationen für den Klimaschutz aufgerufen. Siehe FAZ oder ausführlicher im original Zeit-Streitgespräch.

Dennoch hat Alexander Lorz etwas Wesentliches nicht verstanden: Es geht den SchülerInnen nicht darum, dass „der Klimaschutz […] auf der politischen Bedeutungsskala einen Riesensatz nach oben gemacht [hat] und […] als zentrales Thema in Politik und Medien angekommen [ist].“ – das ist die antiquierte Denke eines Machtpolitikers, der schon glücklich ist, wenn er sein Thema in die Öffentlichkeit gebracht hat.

Den SchülerInnen geht es aber nicht um solche Machtpolitik – sie wollen keine bestimmte Regierung (oder eine stürzen), keine Posten und auch Ideologie. Sondern sie sehen (in Übereinstimmung mit der Wissenschaft) eine existenzielle Bedrohung der Menschheit und ihrer eigenen Zukunft und wollen, das dagegen etwas getan wird. Die CDU als Regierungspartei weigert sich (auch bedrängt von Industrie-Lobbies, die um ihre Gewinne fürchten), auch nur geringste und umweltpolitisch längt fällige Maßnahmen zu ergreifen.

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Tanzverbot: Gegen religiöse Gesetze in Hessen

Religionsgemeinschaften(1), die ihren Mitgliedern vorschreiben(2), was sie zu tun und zu lassen haben, ist in meinen Augen eine problematische, aber immerhin interne Angelegenheit. Egal, ob es um Kleidungsregel, Essens-Angelegenheiten oder Verhalten geht. Es sind für mich immer Versuche, durch Macht Kontrolle über das Individuum aus zu üben. Aber wie gesagt, das ist deren interne Angelegenheit.

Kirche

Problematisch wird es für mich, wenn Religionsgemeinschaften versuchen, ihre Regeln auch Anderen, anders- oder nicht-gläubigen Menschen aufzuzwingen. Diese Religionsgemeinschaften haben mich zum Gegner. Der schlimmste Fall ist, wenn Religionsgemeinschaften ihre Macht nutzen, um ihre Regeln in Gesetze zu fassen und die Macht des Staates ausnutzen, um „Fehlverhalten“ (in ihren Augen) mit Geld- oder sogar Haftstrafen zu belegen.

Ich bin – obwohl und weil ich mich selbst als Christ bezeichne – strikt gegen solche Vermischungen von Staat und Religion. Denn während eine Religion eine Überzeugungsgemeinschaft darstellt (der normalerweise freiwillig beigetreten wird), stellt ein Staat eine territoriale Zwangsgemeinschaft dar, aus der niemand austreten darf. Daher hat ein demokratischer Staat (im Gegensatz zur Monarchie oder Diktatur) eine religiöse Neutralität zu wahren.

Gesetze, Verordnungen, Parteien und Religionsgemeinschaften, die diese Neutralität umgehen oder bekämpfen oder es versuchen, haben mich zum Gegner.

Die Tanz- und Filmaufführungsverbote in Deutschland an den sogenannten „stillen Feiertagen“ sind für mich ein Beispiel dafür, wie Religionsgemeinschaften erfolgreich ihre Macht genutzt haben, um die gesamte Bevölkerung ihren Regeln zu unterwerfen. Die meisten dieser religiösen Gesetze sind zwar in vordemokratischer Zeit entstanden, doch besonders CDU und SPD haben diese bisher (mit oder ohne Druck der großen Kirchen) immer entschieden verteidigt.

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Falsch verbunden

Preisauskunft nicht möglich

Preisauskunft nicht möglich

Ich brauchte eine Fahrkarte von Marburg nach Darmstadt. Für eine Fahrt innerhalb Hessens. In einem Zug der Deutschen Bahn.

Mein Problem: Ich hatte bereits eine Fahrkarte erworben. Nämlich von Kassel nach Marburg. Bei der deutschen Bahn. Jetzt wollte ich im gleichen Zug (der deutschen Bahn) einfach weiter fahren. Und dafür eine Fahrkarte kaufen. Bei der Deutschen Bahn. Was aber nicht ging. Weder online (siehe rechts). Noch am Fahrkarten-Automaten in Kassel. Noch am Fahrkartenschalter in Kassel.

Die Deutsche Bahn verkauft diese Fahrkarten nicht. Obwohl es eine Fahrkarte für ihren eigenen Zug ist, in dem Fahrkartenkontrolleure der Deutschen Bahn Dienst tun. Nur die Fahrkarten dazu verkauft die Deutsche Bahn nicht.

 

Begründung:

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Lindenfelser Manifest

Lindenfelser Manifest

Die Original-Abschrift des Original-Protokolls (Seite 1)

Wir, die Unterzeichnenden:

1.)     stehen zu bewusster Peinlichkeit

2.)     bleiben Teil der Party

3.)     überlassen der Generation Praktikum nicht das Trendsetting

4.)     machen WüSuFs („Würden Sie uns fotografieren?“)

5.)     haben Respekt vor der künstlerischen Leistung eines Musikalbums

6.)      verifizieren ohne Google

7.)     meinen: Länger nachdenken lohnt sich – meistens.

8.)     meinen: Es darf einen Kern haben

9.)     meinen: Liebe finde ich auch

10.)   lernen Filmzitate noch auswendig

11.)    meinen: Demenz darf sein

 

 

Lindenfels, Albert-Schweizer-Haus, 26. November 2017

 

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