Archiv für Februar 2021

Kommunalwahlen: Elch-Test für direkte(re) Demokratie

Kommunalwahlen Hessen 2021

Direkte Demokratie ist ja ein populäres Schlagwort. Die Grundidee ist simpel und attraktiv. Statt Politiker:innen zu wählen, die über Gesetze entscheiden, werden alle Fragen von den wahlberechtigten Menschen selbst entschieden. Klingt attraktiv und gut.

Direkte Demokratie hat jedoch drei grundlegende Probleme:

Problem 1: Komplexität

Die meisten politischen Entscheidungen sind relativ komplex und ihre Folgen oft ungewiss. Die rechtlichen, technischen, witrschaftliche und sozialen Auswirkungen einer Entscheidung oft schwer zu durchschauen und noch schwerer zu beurteilen. Und oft ziemlich langweilig.

Selbst da wo es gelingt, eine Entscheidung auf nur zwei Alternativen zu reduzieren, holt die Komplexität die Erwartungen schnell ein. Nehmen wir den Brexit als Beispiel: Die britische Regierung hat ihren Bürger:innen die Entscheidung darüber, ob das Land in der EU verbleiben soll, oder nicht in die Hände einerVolksabstimmung gelegt. Die Befürworter eines Ausstiegs aus der EU haben knapp gewonnen. Doch: Ungeklärt bleibt, ob GB mit einen Vertrag aus der EU solle, oder ohne. Hätte die Abstimmung drei Alternativen abgefragt, wären die „Remain“-Anhänger wohl eine relative Mehrheit erreicht. Anders jedoch, wenn die Entscheidung zweistufig gefällt worden wäre: Erst ja oder nein, dann mit Vertrag oder ohne Vertrag. Aber selbst dann wäre ungeklärt, welche Aspekte im Brexit Vertrag wie geregelt werden.

Nachdem es nur eine binäre Entscheidung war (Ja oder Nein) haben die Briten jetzt einem Brexit mit Vertrag – mit dem die Mehrheit sehr unzufrieden ist: Die die keine Brexit wollten sowieso, und natürlich auch die, die unbedingt eine Brexit ohne Vertrag wollten. Aber darüber hinaus auch vielen von denen, die einen Brexit mit Vertrag wollten. Denn der geschlossene Vertrag entspricht nicht ihren Erwartungen. Eine Mehrheitsentscheidung hat die Mehrheit unglücklich gemacht. Ein Paradox?

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Sag ihre Namen

Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun Menschen tödliche Opfer von rassistischer Gewalt. Menschen, wie du und ich.

Die rechtsextremistische Tat kam trauriger Weise nicht überraschend, sondern ist vielmehr ein Zeichen der seit Jahren voranschreitenden Radikalisierung und erschreckendes Zeichen einer verhärtenden Gesellschaft in der Ausgrenzung, Hass und Gewalt immer noch zum brutalen Alltag gehören.

Noch immer müssen Menschen aufgrund ihrer (angenommenen) Herkunft, ihrer politischen Haltung oder ihres Glaubens mit der Angst leben angegriffen zu werden. In Deutschland. Ein Zustand, der unerträglich ist und es schon immer war.

Sag ihre Namen - Hanau 2020: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun,
Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, 
Kaloyan Velkov

Gökhan Gültekin,

Sedat Gürbüz,

Said Nesar Hashemi,

Mercedes Kierpacz,

Hamza Kurtović, 

Vili Viorel Păun,

Fatih Saraçoğlu,

Ferhat Unvar

Kaloyan Velkov


Update 19.2.2025:

Lesung im Staatstheater Wiesbaden: Lesung: Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland

Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau – mit den Autoren
Çetin Gültekin & Mutlu Koçak Do 27 02 2025.

Rassismus tötet – eine bewegende Geschichte und ein aufrüttelnder Appell

Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven. Gökhan Gültekin war einer von ihnen – einer von denjenigen, die der rassistische Täter nicht in „seinem” Land ertragen wollte. Çetin Gültekin erzählt in seinem Buch die berührende Geschichte seinesBruders und zeigt: Wir sind nicht „die Anderen“, wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft.
In Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor fünf Jahren lesen die Autoren Çetin Gültekin und Mutlu Koçak im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden aus ihrem Buch.

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