Archiv für Dezember 2012

Innovative Methoden individueller schulischer Förderung

Sitzenbleiben

Niedersachsen will das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen. Warum? Wieso wird “Sitzenbleiben” negativ gesehen? 7 Gründe, warum Sitzenbleiben mehr schadet, als nützt – und was statt dessen besser wäre.

 

Förderung von Hauptschülern: Wenn Studenten zu Paten werden

http://www.sueddeutsche.de/bildung/foerderung-von-hauptschuelern-wenn-studenten-zu-paten-werden-1.1556712

 

Salman Khan, Gründer der Khan Academy, über die Probleme des heutigen Bildungssystems, seine Pläne für die Zukunft und die Kritik an seinem Konzept.
http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Menschen-sollen-Probleme-loesen-lernen-1772118.html

 

Wer es im harten Wettbewerb an den staatlichen Schulen nicht schafft, wechselt auf private Schulen (wenn die Eltern sich das leisten können/wollen):

http://www.sueddeutsche.de/bildung/privatschulen-foerderung-statt-starrheit-1.1550422

Privatschulen: Für Versager mit wohlhabenden Eltern – weil sie individuell fördern? Jedenfalls keine Alternative zu einem gerechten Schulsystem.

 

 

 

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Hessische Bildungsmisere continues…

Wenn am Sonntag in Hessen gewählt würde, wäre die schwarz-gelbe Regierung abgewählt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Hessischen Rundfunks.

Unzufrieden sind die Hessen vor allem mit der Bildungspolitik der CDU-FDP Landesregierung. Denn Bildung ist das wichtigste Thema für die Hessen und Hessinnen:

Wichtigstes politisches Problem in Hessen: Bildung

Wichtigstes politisches Problem in Hessen: Bildung

 

Größtes Thema ist scheinbar die entschiedene Ablehnung von G8:

HessInnen lehnen G8 entschieden ab: 50% für 9 Jahre plus 39% für freie Wahl

HessInnen lehnen G8 entschieden ab: 50% für 9 Jahre plus 39% für freie Wahl

 

Dagegen stimmt mich ein wenig traurig, dass die Mehrheit der HessInnen immer noch SchülerInnen nach Leistung selektieren will, obwohl längst nachgewiesen ist, dass aller SchülerInnen von Leistungsunterschieden in Klassen profitieren. Allerdings kann man daraus noch keine Unterstützung für das dreigliedrige Schulsystem ableiten, da auch das von Rot-Grün / Grün-Rot vertretene zweigleisige System diese Bedingung erfüllt. Hier wäre eine differenziere Befragung hilfreich gewesen.

Noch wenig Akzeptanz für gemeinsamen Unterricht

Noch wenig Akzeptanz für gemeinsamen Unterricht

 

Die Einsparungen, die die Landesregierung mit der aktuellen Vorlage zum „Hessisches Kinderförderungsgesetz“ (KiföG – wobei „Förderung“ hier ein echter Hohn ist) realisieren will, werden die Situation im Bildungswesen noch weiter verschärfen. Allerdings werden die Auswirkungen dieser Beschneidung der Bildungseinrichtungen erst nach der nächsten Landtagswahl sichtbar werden.

Sascha Endlicher informiert über die Details des KiföG und seine Auswirkungen auf Kindergärten und Schulen. Ich werde mich hier in Kürze auch noch ausführlicher damit beschäftigen.

 

 

Siehe auch:

Hessen: Mit der Bildungspolitik massiv unzufrieden

Soziale Selektion beim Zugang zum Studium

Warum will die FDP einen Banker zum Staatssekretär im Kultusministerium machen?

Miese Noten für die Landesregierung

Irrwege der Unterrichtsreform

Dreigliedriges Schulsystem – pro und contra

Linksammlung: Schule und Integration

 

 

 

Mehr Informationen zur Bildungspolitik:

Literaturliste Bildungspolitik

Ausbildungsalternativen: Abi, Lehre, Studium, …

Artikelsammlung Kindergarten / Krippe / Kita

Linksammlung Rahmenbedingungen des Lernens

Linksammlung Lehrerinnen & Lehrer

Internationale Vergleiche, Erfahrungen sowie Pisa & Co.

Konfliktbewältigung an der Schule

Infos rund um Anti-Pädagogik

Soziale Schranken zum / im Studium

Linksammlung Bildungs(politik)konzepte

 

 

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Weltuntergang – die x-te

Warum der Weltuntergang in Deutschland dann doch nicht stattfand:

Dieser Weltuntergang ist in Deutschland nicht verfügbar, weil er möglicherweise akustische Elemente enthält, für die die eforderlichen Rechte von der GEMA nicht eingeräumt wurden (Quelle: tonspion).
Dieser Weltuntergang ist in Deutschland nicht verfügbar, weil er möglicherweise akustische Elemente enthält, für die die eforderlichen Rechte von der GEMA nicht eingeräumt wurden (Quelle: tonspion).
Den Rest des Eintrags lesen. »

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Aktueller Status

Weltuntergang

Wetter ist als sei die Welt schon untergegangen, aber Strassenbahnen fahren noch. Muss wohl doch zur Arbeit.

Bessunger Weltuntergangs- und Weihnachts- Jam Session

Uli Partheil

Uli Partheil

Freitag, 21. Dezember 2012, 20:30 Uhr
Gewölbekeller unterm Jazzinstitut, Bessunger Strasse 88d, Darmstadt

Eintritt frei

Statt des strengen Weihnachtsmannes kommt der weit weniger strenge Vorstand des Fördervereins auf die Bühne, statt einer Aufzählung guter und böser Taten wird Musik erklingen, gespielt vom Vorstandstrio:

Michael Bossong (sax)

Rüdiger Schwenk (sax)

Uli Partheil (p)

 

Michael Bossong

Michael Bossong

Also, sofern die Welt &  ich, also wir beide, um die Zeit noch existieren (die Mayas hätten ruhig mal ne Uhrzeit angeben können), gehe ich da wohl mal hin, um den Abend dort zu beginnen.

Kennt noch jemand Weltuntergangsparties in Darmstadt, die man danach noch crashen könnte? Nicht so weit weg, für den Fall, dass ich am 22. doch wieder zu mir komme.

😉

 

 

Weitere Jazz-Termine in nächster Zeit:

 

Freitag, 11. Januar 2013
Two Times Two

(Ort: Gewölbekeller des Jazzinstituts)

Fischer / Schmitz Duo & Magedanz / Distelmann Duo

 

Freitag, 18. Januar 2013
Bessunger Jam Session

(Ort: Gewölbekeller des Jazzinstituts)

 

Freitag, 25. Januar 2013
Jürgen Wuchner and friends, spezial guest Valentin Garvie

(Ort: Gewölbekeller des Jazzinstituts)

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Darmstadt: Mit Schnee gegen Radfahrer

Radwag vereist

Auch 2014: wieder: Autofahrbahn und Fussweg Schnee-frei, Radweg zugeschüttet und vereist.

Jetzt hat es in Darmstadt nicht nur geschneit, sondern der Schnee ist auch liegen geblieben. Passiert ja nicht sooo oft, schon gar nicht im Dezember. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem spätestens alle Weicheier unter den Radfahrern zurück ins Auto klettern. Endlich ist die Stadt von Radfahrern befreit! Autofahrer können jetzt wieder ungebremst Gas geben und so wild parken wie es ihnen recht ist.

Doch was ist das? Da fahren immer noch Darmstädter mit dem Rad durch die Gegend. Sind die wahnsinnig? Wollen die beweisen, dass sie absolut harte Kerle (b.z.w. Weiber) sind? Gibt es tatsächlich Menschen in Darmstadt, deren geringes Einkommen nicht den Kauf eines Automobiles erlaubt? Oder sollten es gar ruchlose Anarchisten sein, die sich der dringenden wirtschaftspolitischen Notwendigkeit der Anschaffung von bis zu drei PKW pro Haushalt eiskalt widersetzen? Wohl möglich aus ökologischen Gründen?

Das darf nicht sein!

Deshalb hat die Stadtverwaltung von Darmstadt kurzfristig Maßnahmen ergriffen, um solche Frechheit zu unterbinden. Zunächst wurde die Schnee-Räumung der Radwege eingestellt. Das spart schließlich auch Geld  für Personal und auch weniger von dem sündhaft teuren Streusalz muss ausgebracht werden. Und ökologisch ist das auch. Denn das Streusalz ist pures Gift für Bäume, Sträucher und Grundwasser. Es ist so aggressiv, dass auch Schuhe, Autolack und Autoreifen darunter leiden. Das müssten Radfahrer doch verstehen! Wer, wenn nicht sie?

Doch die Stadt musste die erschütternde Entdeckung machen, dass dieses allein längst nicht ausreicht, um die fanatischen Radfahrer abzuschrecken. Zum einen gibt es in Darmstadt nicht wenige Anwohner, die auch den Radweg vor ihrem Haus räumen und streuen. Zum anderen hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich auf einer geschlossenen Schneedecke eigentlich ganz gut Rad fahren lässt. Viel angenehmer ist, als auf dem widerlichen Schneematsch, den das Streusalz erzeugt.

Durch Schneeräumung zur Stuntstrecke gemacht: Fahrradweg in Darmstadt

Durch Straßenäumung zur Stuntstrecke gemacht: Fahrradweg in Darmstadt

Also musste die Stadt einen Schritt weiter gehen. Die städtischen Räumfahrzeuge wurden angewiesen, den Schnee von der Autofahrbahn auf die Radwege zu schieben. Diese Methode wurde durch drei besonders raffinierte – von externen Spezialisten entwickelte – Maßnahmen optimiert:

  • Der Schnee wurde nicht gleichmäßig auf Radwege geschoben, sondern an sorgfältig ausgesuchten Stellen:
    • an denen die Radfahrer mit höherer Geschwindigkeit unterwegs sind
    • keine Gefahr besteht, dass Anwohner ihn wegräumen
    • die Radfahrer schlecht ausweichen können (Verengung, hoher Bordstein, Autos mit hoher Geschwindigkeit unterwegs)
  • Der Schnee wird durch die geschickte Kombination der Zugabe von Streusalz, des Druckes der Räumschaufeln und der Außentemperatur um den Gefrierpunkt in super-harte, unförmige Eisklumpen verwandelt (siehe Abb. unten rechts), die die Unfallgefahr maximieren und ein einfaches Drüberwegfahren unmöglich machen.
  • Durch die geschickt angelegten Bushaltestellen auf Radwegen werden Radfahrer häufiger zu (durch Eis und Schnee besonders) riskanten Wechseln auf die Autofahrbahn gezwungen

Die erhöhte Unfallgefahr hat auch einen positiven Nebeneffekt: Sie macht Darmstädter Unternehmen, die wieder jede Vernunft immer noch konsequente Radfahrer einstellen, klar, dass sie im Winter mit erhöhten Ausfällen zu Rechnen haben.

Doch obwohl diese Bemühungen der Stadt Darmstadt erste Wirkung zeigen, werden die Rädelsführer unter den Radfahrern immer dreister. Nicht, dass sie sich endlich ein KFZ zuzulegen – und sei es auf Kredit (Griechenland zeigt, das mangelndes Einkommen keine Rechtfertigung sein kann, sich dem Kauf deutscher Industrie-Produkte zu verweigern). Nein, sie beginnen, auf die Straße auszuweichen und dort den Fluss des Autoverkehrs zu bremsen.

Bei solchem Eis auf dem Radweg hilft auch das beste Profil nichts

Der Schnee wird durch die geschickte Kombination von Streusalz, des Druckes der Räumschaufeln und der Außentemperatur in super-harte, unförmige Eisklumpen verwandelt, die die Unfallgefahr maximieren

Nicht wenigen Autofahrern merkt man an, dass er diese Frechheit am liebsten mit der Macht seiner teuer erkauften PS und der unerbittlichen Härte deutscher Kühlerhauben beantworten möchte. Nur die Ahnung, dass ein liegender Radfahrer den Verkehr und das eigene Vorwärts kommen noch stärker behindert, als ein rollender Radfahrer, hält sie davon ab, ihre berechtigten Emotionen über das allgemeine Autoverkehrswohl zu stellen. Statt dessen artikulieren sie ihren Hass durch aggressives Hupen und gezielte Unterschreitungen des (mit 2 Metern unnötig großzügig bemessenen) Mindestabstandes beim Überholen.

Besonders geschickte Autofahrer nutzen auch die (dank hoher Schlaglochdichte in Darmstadt besonders häufigen) Schmelzwasserpfützen auf der Fahrbahn, um die Radfahrer gezielt nass zu spritzen. Dazu gehört jedoch erhebliches Geschick und die Opferbereitschaft die Salzlauge auch über den Lack des eigenen Autos zu verteilen. Solche Helden verdienen besondere Verehrung und sollten von der Stadt als Dank für ihren Einsatz zur Durchsetzung des natürlichen Autofahrerrechts auf freie Fahrt  geehrt werden.

Natürlich werden nicht alle Autofahrer sich, z.B. aus Angst vor ungedeckten Schäden am eigenen PKW, an solchen Maßnahmen selbst beteiligen. Sie können jedoch unterstützen, in dem sie Vorschläge zum Erschweren des Radfahrens in geeignete Parteien zu tragen. Die CDU und große Teile der SPD gelten als sehr zugänglich für gesetzliche Verankerung der Naturrechte der Autofahrer.

Doch auch die Stadt Darmstadt darf die armen Autofahrer in ihrem gnadenlosen Kampf gegen die Radfahrer-Plage nicht allein lassen. Gezielte Fahrten des Ordnungsamtes zum Aufspüren und Bestrafen von Radfahrern, die bei Hindernissen auf dem Radweg unverschämter Weise auf die für Autos reservierte Fahrbahn ausweichen, wären sinnvoll.

Noch besser jedoch wäre es, das Radfahren im Winter in Darmstadt ganz zu verbieten. Dass müsste doch auch den Radfahrern entgegenkommen. Schließlich ist es da draußen ohne schützende Karosserie doch furchtbar kalt und ziemlich lebensgefährlich.

 

Siehe auch:

Ein Leben nur mit Radel ohne Auto…

Halte nicht auf Radwegen – Danke!

Denn Radwege sind zum Parken da…  – Verkehrserziehungs-Tragikkomödie in drei Akten

Respekt: Mit 101 – Hessens ältester Radfahrer aus Reinheim

 Pranger für Radweg-Parker

Mehr Beiträge in der Kategorie “Verkehr

Disclaimer Verkehr

 

 

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Nachruf auf die FTD: Da warens wieder zwei…

Financial Times Deutschland: Der Schlussstrich ist gezogen

Es war einmal, da gab es zwei Wirtschaftstageszeitungen in Deutschland. Eine war so neoliberal, das der Präsident des BDI dort seine Reden abschreiben lassen konnte. Und die andere war so Unternehmer-hörig, dass in ihr die Reden des Präsident des BDI täglich in sprachlich veränderter, aber inhaltlich nur unwesentlich variierter Form als Kommentare erschienen.

Eine davon war die F.A.Z. Die andere war das Handelsblatt. Was sie gemeinsam hatten: Abgesehen von der Titel- und der Meinungsseite bestand ihre Wirtschaftsberichterstattung primär aus der geringfügigen Veränderung (aber nicht unbedingt Verbesserung) von Agenturmeldungen und Pressemitteilungen. Und das war gut so, denn das liebten die mitteilenden Unternehmen und die von ihnen unterstützten Verbände. Und so schalteten sie dort fleißig Anzeigen.

Wer damals Volkswirtschaft studierte und neben Fachliteratur auch etwas über die Realität lesen wollte, konnte sich mit solcher Verschwendung von Papier nicht zufrieden geben. Der Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung (und der Economist) waren damals die einzigen (unbefriedigenden) Möglichkeiten, der stumpfen Firmenhofberichterstattung zu entfliehen.

Bebilderung war in der FTD trotzdem manchmal Glücks- bzw. Pechsache

Trotz aller Qualität: Die Bebilderung war auch in der FTD manchmal Glücks- bzw. Pechsache

Dann kam der Aktien-Boom und damit ein vermehrtes Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit an Wirtschaftsnachrichten. Und plötzlich eine neue Zeitung. Eine positive Entwicklung: Die Financial Times Deutschland (FTD) machte aus journalistischer Sicht von Anfang an alles richtig. Eine moderne Schreibe, gutes Layout, eine internationale Ausrichtung, sowie fundierte und kritische Hintergrundberichte. Kaum Abtippen von Pressemitteilungen und Abdrucken von Lobby-Reden. Ein Blatt, das jeder Wirtschaftsinteressierte gern las und anregend fand. Und das sogar von der Konkurrenz gelobt wird. Was sollte da schief gehen?

 

Jetzt hat die FTD ihr Erscheinen eingestellt, die Redaktion ist entlassen, die Druckmaschinen erkaltet, die Abos gekündigt. Was ist schief gegangen? Gibt es keinen Bedarf für eine moderne, journalistische Wirtschaftszeitung in Deutschland?

Die Wahrheit ist: Doch! Aber der Markt für Zeitungen ist kein Markt für Qualitätscontent. Über die verkaufte Auflage kann sich keine Zeitung in Deutschland finanzieren. Der entscheidende Markt, über den sich Zeitungen finanzieren, ist der Anzeigenmarkt. Dabei geht es nicht etwa darum, einfach nur freie Werbeplätze zu vertreiben, sondern darum positive Aufmerksamkeit der LeserInnen an die werbenden Kunden zu verkaufen. Dazu gehört nicht nur ein als Anzeige gekennzeichneter Kasten, sondern ein von der Berichterstattung her positives Umfeld. Und vielen Firmen war die journalistische Aufmerksamkeit, die die FTD generierte, aus ihrer Sicht nicht freundlich genug. Zumindest im Vergleich mit den Eingangs genannten willigen Werbe-Alternativen.

Natürlich hat die Financial Times Deutschland Anzeigen erhalten – ich will hier keineswegs unterstellen, dass sie von der Wirtschaft boykottiert wurde. Aber sie hat eben doch deutlich weniger Anzeigen erhalten, als das Handelsblatt oder die FAZ. Wer mal am gleichen Tag in allen drei Zeitungen geblättert hat, wird das bestätigen können. Insbesondere der besonders lukrative Handelsregisterauszugs-, Ausschreibungs- und Stellenanzeigenmarkt ist der FTD weitgehend verschlossen geblieben.

Die Financial Times Deutschland ist nicht an zu geringen Abo- und Verkaufszahlen eingegangen. Es gibt zahlreiche „Zeitungen“ in Deutschland, die deutlich weniger Leser vorweisen können, als die Financial Times – und dass, obwohl sie sogar kostenlos verteilt werden. Dennoch überleben diese Blätter und werfen sogar Gewinne ab. Weil sie genug Anzeigenkunden haben, denen sie ein „positives Umfeld“ bieten. Dass sich diese Druckwerke keine „Redaktion“ leisten, die diesen Namen aus journalistischer Sicht verdient, scheint dem „positiven Umfeld“ dabei keineswegs abträglich zu sein.

Bei der Financial Times Deutschland kam erschwerend hinzu, dass es hier nie um das reine Überleben der Zeitung ging. Die FTD sollte auch Gewinn abwerfen. Und zwar doppelt: Für die Lizenzgeber der Mutterzeitung in England und für den herausgebenden Gruner + Jahr Verlag. Der G+J Mutterkonzern Bertelsmann ist dafür bekannt, von seinen Töchtern eine Umsatzrendite von mindestens 10% zu verlangen.

Wenn der Anzeigenmarkt jedoch Qualität in der (Wirtschafts-)Presse nicht honoriert: Ist dann qualitativ hochwertiger Wirtschaftsjournalismus in Deutschland überhaupt möglich? Ich meine: Nein. Zumindest nicht, solange dafür Tonnen von Papier bedruckt und durch die Republik geschickt werden müssen.

Mit neuen Finanzierungskonzepten und Zielgruppen-orientierten Angeboten auf Basis von Online-Diensten sehe ich dagegen durchaus ein Potential, eine gute Wirtschaftspresse zu etablieren. Denn Bedarf und Zahlungsbereitschaft für gutem und exklusiven Wirtschaftscontent gibt es durchaus – nicht aber für den Pressemitteilungsabdruck oder dpa -News.

Wie das aussehen könnte? Das ist eine andere Geschichte. Die ich vielleicht demnächst mal hier diskutiere. Zunächst muss ich aber wieder häufiger auf den Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung zurückgreifen. Denn Handelsblatt oder FAZ werde ich mir (auch heute) nicht antun. Da hat sich in den letzten 12 Jahren – wie meine gelegentlichen Stichproben zeigen – herzlich wenig getan.

 

 

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China 4: Christen-Kitsch schlägt bei Chinesen voll ein

Xi Jinping mit buddistischem Mönch

Xi Jinping mit buddistischem Mönch

Bei der Vorbereitung der Reise nach China habe ich auch gehört, dass immer mehr Chinesen, die mehrheitlich buddhistisch (veranlagt) sind, zum Christentum wechselten. Ich habe die dabei genannten Zahlen zum Teil für reine Fantasiezahlen gehalten, zumal es ja keinerlei Zählung oder methodisch saubere Umfragen dazu gibt. Die KP Chinas ist – wie andere Parteien auch, die atheistischen Glaubenssystemen anhängen – sicherlich nicht unbedingt religionsfreundlich und hat vermutlich kein Interesse an Schlagzeilen über zum Christentum wechselnde Chinesen.

Ich kann aber nicht bestätigen, dass die kommunistische Regierung Religionsausübung grundsätzlich unterdrückt oder behindert. An vielen (nicht nur touristischen) Stellen in den Städten Beijing und Schanghai finden sich buddistische Tempel und die Menschen zeigen auch keine Scheu, öffentlich zu beten. Und wie man rechts sieht, hat auch der gerade frisch gewählte  Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission (und designierte chinesische Präsident) Xi Jinping keine Scheu, sich beim Besuch eines buddistischen Tempels in Schanghai mit Mönch fotografieren zu lassen.

Das die KP mit dem weltlichen und moralischen Machtanspruch der katholischen Kirche – der schon allein mit dem Versuch, das dramatische chinesische Bevölkerungswachstum durch eine hart durchgesetzte 1-Kind-Politik zu begrenzen, kollidieren muss, kann andererseits nicht überraschen.

Dennoch konnten wir auf unserem Ausflug in die alte Innenstadt Beijings das Haus einer alten Frau besuchen, die sich zu unserer Überraschung als offen praktizierende Katholikin herausstellte.

Chinesischer Lila Weihnachtsbaum Was mich jedoch noch viel mehr überrascht hat, war, dass das doch sehr christliche Fest Weihnachten in China eine ganz große Nummer ist. Und zwar nicht nur privat, sondern auch ganz öffentlich. Sogar staatliche Gebäude und Bäume am Straßenrand wurden bereits im November weihnachtlich geschmückt. Offensichtlich ist Weihnachten auch in China ein relevantes Fest.

Es hat etwas gedauert, bis ich mir aus den verschiedensten Eindrücken einen Reim machen konnte. Dennoch ist die Lösung eigentlich ganz einfach: Die Chinesen lieben Kitsch, bunte Lichterspiele und knallige Farben. Je krasser, desto besser.

Das christliche (US-geprägte) Weihnachten mit seinen vielen Symbolen, Farben und der großen Bedeutung von Lichtern hat auf viele Chinesen eine geradezu magische Anziehungskraft. Deshalb lieben sie es und feiern es auch, ohne notwendiger Weise seine religiösen Inhalte zu teilen. Da zeigen sich die normalen Chinesen  ganz, ganz flexibel und lebenslustig.Und haben keine Hemmungen, den Kitsch-Faktor noch weiter zu steigern, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll belegen:

 

 

 

Geschäft mit chinesischem Weihnachts-Kitsch 1

 

 

 

Saxophon spielender Weihnachtsmann Riesige Schneepflocken und ein Weihnachtsmann am Fallschirm

 

Merry Chrismas in China

 

mehr chinesischer Weihnachtskitsch

 

Rehe und Schneemann - weihnachtlich dekoriert

Wer braucht so riesige Glocken

 

noch mehr chinesischer Weihnachtskitsch

 

Ich bin zwar zurück, aber die China-Berichterstattung geht weiter. Mehr demnächst hier auf Neun mal Sechs.

 

Hier was bisher erschienen ist:

Auch zum Thema Weihnachten:

Weihnachtsterror überall

 

Zum Thema Buddismus:

„Tiny Budda“ auf Twitter

 

 

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Zauberzeit im Theater Moller Haus

Gastgebende Zauberin Waso Koulis

Gastgebende Zauberin Waso Koulis

Eine (der wenigen) Alternativen zum sich zunehmend ausbreitenden Weihnachtsterror ist eine ganz und gar nicht christliche Veranstaltung, die am Samstag, den 22.12.2012 um  20:30 Uhr im Theater Moller Haus in Darmstadt stattfindet. Dort versammeln sich 7(!) ZauberInnen aus dem Rhein-Main-Gebiet, um eine Art Leistungsschau der örtlichen Magie zu veranstalten. Hier werden die Geister und Götter der Magie, der Verblüffung, des Verschwindens (und Erscheinens) und voraussichtlich auch der Lästerei und des Lachens beschworen.

Präsentiert und moderiert von der Darmstädter Zauberin Waso Koulis sind aus dem Umfeld von Rhein-Main Magic zu sehen:

 

Tiffi (alias Claudia Teifel, aus Weiterstadt)
Mlodini (alias Frank Mlodoch aus Erzhausen): Falschspieler und Täuschungskünstler
Magic Alex (alias Alexander Gieß aus Pfungstadt): Magische Comedy
Bogus (alias Ulrich Kigele aus Rosenheim): Mentalmagie
Radalou (alias Ulrich Meyer): Unterricht in den Fächern „Zaubersprüche“ und „Pflege magischer Geschöpfe“
Stefan Alexander Rautenberg (als seiner selbst, aus Gießen): Magisches Kammerspiel

Sie zeigen die Höhepunkte aus ihren Programmen (bzw. lassen diese verschwinden). Was hier nicht zu sehen ist, das gibt es im Rhein-Main-Gebiet (noch) nicht an Zauberei. Eine guten Gelegenheit für Einsteiger, die Vielfalt de Zauberkunst kennenzulernen und für Genießer ein Best-off zu erleben.

Die Veranstaltung hat Tradition: Immer am Samstag vor Weihnachten (und nur dann) stellt die Gastgeberin Waso Koulis vom Theater Moller Haus aus dem Umfeld des Zauberstammtisches (der sich seit Februar 2003 monatlich in Seeheim-Jugenheim trifft) ein spannendes Programm zusammen, das auch prominente Gäste von weiter her einschließt.

Die 15,- Euro Eintrittsgeld (Ermäßigt: 12) können jedenfalls deutlich schlechter angelegt werden und wer sich (aus sozialen Zwängen) vom Weihnachtsterror nicht freimachen kann, der kann den Eintritt locker durch die Verzicht auf Silvesterknaller finanzieren. Die Show ist auch für Kinder ab  9 Jahren geeignet.

Pro-Tipp: Ein früher Ticket-Kauf ist zu empfehlen. Im letzten Jahr war die Show bis auf den letzten Platz ausverkauft. Nur mit etwas Glück dürften Last-Minute Tickets zu ergattern sein.

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Mehr zu Zauberei:

Mann mit Eiern: Ken Bardowicks

25 Jahre Neues Theater Höchst mit Gaston und Co.

 

Mehr zum Theater Moller Haus:

Die Lange Nacht der Freien Szene im Moller Haus

 

 

 

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