Bei der Vorbereitung der Reise nach China habe ich auch gehört, dass immer mehr Chinesen, die mehrheitlich buddhistisch (veranlagt) sind, zum Christentum wechselten. Ich habe die dabei genannten Zahlen zum Teil für reine Fantasiezahlen gehalten, zumal es ja keinerlei Zählung oder methodisch saubere Umfragen dazu gibt. Die KP Chinas ist – wie andere Parteien auch, die atheistischen Glaubenssystemen anhängen – sicherlich nicht unbedingt religionsfreundlich und hat vermutlich kein Interesse an Schlagzeilen über zum Christentum wechselnde Chinesen.
Ich kann aber nicht bestätigen, dass die kommunistische Regierung Religionsausübung grundsätzlich unterdrückt oder behindert. An vielen (nicht nur touristischen) Stellen in den Städten Beijing und Schanghai finden sich buddistische Tempel und die Menschen zeigen auch keine Scheu, öffentlich zu beten. Und wie man rechts sieht, hat auch der gerade frisch gewählte Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission (und designierte chinesische Präsident) Xi Jinping keine Scheu, sich beim Besuch eines buddistischen Tempels in Schanghai mit Mönch fotografieren zu lassen.
Das die KP mit dem weltlichen und moralischen Machtanspruch der katholischen Kirche – der schon allein mit dem Versuch, das dramatische chinesische Bevölkerungswachstum durch eine hart durchgesetzte 1-Kind-Politik zu begrenzen, kollidieren muss, kann andererseits nicht überraschen.
Dennoch konnten wir auf unserem Ausflug in die alte Innenstadt Beijings das Haus einer alten Frau besuchen, die sich zu unserer Überraschung als offen praktizierende Katholikin herausstellte.
Was mich jedoch noch viel mehr überrascht hat, war, dass das doch sehr christliche Fest Weihnachten in China eine ganz große Nummer ist. Und zwar nicht nur privat, sondern auch ganz öffentlich. Sogar staatliche Gebäude und Bäume am Straßenrand wurden bereits im November weihnachtlich geschmückt. Offensichtlich ist Weihnachten auch in China ein relevantes Fest.
Es hat etwas gedauert, bis ich mir aus den verschiedensten Eindrücken einen Reim machen konnte. Dennoch ist die Lösung eigentlich ganz einfach: Die Chinesen lieben Kitsch, bunte Lichterspiele und knallige Farben. Je krasser, desto besser.
Das christliche (US-geprägte) Weihnachten mit seinen vielen Symbolen, Farben und der großen Bedeutung von Lichtern hat auf viele Chinesen eine geradezu magische Anziehungskraft. Deshalb lieben sie es und feiern es auch, ohne notwendiger Weise seine religiösen Inhalte zu teilen. Da zeigen sich die normalen Chinesen ganz, ganz flexibel und lebenslustig.Und haben keine Hemmungen, den Kitsch-Faktor noch weiter zu steigern, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll belegen:
Ich bin zwar zurück, aber die China-Berichterstattung geht weiter. Mehr demnächst hier auf Neun mal Sechs.
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