Eine Darstellung der zeitlichen und regionalen Auswirkungen der Trump-Zölle auf die US- und Weltwirtschaft (basierend auf eine X-Betrag von Molson Hart, aber übersetzt und weiterentwickelt)

Diese Schiffe werden nicht wieder nach China fahre – die Seeleute werden nicht mehr gebraucht. Und die Schiffe auch nicht.

Um den 10. April herum kam der Handel zwischen China und den USA aufgrund der Trump-Zölle zum Erliegen.

Ein Container benötigt etwa:

• ~30 Tage von China nach Los Angeles

• ~45 Tage nach Houston (per Schiff)

• ~45 Tage nach Chicago (per Zug)

• ~55 Tage nach New York (per Schiff)

Das bedeutet: Noch sind in großem Umfang Waren unterwegs, die vor dem 10. April bestellt worden sind. Die realen wirtschaftlichen Folgen der Trump-Massnahmen vom 10. April werden erst ab Mai spürbar. Um diese Zeit wird sich die Arbeit mit Produkten aus China deutlich verringern:

Wir sprechen über solche Schiffe voller Waren
  • Lagerhäuser werden mit Entlassungen beginnen, da keine Arbeitskräfte mehr benötigt werden, um Container zu entladen.
  • LKW Fahrer werden in relevant geringerem Umfang benötigt – auch hier wird es Entlassungen geben.
  • Einige Produkte werden nicht mehr lieferbar sein – was wiederum die Nachfrage nach Versand und Logistik senkt.
  • Die Produkte, die trotzdem bestellt und geliefert wurden, werden (durch die Zölle) deutlich teurer sein. Ebenso wie Produkte, die rar geworden sind. Was die Nachfrage insgesamt senkt.

All das beginnt in der Region Los Angeles.

Update: 5.5.2025: (Angeblich) Der leere Hafen von Seattle:

Etwa zwei Wochen später trifft es Chicago und Houston. Weitere 10 Tage später dann Boston, New York und Washington. So etwa ab 10. Juni werden die gesamten USA die direkten Auswirkungen der Trump-Zölle spüren.

Americans rely on China for thousands of products […] It’s where we get most of our clothes, footwear, electronics and microchips, which power appliances, thermostats and anything else that beeps. […] everything from flat screen TVs to baby strollers. US businesses import more toys, apparel and footwear from China than any other country, according the United States International Trade Commission.

CNN

Dann beginnen die indirekten Effekte:

  • Die entlassenen Arbeiter werden weniger kaufen – die Nachfrage sinkt
  • Unternehmen, die an der Grenze der Rentabilität arbeiteten, werden unter diese fallen und pleite gehen – dadurch wird es weitere Entlassungen geben
  • Einige Unternehmen, die bisher auf Bestellungen der Unternehmen angewiesen waren, die pleite gegangen sind, werden ebenfalls pleite gehen – dadurch wird es weitere Entlassungen geben.
  • Die sinkende Nachfrage durch Konsumenten und Unternehmen wird (abgemildert) auch die Weltwirtschaft treffen, aber eben vor allem China und die USA. Je größer die Abhängigkeit von den USA, desto stärker trifft es ein Land.
  • Eine weltweite Rezession würde dann auch wieder auf die USA Rückkoppeln, weil die internationale Nachfrage nach US-Gütern zurück geht.

Also: Erste Effekte nennenswerte ab 10. Mai, dann Eskalation bis ca. 10. Juni, danach weitere Verschlechterung durch die Rückkoppelungen (ich würde sagen, Rezession für 6-12 Monate), danach könnte sich die Weltwirtschaft wieder stabilisieren. Die Aussichten für die US Wirtschaft wage ich nicht vorherzusagen, da Trump sehr wahrscheinlich weitere verrückte Maßnahmen ergreifen wird. Wer dann weniger von den USA abhängig ist, steht dann definitiv besser da.

Wird es in den USA leere Regale geben? Ja, es wird sicherlich Engpässe geben. Aber die Brexit Erfahrungen haben gezeigt, dass die Händler relativ schnell Ersatz finden, oder andere Produkte in die Regale stellen. Für sie spielt beim Angebot weder Preis noch Qualität eine primäre Rolle. Hauptsache, sie können überhaupt was anbieten. Aber trotzdem wird es durch Inflation und Arbeitslosikeit einen spürbaren Umsatzeinbruch geben.

Ist ein Roll-Back möglich?

Angenommen, das Weisse Haus rudert nach drei Wochen zurück – am 31. Mai: „Die Zölle zurück auf null.“ Angenommen, jede chinesische Fabrik, deren Bestellungen storniert wurden, sagt:

„Kein Problem, wir produzieren und liefern wieder.“

Also: Angenommen, da wurden keine Arbeitskräfte abgebaut, keine Maschinen demontiert oder verkauft und die Unternehmen sind nicht in Konkurs gegangen.

Selbst unter diesen idealen Bedingungen – als wäre nichts passiert – würde es mindestens weitere 30 Tage dauern, bis die wirtschaftliche Aktivität in L.A. wieder anläuft. Für Chicago und Houston wären es weitere 45 Tage. New York hätte zu diesem Zeitpunkt gerade die letzten Container von vor dem 10. April abgefertigt. Danach würden dort mindestens 50 Tage lang keine wirtschaftliche Aktivität mit Verbindung zu China stattfinden (und China ist überall dort der mit Abstand größte Lieferant):

❌ Keine Containerankünfte

❌ Keine Transporte chinesischer Waren

❌ Keine Arbeit in den Lagern

Also selbst wenn Trump die Zölle wieder aufhebt, wird es mindestens 30-50 Tage einen sehr weitgehenden Wirtschafts-Stillstand in den USA geben. Und wie wir nach Corona gesehen haben, geht dann nicht gleich alles wieder normal weiter, sondern es dauert Wochen, wenn nicht Monate, bevor überhaupt das Niveau von vorher erreicht wird. Das wird auch zu erneut drastisch fallenden Aktienkursen führen.

Wie kann sich Deutschland darauf vorbereiten?

Wir werden den (potentiell langfristigen) Absatz-Einbruch mit den USA nicht vermeiden könnnen. Aber wir können Folgendes tun, um die Schmerzen zu lindern:

  • Keine Marketing-Aktivitäten in Richtung USA mehr (derzeit rausgeworfenes Geld)
  • Marketing-Aktivitäten in anderen Märkten ausweiten
  • Bereits jetzt die Produktion von Gütern für den US-Markte verringern / Lager abbauen
  • Kapazitäts- und Personalplanungen auf US-Abhängigkeiten reviewen und ggf. anpassen
  • Reorganisation zu weniger US-lastigen
  • Ausgaben an US-Firmen vermeiden (das ist Geld, das nicht zurück kommt) – anderswo kaufen hilft die Wirtschaft zu stabilisieren (auch Firmen mit EU-Sitz wie Amazon, Starbucks, Dell, IBM, …)
  • Produkte für andere Märkte anpassen
  • Priorität: Energie-Effizienz steigern (spart Kosten und verringert die US-Abhängigkeit)
  • Produkte entwerfen, anbieten, bewerben, die (Menschen wie Unternehmen) helfen, Kosten einzusparen
  • Intensivierung von technischer Innovation, Digitalisierung, Prozess- und Produktinnovationen
  • Wissenschaftler:innen aus aller Welt bei uns beschäftigen, die nicht mehr in den USA forschen wollen ….

Natürlich ruft jede Veränderung Schmerzen hervor – aber Trump fügt diese Schmerzen zuerst und am Schlimmsten der eigenen Bevölkerung zu. Das ist die gerechte Strafe für die, die Populisten wählen. Wir können daraus lernen.

Ökologisch kann man das sogar als Chance betrachten – aber sozial sollte man das abfedern. Trump wird das nicht tun – und ob Merz und die SPD das tun, steht in den Sternen. Sie scheinen das Problem noch nicht einmal erkannt zu haben.

Weiterführende Infos (wird aktualisiert):

Trump’s tariffs could make Europe, not America, ‘Great Again.’ At least when it comes to inflation (CNN, 2.5.2025)

120 US Firmen haben Massenentlassungen für den Mai 2025 angekündigt: List of Companies Laying Off Employees in May (Newsweek, 2.5.2025)

The last boats without crippling tariffs from China are arriving. The countdown to shortages and higher prices has begun (CNN, 1.5.2025)

America’s economy may actually be even weaker than it appears (CNN)

Trump’s bubble of economic unreality is coming close to bursting (CNN)