Jetzt hat es in Darmstadt nicht nur geschneit, sondern der Schnee ist auch liegen geblieben. Passiert ja nicht sooo oft, schon gar nicht im Dezember. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem spätestens alle Weicheier unter den Radfahrern zurück ins Auto klettern. Endlich ist die Stadt von Radfahrern befreit! Autofahrer können jetzt wieder ungebremst Gas geben und so wild parken wie es ihnen recht ist.
Doch was ist das? Da fahren immer noch Darmstädter mit dem Rad durch die Gegend. Sind die wahnsinnig? Wollen die beweisen, dass sie absolut harte Kerle (b.z.w. Weiber) sind? Gibt es tatsächlich Menschen in Darmstadt, deren geringes Einkommen nicht den Kauf eines Automobiles erlaubt? Oder sollten es gar ruchlose Anarchisten sein, die sich der dringenden wirtschaftspolitischen Notwendigkeit der Anschaffung von bis zu drei PKW pro Haushalt eiskalt widersetzen? Wohl möglich aus ökologischen Gründen?
Das darf nicht sein!
Deshalb hat die Stadtverwaltung von Darmstadt kurzfristig Maßnahmen ergriffen, um solche Frechheit zu unterbinden. Zunächst wurde die Schnee-Räumung der Radwege eingestellt. Das spart schließlich auch Geld für Personal und auch weniger von dem sündhaft teuren Streusalz muss ausgebracht werden. Und ökologisch ist das auch. Denn das Streusalz ist pures Gift für Bäume, Sträucher und Grundwasser. Es ist so aggressiv, dass auch Schuhe, Autolack und Autoreifen darunter leiden. Das müssten Radfahrer doch verstehen! Wer, wenn nicht sie?
Doch die Stadt musste die erschütternde Entdeckung machen, dass dieses allein längst nicht ausreicht, um die fanatischen Radfahrer abzuschrecken. Zum einen gibt es in Darmstadt nicht wenige Anwohner, die auch den Radweg vor ihrem Haus räumen und streuen. Zum anderen hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich auf einer geschlossenen Schneedecke eigentlich ganz gut Rad fahren lässt. Viel angenehmer ist, als auf dem widerlichen Schneematsch, den das Streusalz erzeugt.
Also musste die Stadt einen Schritt weiter gehen. Die städtischen Räumfahrzeuge wurden angewiesen, den Schnee von der Autofahrbahn auf die Radwege zu schieben. Diese Methode wurde durch drei besonders raffinierte – von externen Spezialisten entwickelte – Maßnahmen optimiert:
- Der Schnee wurde nicht gleichmäßig auf Radwege geschoben, sondern an sorgfältig ausgesuchten Stellen:
- an denen die Radfahrer mit höherer Geschwindigkeit unterwegs sind
- keine Gefahr besteht, dass Anwohner ihn wegräumen
- die Radfahrer schlecht ausweichen können (Verengung, hoher Bordstein, Autos mit hoher Geschwindigkeit unterwegs)
- Der Schnee wird durch die geschickte Kombination der Zugabe von Streusalz, des Druckes der Räumschaufeln und der Außentemperatur um den Gefrierpunkt in super-harte, unförmige Eisklumpen verwandelt (siehe Abb. unten rechts), die die Unfallgefahr maximieren und ein einfaches Drüberwegfahren unmöglich machen.
- Durch die geschickt angelegten Bushaltestellen auf Radwegen werden Radfahrer häufiger zu (durch Eis und Schnee besonders) riskanten Wechseln auf die Autofahrbahn gezwungen
Die erhöhte Unfallgefahr hat auch einen positiven Nebeneffekt: Sie macht Darmstädter Unternehmen, die wieder jede Vernunft immer noch konsequente Radfahrer einstellen, klar, dass sie im Winter mit erhöhten Ausfällen zu Rechnen haben.
Doch obwohl diese Bemühungen der Stadt Darmstadt erste Wirkung zeigen, werden die Rädelsführer unter den Radfahrern immer dreister. Nicht, dass sie sich endlich ein KFZ zuzulegen – und sei es auf Kredit (Griechenland zeigt, das mangelndes Einkommen keine Rechtfertigung sein kann, sich dem Kauf deutscher Industrie-Produkte zu verweigern). Nein, sie beginnen, auf die Straße auszuweichen und dort den Fluss des Autoverkehrs zu bremsen.
Nicht wenigen Autofahrern merkt man an, dass er diese Frechheit am liebsten mit der Macht seiner teuer erkauften PS und der unerbittlichen Härte deutscher Kühlerhauben beantworten möchte. Nur die Ahnung, dass ein liegender Radfahrer den Verkehr und das eigene Vorwärts kommen noch stärker behindert, als ein rollender Radfahrer, hält sie davon ab, ihre berechtigten Emotionen über das allgemeine Autoverkehrswohl zu stellen. Statt dessen artikulieren sie ihren Hass durch aggressives Hupen und gezielte Unterschreitungen des (mit 2 Metern unnötig großzügig bemessenen) Mindestabstandes beim Überholen.
Besonders geschickte Autofahrer nutzen auch die (dank hoher Schlaglochdichte in Darmstadt besonders häufigen) Schmelzwasserpfützen auf der Fahrbahn, um die Radfahrer gezielt nass zu spritzen. Dazu gehört jedoch erhebliches Geschick und die Opferbereitschaft die Salzlauge auch über den Lack des eigenen Autos zu verteilen. Solche Helden verdienen besondere Verehrung und sollten von der Stadt als Dank für ihren Einsatz zur Durchsetzung des natürlichen Autofahrerrechts auf freie Fahrt geehrt werden.
Natürlich werden nicht alle Autofahrer sich, z.B. aus Angst vor ungedeckten Schäden am eigenen PKW, an solchen Maßnahmen selbst beteiligen. Sie können jedoch unterstützen, in dem sie Vorschläge zum Erschweren des Radfahrens in geeignete Parteien zu tragen. Die CDU und große Teile der SPD gelten als sehr zugänglich für gesetzliche Verankerung der Naturrechte der Autofahrer.
Doch auch die Stadt Darmstadt darf die armen Autofahrer in ihrem gnadenlosen Kampf gegen die Radfahrer-Plage nicht allein lassen. Gezielte Fahrten des Ordnungsamtes zum Aufspüren und Bestrafen von Radfahrern, die bei Hindernissen auf dem Radweg unverschämter Weise auf die für Autos reservierte Fahrbahn ausweichen, wären sinnvoll.
Noch besser jedoch wäre es, das Radfahren im Winter in Darmstadt ganz zu verbieten. Dass müsste doch auch den Radfahrern entgegenkommen. Schließlich ist es da draußen ohne schützende Karosserie doch furchtbar kalt und ziemlich lebensgefährlich.
Siehe auch:
Ein Leben nur mit Radel ohne Auto…
Halte nicht auf Radwegen – Danke!
Denn Radwege sind zum Parken da… – Verkehrserziehungs-Tragikkomödie in drei Akten
Respekt: Mit 101 – Hessens ältester Radfahrer aus Reinheim
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