Ich brauchte eine Fahrkarte von Marburg nach Darmstadt. Für eine Fahrt innerhalb Hessens. In einem Zug der Deutschen Bahn.
Mein Problem: Ich hatte bereits eine Fahrkarte erworben. Nämlich von Kassel nach Marburg. Bei der deutschen Bahn. Jetzt wollte ich im gleichen Zug (der deutschen Bahn) einfach weiter fahren. Und dafür eine Fahrkarte kaufen. Bei der Deutschen Bahn. Was aber nicht ging. Weder online (siehe rechts). Noch am Fahrkarten-Automaten in Kassel. Noch am Fahrkartenschalter in Kassel.
Die Deutsche Bahn verkauft diese Fahrkarten nicht. Obwohl es eine Fahrkarte für ihren eigenen Zug ist, in dem Fahrkartenkontrolleure der Deutschen Bahn Dienst tun. Nur die Fahrkarten dazu verkauft die Deutsche Bahn nicht.
Begründung:
Es handelt sich um eine Fahrt in einem Verkehrsverbund. Punkt. Keine Info, wie ich – außer am Bahnhof in Marburg- eine gültige Fahrkarte für diese Strecke erwerben kann. In Marburg gibt es diese Fahrkarte wohl. Wo wird mir aber auch nicht verraten. Am Schalter? Ober nur ein einem Fahrkartenautomaten, der vielleicht nur bestimmte Zahlungsmethoden akzeptiert („nur in kleinen Scheinen“)? Der vielleicht an einem unbeaufsichtigten Weihnachtsfeiertag Blau machen würde? Ja, es wurde mir auf Bahn.de und am Automaten nicht mal verraten, welcher Verkehrsverbund der Schuldige ist oder bei wem ich mich nach einer Lösung erkundigen könnte.
Natürlich hätte ich in Marburg schnell aussteigen können und versuchen können, in zwei Minuten eine gültige Fahrkarte zu erwerben. Der Zug hätte jedoch sicher nicht auf mich gewartet.
Der mehr oder weniger freundliche, aber vorwiegend gleichgültige Beamte am Schalter in Kassel, war auch keine wirkliche Hilfe bei der Lösung des Problems.
Ich so: „Dann habe ich also in Marburg die Wahl, entweder auszusteigen, mir eine Fahrkarte zu kaufen und dann in der Kälte auf den nächsten Zug nach Darmstadt zu warten oder einfach sitzen zu bleiben und Schwarz zu fahren?“
[Der Marburger Bahnhof ist für seine Unwirtlichkeit berüchtigt]
Er so: „Ja.“
Letztlich habe ich die Option „Schwarzfahren“ dann dem dämlichen, aber legalen Ausharren am Bahnhof Marburg am Weihnachtsfeiertag vorgezogen. Ein freundlicher Kontrolleur ermöglichte mir dann sogar, die fehlende Fahrkarte im Zug zu erwerben und so kam ich nicht erneut unfreiwillig mit dem Gesetz der allgemeinen Beförderungsentgeltungsrichtlinien in Konflikt.
Dennoch ist diese Unwilligkeit, Fahrscheine für Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbundes nicht über den Zuganbieter zu verkaufen mehr als nur einfach Kundenunfreundlich. Es ist ein Schildbürgerstreich typisch dumpf-deutscher Bürokratie, die mit dem digitalen Zeitalter schon gar nicht vereinbar sind.
Wozu ein Verkehrsverbund, wenn man als Kunde hinterher „falsch verbunden “ ist? Wer als Unternehmen so vor Kunde agiert – Verkehrsverbund wie deutsche Bahn – ist mittelfristig dem Untergang geweiht. Inklusive der daran hängenden Arbeitsplätze. Zu Recht. Sorry.
P.S.: Ich fahre eigentlich gern mit der Bahn. Meistens. Aber manchmal kann man an ihr (trotz gutem Willen) verzweifeln.
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Siehe auch:
Weitere Kundenunfreundlichkeitserlebnisse auf Neun Mal Sechs
Deutsche Bahn: Exklusion im Preis inklusiv
Selbstanzeige wegen Schwarzfahren in Berlin