Artikel getaggt mit Nazis

Hajo Funke in Darmstadt: Nazis in Hessen und die rechtspopulistischen Bewegungen

Update: Meine Zusammenfassung und die Aufzeichnung der Veranstaltung: Hajo Funke und die Verschwörung der V-Nazis

 

Gegen RassismusDer Politologe Hajo Funke gilt als einer der profiliertesten Experten auf dem Gebiet des Rechtsextremismus und –populismus in Deutschland und war zuletzt als Berater für den Hessischen NSU-Untersuchungsausschuss tätig.

Er wird am

Freitag, 17.4.2015

um 17:30 Uhr

im Haus Hufnagel in Seeheim-Jugenheim (Kreis Darmstadt)

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Die gute alte Zeit: 1940 – Coca Cola fail.

Die Werber von Coca Cola machen eine schicke retro Werbekampagne für eine FANTA KLASSIK in brauner Flasche. Und sie erzählen uns von DER GUTEN ALTEN Zeit. Genauer gesagt von 1940. Als Fanta erfunden wurde, weil die Rohstoffe für Coke im WW2 in Deutschland unter den Nazis knapp wurden. DIE GUTE ALTE ZEIT halt.

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Medienkompetenz 101*

Rainer Bauer alias Herbert FaulhaberImmer häufiger bekomme ich (über verschiedenste Kanäle, meist aber Facebook) in letzter Zeit obskure Nachrichten und Links geschickt  – auch von Leuten, von denen ich eigentlich viel halte. “Obskur” nennen ich Beiträge und Links, die bereits auf den ersten – oder zumindest nach einem zweiten, etwas genaueren – Blick als offensichtlich falsch, extrem unwahrscheinlich oder maßlos übertrieben zu erkennen sind. Nicht selten sind dabei Sachen, die aus der rechtsextremen Ecke kommen – die man also besser gar nicht weiterverbreiten sollte.

Früher war das einfach: Das gab es die Zeitung und entweder man glaubte, was darin stand, oder glaubte es nicht oder man behauptete, es nicht zu glauben, ließ sich aber trotzdem davon beeinflussen. Und die Redakteure der Zeitung trafen für uns die Auswahl – sie bestimmten, was wir zu sehen bekamen, aber sie sorgten auch dafür, dass sich die Falschinformationen auf ein Minimum reduzierten (Ausnahme: Gewisse Blätter der Springer Presse, die bis heute gezielt mit Lügen und Verdrehungen arbeiten).

Heute ist das schwieriger: Im Internet findet sich – neben vielen nützlichen und wichtigen Informationen- auch jeder Blödsinn, den man sich ausdenken kann. Manches davon ist einfach dumm, manches sehr fantasievoll, manches gute Fiktion, manches ironisch und Vieles soll uns sogar gezielt manipulieren.

Zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheiden zu können, nennt man Medienkompetenz. Und leider muss ich regelmäßig feststellen, dass manche meiner Bekannten und Netzkontakte da scheinbar wenig erfahren sind. Einige leisten sogar – sorry! – recht regelmäßig ihren persönlichen Beitrag zur Verdummung der Welt. Klingt das arrogant? Überheblich?

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Wie verfassungstreu ist der (niedersächsische) Verfassungsschutz?

Spätestens seit der NSU Affäre ist das Handeln des Verfassungsschutzes in Deutschland ja leider ins Zwielicht geraten.  Der weihnachtliche Besuch in meiner Heimat hat mich auf einen weiteren Skandal aufmerksam gemacht, der damit verbunden ist, aber auch erinnerungen aus meiner eigenen Vergangenheit hervorruft. Das Göttinger Tageblatt hat im weihnachtlichen Jahresrückblick einen Nachdruck des folgenden Artikel aus dem April veröffentlicht:

Richter zweifelt wegen Verfassungsschutz am Rechtstaat
Reprint des Artikels vom März 2014 im GT

Die Geschichte hat es (warum auch immer) nicht in die (von mir gelesene) überregionale Presse geschafft, obwohl ich sie seh bemerkenswert finde. Der Artikel aus dem Tageblatt aus Gründen des Urheberrechtes hier nur als unlesbare Faksimile (alle Details im Original-Artikel sowie im Weser-Kurier, hier, hier, hier und hier).  Grob zusammengefasst:

Im malerischen Hann. Münden (in dem ich zur Schule gegangen bin) hat ein bundesweit bekannter und vorbestrafter Neo-Nazi namens “Michael von Dolsperg” (früher: Michael See) für den niedersächsischen Verfassungsschutz als Informant gearbeitet. Insoweit nichts Neues und Überraschendes. Interessant ist, was er mit unseren Steuergeldern und seiner Zeit anfing:

  • Er hat eine antisemitische Hetzschrift gegründet und bundesweit verbreitet
  • Er hat den Richter und Direktor des Amtsgerichts Hann. Münden, Wilfried Kraft, persönlich bedroht. Was von der Polizei immerhin für so gefährlich gehalten wurde, dass der Richter Polizeischutz gewährt bekam.

Es sei für seine Familie eine schlimme Zeit gewesen, sagt Wilfried Kraft heute:

„Zwei Tage lang stand vor unserem Haus ein Polizeibus, zwei Tage lang patrouillierten Polizisten mit Maschinenpistolen.“

Es ist kaum anzunehmen, dass der Verfassungsschutz davon nichts wusste – und trotzdem ist er weder eingeschritten, noch hat er sich später dafür entschuldigt, dass einer seiner Mitarbeiter einen slochen Anschlag auf das Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland verübt hat (nichts anderes ist die Einschüchterung eines Richters) und er mit Steuergeldern antisemitische Propaganda erst möglich gemacht hat. Im Gegenteil: Unmittelbar nach dem Auffliegen des NSU haben Mitarbeiter des “Verfassungsschutzes” die Akten des V-Mannes geschreddert. Keine dieser offensichtlich rechtswidrigen Aktionen des niedersächsischen Verfassungsschutzes hatte bisher dienst-rechtliche, disziplinarische oder gar politische Konsequenzen.

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11. September in Darmstadt – die Debatte tobt

Kunstaktion durmstädter Brandnamen - Luise Bostonian beschreibt die MethodeHeute jährt sich die Darmstädter Brandnacht zum 70sten Mal. Und in Darmstadt gibt es eine heiße Debatte über den richtigen Umgang damit. Sollte man an das Ereignis erinnern? Darf man der Opfer gedenken? Was lernen wir daraus?

Zentrum der Kontroverse ist die Kunstaktion Durmstädter Brandnamen, die das Leid der Opfer ent-tabuisieren (und zum Nachdenken über Gewalt und Krieg anregen) möchte, ohne die Verbrechen der Nazis zu verharmlosen. Dieser Ansatz hat zahlreiche Kritiken und Kritiker hervorgerufen. Nicht unwesentlich  bin ich daran mit meiner Rezension und (wichtiger!) meiner Kritik beteiligt.

Dafür habe ich vom Künstler eine gepfefferte Kritik erhalten, die meine Position jedoch falsch darstellt und auf Vorwürfe antwortet, die ich so gar nicht erhebe. Ein Verteidigungs-Reflex? Ich werde antworten (habe das aber bisher nicht geschafft).

 

Eingebettet (und kaum davon zu trennen) ist die Diskussion natürlich in die (bundesweite) Bomber-Harris Debatte – auch wenn es dabei nicht um das Leid geht, sondern um die Bewertung der Bomben auf deutsche Städte im Allgemeinen.

Julia Schramm püber Bomber Harris

In diesem Kontext ist wohl auch die Reaktion des AStA der TU Darmstadt zu sehen, der die Kunstaktion scharf angreift:

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1944: Wurden doitsche Täter zu deutschen Opfern?

Antwort auf die Kunstaktion “Durmstädter Brandnamen”.

Hetze der Nazis gegen Juden -  auch in Darmstadt

Als am 11. September 1944 Bomben auf Darmstadt fielen, war die Stadt doitsch. Nicht Deutsch, im Sinne Goethes, Lessings, Büchners, … sondern doitsch im Sinne Hitlers, Göbbels, Görings .. . Die Doitschen hatte alle Anderen vertrieben, fortgeschafft oder ermordet: Alle, die jüdische Wurzeln hatten, alle die Anarchisten waren, oder Kommunisten, oder Sozialisten, oder Sozialdemokraten. Alle die offen homosexuell waren. Fast alle, die aus dem Ausland stammten. Alle, die – wie Sinti und Roma – auf der Wanderschaft waren. Alle, die das Christentum ernst genommen hatten. Alle Obdachlosen, alle psychisch Kranken, viele Behinderte, alle Unangepassten. Und ein paar, die ihren Nächsten einfach nur im Weg waren.

Alle vertreiben, fortgeschafft oder (zum Teil bestialisch) ermordet.

Was übrig blieb, war nicht mehr das historisch gewachsene Darmstadt, sondern eine nach nationalsozialistischen Idealvorstellungen durchwurstete Stadt. Nicht Darm, sondern weiter unten im Verdauungstrakt, ein Ort an dem nichts “anderes” mehr heraus pressen lässt. Ich würde dieses Rest-Darmstadt von 1944 als Afterstadt bezeichnen.

Die Menschen, die noch hier leben durften, wussten alle, was geschehen war. Diese Dinge waren nicht unbemerkt geschehen. Viele wurden von Geschrei und Hetze und Feuer begleitet. Andere geschahen stiller, aber sie waren natürlich auch bemerkt worden und man hatte darüber geredet, getuschelt oder geflüstert.

Nicht wenige Afterstädter waren selbst aktive Nazis, unterstützen die Organisationen der Verbrecher durch Mitwirkung oder Mitgliedschaft. Viele hatten bei Wahlen für die NSDAP gestimmt, ihr zugejubelt, ihre Verbrechen (vor anderen oder sich selbst) gerechtfertigt oder entschuldigt. Den Opfern die Schuld gegeben. Die meisten waren auf jeden Fall dabei, haben zugesehen und nichts getan. Vielleicht „hemmungsvoll dabei“, wie das Heinz Rudolf Kunze (allerdings über die 80er Jahre) mal sehr schön formulierte. Andere haben richtig abgesahnt, weil ihnen der Besitz der Nazi-Opfer zufiel.

Und erst der Krieg. Viele haben von der Rüstungsproduktion profitiert, vom Aufbau der Kriegsinfrastruktur, vom Panzerbau, der Bombenproduktion. Wie viele haben gejubelt, als Polen in wenigen Tagen fiel? Als Dänemark, Norwegen, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, der Großteil Frankreichs, Jugoslawien und Griechenland erobert und besetzt wurden? Als die ersten Bomben auf englische Städte fielen? Die doitschen Wochenschauen haben das ja durchaus immer wieder (von oben) gezeigt.

Nazi Hetze gegen Juden .- auch in Darmstadt

Ich will hier nicht moralisieren. Ich wäre damals vermutlich genauso dabei gewesen – wäre vermutlich gar nicht anders gewesen. Froh, dass es mich nicht erwischt hat, dass ich zu den Glücklichen gehöre, die durchs Raster der Nazi-Auslese gefallen waren.

Dennoch haben die Afterstädter gewusst – tief innen drin – dass sie Schuld auf sich laden. Manche bewusst, manche unbewusst, viele es bewusst verdrängend. Vielfache Schuld. Unendliche Schuld.

Solange der Krieg gut lief, ließ sich das auch gut verdrängen. Doch je näher der Krieg kam, desto weniger funktionierte das. Die Leute waren ja nicht naiv oder hatten gar vergessen. Ihr eigener  Krieg kam nun nach Hause! In der Brandnacht wussten die Afterstädter sehr gut, wie sie von oben – aus den Flugzeugen heraus – aussahen. Die Wochenschauen hatten ihnen diese Bilder ja lange genug eingebrannt. Was neu war: Die Perspektive derer unten am Boden.

Ich will damit keinesfalls sagen, dass die Afterstädter den Tod verdient hätten. Niemand verdient den Tod, der Tod macht nichts ungeschehen und so mancher wäre vielleicht gerechter bestraft, wenn er unsterblich mit seiner Schuld leben müsste.

Aber man kann nicht das Leid und den Tod aus seinem historischen Zusammenhängen herausreißen und Singulär betrachten. Die Darmstädter Brandnacht ist untrennbar eng verknüpft mit dem, was in den Jahren zuvor passierte. Vermutlich weniger im Bewusstsein der Besatzungen der Flieger, die die Bomben abwarfen (obwohl sicher nicht wenige von Ihnen in diesem Krieg selbst nahestehende Menschen verloren hatten), als vielmehr im (Unter-)Bewusstsein derer, die unten auf der Erde um ihr Leben zitterten.

Ja, diese Bomben haben unsägliches Leid und unschuldigen Tod verursacht. Es gab niemanden, der – anders als in Sodom und Gomorra – vor dem Angriff die Unschuldigen aus der Stadt führen konnte. Und ja, diejenigen, der den Angriff befohlen, geplant, durchgeführt haben, haben Schuld auf sich geladen. Und vielleicht leiden manche bis heute darunter. Wer weiß das schon?

Nazi-Durchhalteparolen für den totalen Krieg

Aber die Darmstädter Brandnacht war ein kriegerischer Akt im völligen Einklang mit der Logik dieser Zeit. Einer Logik, die damals auch die meisten Deutschen teilten. Gewalt erzeugte Hass, der wieder zu Gewalt führt. Eine Nation gegen die andere. Schuld führt zu Vergeltung. Vergeltung führt zu neuer Schuld. Das alt-testamentarische Auge um Auge, Zahn um Zahn, auf die nationale Ebene gehoben. So war diese Welt. Damals.

Erstaunlich dagegen war, was nach dem Krieg in Darmstadt (und auch anderswo in Deutschland) passierte: Das Leid, das Grauen führte (ungewöhnlich für diese Zeit!) nicht zu neuem Hass und nicht zu neuem Drang nach Vergeltung.

Das wird viele Gründe gehabt haben. Einer war vielleicht eine unendliche Erleichterung der Überlebenden, sowohl den Nazi-Terror, als auch den Schrecken des Krieges überstanden zu haben. Aber ich bin sicher, dass auch die eigenen Schuldgefühle eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben. Ich behaupte:

Gerade auch für die extrem betroffenen Darmstädter, die einen furchtbaren Preis für die Welteroberungspläne der Nazis gezahlt haben, war die Brandnacht so etwas wie eine Kartharsis – ein Leid und ein Schrecken, der ihnen erlaubte, sich von der gesamten Logik der Vergangenheit (inklusiv der eigenen Schuld) emotional zu trennen.

Das mag ungerecht klingen, wie eine billige Ausflucht aus der eigenen Schuld. Aber es ist eben auch ein Bruch in der historischen Kontinuität, ein echter Fortschritt. Ein neuer Anfang.

Durmstädter Brandnamen jedoch löst die Brandnacht aus ihrem historischen Kontext und betrachtet es als singuläres Ereignis mit der Brille unserer heutigen (weit verbreitet: humanistischen) Weltsicht. Mit unvermeidlichem Ergebnis: Das war (aus heutiger Sicht) unnötig, unangemessen, überzogen… die Menschen hätten nicht sterben müssen – so viel Leid hätte erspart bleiben können.

Holocaust

Deshalb finde ich die Aktion methodisch falsch. Mehr noch: Es ist nicht auszuschließen, dass sie (auch) Schaden anrichtet. Trotz der humanistischen Absichten des Künstlers. Auch das liegt an der Methode. Klassische (politische) Kunst funktioniert nach einem Encoding-Decoding-Modell: Die KünstlerIn hat eine Botschaft, die sie in eine Methode/Darstellungsform verpackt (encoding), die Konsumenten versuchen die Botschaft zu verstehen (decoding) – oft mit Unterstützung von Titeln, Begleit-Texten oder Führungen. Damit konnte sich ein Künstler – zumindest im gewissen Rahmen – gegen Fehlinterpretationen absichern.

In vielen neueren Denk- und Kunst(theorie)richtungen (Postmoderne, Fluxus, et.al.) jedoch kommuniziert die KünstlerIn keine klare Aussage, sondern will die Konsumenten anregen und ihnen überlassen, was sie aus dem Kunstwerk machen. So auch die Durmstädter Brandnamen.

Das ist cool – solange unser Hirn keine bekannten Muster erkennt.

Denn unser Hirn ist verdammt faul. Irritation und Ungewöhnliches beunruhigen es und bringen es zum Nachdenken. Doch wann immer es bekannte Muster erkennt, lehnt es sich zurück und hangelt sich gemütlich an diesem Mustern entlang.

Genau das erlauben die Durmstädter Brandnamen: Nach erster Irritation über den Namen der Aktion und des Künstlers, wird so manches Hirn bekannte Muster erkennen. Muster, die schlimmstenfalls die Dresden-Diskussion der Nazis angelegt hat, oder solche, die aus den oben beschriebenen Auge-um-Auge Reflexen des Nationalismus entstammen.

Einfacher Beleg dafür, dass das so funktioniert, sind die persönlichen Angriffe auf Louise Bostanian. Dass das bei der – sicher intellektuell nicht überlegenen – Hauptzielgruppe der Neonazi-Propaganda genauso passiert, davon ist leider auszugehen. Solche Menschen werden durch diese Aktion sicher nicht neue Perspektiven entwickeln – sondern wahrscheinlicher in ihrem Hass bestärkt.

Natürlich ist das Spekulation. Die Wege des Herrn sind oft unergründlich. Aber so wohlwollend und humanistisch die Ziele von Louise Bostanian auch sein mögen: Ich hätte diese Methode nicht gewählt.

Doch ich bin nicht Louise Bostanian. Ich kann seine Methode nicht ändern. Soll ich ihn deswegen persönlich angreifen? Beschimpfen? Und: Was für ein charakterloses Weichei wäre er, wenn er darauf hin seine Methode ändern würde?

Nein, wir Außenstehenden können nur durch einen öffentlichen Diskurs Einfluss nehmen. Offene (und sachliche) Analyse und Kritik kann nicht nur das künstlerische Vorgehen von Louise Bostanian beeinflussen (seine Absichten seien nicht in Stein gemeisselt, versichert er mir), sondern auch eine politische Wirkung haben: Die öffentliche Diskussion  kann die Kunstaktion in einen größeren Kontext setzen, als den von Schuld und Leid. Es kann auch die Argumentation der Nazis zum Thema machen und entlarven. Zumal Louise Bostanian eben keine Nazi-Argumente anführen wird.

Ja, ich sehe sogar das Potential, den Ansatz zu erweitern und die Darmstädter Brandnacht zum Anlass zu nehmen, viele Themen rund um Kriege – wie etwa den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, die Bombardierung von Bagdad oder serbischen Städten oder auch Waffenexporte – zu thematisieren. Denn der allgemeine Diskurs, den die Durmstädter Brandnamen eröffnen, ist tatsächlich sehr offen.

Wenn wir nicht vorgegebene Denkmuster und Feindbilder verfallen.

Ich hoffe, damit den ersten Schritt getan zu haben.

Die Antwort auf diesen Beitrag von Louise Bostanian

Zusammenfassung der bisherigen Diskussion: 11. September in Darmstadt – die Debatte tobt

Siehe auch: Bembel with Nazis

Update 10.9.2020: Kommentarfunktion wieder offen.

Update 29.9.2019: Kommentarfunktion wg. Kommentar-Spam temporär geschlossen.

 Weitere Diskussionsbeiträge verlinke ich hier gern.

Beschriebung des Projektes “Durmstädter Brandnamen”

Webseite Durmstädter Brandnamen

Visualisierung der historischen Totenliste der ›Brandnacht‹

 Bildnachweis: Das Bildmaterial stammt aus den Büchern:

  •  Faschismus – Renzo Vespignani, Elefanten Press bei Zweitausendeins
  • Konzentrationslager Dokument F 321, Zweitausendeins

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Durmstädter Brandnamen

Vor einiger Zeit bin ich auf ein seltsames und irritierendes Projekt gestoßen: Titel „Durmstädter Brandnamen“. Brandnacht sagte mir ja etwas. Aber: Durmstädter? Meinen die Darmstadt damit?  Und der Name des Veranstalters: Louise Bostanian – das klingt so gar nicht, als wären die von hier. Klingt nach USA (Boston). Fremd.

Bomben auf DarmstadtAlso so ganz nach meinem Geschmack. Und nachdem ich mich durch die künstliche Umständlichkeit der Projekt-Beschreibung und ihre akademischen Wortgebilde gearbeitet und sie gedanklich entwirrt hatte, hatte ich folgendes Verstanden:

Es handelt sich um eine Kunstprojekt auf historischer Grundlage und mit politischen Implikationen. Der Künstler Louise Bostanian – gleichzeitig geborener Darmstädter und doch kein typischer Hesse – will die Namen der Menschen zu Papier bringen, die die Darmstädter Brandnacht erlebten oder nicht überlebten. Zu Papier bringen heißt: Eine kaligraphische Niederschrift aller Namen die er in Erfahrung bringen kann – auf einer riesigen Rolle Papier oder Pergament.

„Darmstädter Brandnacht“ ist der Name für das Flächenbombardement der Darmstädter Innenstadt am Ende des 2. Weltkrieges, bei dem am 11. September 1944 ungefähr 11.500 DarmstädterInnen starben und große Teile der Innenstadt zerstört wurden. Die beiden oberirdischen Luftschutzbunker auf der Knell sind stumme Zeugen und Mahnmale an den Schrecken der Bombardements des zweiten Weltkrieges.

Brennendes DArmstadtSo klar mir nun auch das „Was“ war, dem „Warum“ – warum dieses eine historische Ereignis, warum das Aufschreiben der Namen, warum jetzt- war ich nicht nähergekommen. Insbesondere vor dem Hintergrund von aktuellen Bemühungen rechter Kreise, durch Betonung der Opfer des zweiten Weltkrieges in Deutschland die Verbrechen der Nazis zu relativieren und neue nationale Feindbilder aufzubauen, schien mir das Projekt und insbesondere die Verwendung des Begriffes „Mord“ zumindest unangemessen, wenn nicht sogar falsch. Und kritisierte das in deutlichen Worten.

Das war damals als abschießendes Statement gemeint. Doch zum einen erhielt ich aus dem eigenen Freundeskreis Kritik (Tenor: Das Töten in jedem Krieg ist Mord), zum anderen gelang es Louise Bostanian mich davon zu überzeugen, das seine Absichten keineswegs in die Richtung gingen, aus der meine Bedenken kamen. Und dass er ein nachdenklicher und reflektierender Gesprächspartner ist. Was zwar meine Kritik am Projekt nicht beseitigte, aber eine Grundlage für den sich daraus entwickelnden Dialog war. Und bevor ich hier meine Kritik erneuere und – auf Basis des Erfahrenen – schärfe, möchte ich zunächst die Absichten und Ziele, die es Louise Bostanian mit dem Projekt verfolgt, möglichst verständlich darstellen.

Der Glaskubus am Güterbahnhof erinnert an die Deportation von Juden, Sinti und Roma in das Todeslager Auschwitz-Birkenau.

Der Glaskubus am Güterbahnhof erinnert an die Deportation von Juden, Sinti und Roma in das Todeslager Auschwitz-Birkenau.

Das ist auch notwendig, weil Louise Bostanian für dieses Kunstprojekt erhebliche persönliche Anfeindungen und falsche Unterstellungen von poltischen Zielen erfahren musste. Beides hilft in keiner Weise und steht einer inhaltlichen Kritik unnötig im Weg.

Geboren wurde das Projekt aus Louise Bostanians Erfahrung, das viele Deutsche Probleme damit haben, über die eigenen jüngere Geschichte im Allgemeinen und im besonderen auch das Leid der eigenen Bevölkerung im 2. Weltkrieg überhaupt zu sprechen.

Louise Bostanian fand das erstaunlich. Und problematisch. Psychologisch sei die andauernde Leugnung von Leid problematisch und verhindere, dass Trauerprozess abgeschlossen werde. Darmstadt in dieser Sichtweise in der Leugnungsphase des Trauerprozesses steckengeblieben. Und er beschloss sich diesem Phänomen mit der oben geschilderten Methode zu nähern. Er schreibt selbst dazu:

«Durmstädter Brandnamen» ist ein ent-abstrahierendes Mahnmal [….]

Nur offene, gegenseitige Aussprache des Leids, gegenseitiges Verstehen des Leids, gegenseitige Schuldbekenntnisse, gegenseitige Reuebezeugungen und gegenseitiges Vertrauen vermögen echte Aussöhnung und Vergebung zu erwirken.

«Durmstädter Brandnamen» verweist auf die Faktizität von Leid infolge der Brandnacht, bemüht sich um Geltung und möchte echte Aussöhnung und Vergebung erwirken.

Darmstädter BrandnachtLouise Bostanian ist sich dabei von Anfang an bewusst gewesen, dass an vielen Orten (insbesondere Dresden) neue und alte Nazis versuchen den Terror und die Kriegstreiberei der Nazis mit dem Verweis auf den Schrecken der Bombenangriffe der Alliierten zu verteidigen oder zumindest zu relativieren. Eine perfide Strategie, auf die dümmere Menschen jedoch scheinbar schnell hereinfallen.

Macht das Louise Bostanian zu einem Helfeshelfer der Nazis?  Macht er ihr Geschäft? Hilft er ihnen?

Louise Bostanian ist in Darmstadt geboren und aufgewachsen. Doch seine Eltern sind ägyptisch-armenischer Herkunft und nach langem Aufenthalt in Frankreich nach Darmstadt gekommen. Sein etwas „anderes“ Aussehen hat auch rassistische Reaktionen hervorgerufen.

Trotzdem hat er solche Vorwürfe, den Nazis in die Hände zu spielen – mal mehr, mal weniger aggressiv formuliert – vielfach in privaten Nachrichten erhalten. Zu seinem Bedauern haben nur wenige Kritiker die öffentliche Diskussion über diese Vorwürfe gesucht. Aus einer solchen Diskussion könnte ein öffentlicher Lern- und Denkprozess entstehen, der über einfache Kategorien hinausgeht.

Warum aber bewegt sich einer wie Louise Bostanian dann überhaupt so gefährlich nahe am rechten Rand? Er schreibt:

Jedwedes Leid ist gravierend. Es ist weder messbar noch abwägbar. Die Faktizität von Leid ist nicht an Buße, Reue, Schuld, Sühne, Vergebung etc. gebunden, paradoxerweise allerdings die Geltung von Leid.

Er will ausdrücklich nicht die NS-Greultaten leugnen, will auch auf keinen „Opferstilisierung“ betreiben, will das Leid der Vielen nicht relativieren , in dem er “deutsches” Leid in den Vordergrund setzt. Sondern er will Leid multiperspektivisch betrachten und die semantische Koppelung von Leid mit Opfer und Nicht-Leid mit Täter sprengen.

Seiner Meinung nach ist es schädlich – für die Betroffenen wie auch das kollektive Bewusstsein – wenn Leid aufgerechnet wird. Das Leid, das die Deutschen im 2. Weltkrieg über die Welt gebracht haben, kann – seiner Meinung nach – nicht verrechnet werden, mit dem Leid das die Menschen in der Darmstädter Brandnacht erlebten.

Und seiner Meinung nach lässt erst die Anerkennung des erlittenen Leides ein Lernen zu, während das zur Zeit überwiegend praktizierte „wegsehen“ ein Lernen verhindert. Jedoch will er – die Ergebnisse, zu der seine Methode führen kann, nicht vorgeben – was mich an meine Besprechung der Yoko Ono Ausstellung in der Schirn erinnerte, die als Vertreterin der Fluxus-Bewegung ebenfalls anregen wollte, ohne konkrete Handlungen vorzugeben

Erst auf meine konkrete Nachfrage, ob diese Beschäftigung mit dem Thema Leid zum Beispiel auch zu einer kritischen Sicht auf den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan führen könnte, wo ja auch der Einsatz von Militär mit humanitären Zielen gerechtfertigt wird, bestätigt Louise Bostanian, dass das ein Ergebnis sein könne – betont aber auch, dass er hier keine Deutung vorgeben wolle.

Das Projekt „Durmstädter Brandnamen“ ist also zunächst ein Kunstprojekt, das ein historisches Thema hat und aus dem sich politische Folgerungen ableiten lassen – aber dieses keineswegs automatisch tun. Eine öffentliche Diskussion über die möglichen Implikationen wünscht sich Louise Bostanian ausdrücklich. Die Verfremdung des Städtenamens und historischer Zitate sollen das deutlich machen.

Für Louise Bostanian selbst ist die eigentliche  Arbeit am Projekt eher meditativ, er nennnt es „obsessiv-kompulsives Abschreiben“. Das präzise Abschreiben der Namen erfordere große Ruhe und volle Konzentration.

Sed lib♎ra from Louise Bostanian on Vimeo.

Dass er dabei möglicherweise auch Namen von Tätern und Täterinnen des Dritten Reiches – von Nazis oder Profiteuren der Judenverfolgung – schreibt, bringt ihn nicht aus der Fassung. Ihre Verbrechen könne man seiner Meinung nach nicht abwägen gegen ihren Tod. Und er betont, es sich um „kein gedenkendes Mal, sondern um ein Mahnmal handelt.“

„obsessiv-kompulsives Abschreiben“

Ein semi-autobiographischer «NS-Aufarbeitungsroman» von Uwe Timm: «Am Beispiel meines Bruders» • Größe: 50 × 70 cm • Material: Fineliner auf Papier • Methode: obsessiv-kompulsives Abschreiben • von Louise Bostanian

Das fertige Transparent will  Louise Bostanian nach Abschluss der Arbeit den DarmstädterInnen zur Ausstellung überlassen. Doch noch ist es längst nicht soweit: Von den ungefähr 11.500 Menschen die beim Bombardement starben sind lediglich rund 4.000 auf der offiziellen Totenliste verzeichnet. verletzt, traumatisiert und rund 66.000 wurden obdachlos. 110.000 Einwohner zählte die Stadt damals – für sie alle hätte Louise Bostanian einen Platz auf seinem Transparent. Doch hat er über die offiziellen Listen hinaus wenig Feedback erhalten. Darmstadt hat sein Kunstprojekt – bisher – weitgehend ignoriert.

Soweit zu den Hintergründen des Projektes. Bisher so wenig kommentiert, wie es mir möglich war. Hier geht es weiter mit meinem persönlichen Kommentar dazu: Wurden doitsche Täter zu deutschen Opfern? – Warum ich das Projekt Durmstädter Brandnamen falsch finde, und dennoch will – jetzt, wo es da ist – das darüber diskutiert wird.

Zusammenfassung der bisherigen Diskussion: 11. September in Darmstadt – die Debatte tobt

 

 

Mehr Infos zum Projekt:

Webseite Durmstädter Brandnamen

 

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Luftschutzbunker auf der Knell

Luftschutzbunker auf der Knell beim Tag der offenen TürHeute am Tag des Denkmals war auch der oberirdische Luftschutzbunker auf der Knell zu besichtigen. Nach dem ECHO Artikel dazu hatten sich sehr viele Darmstädter zur Besichtigung entschlossen. Die anwesenden Denkmalschützer war sehr überrascht von dem Ansturm, der reguläre Führungen vereitelte. Dennoch war Denkmalschützerin Ingrid Leist sehr auskunftsfreudig und ständig scharrte sich vor der Tür des Bunkers eine Traube von ZuhörerInnen um sie.

Die Besichtigung war nur bis zu 7. Ebene möglich, weiter reicht die Verkabelung der Beleuchtung bisher noch nicht.

Das Bauwerk ist schlicht und doch – wenn man sich die Umstände seiner Nutzung ins Gedächtnis ruft – beeindruckend und bedrückend zugleich.

Der Bunkertyp  (“Winkel”-Türme vom Typ 2C) wurde 1936 (also noch während der Kriegsvorbereitungen der Nazis) erfunden. Seine Wände sind am Boden 3 Meter dick, an der Spitze immer noch 1,30 Meter. Trotzdem ist es schwer zu glauben, dass  sie einen direkten Treffer unbeschadet überstehen würden. Frau Leist erklärte es damit,  dass die Bombe aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit am Turm abrutscht, bevor sie die volle Wucht ihrer Explosion entfalten kann. Durch die runde Form bietet der Turm dann keinen direkten Wiederstand.

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15. Juni: Rock gegen Rechts @ Darmstadt 2013

Plakat für Rock gegen Rechts, DarmstadtAm Samstag, den 15. Juni 2013 wird in Darmstadt wieder ein “Rock gegen Rechts” stattfinden.

In Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt gibt es einen antifaschistischen Stadtrundgang durch Darmstadt, der Orte abgehen wird, wo der Holocaust stattgefunden hat.

Neben der musikalischen Unterhaltung soll die politische Aufklärung im Vordergrund stehen. Die VeranstalterInnen wollen mehr als ein Zeichen gegen rechtsextreme, xenophobe und rassistische Denkweisen setzen. Erklärtes Ziel ist es, Aufklärung zu leisten und zum Engagement gegen Rechtsextremismus zu motivieren.

Eintritt

Bei Besuch der Workshops ist der Eintritt zu den Konzerten umsonst.
Der reguläre Eintritt zum Konzert beträgt 3€ und 5€ werden als Soli vorgeschlagen.

Programm

13 Uhr: Antifaschistischer Stadtrundgang (Beginn: Schlosshof)
15 Uhr: Vortrag des Nürnberger Instituts für NS-Forschung über selbstverwaltete jüdische Enklave 1945-1948 (Raum: S313/36 im Schloss)
15 Uhr: Vorstellung des Alerta Networks
17 Uhr: Außengrenze EU – ein Erfahrungsbericht
17 Uhr: Rosa Fava (jüdisches Museum Berlin) – Kritik des Rassismus (Raum: S313/36 im Schloss)
17.30 Uhr: Gespräch mit Lena Carlebach – Enkelin des Widerstandkämpfers Emil Carlebach (vor dem Schlosskeller)
19 Uhr: Volxküche von Voice of Liberation
20 Uhr: Konzerte
24 Uhr: Aftershow-Party im Schlosskeller

Infos zum Programm:

13 Uhr: Antifaschistischer Stadtrundgang (Beginn: Schlosshof)
In Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt bieten wir einen antifaschistischen Stadtrundgang durch Darmstadt an, der Orte abgehen wird, wo der Holocaust stattgefunden hat.

15 Uhr: Vortrag des Nürnberger Instituts für NS-Forschung über selbstverwaltete jüdische Enklave 1945-1948 (Raum: S313/36 im Schloss)
In der unmittelbaren Nachkriegszeit lebten in Westdeutschland nahezu 200.000 Überlebende der Shoa in zahlreichen Auffanglagern und Privatunterkünften und warteten auf eine Möglichkeit zur Auswanderung nach Palästina oder Übersee. Die überwiegende Mehrheit stammte aus Osteuropa: Flüchtlinge, die vor antisemitischen Übergriffen in ihren jeweiligen Heimatländern in das besetzte Deutschland geflohen waren. Sie hatten den Krieg und die nationalsozialistische Verfolgung im sowjetischen Exil oder im Untergrund überlebt. Aufgrund ihres besonders schweren Schicksals ordnete US-Präsident Harry S. Truman im Sommer 1945 den Aufbau von rein jüdischen Camps an, die überall in der US-Besatzungszone entstanden, wie etwa in Lampertheim, Frankfurt-Zeilsheim oder Dieburg. Die US-Militärregierung gestattete den Bewohnern eine weitgehende Selbstbestimmung.
Noch nie in der deutschen Geschichte hatte es in so kurzer Zeit eine solche Vielfalt an jüdischen Berufs-, Volks- und Religionsschulen, Kibbuzim, jiddischsprachigen Zeitungen, Theatergruppen, zionistisch orientierten politischen Vereinigungen und Parteien gegeben. Auch im sportlichen Bereich fanden zahlreiche Aktivitäten statt, wie etwa die Gründung einer jüdischen Fußball-Liga.
Mitten im Land der Täter entwickelte sich eine demokratisch verfasste, unabhängige jüdische Gesellschaft – eine Gemeinschaft auf Zeit.

15 Uhr: Vorstellung des Alerta Networks
Im November 2007 wurde von antifaschistischen Ultras der weltweiten Fußballszene das Alerta Network gegründet. Seitdem wird gemeinsam versucht, Nazis und rechte Umtriebe aus dem Fußball zu verbannen und einen emanzipatorischen Ultragedanken zu etablieren.

17 Uhr: Außengrenze EU – ein Erfahrungsbericht
Immer wieder wird betont, dass es in der EU keine Grenzen mehr gebe. Vergessen wird hierbei, dass der Ausgrenzungsmechanismus außerhalb der EU weiterhin greift. Schaffen Menschen es doch, sehen sich diese mit staatlichem Rassismus, Unterdrückung durch „unsichtbare“ Grenzen, rassistischen Kommentaren und menschenunwürdiger Behandlung in Flüchtlingslagern konfrontiert.

17 Uhr: Rosa Fava (jüdisches Museum Berlin) – Kritik des Rassismus (Raum: S313/36 im Schloss)
In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung. In dem Vortrag geht darum, verschiedene Begriffe und Zugänge vorzustellen.

17.30 Uhr: Gespräch mit Lena Carlebach – Enkelin des Widerstandkämpfers Emil Carlebach (vor dem Schlosskeller)
Lena Carlebach teilt mit uns ihre Erinnerungen an Emil Carlebach, Mitbegründer der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und Vizepräsident des Internationalen Buchenwaldkomitees, dessen Geschichte zeigt, wie Widerstand in der NS-Zeit möglich war.
Als Gewerkschafter jüdischer Herkunft war er den Nazis ein Dorn im Auge – 11 Jahre faschistische Haft waren die Folge. Doch auch in den KZs organisierte er Widerstand und war bei der Selbstbefreiung des KZs Buchenwald im April ´45 mit dabei.

19 Uhr: Volxküche von Voice of Liberation – www.voilib.de/
Findet im Schlosshof statt.

20 Uhr: Konzerte
Schebb www.schebb.com
elcassette www.myspace.com/elcassettemusic
Dopewalka www.dopewalka.net
Chaoze One www.chaozeone.de

24 Uhr: Aftershow-Party im Schlosskeller
Ykel www.ykel.de

Veranstaltung des AStA der TU Darmstadt.

Location:

Schlosshof
Residenzschloss
64283 Darmstadt

 

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Mobbing und Rassismus an der Carl-Zuckmayer-Realschule Nierstein

Zivilcourage an der SchuleUpdate 27.5.2013: : Die Grünen Rheinland-Pfalz haben das Thema aufgegriffen und Schulleiter Hans-Jürgen Pitzer um ein Gespräch gebeten (und mich von sich aus darüber informiert). Falls es weitere Neuigkeiten dazu gibt, werde ich natürlich darüber berichten.

 

Ich bin entsetzt über den Bericht über Mobbing und Rassismus an der Carl-Zuckmayer-Realschule in Nierstein und das abwiegelnde Verhalten des Rektors Pitzer. Was ist passiert? Ein Mädchen wird an der Schule wegen ihre Hautfarbe beschimpft. Auf Intervention des Vaters werden die Täter zur Rede gestellt und entschuldigen sich. Doch nach ein paar Tagen geht es wieder los und dieses Mal schlimmer: Es wird auch gespuckt und mit Gewalt gedroht. Offensichtlich haben die Lehrkräfte pädagogisch versagt – sie konnten ihren Schülern nicht klarmachen, warum solches Verhalten falsch ist und haben das Mädchen nicht ausreichend vor Mobbing und Rassismus geschützt.

Doch dann beginnt der eigentliche Skandal. Der Rektor verharmlost öffentlich die Taten und kritisiert statt dessen den Vater des Opfers. Rassismus und Mobbing verharmlosen geht gar nicht! Wer solche Äußerungen von sich gibt, ist nicht fähig, eine Schule zu leiten. Andere Eltern haben ja auch schon das Vertrauen in die Schulleitung verloren:

Maria Illig (53), Mutter einer anderen Schülerin der Realschule in Nierstein, hat bereits aufgegeben. „Meine Tochter wird auch ständig Nigger genannt, aber mit der Schulleitung oder Eltern darüber zu sprechen, bringt meiner Meinung nach nichts“, erzählt die Brasilianerin. „Ich bin einfach erstaunt, wie viel Rassismus es noch in Deutschland gibt“, sagt sie entsetzt.

Quelle: Allgemeine Zeitung – Rhein Main Presse, 15.5. 2913

Wo endet die Rauferei – und fängt Mobbing an?

Rassismus schadet bereits in kleine MengenSchulleiter Hans-Jürgen Pitzer: Für ihn sei es normal, dass zwischen elfjährigen Kindern gewisse Beleidigungen und Hänseleien vorkommen. „In diesem Alter über Rassismus zu sprechen, ist aber für mich total überzogen“, so der Rektor.

Mobbingberatung.de meint dazu: Bei einem normalen Streit streiten zwei gleich Starke gegeneinander. Beim Mobbing ist einer von beiden physisch und psychisch stärker. Der Täter will an Status gewinnen, indem er einen anderen gezielt fertig macht und andere dafür benutzt. Es liegt eine Asymmetrie der Macht vor, die die ganze Klasse in eine Schieflage bringt.

 

Der Rektor der Carl-Zuckmayer-Realschule in Nierstein hat nicht nur pädagogisch dabei versagt, Rassismus zu bekämpfen – er stellt sich auch auf die Seite der Täter. Kein Wunder wenn Eltern kein Vertrauen in ihn haben. Solche Schulen sind Brutstätten des Rechtsextremismus.

Patrick Gensing hat sehr gut beschrieben, wie die Morde der NSU mit dem Rassismus in der Mitte der Gesellschaft zusammenhängen:

Die Neonazis kommen aus unserer Mitte. […] Die NPD ist Symptom, nicht Ursache des Rassismus. Schaut man in den braunen Abgrund, spiegeln sich die Missstände der Mehrheitsgesellschaft wider, eine groteske Fratze, die höhnisch die Unzulänglichkeiten und Mängel aufzählt – wenn man ihr denn zuhören mag.Es ist wichtig, über die Neonazis zu berichten. Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Wer ausschließlich über die NPD reden will, schweigt über den Rassismus und Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft. Dabei liegt genau hier der Schlüssel, um den Rechtsextremismus zu besiegen.

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