Archiv der Kategorie Gastbeiträge

Im Flüchtlingscamp in Chemnitz

Gastbeitrag von Babett Knöfel

Fotos: Babett Knöfel Babett Knöfel ist Musikerin, Christin und zu einem Solidaritäts-Auftritt ins Flüchtlingscamp in Chemnitz gekommen. Hier ihre wichtigsten Eindrücke:

Kaum richtig drin, läuft mir Georgina (43) in den Arm. Sie ist Syrerin und katholische Christin. Ihre Flucht bewerkstelligte sie allein. Sie hat einen Onkel in Leipzig und hofft bald das Camp verlassen zu können.

Wir gehen, noch bevor ich zum Konzert aufbaue, zu ihrem Zelt. Da stehe ich nun, wo Flüchtlinge Wochen/ Monate täglich leben. Sie frieren alle, meint sie. Das werde ich (bei 14 Grad) an diesem Tag fast durchgängig von allen hören. Sie ist dankbar für ihre Rettung in Deutschland. Dennoch bittet sie mich um warme Kleidung. Stiefel, Pullover, Jacke. Sie gehörte bestimmt nicht zur Unterschicht, das sieht man. Als Sekretärin bei einem Arzt hat sie gearbeitet. Das möchte sie unbedingt wieder tun.

Jetzt steht Georgina unsicher neben mir. Bevor sie ihr Anliegen an mich richtet, entschuldigt sie sich am Laufband. Schließlich traut sie sich zu fragen, ob es auch Adidas Turnschuhe sein können. Mir bleibt etwas das Wort im Hals stecken. Nicht etwa weil Markenschuhe verwerflich sind, sondern weil dieser Wunsch für das steht, wozu viele Fremdenfeindliche aktuell hochfahren und auf die Straße gehen. Es stimmt, Georgina ist als Flüchtling gut gekleidet und ich ertappe mich ernstlich bei der Frage: Darf sie das?

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Analyse des “Asylkompromisses” von CDU, SPD & Grünen

Gastbeitrag von Ralph Hoffmann

CSU: Vertriebene - Eure Not ist unserer SorgeIch lese gerade den Beschluss zu den Asylverfahren, veröffentlicht seitens der SPD-Fraktion

Punkt 4.1. ist die Schaffung von neuzeitlichen Ghettos. Dort sollen die Betroffenen solange drinnen bleiben, bis das BAMF dann mal entschieden hat, ob Asyl, ob Flucht, ob unberechtigt. Erst dann werden die Menschen entweder abgeschoben, oder auf die Kommunen verteilt. Die Aufnahmeeinrichtungen und die neuen Abschiebeeinrichtungen in Bayern reichen jetzt schon nicht aus, und Integration kann so auch nicht gelingen. Und unter 4.3 wird dann geregelt, dass Asylsuchende nun anstatt 3 Monate dann bis zu 6 Monate in Lagern gehalten werden sollen. Die GUs sind ja schon schlimm, aber die Aufnahmeeinrichtungen, also die neuen Ghettos, sind nur noch übel.

4.3 mit den sicheren Herkunftsländern ist einfach nur noch ein Hohn. Drastisches Beispiel ist der Kosovo: Wenn da alles so sicher ist, was macht dann die Bundeswehr noch da? Aber das wurde bereits zur Genüge durchgekaut. Für Roma und Lesben/Schwule/Transidentische ist das ein Wahnsinn; gerade für letztere kennen wir schon solch dämlich-dümmliche Aussagen aus Deutschland, dass man sich doch verstellen solle, was ausdrücklich das EuGH untersagt hat!

Ebenfalls unter 4.3: Ersatz des Taschengeldes durch Sachleistungen. Die Essenspakete kommen damit wieder, also genau die Scheiße, die sogar die CSU in BY eingesehen hat, dass die nicht mehr gehen. Und was ist mit “Abweichungen von bauplanungsrechtlichen Standards” gemeint? Gut, nicht jeder Standard macht Sinn, aber ein Standard darf niemals fallen, die Mindestfläche, die einem Menschen zusteht, und die derzeit ja noch kleiner ist, als für einen Polizeihund. Soll der Standard auch zurück geschraubt werden? Wir haben in den GUs eh schon keine Intimsphäre für die Menschen mehr.

Auch unter 4.3: Beschäftigungsverbot? Was für eine Idiotie! Gebt den Leuten Arbeit und was zu tun. Arbeit ist Bestandteil der Menschlichkeit. Und wer weiß, wie lange Asylverfahren dauern. Hier steckt einfach nur noch die Angst dahinter, dass die Menschen, die in einem schwebenden Asylverfahren stecken, sich bereits durch Wohnen außerhalb einer Erstaufnahme und durch Tätigkeit bei uns integrieren, sprich: Ihr Asylsuchenden seit solange wertlose Menschen, bis wir wissen, ob wir euch akzeptieren und dann verwenden können. Dieses Menschenbild teile ich ausdrücklich nicht! Den Rest des Eintrags lesen. »

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München 2.9.2015 Ortszeit 1:20 Uhr: Ich bekomme das Kotzen!

Gastbeitrag von Matze Ferstl

München 2.9.2015 Ortszeit 1:20 Uhr:  Ich bekomme das Kotzen! Das blanke, unverblümte und wörtliche Kotzen! Ja, ich war bisher Keiner, der groß Stellung bezogen hat zu der ganzen Flüchtlingsdebatte. Warum? Weil ich mich schlicht und einfach nicht damit auseinandersetzen musste. Ich hab die Nachrichten von konservativen sowie linken Medien verfolgt, ich habe bewusst beide Seiten angehört, und GEDACHT mir ein eigenes Bild zu machen.

Man könnte sagen,  dass mir die Tatsachen gerade ins Gesicht geschlagen haben.

Gestern kamen laut einer Münchener Zeitung in 24 Stunden mehr als 1000 Flüchtlinge an. Ich trinke bei Zeiten mal ein Bier nach meiner Spätschicht am Hauptbahnhof, kenne den Normalzustand, den Zustand seit dem Desaster in den nordafrikanischen Ländern, den Kriegen in Nahost und so weiter.

Aber DAS (! siehe Foto) habe ich nicht ein einziges Mal gesehen!

Ich hab mir die Freiheit genommen und hab genau dieses eine Foto gemacht, aus Respekt und Anstand nicht ein einziges mehr.

Was ich gesehen habe?

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Horizont erweitern: Drei Tage in Südpolen (Gastbeitrag)

Gastbeitrag von Felix M. Benneckenstein

Podiumsdiskussion Kein Platz für Hate Speech

Podiumsdiskussion Kein Platz für Hate Speech (Klick für größere Ansicht)

In der vergangenen Woche hießen meine Ziele zur Abwechslung nicht “Mittelfranken”, “Niederbayern” oder “Oberpfalz”. Es zog mich über Berlin nach Südpolen und Schlesien, wo ich an der Universität Opole u.a. an einer Podiumsdiskussion teilnahm (siehe Bild rechts).

Wer die NS-Ideologie kennt, der wird sich sicherlich denken können, welchen Stand polnische Menschen seit jeher bei deutschen Rechtsradikalen haben. Nicht zuletzt träumt so ziemlich jeder Neonazi davon, eines Tages “in Breslau”, dass heute Wroclaw heißt, “einzumarschieren”. Vorrangig, um “Land zu erkämpfen”, gehen dann die Massakrierungs-Fantasien ein bisschen auseinander.

Gleiches gilt natürlich auch für die Stadt Opole, die “Oppeln” hieß. Es war schon ein komisches Gefühl, nun genau dort hin zufahren, das muss ich zugeben.
Doch Nationalismus ist grenzübergreifend ( Wortspiel! ) und auch in Polen gibt es quasi selbstverständlich Ablehnung, Ausgrenzung und auch das, was wir heute “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” nennen, findet sich dort in Teilen wieder.

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Eine Lanze für Ägypten

Gastbeitrag von Mulle

An dieser Stelle möchte ich mal eine Lanze für Ägypten brechen:Ägypten Das Land (vom Zoll abgesehen) hat mich positiv überrascht. Ich habe ziemlich viel Nerv und Abzocke erwartet, das ist aber nicht so. Die Ägypter sind sehr freundlich, wir werden oft einfach so auf der Straße mit „Welcome“ angesprochen oder bekommen das einfach nur zugerufen. Selbst die Kutschenfahrer, Souvenirverkäufer und Felukka-Kapitäne, die einen halt immer ansprechen, ob man nicht was kaufen oder mitfahren möchte, fragen und wenn man „Nein, danke“ sagt, ist das okay. Nur einmal war es nervig, an den Pyramiden, da hat sich ein Verkäufer nicht damit zufrieden gegeben. Aber das war nur ein einziges Mal und es war am absoluten Touristen-Spot. Ansonsten habe ich die Ägypter wirklich nur als freundlich und hilfsbereit erlebt.Auch von der Sicherheit her sollte man sich keine Gedanken machen. Wir hatten keinerlei Probleme und haben auch keine Probleme gehört oder gesehen. Es ist vielleicht nicht die beste Idee, nach dem Freitagsgebet auf den Tahrir-Platz zu gehen, sonst muss man sich da keine Gedanken machen. Die Ägypter achten darauf, dass den Touristen nichts passiert, vor allem jetzt, wo so wenige da sind. Um es mal in Zahlen zu fassen: In Assuan, einem absoluten Touristenort, haben wir an einem Tag nur 5 gesehen, am nächsten immerhin 20, das aber auch nur, weil gerade 3 Kreuzfahrtschiffe angelegt haben.Ein großer Vorteil der ausbleibenden Touristen ist, dass man die Sehenswürdigkeiten fast für sich alleine hat. Sowohl an der Pompeius-Säule als auch in den Katakomben waren wir die einzigen ausländischen Touristen. Und das sind die Top-Sights von Alexandria! An den Pyramiden von Gizeh, haben wir gerade mal 20-30 ausländische Touristen gesehen (von einem Bus voller Chinesen mal abgesehen). Aber nur 20-30, das ist nix! Und was man denkt, dass sich die Souvenirverkäufer dann auf die verbleibenden stürzen, stimmt nicht.Wie gesagt: Ein sehr angenehmes Land mit sehr guter touristischer Infrastruktur, das im Moment jeden Touristen gebrauchen kann.

Also: Wenn Ihr einen Urlaub plant, fahrt nach Ägypten, solange die Situation noch so günstig ist und Ihr die Sehenswürdigkeiten für Euch alleine habt! Aber lasst Auto oder Motorrad zuhause, das kriegt Ihr so schnell nicht mehr wieder aus dem Land raus ;-).

Foto: Mulle

 

Siehe auch weitere Beiträge in der Kategorie “Gastbeiträge:

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Ein Leben nur mit Radel ohne Auto…

Gastbeitrag von Janni

..war schon lange Zeit eine umweltbewusste Wunschvorstellung von mir. Die Realität sah leider anders aus. Ständig den Zeitfaktor im Genick, immer wieder einige Minuten einzusparen, ließen mich automatisiert zum Autoschlüssel greifen, um dann doch mit schwerer Verbrennungsmaschine die wenigen Kilometer zum Einkaufen zu fahren. Allerdings muss ich zugeben, dass meine alte Heimat (Saarland) sehr hügelig ist und man eine beachtliche Kondition benötigt, um alle Erledigungen mit dem Rad zu bewältigen.

Nun erzähle ich Euch (m)eine zunächst traurige und dann sehr schöne (Lebens-)Geschichte, die sehr mit dem RADFAHREN verbunden ist :o))))))))))))))

Eines Tages beschlossen mein Ex-Mann und ich, dass wir doch besser getrennte Wege gehen sollten. Da war nichts mehr zu kitten. Mit diesem Auseinandergehen verlor ich alles, was ich mir in über 20 Jahren aufgebaut hatte: einen Lebenspartner, ein sicheres abgezahltes Heim, einen wunderschönen biologisch bewirtschafteten Garten, viele wichtige Dinge im und am Haus und auch ein Auto.

Kein Auto - kein MotorradMein Leben war auf 0 gesetzt, sozusagen resetet. Was mir mit anderen wenigen Dingen verblieb, war mein Radel (ein Stevens Cross Rad). Ich erkannte sofort die Chance meines Lebens und sagte zu mir, “oh ja, jetzt endlich kann ich (m)ein umweltbewusstes Leben leben und ab sofort nur noch radeln, zu Fuß gehen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Ein Auto hätte ich mir sowieso nicht leisten können.

Stellt Euch vor, es klappt und sogar viel viel besser, als ich mir zunächst dachte. Inzwischen sind fast 2 Jahre vergangen und ich besitze immer noch kein Auto!!!

Über ein Jahr fuhr ich in meiner hügeligen Ex-Heimat viele Einkäufe und meine Strecken zum Fitness-Studio mit dem Radel bei Wind und Wetter. Gerne denke ich an die ganz speziellen Rückfahrten an späten Winterabenden bei ordentlichen Minustemperaturen zurück. Nach einer Doppelstunde (Bodypump und Spinning) fuhr ich dick eingepackt nach Hause und musste am Ende noch einen langen recht steilen Anstieg bewältigen, um ganz oben auf dem Berg zu meinem Wohnhaus zu gelangen, nach 2-stündigem kräftezehrenden Sportprogramm oftmals etwas quälend. Das Radel stellte ich jedes Mal in die große Garage beim Haus und freute mich köstlich, dass mein edles Crossrädchen einen schönen großen Stall für sich ganz alleine hatte, während meine ganzen Nachbarn lächerliche dicke Autos in ihren Garagen stehen hatten ;o)))

Eines schönen warmen Sommertages war ich traurig, da ich alleine war. Da war keine starke Schulter mehr, an die ich mich anlehnen konnte, kein sportlicher Freund mehr an meiner Seite, der mit mir tolle lange Urlaubstouren mit dem Radel unternahm …………… So beschloss ich etwas zu tun. Und was? Ich inserierte beim ADFC (großer Dank dem ADFC an dieser Stelle) in der Rubrik “Radpartner gesucht” oder so ähnlich, dass ich ein passendes männliches Pendant für tolle Urlaubstouren suche und ganz klein darunter “bei Sympathie evtl. mehr”.

Da ich schrieb, dass ich viel radele und ziemlich sportlich sei und bei Urlaubstouren auch mal locker 100 km pro Tag schaffte, glaubte ich eher weniger Zuschriften zu erhalten. Jedoch kamen so einige……
Eines Tages erreichte mich eine Mail, die meine Aufmerksamkeit besonders erregte. So lernte ich einen lieben Nürnberger kennen.

Uns verband vieles. Vor allem aber, dass wir beide unseren Ex-Partner verloren hatten und damit alles weitere, unser Leben auf 0 gesetzt war und wir beide außer Kleinigkeiten nur noch unser Radel hatten. Darüber hinaus sind wir beide auch sehr sportlich und können gut auf vieles verzichten (z. B. Fernsehgerät). Dafür haben wir viele gute Bücher und kochen gerne gutes Essen und genießen. Wir leben nun bereits ein halbes Jahr zusammen und erledigen alle unsere Einkäufe mit dem Rad, sogar jetzt im Winter bei Eis und Schnee.

Über das Radfahren haben wir uns kennengelernt und es besteht kein Zweifel daran, dass mein Leben aufgrund dieses umweltfreundlichen Fortbewegungsmittels eine sehr positive Wende erfahren hat und ich nun wieder sehr glücklich bin.

Alle Menschen, vor allem den einsamen, wünsche ich von Herzen, dass sie auch einen lieben Partner haben/finden, der die Freude am Radfahren mit ihnen teilt und sie gemeinsam einen Lebensstil pflegen können, der dem Leben auf unserer Erde gut tut, der sozusagen nachhaltig ist.

(Dieser Artikel erschien zuerst als Gruppen-Beitrag auf Utopia.de)

 

Janni empfiehlt: Förderverein Give and Give e.V.

 

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Fotos: Carsten Buchholz

 

Siehe auch weitere Beiträge in der Kategorie “Verkehr“:

Mein persönlicher Disclaimer Verkehr

Platzverbrauch

Nur durchwachsene Ergebnisse: Darmstadt in der ADFC-Fahrradklima-Umfrage

Halte nicht auf Radwegen – Danke!

Darmstadt: Mit Schnee gegen Radfahrer

Stiller Ritt am Mittwoch, 18. Mai 2016

Wie viele Klappräder passen auf einen Autoparkplatz?

Radentscheid Darmstadt

Ein Leben nur mit Radel ohne Auto…

Denn Radwege sind zum Parken da…  – Verkehrserziehungs-Tragikkomödie in drei Akten

Respekt: Mit 101 – Hessens ältester Radfahrer aus Reinheim

 Pranger für Radweg-Parker

 

 

 

 

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Freibad Moabit und die parlamentarische Praxis in Berlin

 

Polizisten und Taucher

Philip Schreiterer ist Volkswirt, Berliner und möchte ein Außenschwimmbecken in Moabit. Weil dieses Thema am 21.März auf der Tagesordnung des Berliner Abgeordnetenhaus stand, ist er dorthin gegangen. Hier sein Bericht:

 

War heute im Berliner Abgeordnetenhaus. Also bei den Menschen, die uns 3,5 Mio Berliner demokratisch vertreten. Es wurde über das Freibad Moabit diskutiert. Wobei die Formulierung sich schon falsch anfühlt. Es wurde krakelt und gefrotzelt, dazwischengerufen, aber das leider ohne Humor oder Berliner Schnauze. Alles eher abschreckend. Respekt und Toleranz, also die Werte, auf denen diese Stadt ihre Position in der Welt historisch und heute errungen hat, war nicht zu spüren.

Noch furchtbarer war die Qualität der Reden – eigentlich keine einzige, die auch nur halbwegs an Reuter, Weizäcker, Tucholsky oder andere erinnert, die diese Stadt geprägt haben.

Frau Hiller, Die Linke, schrie Skandal und Rücktritt, aber ging es ihr um das Freibad oder doch nur um gestotterte Attacken gegen Sportsenator Henkel? Der revanchierte sich mit SMS-Schreiben und Ignorieren der Rednerin. Vielleicht sogar angesichts der Rede verständlich, aber um die Sache ging es ihm auch nicht.

Fast schon angenehm dann der Ton von Dennis Buchner, SPD, aber wie man gleichzeitig für und doch gegen etwas sein kann, dass kann halt nur die SPD und deshalb leiden wir ja alle mit ihr, entweder aus Mitleid oder nur noch aus historischer Sympathie. Jedenfalls wurde nicht klar, warum die SPD zwar für das Schwimmbad ist, aber trotzdem dagegen stimmt.

Bezeichnend unser lokal gewählter SPD Direktkandidat, Herr Isenberg, der später bei der Abstimmung die Hand nicht für, dagegen oder bei den Enthaltungen hob. Schön immerhin, dass der Versammlungsleiter seine Stimme dann einfach als Gegenstimme zählte, also dieses absurde Verhalten entsprechend des Fraktionszwangs wertete (offiziell gab es null Enthaltungen, also zählte Isenbergs “Stimme” als Entscheidung gegen das Schwimmbad).

Martin Beck von B90/Die Grünen dann sachlich und mit vielen Fragen, aber da war Herr Henkel schon gegangen und die Luft raus. Wobei dies Peter Trapp von der CDU nicht davon abhielt, sich durch vollständige Unkenntnis zu blamieren. Das Freibad sei unrentabel, weil die Verhandlungen mit dem danebenliegenden Wellnessbad gescheitert wären. Lieber Herr Trapp, setzen, sechs. Oder bitte einfach in Zukunft stummer Hinterbänkler bleiben.

Andreas Baum von den Piraten sagte tolle Sachen, wie honoriert das Engagement der Bürger bzw. redet doch mal mit den Initiativen, aber man merkte ihm doch sehr an, dass er lieber twittert als redet.

Fazit (nach 3 Bier und 2 stärkeren Drinks): Wir sollten unsere Stadt nicht diesen Fuzzies, diesen fehlprogrammierten Typen überlassen… Entschuldigung, diese Partei ist ja zum Glück gar nicht mehr im Berliner Parlament vertreten.
Aber macht das einen Unterschied? Ich jedenfalls habe gerade Demokratie-Frust!

Nachtrag:

Nach ein paar Stunden Schlaf bin ich immer noch ernsthaft entsetzt. Und das hat nichts mit dem Ergebnis der Abstimmung zu tun, das stand im Vorfeld fest. Was mich immer noch fertigmacht war die Atmosphäre im Parlament, das Niveau der Zwischenrufe, das feiste Gebahren, also der Gesamteindruck. In mir steigen Bilder von Georg Grosz auf… Und dieses gruselige polemische Überziehen fast aller Redner/-innen. Es ging doch nur um ein Außenbecken, also keine existentielle Gefahr für Heimatstadt & Vaterland, den EURO oder Weltfrieden.

 

Mehr Infos zum Thema:

Fotos

Hintergrund

Beschlussprotokoll der AH Sitzung vom 21.März 2013 (das Plenarprotokoll mit den Reden liegt noch nicht vor)

 

 

 

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Menschengerechte Erziehung und Bildung

Bedürfnis angepasstes Bildungskonzept

von Marion Wolf

I) Anthropologische Voraussetzung

Der Mensch ist das höchst entwickelte Wesen auf Erden. Neben den angeborenen Instinkten und Verhaltensweisen höherer Tiere hat die Evolution mit unserem Großhirn ein neues Experiment gewagt:  Wir sind in hohem Maße lernfähig, kreativ und können unser Verhalten bewusst steuern. Dadurch verkürzt sich die Entwicklung unserer Spezies von Jahrmillionen auf einige Tausend Jahre. Je weiter die Menschheit entwickelt ist, umso schneller funktioniert das Fortschreiten, weil eine breitere Basis an Errungenschaften mehr Kreativität ermöglicht.

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Gedanken zur Bildungsungleichheit

Ein Gastbeitrag von Alex Soziol

Inhalt:
1 Die Utopie der Chancengleichheit
2 Soziale Selektivität im deutschen Schulsystem
3 Die Reproduktion sozialer Ungleichheit in der gesellschaftlichen Debatte
Literatur

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Was ist guter Unterricht?

Gastbeitrag von Bernd Sowa, Adolf-Reichwein-Schule Marburg

Der Zweck des Unterrichts ist es, Schüler zu bilden und auszubilden. Sollte das gelingen, dann war der Unterricht gut. Das klingt ganz einfach, ist es aber nicht, denn das Problem liegt in der Eigenart des Begriffs “Bildung”. Man muss sich also zunächst die Frage stellen, was ist Bildung und worin unterscheidet sie sich von Ausbildung? Bildung ist anders als Ausbildung, nämlich keine abhängige Variable. Sie erhält ihren Stellenwert also nicht, weil es technischen Fortschritt gibt oder weil es einen europäischen Arbeitsmarkt gibt und wir die Schüler darauf vorbereiten müssen. Bildung ist mehr.

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