Wir leben in besonderen Zeiten: Die Corona-Pandemie unterbricht unser alltägliches Leben in einer Weise, die wir nicht gewohnt sind. Solche Disruptionen sind aber (was viele Vergessen) historisch durchaus normal: Noch meine Großeltern haben nicht nur die Spanische Grippe, eine Hyperinflation und zwei Weltkriege erlebt.
Ich schreibe hier meine Erfahrungen, Beobachtungen und Gedanken aus dieser Zeit als Tagebuch nieder. Als Erinnerung – für mich (und vielleicht auch mal für meine Enkel). Und jeden, der mitlesen möchte.
Ich schreibe vereinfachend von “Corona-Virus”, meine damit jedoch die Unterart COVID-19 aka Coronavirus SARS-CoV-2 meine. Beachte: Es gibt andere Arten von Corona-Viren, die schon länger bekannt und teilweise erforscht sind.
Gute Quellen:
- Alle gesicherten Erkenntnisse zum aktuellen Corona-Virus (COVID-19 aka Coronavirus aka SARS-CoV-2): Steckbrief des Robert-Koch-Institut
- Statisitk: Eine gute Darstellung gibts auf der Corona-Seite der Süddeutschen Zeitung (runter scrollen) – sie ist nicht so abgesichert wie die des Robert-Koch-Institutes (die auf der offiziellen Meldepflicht beruht – siehe Hinweise dort, deren Zahlen dafür aber um 1-3 Tag hinter her hinken).
- Weitere Statistik-Quellen (Datenherkunft zum Teil unklar – daher ungeeignet für harte Schlussfolgerung, aber anschauliche Visualisierungen): World-O-Meter, 91-divoc, The Hammer and the Dance, Dein Pandemie-Fußabdruck (engl.), ncov2019.live, informationisbeautiful,
- Lokale Infos und Quellen für Dramstadt von Jacob Chromy (Danke!)
- NDR Corona-Update (Hintergrund-Infos, sehr gut, Podcasts – nur Audio)
Dieses ist der zweite Teil des Tagebuches, hier: Neueste Einträge stehen immer oben.
Weil diese Tagebuch zu groß wurde, um es mit der Blog-Software zu bearbeiten, mußte ich es in mehrere Teile aufteilen. Bisher existieren:
- Teil 1 (früher auf einer Seite, bis ich sie nicht mehr bearbeiten konnte und erst zerlegen mußte):
- Dieser Teil 2 (28.4.2020 -31.5.2020)
- Teil 3 – seit 1.6.2020
Sonntag, 31.5.2020
Im meiner Heimat Göttingen haben sich bei Groß-Familienfesten mindestens 35 Personen infiziert, eine Person ist im Krankenhaus und muß beatmet werden. 160 Personen ins in Quarantäne. 75 Personen waren der Aufforderung, sich testen zu lassen, nicht nachgekommen.
Samstag, 30.5.2020
COVID Underdogs: Mongolia – The best COVID-19 response in the world
Not only do they have zero deaths, they have zero local transmissions. Mongolia didn’t flatten the curve or crush the curve — they were just like ‘fuck curves’. In Mongolia, there simply wasn’t an epidemic at all. And no, they didn’t just get lucky. […] Mongolia executed a perfect public health response, and they have never let up the pressure since. COVID-19 did not just leave Mongolia alone. Mongolia kicked its ass.
Indi Samarajiva on Medium.com
Die Geschichte, wie die Mongolei den Virus einfach den Finger zeigte – sehr amüsant geschrieben (OK, keine Wissenschaft). Besonders:
Another thing I’ll note after talking to more people is that Mongolian people made this happen. In my country, for example, getting this level of compliance early in the epidemic would have been nearly impossible. For many reasons, Mongolian people felt responsible for each other, understood what was going on, and made this response happen.
Even today, with zero transmission, they have not let down their guard. On May 7th, they simulated a lockdown, conducting a drill involving 150,000 citizens and 3,500 officials. Again, they didn’t need to be locked down, they just wanted to be prepared.[…]
In medical terms, this is bad-ass. This is taking public health to the level of a martial art. Mongolia should be an inspiration to us all. […] We should all be getting advice from Mongolia and, if possible, some sheep.
Indi Samarajiva on Medium.com
Applaus für die Mongolei!!!
Trump zieht die USA aus der World Health Organisation (WHO) zurück. Wochen bevor die Deadline verstrichen ist, die er der Organisation selbst gesetzt hatte. Die USA sind der größte Finanzier der WHO.
Die Corona-Solidarität lässt nach? Das zeigen angeblich Ergebnisse einer Befragung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die der Süddeutschen Zeitung vorab vorliegen. Ich kann das allerdings aus den von der Süddeutschen vorghelegten Zahlen nicht herauslesen… war da der Wunsch nach einer guten Schlageile größer als die Fakten? Von „nachlassen“ kann schon deshalb keine Rede sein, weil es gar keine „Vorher-Nachher“ Befragung gibt. Richtig (und wenig überraschend) ist: Viele stimmen vor allem den Corona-Maßnahmen zu, die ihnen selbst nicht schaden. Aber immerhin deutlich mehr als 2/3 der Menschen (in allen Altersgruppen) stimmen der Aussage zu: „Es liegt in der Verantwortung des Staates, die Menschen so gut wie möglich zu schützen“ – was als generelle Unterstützung der Politik der Bundesregierung betrachtet werden kann.
Am deutschen Management soll China genesen: Hunderte deutsche Manager kehren mit Sonderflügen nach China zurück
Eigentlich gilt wegen der Pandemie praktisch für alle Ausländer ein Einreiseverbot ins Land. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, werden für Angestellte deutscher Unternehmen nun Ausnahmen gemacht.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+10 [Warum ich das weiter beobachte? Weil die Lockerungsmaßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt worden sind]: Ich denke, dass wir nun feststellen können, dass sich die Neuinfektionen auf niedrigem Niveau stabilisiert haben (bedenke dabei: auf jede regisiterierte Neuinfektion kommen rund das 10-fache an nicht entdeckten Neuinfektionen). Zwar noch hoch genug, dass es schnell wieder zu einer Ausbreitung massiven Ausbreitung kommen kann – aber gering genug, sodass diese von den Gesundheitsämtern direktverfolgt und ihnen mit spezifischen Gegenmaßnahmen begegnet werden kann.
Persönlich heißt das, dass sich (außer die Risikogrupppen selbst natürlich) niemand mehr bei persönlichen Kontakten hinsichtlich der Nähe beschränken muss – aber weiterhin bei der Anzahl zurückhaltend sein sollte. In der Öffentlichkeit (da wo potentiell Infizierte nicht identifiziert werden können) sollte weiterhin Abstand gehalten und Maske getragen werden. Große Veranstaltungen bergen weiterhin das Risiko zu Virenschleuidern zu werden.
Bedauerlich ist, dass die RKI Gesamt-Zahl aufgrund der technischen Unfähigkeit einzelner Gesundheitsämter unbrauchbar ist (hoffen wir, dass das nicht auch mit medizinischer Unfähigkeit korreliert) – aber zum Glück haben wir eine Datenalternative und die Zahlen der davon nicht betroffenen Bundesländer sind ja trotzdem hilfreich. Aber auf das vom RKI geschätzte R würde ich derzeit nix geben.
Freitag, 29.5.2020
Christian Drosten hält zweite Infektionswelle für vermeidbar: Mit dem aktuellen Wissen über das Virus könnte Deutschland einem zweiten Shutdown entgehen:
Die Wissenschaft habe inzwischen ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens, sagte Drosten. Man wisse nun mehr darüber, wie sich das Virus verbreite – und zwar über wenige sogenannte Superspreader, die es an viele Menschen weitergäben. „Und ein solches Infektionsgeschehen kann man besser kontrollieren als eine gleichförmige Ausbreitung unterm Radar, wie wir das am Anfang angenommen haben“, sagte Drosten. Auch viele der derzeit in Deutschland bereits geltenden Maßnahmen verhinderten laut dem Virologen mögliche Superspreading-Events. Angenommen werde inzwischen, dass der Großteil der Infizierten nur sehr wenige oder keine anderen Menschen anstecke. […]
Die Zeit
Zustimmung erhält Drosten von dem Bonner Virologen Hendrik Streeck. Auch er glaube nicht, dass Deutschland eine gewaltige zweite Corona-Welle erlebt. Er vermute, dass es immer wieder lokale Ausbrüche geben werde.
Zum gleichen Thema: Virologe Christian Drosten im SPIEGEL-Gespräch.
Schnauze voll von Corona? Hier sind 29 andere Dinge, über die Sie sich Sorgen machen können
Felix Günther, Andreas Bender, Katharina Katz, Helmut Küchenhoff, Michael Höhle (2020) Nowcasting the COVID-19 Pandemic in Bavaria
Helmut Küchenhoff, Felix Günther, Andreas Bender, Michael Höhle (2020): Analyse der Epidemischen Covid-19 Kurve in Bayern durch Regressionsmodelle mit Bruchpunkten (Fassung 07.05.2020)
Lockerungs-Count-Down 2: L2+9 [Warum ich das weiter beobachte? Weil die Lockerungsmaßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt worden sind]: Erhöhungen in einzelnen Bundesländern sind weiterhin in dem Bereich, der durch Einzelereignisse erklärt werden kann – weiterhin keine Trandumkehr duch die Lockerungsmaßnahmen, die jetzt Wirkung zeigen sollten.
Donnerstag, 28.5.2020
Lockerungs-Count-Down 2: L2+8 [Warum ich das weiter beobachte? Weil die Lockerungsmaßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt worden sind]: Auch wenn die Zahlen heute etwas technisch instabil sind (Jörg Heléne regt sich über die „sturen Statistiker auf – die SZ Statistik ist gegen solche Ausrutscher deutlich robuster) kann ich trotz leichten Erhöhungen (die auch noch Nachmeldungen vom langen WE sein könnten) in einigen Budesländern (die durch die Datenpanne in BaWü** nicht in der RKI Gesamtzahl sichbar werden) dennoch insgesamt keine Trendumkehr beobachten.
Mittwoch, 27.5.2020
Jörg Heléne schreibt: „Heute ist die Inzidenz in Darmstadt auf 0 gesunken. Seit 7 Tagen gab es keinen bestätigten Fall. Natürlich darf man deswegen nicht völlig unvorsichtig werden. Zum einen ist es unwahrscheinlich, dass es keinen unentdeckten Fall gibt, zum anderen hat der Landkreis 13 Fälle in den letzten 7 Tagen gehabt und es ist klar, dass auf diesem Weg auch Fälle in die Stadt einwandern. Von Leuten, die in Frankfurt arbeiten, und es daher holen, ganz zu schweigen. Dennoch: Wenn nicht jetzt etwas entspannen, wann dann?“ Quelle: https://darmundestat.wordpress.com/2020/05/27/inzidenz-0/
Eine alte Freundin schrieb mir folgendes aus Indien:
Did 40 days intensive meditation retreat in silence in my new home which was very good for my inner peace and happiness, independently of what’s going on around. As it happened to also be FULL lockdown here I had it very quiet. Now all has changed. Neighbours are much more conscious of noise and light and bed times and the nature around. We now live sooo much more harmony here. Garden is flourishing, community is growing closer together, Goa Outreach charity is VERY active helping all in need as much as possible. Feeling very grateful for EVERYTHING!
Corona-Virus vom Tier zum Mensch in Holland: China steht in der Kritik, weil der Corona-Virus dort angeblich vom Tier auf den Mensch übergesprungen ist. Die Wahrheit ist: Das hätte überall passieren können – jetzt ist es in Holland passiert (und nachgewiesen): Auf einer Nerz-Farm ist der Virus von Nerzen, die dort für die Fell-Produktion gezüchtet werden auf mindestens einen – möglicherweise drei Mitarbeiter übergesprungen.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+7: Die befürchtete Welle der Nachmeldungen von Fällen vom langen Wochenende ist ausgeblieben – im Gegenteil – die Zahl der Neuinfektionen sinkt weiter und hat sich ggü. den Zahlen von vor einer Woche ungefähr halbiert. Ich denke es kann damit festgestellt werden, dass die Lockerung (L2) bisher keinen nennenswerten negativen Effekt auf die Neuinfektionen in Deutschland hatten.
Damit lernen wir auch etwas sehr wichtiges über den Virus (was so vorher nicht klar war):
- Hauptinfektionsweg sind die beim Sprechen aus dem Mund geschleuderten Aerosole, die den Gegenüber direkte infizieren können – Abstand bei Sprechen, Gesichtsschutz und Reduktion der Zahl der persönlichen Kontakte sind effektive Maßnahmen dagegen.
- Die Anreicherung der Aerosole in der Luft in geschlossenen Räumen könnte bei längerem Aufenthalt die zweitwichtigste Infektionsquelle sein (es gibt zahlreiche Indizien dafür) – wobei da auch der Abstand ggf. nicht hilft. Vermutlich sind die Mengen aufgenommenen der Viren zwar gering, aber überschreitet mit zunehmender Dauer den fürs Immunsystem kritischen Schwellenwert – Maßnahmen: Wenig Leute in geschlossenen Räumen, gut Lüften (ohne Zug), Vermeidung von größeren Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, kurze Dauer, mit der Dauer steigender Abstand, Home Office, Online-Meetings.
- Von der kurzen, rein physikalischen Nähe geht kaum eine Ansteckungsgefahr aus, wenn Gesichtsmasken getragen werden. Mit (korrekt getragenen) Gesichtsmasken und Abstands sind komplette Geschäftsschließungen und Ausgangssperren überflüssig.
- Schmierinfektionen scheinen (wenn auch im Einzelfall nicht ausgeschlossen) für den pandemischen Verlauf keine große Rolle zu spielen.
- Genauso bergen einzelne physikalische Kontakte zwar ein Ansteckungs-Risiko – deutlich relevanter für die pandemische Ausbreitung ist jedoch das Verhalten von sogenannten Super-Spreadern, die viele Kontakte pflegen und sich dabei nicht an die Vorsichtsregeln halten.
Fazit: Das Pflegen von sozialen Kontakten (mit körperlicher Nähe) ist – auch außerhalb des eigenen Haushaltes – kein Problem, solange es sich auf wenige, gleich bleibende Kontakte beschränkt. Also Leute, nehmt euch wieder in den Arm! Genauso wird auch bei einer zweiten Welle keine völliger Lockdown mehr nötig sein – sondern ggf. nur eine Erhöhung der Abstände. Größere und längere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen aber bleiben vermutlich für längere Zeit ein Problem – was insbesondere für die Kunst- und Kulturszene dramatisch ist. Hier sind staatliche Hilfen und neue Einkommenswege dringend notwendig. Auf Gesichtsmasken sollten wir in nächster Zeit weder verzichten noch bei ihrem Tragen nachlässig werden.
Dienstag, 26.5.2020
Meine Überlegungen zum Leiden unter Einsamkeit in der Corona-Krise und wie das langfristig zu vermeiden wäre: Einsamkeit kommt von Individualismus
Gedankensplitter:
Der FDP-Chef Lindner war neulich in Berlin im Restaurant essen. Am späteren Abend wurde er dann vor dem Lokal dabei fotografiert, wie er zum Abschied einen Kumpel umarmte – einen Unternehmer aus Sachsen, der im Nebenjob als Honorarkonsul für Weißrussland arbeitet. Dafür wurde er scharf kritisiert. Kritisiert wegen Corona!
Nicht, weil er den Honorarkonsul einer Diktatur umarmte. DAS scheint in Deutschland OK (für die FDP normal) zu sein.
Inspiriert durch eine Kolume auf Spiegel.de
Aus Fehlern lernen: Baptisten-Gemeinde – Gottesdienst-Besucher sangen und trugen keine Schutzmasken – Über 100 Covid-19-Infektionen in den Familien und der Gemeindevorsteher liegt im kritischen Zustand im Krankenhaus. Ich berichtete ja neulich bereits über den Fall – ich will ihn hier noch mal aufgreifen – nicht um zu schimpfen, sondern um zu analysieren, was da schief gelaufen ist.
Dem oben verlinkten Bericht der Hessenschau ist zu entnehmen, dass zwar (angeblich) Abstand gewahrt wurde und Desinfektionsmittel vorhanden war – aber keine Masken getragen wurden (war nicht Vorschrift, wäre aber wohl klug gewesen) und gesungen wurde. Die Wirksamkeit von Gesichtsmasken habe ich ja ausführlich diskutiert – und es gibt in der Presse reichlich Hinweise, dass Gesang die Virus-tragenden Aerosole deutlich weiter transportiert als einfaches Sprechen und dass dann die normalen Abstände nicht ausreichen. Angaben zur Belüftung des Raumes und zur Dauer des Gottesdienstes habe ich nicht gefunden – aber aus diversen Quellen ist zu schließen, dass ein gute Belüftung das Risiko minimiert, es dagegen mit zunehmender Dauer einer Veranstaltung deutlich ansteigt (Gottesdienste und Fußballspiele als ein inzwischen etabliertes Muster für erfolgreiche Ansteckungen).
Allerdings habe ich aber auch (aus unbedingt nicht vertrauenswürdiger Quelle 1 erfahren, dass zahlreiche Gottesdienstbesucher:innen nach dem Gottesdienst nah beieinander vor der Tür gestanden und geredet hätten. Falls das zutreffen sollte, ist natürlich jede Diskussion um Gesang und Masken im Gottesdienst überflüssig – ohne Abstand (und Masken) miteinander zu reden scheint, nach bisherigen Erkenntnisse, der sicherste Weg zu sein, den Virus zu übertragen. Wollen wir hoffen, dass niemand stirbt – da hätten die Teilnehmer:innen wohl schwer dran zu leiden. Zumal ja noch nicht bekannt zu sein scheint, wer der Super-Spreader war, der alle anderen infiziert hat.
Prag öffnet sich, doch der Tango-Tänzer und DJ Thómas Kohl wird (vorerst) seiner Leidenschaft fern bleiben. Hier seine Gründe: Why I am not going to a milonga anytime soon
Jörg Heléne gehörte von Anfang an zu den (sachlichen) Kritikern von harten Lockdown Maßnahmen:
Diese Rücksicht auf persönliche Lebenssituationen, die der Staat nicht in Verordnungen einbeziehen kann, hat zu Beginn der Krise eindeutig gefehlt. Und unter diesem Aspekt bleiben die harten Maßnahmen zu Beginn kritikwürdig. Wer das mit einem jetzt unbelegt postulierten „Präventionsparadoxon“ wegerklären will, macht es sich zu leicht.
Jörg Heléne
Ich bin da anderer Meinung. Ein Gesetz kann individuelle Situationen nie abbilden, denn ein Gesetz muss allgemeingültig sein. Und mit den in Deutschland ergriffenen Maßnahmen wurde die Pandemie in den Griff bekommen – ob das in Deutschland auch anders möglich gewesen wäre – ist eine müßige, nicht nachzuweisende Frage. Aber es gibt kein starkt betroffenes Land, das den Virus ohne solche Maßnahmen in den Griff bekommen hätte. Wenn es aber darum geht, wie es weitergehen soll, würde ich diesen Ausführungen von Jörg zustimmen:
Den Virus kann man nicht wegzaubern, Menschen kann man nicht dauerhaft von ihren sozialen Kontakten trennen, also müssen wir mit einer geringen Anzahl Neuinfektionen jeden Tag leben. Je eher jeder das Unvermeidliche akzeptiert, desto weniger Schaden richten wir an. In diesem Rahmen sollten wir uns so normal wie möglich verhalten.
Es macht auch nicht viel Sinn, sich wieder mit Freunden zu treffen, aber dann krampfhaft 2 Meter Abstand halten. Das wird in der Praxis so oder so nicht auf Dauer funktionieren. Lieber sich an der Stelle etwas mehr Normalität gönnen, um die Dinge, die leicht auch über Monate hinweg durchzuhalten sind (z.B. diesen Abstand gegenüber Fremden halten), konsequenter umzusetzen. Das braucht Konzentration und Fokussiertheit. Beides kann man aber nur haben, wenn man auch Phasen der Entspannung hat. Und damit diese Phasen der Entspannung nicht unkontrolliert auftauchen, sollte man sie bei sich selbst dort zulassen, wo sie einem besonders wichtig sind. Wo das ist, kann aber nur jeder selbst für sich persönlich entscheiden.
Jörg Heléne
Ich würde aber hinzufügen: Das muss im Einklang mit einer engen Verfolgung von neuen Infektionsketten und einem lokalen Lockdown dort erfolgen, wo der Virus außer Kontrolle zu geraten droht. Da das nicht nur (im Zweifel anderen Interessen folgenden) Lokalfürsten überlassen werden darf, brauchen wir dort klare Regeln, die auch zwischen Einzelfällen und generellen Entwicklungen unterscheiden.
Russland & Corona: Es hätte Putins Jahr werden sollen – jetzt wackelt er. Ein Überblick über die Auswirkungen des Virus in der russischen Föderation.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+6
Deutschland-weit ist die Zahl der getesteten Neuinfektionen weiter klar unter der von Dienstag vor einer Woche (was aber immer noch am langen Wochenende liegen kann). Zum ersten Mal kann ich jetzt auch die Werte für einzelne Bundesländer vergleichen. Einen signifikanten Anstieg kann ich höchstens in Niedersachsen, Saarland und Brandenburg erkennen – aber auch der läßt sich mit statistischen Schwankungen oder Einzelereignissen erklären und (noch) nicht als Tend bezeichnen. Wichtiger Hinweis von Jörg Heléne: „Die Zahlen [sind] mittlerweile so niedrig sind, dass auch kleinere lokale Ausbrüche die Statistiken überproportional versauen.“
Montag, 25.5.2020
Nicht vergessen: Heute ist 25. Mai – Towel Day!
Mein Lieblings-Blog schreibt dazu:
Es ist Towel Day und immer noch ist ein Handtuch so ziemlich das Nützlichste im Universum, das man mit sich herumtragen kann. Dieses Jahr haben intergalaktische Forscher sogar herausgefunden, dass sich ein Handtuch vor das Gesicht zu binden nicht nur vor dem gefräßigen Plapperkäffer von Traal schützt, sondern auf einigen Planeten sogar den Einkauf von Waren oder den Transport mit bestimmten Formen der Massenverkehrsmittel überhaupt erst ermöglicht. In diesem Sinne: […]
Darmundstadt
Don’t Panic!
Habeck fordert Wahlrecht mit 16 wegen „politischer Reife“
Grünen-Chef Robert Habeck hat das Verhalten von Jugendlichen in der Corona-Zeit gelobt und will sie durch ein Wahlrecht ab 16 Jahren stärker beteiligen. Es sei „absolut vorbildlich, wie sich die junge Generation seit inzwischen mehr als zwei Monaten verhält, wie sehr sie sich um die Älteren sorgt und welche Solidarität sie ihnen entgegenbringt“, sagte Habeck im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Diese politische Reife müssen wir anerkennen. Ich finde, das Wahlalter sollte auf 16 Jahre gesenkt werden, und zwar schon für die nächste Bundestagswahl“, so Habeck. (afp)
taz, Corona Ticker 1.02 Uhr
In 40 anderen Ländern gibt es bereits eine Corona-App. In Deutschland ist sie fertig, wenn sie nicht mehr gebraucht wird. Aber dafür dann perfekt. Weil SAP sie programmiert.
Coronakrise führt im März zu Tiefstand bei Verkehrstoten
Wegen der Einschränkungen in der Pandemie ist die Zahl der Verkehrstoten auf Deutschlands Straßen im März auf einen Tiefstand seit der Wiedervereinigung gesunken. Bei Unfällen kamen 158 Menschen ums Leben, im März 2019 waren es noch 234 Verkehrstote, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte. Seit Mitte März seien deutlich mehr Menschen zu Hause geblieben, was sich auch im Straßenverkehr bemerkbar gemacht hatte.
„Noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 wurden in einem Monat weniger Menschen bei Verkehrsunfällen getötet als im März 2020“, hieß es in dem Bericht des Statistikamts. In der Regel sterben monatlich den Angaben einer Sprecherin zufolge mehr als 200 Verkehrsteilnehmer. Insgesamt registrierte die Polizei im ersten Quartal 2020 rund 564 000 Verkehrsunfälle, das entspricht einem Rückgang von 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. (dpa)
taz, Corona Ticker 11.35 Uhr
Eine Stimme, die die Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen sehr bedauert:
Kann ich bitte den lockdown zurück haben? Ja. Ich bin mal komplett egoistisch und denke nicht an die alleinerziehende Großstadt–Mami, die sich den 3–Zimmer–Plattenbau mit drei Kindern teilen muss. Verkehr wieder wie eh und je, gefühlt natürlich schlimmer nach der Pause. Sogar am Sonntag. Als hätten alle schon in den Startlöchern gestanden und als Erstes nach den Kontaktbeschränkungen ihre Karren angeschmissen um damit einfach so rumzudüsen. Sogar auf der Landstraße, massenhaft Autos, auch später noch. Hatten die als Kinder alle kein Go–kart…? Oh Mann. Ich komm‘ damit nicht zurecht. Gar nicht. Null. Nada.
Autor: Wes Bound
Übersprung vom Tier auf den Menschen: Ein Nerz hat Menschen angesteckt (in den Niederlanden)
In den Niederlanden hat sich offenbar ein weiterer Mensch bei einem mit dem Coronavirus infizierten Nerz angesteckt. Das Agrarministerium teilt mit, es sei auf einen zweiten Fall gestoßen, bei dem wohl von einer solchen Ansteckung auszugehen sei. Gleichzeitig bekräftigt Ressortchefin Carola Schouten in einem Brief ans Parlament, dass außerhalb der Farmen, in denen Nerze wegen ihres Fells gezüchtet werden, das Risiko einer Übertragung von Tier auf Mensch nach Einschätzung des Nationalen Gesundheitsinstituts vernachlässigbar sei. Den ersten Verdachtsfall hatte die Regierung vergangene Woche gemeldet.
taz, Corona Ticker 12.49 Uhr
Wenn ein Verharmloser den Anderen ausgrenzt, weil der zu viele Infektionen habe: USA verbieten Einreisen aus Brasilien. Nur in den USA gibt es mehr gemeldete Covid-19-Fälle als in Brasilien. Die amerikanische Regierung will Reisende aus dem Land deshalb vorzeitlich unbegrenzt nicht mehr reinlassen.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+5: RKI meldet neue Mini-Werte nach einem super-langen Wochenende – hoffen wir, dass die Nachmeldungen in den nächsten Tagen das positive Bild nicht zerstören:
Studie: 41 Todesfälle womöglich auf Champions-League-Spiel zurückzuführen
Dutzende Todesfälle durch das Coronavirus in Großbritannien sind laut einer Studie möglicherweise auf das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Liverpool und Atlético Madrid am 11. März zurückzuführen. Die Datenanalysefirma Edge Health schätzt, dass 41 Todesfälle mit dem Fußballspiel in Verbindung stehen, wie die Zeitung Sunday Times am Sonntag berichtete. Das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League war vor 52.000 Stadionbesuchern ausgetragen worden. Rund 3.000 spanische Fans waren dafür angereist. Es war das letzte größere Fußballspiel, das in Großbritannien vor Verhängung der allgemeinen Corona-Restriktionen stattfand. (afp)
taz, Corona Ticker 0.56 Uhr
Sonntag, 24.5.2020
Alles andere als harmlos: Das Coronavirus ist ein gefährlicher Alleskönner
„Den Weg in die verschiedenen Organe ebnet ihm das Enzym ACE2 – der Rezeptor, an den das Coronavirus auf der Oberfläche von Zellen bindet, um in ihr Inneres zu gelangen und sie zur Produktion weiterer Viren zu zwingen. Ein großer Vorteil für den Eindringling ist es, dass dieser spezielle Rezeptor nicht nur in großer Zahl auf den Lungenzellen sitzt, sondern auch in vielen anderen Organen und auf den Innenwänden der Gefäße zu finden ist.“
Mehr: Frankfurter Rundschau
The front page of The New York Times for May 24, 2020:
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher ist Notfallmedizinerin. Im Interview spricht die Grüne über die anhaltende Gefahr des Coronavirus, die Auswirkungen des Lockdown – und die Rolle ihrer Partei.
Roche-Antikörpernachweis im Check Vertrauen ist gut, Kontrolle nicht möglich – Roche hat einen neuen Antikörpertest vorgestellt und Deutschland Millionen Kits versprochen. Doch wie der weltgrößte Pharmakonzern das Verfahren getestet hat, bleibt vorerst Firmengeheimnis. Meine Meinung: Nicht gut. Nicht vertrauenswürdig.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+4: Wegen Wochenende sind wie zu erwarten fast überall die Zahlen niedrig. Was jedoch auffällt: Die Sonntagszahlen (Deutschland-weit – für die Bundesländer habe ich ja erst Dienstag mit dem Tracking begonnen) sind trotz der Lockerungen niedriger als am Sonntag vor einer Woche – das kann aber auch am Donnerstag-Feiertag und Brückentag am Freitag liegen, was natürlich den Meldeverzug vergrößert haben könnte.
Samstag, 23.5.2020
Gott hat sie nicht geschützt: In Frankfurt am Main sind nach einem Gottesdienstbesuch mehr als 40 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
Der Gottesdienst sei am 10. Mai gewesen. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende der Gemeinde der Evangeliums-Christen-Baptisten, Wladimir Pritzkau betonte, dass dabei „alle Regeln eingehalten“ worden seien. Es habe Desinfektionsmittel gegeben, der vorgeschriebene Abstand sei beachtet worden.
Trotzdem gibt es 13 Tage später (Infektionszeit + Meldeverzug) unter den Teilnehmern 40 Infizierte (davon 13 aus Hanau) – eine Person davon liegt schon im Krankenhaus.
Update 0:30 Uhr: Inzwischen liegen 6 Personen in verschiedenen Krankenhäusern.
Angeblich wurden beim Gottesdienst keine Masken getragen (Quelle: HR-Info-Radio).
Künstlerhilfe: nur ein Marketing-Gag – nachdem ich das schon von mehreren Stimmen gehört habe, hier der Link zu einem Statement der Grünen zum Thema.
In Niedersachsen ist könnte es bei einem Restaurantbesuch zu einer Übertragung gekommen. Es scheinen sich in Niedersachsen mindestens sieben Menschen mit dem Coronavirus infiziert zu haben, die alle am 15. Mai im gleichen Lokal gegessen haben.
Thüringen: Ramelow will die Landes-weiten Corona-Beschränkungen beenden
„Ab 6. Juni möchte ich den allgemeinen Lockdown aufheben und durch ein Maßnahmenpaket ersetzen, bei dem die lokalen Ermächtigungen im Vordergrund stehen“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) der Thüringer Allgemeinen. Die Details sollen nach Angaben einer Regierungssprecherin in der Kabinettssitzung am Dienstag beraten werden.
Das es in der Überschrift der SZ heißt: „will Corona-Beschränkungen beenden“ ist natürlich falsch und schlechter Journalismus.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+3: Wegen Wochenende sind wie zu erwarten fast überall die Zahlen niedrig.
Freitag, 22.5.2020
Erste Corona-Fälle in Deutschland: Die unglückliche Reise von Patientin null
Ende Januar brachte eine Geschäftsreisende das neue Coronavirus erstmals nach Deutschland. 16 Menschen infizierten sich in der Folge. Forscher haben die Ansteckungsketten nun im Detail nachvollzogen.
How Many Will Die for the Dow?
In a pandemic, Trump is reverting to type. – By Paul Krugman
Will Hot Weather Kill the Coronavirus Where You Live? Eine Studie untersucht den Effekt von hohen Temperaturen auf den Virus
“At the end of the day, this whole effect from weather and pollution is still pretty minor,” said Mohammad Jalali, an assistant professor at Harvard Medical School and one of the study’s authors. “No government should rely on the effect of the weather.”
The study, conducted by researchers at six academic institutions, found that warm weather could play a small role in slowing the virus in at least a few places and for a few months. In some of the hottest cities in the United States, like Phoenix, high temperatures could drive down the rate of infections by over 40 percent. In parts of India and Pakistan, conditions during the hotter months could make the virus less than half as likely to infect new hosts.
For regions facing cold, bitter winters, weather has the opposite effect, increasing the rate of infections and making it even harder to control the virus.
NY Times
Coronavirus in Afrika: Die langsame Pandemie
In Afrika entstehen immer mehr Corona-Hotspots. Eine neue Studie der WHO besagt dennoch, dass sich das Virus auf dem Kontinent weniger schnell ausbreiten wird als im Rest der Welt.
Lockerungs-Count-Down 2: L2+2: Wegen des gestrigen Feiertages sind wie zu erwarten fast überall die Zahlen niedrig. Dennoch fällt auf, dass das RKI zur ersten Mal aus keinem Bundesland dreistellige Zahlen gemeldet hat. Allerdings ist die Gesamtzahl beim RKI höher als nach „normalen“ Wochenenden. Was noch auffällt: Während die Zahlen in den „Big 3“ (Bayern, NWR und BaWü) weiter fallen, scheint die Bekämpfung es Corona-Virus in allen anderen Bundesländern zu stagnieren (auch hier in Hessen).
Donnerstag, 21.5.2020
Bei Hamstern wurde die Wirkung von Gesichtsmasken gegen den Corona-Virus nachgewiesen. Bei Menschen (so meine Analyse) auch.
In den USA ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen auf hohem Niveau erstmalig seit ca. 1 Woche wieder angestiegen – ist es wegen der Proteste und Lockerungen, oder weil das Testing endlich ausgeweitet wurde? Passend:
In Schweden sind die Vertreter des dortigen Kurses (nach 3,871 Toten) verblüfft:
Einer Prognose der schwedischen Gesundheitsbehörde zufolge hätten bis sich bis zum 1. Mai eigentlich 25 Prozent der Hauptstadtbewohner angesteckt haben sollen. Der Mathematik-Professor Tom Britton, der bei der Entwicklung des Prognosemodells geholfen hatte, sagte der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter: „Das bedeutet entweder, dass die Berechnungen, die die Gesundheitsbehörde und ich selbst angestellt haben, falsch sind – was durchaus möglich ist. Aber wenn das der Fall ist, ist es schon überraschend, wie falsch sie sind.“ Die andere Möglichkeit sei, so Britton, dass sich mehr Menschen infiziert als Antikörper entwickelt hätten.
Bei lediglich 7,3 Prozent der Einwohner Stockholms wurden bis Ende April Antikörper auf das Coronavirus nachgewiesen.
Lockdown Delays Cost at Least 36,000 Lives, Data Show
Dadurch, dass die USA ihren Lockdown erst Mitte März umgesetzt haben, sind sehr vieleMenschen gestorben, die sonst noch Leben würden – das schätzen jedenfalls Wissenschafter der Columbia University:
United States had begun imposing social distancing measures one week earlier than it did in March, about 36,000 fewer people would have died in the coronavirus outbreak, according to new estimates from Columbia University disease modelers. And if the country had begun locking down cities and limiting social contact on March 1, two weeks earlier than most people started staying home, the vast majority of the nation’s deaths — about 83 percent — would have been avoided, the researchers estimated. Even small differences in timing would have prevented the worst exponential growth, which by April had subsumed New York City, New Orleans and other major cities, researchers found
New York Times
New York State is investigating 159 cases of a new life-threatening childhood illness that appeared related to the virus, the governor said. The number is up more than 50 percent since early last week. NYTimes-Live Updates
Lockerungs-Count-Down 2: L2+1: Die Lage ist uneinheitlich – in manchen Bundesländern haben wir leicht gestiegene Zahlen, in anderen weiter leicht gesunkene. Durch den Feiertag wird die Lage zusätzlich unübersichtlich. Bisher gibt jedenfalls keine Anzeichen, dass die „Lockerungen zwei“ die Zahl der Infizierten in Deutschland relevant erhöht hat.
Mittwoch, 20.5.2020
Risikogruppen in der Corona-Krise:“Ich gehe nur noch raus, wenn es regnet“
Ihre Freunde können sich bald schon wieder im Biergarten treffen, doch Risikopatientin Margarete Langowski (28) muss in der Isolation ausharren. Wie geht es ihr damit?
Corona-Maskenpflicht – hat die was gebracht?
Am 27.4.2020 kam die Maskenpflicht. Nachdem nun die Inkubationszeit und mögliche Meldeverzögerungen vorbei sind, ist es an der Zeit, zu beurteilen, ob die obigen Argumente gegen eine Maskenpflicht stichhaltig sind. Hier meine Analyse zum Thema. Besser wäre natürlich so eine Analyse: Inferring change points in the spread of COVID-19 reveals the effectiveness of interventions (hier für die Bewertung des initialen Lockdowns).
Brasilien: Mehr als tausend Corona-Tote binnen 24 h
Brasilien ist nach den USA und Russland derzeit am schwersten von der Corona-Pandemie betroffen. Erstmals waren hier 1179 Todesfälle an einem Tag zu beklagen – die Dunkelziffer soll immens sein.
Virus Raged at City Jails, Leaving 1,259 Guards Infected and 6 Dead
Correction officers in New York City live in fear of bringing the virus home to families.
Im Netz gefunden:
„Stell dir für einen Moment vor, du wärst im Jahr 1900 geboren. Wenn du 14 Jahre alt bist, beginnt der 1. Weltkrieg und endet, wenn du 18 wirst mit 22 Millionen Toten weltweit. Kurz darauf beginnt die weltweite Pandemie der Spanischen Grippe mit 50 Millionen Todesopfern. Sie dauert an, bis du 20 Jahre alt bist.
Wenn du 29 wirst, beginnt die Weltwirtschaftskrise mit dem Börsencrash in New York. Die Folge sind Inflation und Massen-Arbeitslosigkeit. Wenn du 33 Jahre alt bist, gelangen die Nazis an die Macht. Wenn du 39 bist, beginnt der 2. Weltkrieg und dauert an, bis du 45 bist. Er kostet 60 Millionen Menschen das Leben. Im Holocaust werden 6 Millionen ermordet. Wenn du 52 Jahre alt bist, beginnt der Koreakrieg. Wenn du 64 bist, beginnt der Vietnamkrieg, der endet, wenn du 75 Jahre alt bist.
Ein Kind im Jahr 1985 dachte, dass Oma und Opa keine Ahnung haben wie schwer die Schule heutzutage ist. Diese Großeltern haben mehrere Kriege überlebt.Heute befinden wir uns mit allen Bequemlichkeiten der modernen Welt in einer neuen Pandemie. Die Menschen beklagen sich, weil sie mal ein paar Wochen das Haus nicht verlassen sollen. Sie haben Strom, Handys, genug Essen, warmes Wasser und ein sicheres Dach über dem Kopf. Sie demonstrieren gegen ein paar wenige Einschränkungen. Ja, es sind wenige Einschränkungen, wenn man einmal für einen kurzen Moment die Perspektive wechselt. Geschäfte und Unternehmen erhalten Hilfen vom Staat (zumindest manche… eigene Anmerkung). All dies gab es in früheren Zeiten nicht und doch haben die Menschen sie überstanden und ihre Lebensfreude nicht verloren. Heute beklagen sich die Menschen, weil sie im Supermarkt Masken tragen sollen.
Ein Perspektivwechsel kann Wunder wirken.“
Carbon emissions dropped 17 percent globally amid coronavirus
“Globally, we haven’t seen a drop this big ever, and at the yearly level, you would have to go back to World War II to see such a big drop in emissions.“
Lockerungs-Count-Down 2: L2-0
Ab heute könnten erstmals (frühestens) Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar werden.
Da die Lockerungen nun Länder-spezifisch sind, ist es natürlich besonders reizvoll, zu schauen, wie sich die Zahlen in den Ländern entwickeln. Die beteiligten Institution stellen M.W. keine historischen Zahlen bereit, daher notiere ich mir die hier fortlaufend.
Reminder: Die Bundesländer mit den vorlautesten (Unions-) Ministerpräsidenten stehen weiterhin am allerschlechtesten da:
Dienstag, 19.5.2020
3-D Animation der Süddeutschen über die Wirkung von Abstand und Masken
Filme: „Die Unfassbaren – Now You See Me“ und „Die Unfassbaren 2 – Now You See Me 2“
Aber nicht nur beim Husten und Niesen entstehen diese Tröpfchen. Auch beim ganz normalen Ein- und Ausatmen. Sogar beim Sprechen. Amerikanische Forscher konnten das mit einer Lasermessung zeigen. Der Satz „Stay Healthy!“ produziert kleine Tröpfchen, am stärksten beim „th“. Je lauter dieser Satz gebrüllt wird, umso mehr. Dass die Lautstärke einen Einfluss auf die Zahl der ausgestoßenen Tröpfchen hat, konnten auch schon andere Studien zeigen. Die Menge der Tröpfchen soll laut einer Studie von 2009 beim Sprechen sogar ähnlich hoch sein, wie beim Husten.
Süddeutsche Zeitung
Grüne: Schluss mit Billigfleisch
Parteichef Robert Habeck hat ein Positionspapier verfasst, das neben grundlegenden Veränderungen in der Fleischindustrie auch einen Mindestpreis für tierische Produkte fordert. Anlass ist die Häufung von Covid-19-Fällen in Schlachtbetrieben.
In Habecks Positionspapier ist von „dramatischen Problemen der Agrarindustrie“ die Rede. Den Preis für Deutschlands ungewöhnlich niedrige Fleischkosten zahlten Arbeiterinnen und Arbeiter in Schlachtfabriken: „Sie schuften zu miserablen Arbeits- und Lohnbedingungen, hausen in katastrophalen Unterkünften, der Schutz ihrer Gesundheit steht hintenan.“ Bis zu 90 Prozent der Beschäftigten hätten Werkverträge mit Subunternehmen, die oft nur Briefkastenfirmen seien und bei Problemen schwer greifbar. In Schlachtbetrieben müsse es „für die Kerntätigkeiten ein Verbot von Werkvertragsverhältnissen über Subunternehmen geben“. Um „gravierende Verstöße gegen das Arbeitszeitrecht“ besser ahnden zu können, sei eine Generalunternehmerhaftung nötig, aber auch die konsequente Umsetzung von Hygiene- und Gesundheitsstandards in den Unterkünften der Arbeitskräfte.
Corona-infizierte Lehrkraft Spandauer: Grundschule wird vorübergehend geschlossen
Eine Grundschule in Berlin-Spandau wird geschlossen, weil eine Lehrkraft mit dem Coronavirus infiziert ist. An einer anderen Grundschule gibt es ebenfalls eine infizierte Lehrkraft.
Schulklasse in Unterfranken nach positivem Corona-Test in Quarantäne (Schwäbische)
Laut einem Bericht des britischen „Guardian“ sind (lt. Spiegel.de) Menschen in den USA oft Hunderte Kilometer gereist, um an Protesten gegen die Maßnahmen zur Corona-Eindämmung teilzunehmen. Dies zeigten anonymisierte Handydaten, mit denen die Bewegungen von Menschen nachvollzogen werden können, die Ende April und Anfang Mai an Protesten in den US-Bundesstaaten Michigan, Wisconsin, Illinois, Colorado und Florida teilgenommen haben. So zeigen die Daten etwa in den zwei Tagen nach dem „Operation Gridlock“-Protest in Denver Reiserouten bis zu den Grenzen der benachbarten Bundesstaaten Wyoming, Nebraska, Oklahoma, New Mexico und Utah. Allerdings sei es schwer, eine eindeutige Verbindung von einzelnen Handys zu Menschen bei den Protesten hin zu Covid-Fällen herzustellen, dennoch legten die Daten nahe, dass die Veranstaltungen epidemiologisch bedeutsam seien – also zur Verbreitung der Krankheit beitragen können.
Ich bin gespannt, ob sich das in den Daten zeigt – und wenn ja, ob dann ein Lernprozess stattfindet.
In Brasilien hat Jair Bolsonaro die Fitnessstudios und Schönheitssalons für systemrelevant erklärt – und der Gesundheitsminister tritt nach 29 Tagen im Amt zurück.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-1
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Während ich mit Spannung beobachte, ob sich die Maskenpflicht sich signifikant auf die Zahl der positiv Getesteten auswirkt, machen mit die Masseninfektionen in den Deutschen Schlachthöfen die Eindeutigkeit kaputt – denn diese Fälle – verursacht durch schlechte Arbeitsbedigungen und Unterbringung in unhygienischen Massenunterkünften – konnte auch die Maskenpflicht nicht verhindern. Ich will daher etwas genauer hinschauen. Erstens werde ich sowohl die Entwicklung der Fallzahlen beim RKI als auch bei der SZ (7-Tage-gemittelt basierend auf der Sammlung der John-Hopkins-Universität) täglich erfassen, zum anderen die Fälle in den Fleischfabriken sammlen. Beide Tabellen werden im Tagebuch – bis zum Abschluss der Beobachtung – mitwandern.
Wochentag, Datum | SZ | RKI | |
Dienstag, 19.5.2020 | 681 | 513 | |
Montag, 18.5.2020 | 713 | 342 | |
Sonntag, 17.5.2020 | 726 | 583 | |
Samstag, 16.5.2020 | 728 | 620 | |
Freitag, 15.5.2020 | 790 | 913 | |
Donnerstag, 14.5.2020 | 866 | 933 | |
Mittwoch, 13.5.2020 | 903 | 798 | |
Dienstag, 12.5.2020 | 912 | 933 | RKI: Fehler in BaWü korrigiert |
Montag, 11.5.2020 | 909 | 357 | RKI: Durch Fehler geringere Meldung aus BaWü |
Sonntag, 10.5.2020 | 958 | 667 |
Bei der Beurteilung der Maskenpflicht (siehe Freitag) pfuschen leider auch die Masseninfektionen in der fleischverarbeitenden Industrie dazwischen, die in den entsprechenden Bundesländern für erhöhte Fallzahlen sorgen. Ich hab mal angefangen, die entsprechende Zahlen getrennt zu sammeln (wie auch weitere Masseninfektionen, die auch die Maskenpflicht nicht hätte verhindern können), um die später rausrechnen zu können. Das sollte zumindest helfen, ein klareres Bild zu bekommen. Leider erst hinterher… (weil nicht klar ist, wann die in die Statistiken eingeflossen sind):
Meldung (Stichwort, letztes Datum, letzte Quelle*) | Anzahl | Bundesland |
Ulm (alle Artikel mit Zahlen bisher hinter Bezahl-Schranken) | Bayern | |
Landkreis Osnabrück, 18.5. | 92 | Niedersachsen |
Wiesenhof, Landkreis Straubing-Bogen, 17.5. | 83 | Bayern |
Husum, Kreis Nordfreisland, 15.5. (Tests laufen noch) | 3 | SWH |
Emsland, 11.5. (Tests laufen noch) | 3 | Niedersachsen |
EG Schlachthof Bochum, 10.5. | 22 | NRW |
Kellinghusen (Kreis Steinburg) 10.5. | 118 | Hamburg |
Westfleisch in Coesfeld, 18.5. | 279 | NRW |
Westfleisch in Hamm, 10.5. | 0 | NRW |
Vion Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg), 17.5. | 140 | SWH |
fleischverarbeitenden Betrieb in Oer-Erkenschwick (Kreis Recklinghausen), 8.5. | 33 | NRW |
Müller-Fleisch in Birkenfeld 12.5. | 310 | BaWü |
Müller-Fleisch in Birkenfeld 20.4. (weil klar von dem 8.5. nicht relevant zur Beurteilung der Maskenpflicht) | 90 | BaWü |
Montag, 18.5.2020
Daumen drücken:
President Trump said he has been taking hydroxychloroquine, an unproven drug against Covid-19, as a preventive measure for a week and a half. The F.D.A. has warned that the drug can cause dangerous heart rhythm abnormalities in coronavirus patients.
Quelle: New York Times
Darmstädter Covid-19-Arzt im Interview : „Es gibt eine sehr starke soziale Komponente bei dieser Krankheit“
Alle zwei Wochen spricht die FAZ mit Cihan Çelik über seine Arbeit auf einer Darmstädter Covid-19-Isolierstation. Heute geht es um obdachlose Patienten, Berichte über bleibende Lungenschäden und die Frage, ob Covid-19 schmerzhaft ist.
Für die Wissenschaft bot die Zeit des Shutdowns ganz neue Möglichkeiten, das Verhalten von Konsumenten zu untersuchen. Die Universität Göttingen hat nun erste Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht, mit zum Teil erstaunlichen Erkenntnissen:
„Anders als erwartet, rückte das Thema Tier-, Klima- und Umweltschutz bei vielen Verbrauchern stärker in den Fokus. Gesunde Lebensmittel wurden laut Umfrage für 39 Prozent der Befragten wichtiger. Das Kriterium stand damit gleich an zweiter Stellen hinter einer langen Haltbarkeit. Mehr Wert legten Konsumenten zudem auf die Regionalität von Lebensmitteln (38,4 Prozent), guten Geschmack (35,4 Prozent) und Bioqualität (22 Prozent). .
Leider erlaubt uns die Süddeutsche Zeitung keinen direkten Zugriff auf ihre Quelle.
Neue Informationen zur (tödlichen) Immunsystem-Überreaktion, mit der einzelne Kinder und Jugendliche auf eine Corona-Infektion reagieren: ‘Straight-Up Fire’ in His Veins: Teen Battles New Covid Syndrome‘
Jack McMorrow, 14, awoke in agony, with heart failure. His case may help doctors understand a frightening new affliction in children linked to the coronavirus.
Studie analysiert Coronavirus-Ausbruch in Nembro
Die norditalienische Stadt war besonders heftig vom Coronavirus betroffen. Dort gab es auf dem Höhepunkt der Pandemie elfmal so viele Tote wie normalerweise.
Anfang März wurden die Totenglocken nicht mehr geläutet, die Krankenwagen fuhren, wenn möglich, ohne Sirenen durch die Straßen. Man wollte die Menschen nicht permanent an das Leid erinnern, das sie hier im italienischen Nembro erlebten. Das Städtchen liegt in der reichen Lombardei, normalerweise werden seine Einwohner alt – gut versorgt durch ein funktionierendes Gesundheitssystem.
Süddeutsche Zeitung
Als das neue Jahr begann, lebten dort 11 505 Menschen. Wenn sich alles so entwickelte hätte, wie in den vergangenen Jahren, hätten Mitte April sogar noch ein paar weitere Menschen dort gewohnt.
Am 21. Februar wurde der erste Fall in der Stadt bestätigt, schnell folgten weitere Infektionen. Mitte April war der Ausbruch endlich abgeflaut. Bis dahin musste die Stadt 166 Menschen zu Grabe tragen. 151 von ihnen waren allein im März gestorben, wie Public-Health-Forscher aus Mailand und Berlin im British Medical Journal analysierten. Damit starben in einem einzigen Monat mehr Menschen als sonst in einem gesamten Jahr, es waren fast elfmal so viele wie im März 2019.
Etwa die Hälfte der Gestorbenen hatte eine bestätigte Covid-19-Diagnose. Die Forscher schließen nicht aus, dass auch ein Teil der anderen mit dem Coronavirus infiziert war, aber nicht erfasst wurde, weil es zwischenzeitlich an Kapazitäten für die Entnahme und Auswertung der Tests mangelte. Möglich ist aber auch, dass Menschen an den indirekten Folgen der Pandemie gestorben sind. Die Kliniken der Region waren überfüllt, Schutzausrüstung wurde knapp, Angestellte infizierten sich und fielen in der Krankenversorgung aus, Ärzte und Pflegekräfte standen unter enormem Druck.
Vorhersage-Algorithmen: Wie Corona künstliche Intelligenzen verwirrt – aber dann würde ich die nicht als „Intelligenzen“ bezeichnen. Ebenso wie ihre verwirrten menschlichen Gegenstücke.
Wissenschaftliche Untersuchungen
- The airborne lifetime of small speech droplets and their potential importance in SARS-CoV-2 transmission
- Visualizing Speech-Generated Oral Fluid Droplets with Laser Light Scattering
Lockerungs-Count-Down 2: L2-2
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Sonntag, 17.5.2020
Corona-Virus Infektionen sind nicht unbedingt gleich und nach 4 Wochen vorbei – manchmal dauern sie 7 Wochen und mehr. Mit heftigen Symtomen:
‚Weird as hell’: the Covid-19 patients who have symptoms for months. Researchers keen to work out why some people are suffering from ‘long tail’ form of the virus
Das nächste Zentrum der Corona-Pandemie
Tote werden in Massengräbern begraben, Menschen suchen nach verstorbenen Angehörigen: Lateinamerika entwickelt sich zu einem neuen Zentrum der Coronakrise.
„Die Menschen werden sorgloser“
Viele nehmen die Corona-Regeln nicht mehr richtig ernst. Sozialpsychologe Rolf van Dick erklärt, warum es dazu kommt – und welche Folgen das für eine zweite Welle haben könnte.
Corona-Maßnahmen: Göring-Eckardt fordert „Geschlechtergerechtigkeits-Check“
In einem Interview fordert Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt, dass bei allen Corona-Hilfsmaßnahmen bedacht wird, was diese für Frauen bedeuten. Sonst könnten sie die Verliererinnen der Krise sein.
Corona in den USA „Die New Yorker wurden unsichtbar“
Die deutsche Künstlerin Josephine Meckseper lebt in Manhattan. Hier spricht sie über die Auswirkungen der Krise auf den Kulturbetrieb – und darüber, was Corona mit dem Zeitgeist der Stadt macht.
China: Oberster Gesundheitsberater befürchtet zweite Corona-Welle
Nachdem in Wuhan neue Coronafälle aufgetreten sind, könnte China eine weitere Infektionswelle bevorstehen. Das Problem ist die mangelnde Immunität der Bevölkerung.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-3
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Samstag, 16.5.2020
Bayern hat es endlich von der Spitze weg geschafft – seine Neuinfektionen liegen signifikant unter denen von „Lockerungs-Meister“ Laschet:
Niedersachsen und Hessen sind jetzt endlich auch in einem Zahlenbereich, in dem es den Gesundheitsämtern (m.M.) nach gelingen sollte, Infektionsketten verfolgen und gezielte Maßnahmen da zu ergreifen, wo es notwendig ist.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-4
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Freitag, 15.5.2020
Die verdammten Holländer sind uns einfach weit überlegen. Erst die Dope Legalisierung – und dann das: The Dutch government has issued new guidance to single people seeking intimacy during the pandemic, advising them to find a „sex buddy“.
2,3 Millionen in Spanien haben oder hatten Coronavirus in sich: Nur einer von 20 Spaniern (5%) hat bisher Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt. Das belegt der aktuell laufende Prävalenz-Test des Gesundheitsministeriums. Neue Covid-19-Infektionswellen werden wohl kommen, von Herdenimmunität ist Spanien weit entfernt,. Das sind ziemlich genau zehnmal mehr als die offiziell als infiziert Registrierten. Virologen, nicht nur in Spanien, hatten bereits im März immer wieder gesagt, dass die offiziellen Zahlen ungefähr zehn Prozent der tatsächlichen widerspiegeln. Ohne weitere Beschränkungen müsse, so die Studie mit 200.000 bis 300.000 weiteren Toten gerchnet werden, bis eine sog. „Herdenimmunität“ eingetreten sei.
Die Zahlen bereiten den Gesundheitsexperten […] Sorgen. Denn es bestätigt sich auch, dass die tatsächliche Sterberate in Spanien über den geschätzten Daten liegt. Man ging bisher von 0,5 bis 1 Prozent (gewöhnliche Grippe in Europa 0,1 Prozent) aus, kommt aber nun auf 1,3 Prozent Sterberate (IFR),
Costa-Nachrichten
Zu einer Schweden-Graphik, die ich gestern gepostet habe (Netzfundstück, nicht von mir), habe ich harte Kritik von Jörg Helene erhalten (siehe auch seinen Kommentar) und eine Gegengraphik – die ich, auch wenn ich jetzt leider nicht die Luft habe, die Angemessenheit der Darstellung von Jörg zu prüfen (wobei ich Jörgs Recherchen grundsätzlich immer für sehr solide halte) – doch auf jeden Fall auch hier teilen möchte (und damit zugebe, dass ich wohlmöglich einer Manipulation auf den Leim gegangen bin):
Trotzdem halte ich (vor allem Aufgrund der relativen Zahlen, die ich Gestern nannte) weiterhin die schwedische Politik für falsch und für unnötige Todesfälle verantwortlich. Jörgs Hinweise, dass man die Wahrheit erst in Monaten bzw. Jahren wissen wird, ist nicht falsch. Trotzdem müssen wir JETZT Entscheidungen treffen und daher ist es wichtig, dass wir uns auf Basis der vorhandenen Informationen eine Meinung bilden (und darüber diskutieren). Für die so massiv höhere Sterberate in Schweden gibt es meines Wissens bisher bisher nur vier gängige Erklärungen:
- Eine deutlich höheres Durchschnittsalter der Bevölkerung (Italien)
- Ein deutlich schlechter Gesundheitszustand der Gesamtbevölkerung
- Eine dauerhaft deutlich größere Luftverschmutzung
- Eine deutlich geringere Testquote
Die ersten beiden treffen m.W. nicht zu. Den dritten Punkt kann ich nach meinen Stockholm-Besuchen definitiv ausschließen. Und das der vierte Punkt zutrifft, habe ich zumindest schon gelesen (ohne das hier belegen zu können). Was aber auch heißt, dass die schwedischen Infektions-Zahlen deutlich „falscher“ sind als die deutschen.
Einem möchte ich mich jedoch vorbehaltlos anschließen:
Momentan sollten da beide Seiten einfach mal ein bisschen den Schaum vor’m Mund abwischen ;o)
Quelle: Darmundstadt
Was jedoch den Schweden, die in der aktuellen Pandemie einen nahen Menschen verloren haben, schwer fallen wird. Denn sie werden natürlich fragen: Würde diese Person noch leben, wenn die Regierung (so wie andere Länder) striktere Beschränkungen erlassen hätte? Ich wage hier mal die Prognose, dass die schwedische Regierung die nächsten Wahlen nicht überleben wird.
Aus einem Brief des hessischen Kultusministers an die Eltern (die schwierige Entscheidungssituation beschreibend):
und hier ein paar wichtige praktische Hinweise (falls der Brief nicht überball ankommt):
Schnelle Lockerungen bringen der Wirtschaft Verluste – titelt die Zeit. Und schreibt weiter: „Je rascher Firmen und Gastronomie öffnen, desto größere Schäden drohen. Das zeigt die erste Studie aus Wirtschaft und Wissenschaft. Schrittweises Hochfahren sei geboten.“ – Leider führt der Artikel nicht aus, wie die Verluste berechent wurden. Aber verlinkt wenigstens die Veröffentlichung des ifo-Instituts.
- Zugrunde liegende Annahme: Bei bis zu 300 täglichen Neuinfektionen ist die Wirtschaftsleistung beeinträchtigt
- In unseren Basisrechnungen treffen wir die Annahme, dass die rund 400 Gesundheitsämter in Deutschland über ge-nügend Kapazitäten verfügen, um täglich 300 neue Fälle durch Kontaktnachverfolgung und Isolation zu kontrollieren
- die Analyse zudem für Kapazitäten von 200 und 400 neuen Fällen pro Tag wiederholt, um die Sensitivität der Auswirkungen unterschiedlicher An-nahmen in der Kapazität der Gesundheitsämter auf die Wirtschaftsleistung abzubilden.
- In einem zweiten Schritt wird ein ökonomisches Modell entwickelt, das die wirtschaftlichen Kosten über die Dauer des Shutdown bis zum Erreichen der Zielgröße an neuen Infektionsfällen pro Tag sowie die Veränderung der Wirtschaftsleistung in den Wirt-schaftsbereichen je nach Stärke der einschränkenden Maßnahmen simulier
Erste Anzeichen für die Abschaffung der Demokratie. Jedoch nicht durch die demokratisch gewählte Regierung, sondern durch schwer bewaffnete Proteste gegen die Corona-Schutzmaßnahmen und Morddrohungen gegen den demokratisch gewählten Governeur: Michigan läßt seine Parlamentssitzung ausfallen. Klingt wie Deutschland in den 30-er Jahren.
Laschet kündigt weitere Lockerung an: „Können bald endlich wieder aufhören, nach dem Toilettengang die Hände zu waschen“ (Postillion)
Lockerungs-Count-Down 2: L2-5
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Donnerstag, 14.5.2020
Der Gedenktag der heiligen Corona ist der 14. Mai.
Ist still geworden um Schweden – noch vor kurzem als Beispiel gefeiert, dass den Virus ohne Lockdown „in den Griff“ bekommen habe, steht es jetzt eher als abschreckendes Beispiel da: 35 Tote je 100.000 Einwohner (D: 9) und 283 als infiziert Getestete je 100.000 Einwohner (D: 208). Auch von dem Angeblichen „Lob der WHO“ für Schweden (von dem einige Medien berichtet hatten) blieb nicht viel übrig – ein einziger Mitarbeiter der WHO (von 7.000) hatte sich positiv zu Schweden geäußert – weder seine Position noch der Kontext der Äußerung waren nachzuvollziehen (es war jedenfalls keine offizielle Stellungnahme der WHO).
Auch die kürzlich verbreitete Behauptung, Schweden sei „über den Berg“ – hat sich (nach einem kurzen „Drop“ Ende April, der das Gerücht auslöste) nun wohl als erledigt angesehen werden:
Hier noch der Vergleich der Todesfälle mit anderen Ländern:
Die wirtschaflichen Schäden die Schweden treffen werden, müssen dabei nicht geringer sein als in Ländern, die einen strikten Kurs fahren – denn in den USA sieht man, dass auch da, wo es keinen Lockdown gibt, Unternehmen schließen müssen – einfach weil sie zu Ansteckungsorten für den Virus geworden sind. Dagegen öffnen sich jetzt Länder mit einem noch strikteren Lockdown Kurs als Deutschland – wie zum Beispiel Griechenland und Kroatien – bereits wieder für den Tourismus.
Der Gipfel der (ersten?) Corona-Welle in Deutschland ist vorüber, jetzt wird langsam wieder alles normal? Nicht, wenn man den Szenarien glaubt, die Forscher entwickelt haben:
Wenn sich alle „vernünftig verhalten“, habe Deutschland die Chance „eine zweite Welle zu vermeiden“, so Schaade. „Steuern können wir das nur durch unser Verhalten.“ – Wohlgemerkt: Durch unser Verhalten – nicht durch Gesetze. Mehr Infos zu den Studien. Ich bin ja persönlich der Meinung, dass sich die Corona-Pandemie auch anderes entwickeln kann – denn die Studien basieren auf den bisherigen Erfahrungen, wie sich Menschen während einer Pandemie verhalten. Bisher haben wir in Deutschland durchaus gezeigt, dass wir zu Verhaltensänderungen fähig sind – auch wenn jetzt einige wenige mit ihren Demos in die typische Ignoranz zurückfallen. doch wir können es trotzdem schaffen, zukünftige Wellen zu vermeiden, ohne Menschen isoliert zurück zu lassen, ohne die Wirtschaft komplett zum Erliegen zu bringen und ohne die Demokratie zu gefährden: Indem wir uns nicht von diesen Leuten anstecken lassen – sondern weiter Vernünftig und Vorsichtig nach bestem Wissen und Gewissen handeln.
Lassen sich die Bayern wieder gehen? Immerhin haben sie immer noch täglich die meisten Neuinfektionen – und jetzt steigt R (zumindest in München) auch noch an. Bin allerdings beim R sehr kritisch, weil sich für mich nicht erschließt, wie die den schätzen und sich die auf ihm basierten Alarmmeldungen bisher in der Zahl der Neuinfektionen für mich nicht sichtbar wiederspiegelt.
Für den R Wert kenne ich bisher nur eine Seite die ihn versucht sauber und geglättet zu ermitteln aufgrund der Fallzahlen. Aber auch das dann natürlich nicht tagsaktuell. Bei der Stochastik der TU Ilmenau.
Postilon: Entwarnung: Hygiene in deutschen Schulen so katastrophal, dass Coronaviren von alleine sterben
Corona-Alltag einer Hausärztin – Als Hausärztin kämpft Sandra Dahmer seit elf Wochen gegen Covid-19. Hier erzählt sie von weiter fehlender Ausrüstung, Organisationsmängeln und Geldsorgen. Und sie warnt: Das Schlimmste ist noch nicht vorbei.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-6
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Mittwoch, 13.5.2020
Corona-App? Müßte längst da sein. Aber die soll erst im Juni kommen. Jetzt hat SAP est mal ein Konzept veröffentlicht. Und dann kommt lange wieder nichts. Dabei geht moderne Software-Entwicklung anders: Agil. Aber während die Dokumentation des Entwicklungskonzeptes zwar vorgibt, agil zu sein, läßt SAP das wichtigste Kriterium agiler Entwicklung außen vor: Die kontinuierliche Lieferung lauffähiger Software. Spätestens seit einer Woche hätte eine Alpha-Version verfügbar sein können – und müssen! Doch statt dessen müssen wir warten, bis das Gesamtprodukt fertig ist. Das ist altmodisch, das ist ineffizient und vor allem: gefährlich. Und wenn im Juni dann grundlegende Fehler festgestellt werden (die bei einer echten agilen Entwicklung bereits jetzt festgestellt werden könnten) – dann verzögert sich die Fertigstellung wohlmöglich bis zum Berliner-Flughafen-Tag.
Die Corona-Krise belastet psychisch Kranke besonders
Einige Einrichtungen und Ambulanzen mussten schließen, Therapien finden über Videochat und Telefon statt. Wie geht es den Patient*innen damit?
Neulich habe ich schon davon berichtet, aber es muss erst Thema in den USA werden (obwohl die ersten Fälle in Europa beobachtet wurden), bevor deutsche Medien es aufgriefen: Covid-19 verursacht womöglich bei Kindern in seltenen Fällen das mysteriöse Kawasaki-Syndrom, eine umfassende Entzündung der Blutgefäße. Die tötlich enden kann: Kawasaki-Syndrom durch Coronavirus? (das übrigens eine Art Überreraktion des Immunsystems ist)
Verfehlte Politik in der Krise: „Trump-Todesuhr“ tickt am Times Square
Die „Trump-Todesuhr“ beruht auf der Annahme, dass 60 Prozent der Todesopfer in den USA auf das Konto des Präsidenten gehen. Bis Montag zeigte die Installation des preisgekrönten Filmemachers Eugene Jarecki 48.000 Tote an – bei insgesamt mehr als 80.000 Todesopfern in den USA.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-7
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Dienstag, 12.5.2020
Wie Gestern vorhergesagt haben die Russische Föderation und Großbritannien nun auch Spanien in der absoluten Zahl der nachgewiesenen Corona-Fälle überholt. Und Brasilien hat sich elegant an Deutschland vorbei geschoben (und wird in kürzester Zeit auch Frankreich, Italien und und Spanien hinter sich lassen).
Ja, Deutschland doht ganz aus der Liste der Top-8 der Süddeutschen Zeitung zu verschwinden, sollte sich ein weiteres Land den in den Bereich der 200.000 nachgewiesenen Infektionen bewegen – doch die potentiellen Kandidaten Türkei und Indien haben noch einen weiten Weg (der Ausweitung des Testings / der Unvorsichtigkeit) vor sich – bis sie UNS aus der Spitze verdrängen können.
Gedankensplitter:
Interessant übrigens, dass bereits in Der Krieg der Welten (engl. Originaltitel: The War of the Worlds) von H. G. Wells von 1898 (klasse Buch übrigens!) Viren eine ganz zentrale Rolle spielen. Wells hatte bereits damals die Grundlagen von Virologie, Immunität und Infektion besser verstanden, als viele Menschen heute!
Der Sprecher von Kremlchef Wladimir Putin, Dmitri Peskow, hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Peskow arbeitet seit einiger Zeit von zu Hause aus und zählt zum engsten Kreis des russischen Präsidenten. Er hatte immer wieder bestätigt, dass Putin gesund sei und auch regelmäßig getestet werde. Putin lenkt die Staatsgeschäfte von seiner Moskauer Vorstadtresidenz Nowo-Ogarjowo aus. Vor gut zwei Wochen war die Erkrankung von Regierungschef Michail Mischustin bekannt geworden. Auch der Bauminister und die Kulturministerin haben sich infiziert.
Stickstoffoxid-Belastung in Großstädten Corona-Effekt beweist Wirksamkeit von Fahrverboten
Weniger Verkehr macht weniger Schadstoffe. Was logisch klingt, ist in der Coronakrise umstritten – und wird als Beleg gegen Fahrverbote genommen. Forscher stellen das nun richtig, dank neuer Daten aus dem Lockdown.
Alleinerziehende besonders von Coronakrise betroffen
Vor allem Alleinerziehende sind auf geöffnete Kitas angewiesen – das zeigt eine neue Auswertung von Daten des Sozio-Oekonomischen Panels
Armin Laschet, der selbst nur das erste juristische Staatsexamen abgelegt hat, hatte von 1999 bis 2015 einen Lehrauftrag an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) für den Europastudiengang. Dort verschlampte er im Jahr 2014 die Klausuren eines ganzen Seminars – ob vor oder nach der Korrektur konnte nie erwiesen werden – und „rekonstruierte“ die Noten zusammen mit seiner Mitkorrektorin (sie arbeitete für Laschet in dessen Landtagsbüro): Statt anhand der Arbeiten bewertete er heimlich auf der Basis seiner eigenen Notizen, die er allerdings dann vernichtete. Auch mündliche Mitarbeit soll, rechtswidrig – als Ersatz – eingeflossen sein. In das Campusmanagementsystem hatte er die „rekonstruierten“, sprich erfundenen, Noten gar nicht erst eingetragen.
Die RWTH hatte Laschet über den Vorgang der freien Rekonstruktion bewusst getäuscht – dies fiel erst auf, als Laschet Klausurnoten an Studenten verteilte, die die fragliche Klausur gar nicht mitgeschrieben hatten.
Als er später öffentlich gefragt wurde, wie es mehr Noten als Klausuren geben könne, hatte Laschet geantwortet, er könne dies zwar erklären tue es aber nicht. Dass so jemand, dem man, mit Fug und Recht, nicht einmal einen Hosenknopf zur Aufbewahrung anvertrauen würde, zwei Jahre später allen Ernstes Ministerpräsident eines Bundeslandes werden konnte, sagt alles über die CDU, was man wissen muss. Es sagt auch alles darüber, was im politischen System unseres Landes nicht stimmt.
Dass so jemand, dann auch noch einem ausgebildeten Epidemiologen mit Harvard-Diplom arrogant seine Fachexpertise abspricht, ist nur noch als Zeichen schwerer charakterlicher Fehlbildung zu bezeichnen.
Hoffen wir, dass Laschet seine Lockerungsentscheidungen nicht auch noch, im Sinne eines Pen & Paper Rollenspiels mit potentiell tödlichem Ausgang, auswürfelt.
Quellen gibt es viele dazu, hier nur eine als Beleg, dass es keine FakeNews ist.
Zu viele Neuinfektionen Thüringer Landesregierung erhöht Druck auf Corona-Hotspot Greiz
Seit Tagen reißt der Landkreis Greiz die neue Obergrenze für Corona-Infektionen. Doch die Entscheidung über Schutzmaßnahmen wird immer wieder vertagt. Die Thüringer Landesregierung fordert nun einen Plan bis Mittwoch.
PR zu Heinsberg-Studie Widersprüchliche Aussagen bringen NRW-Regierung unter Druck
Die Agentur Storymachine machte PR für die Forscher der Heinsberg-Studie – daran gab es Kritik. Hat NRW-Ministerpräsident Laschet früher als behauptet von dem Engagement gewusst?
Neue Infektionen in der Stadt: Das Virus ist nach Wuhan zurückgekehrt
Lockerungs-Count-Down 2: L2-8
[L2-0: Auswirkungen der Lockerungen ab 10.5. auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Montag, 11.5.2020
Programmtipp: Heute 23:30 Uhr Geschichte im Ersten: Mensch gegen Virus – Von der Spanischen Grippe bis Corona, Das Erste
Großbritannien (224.327) und die Russische Föderation (221.344) haben heute Italien (219.814) überholt – bei der absoluten (getesteten) Corona-Infektions-Zahlen. Morgen geht der Überholprozess weiter: Die Russische Föderation wird auch GB hinter sich lassen und Brasilien wird Deutschland überholen. Nicht, das diese absoluten Zahlen für den Vergleich geeignet wären (Einwohnerzahl und Testhäufigkeit wären zu berücksichtigen) – aber es sind Menschen, die erkrankt sind und nicht wenige (tausende!) von ihnen werden sterben – auch wenn die Todesquote nur 0,irgendwasProzent beträgt. Viele von ihnen kämpfen bereits mit dem Gefühl (und der Angst), zu ersticken. Sehr sehr viele andere haben einfach nur Angst, Angst, dass es schlimmer werden könnte. 4,1 Millonen – von denen man weiss – auf der ganzen Welt.
Ich bin ja bei Veröffentlichungen der Phama-Industrie eher vorsichtig / misstrauisch, aber die Informationen in dem Artikel habe ich schon vorher in anderen Quellen gelesen – das hier ist eine gute Zusammenfassung der bisherigen medizinischen Beobachtungen guter Darstellung der Theorien (und von Gegenansichten), wie das Virus funktionieren mag: Was ist Covid-19 für eine Krankheit? Eine reine Lungenkrankheit, wie man zunächst dachte, ist die durch SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung nicht. Es wird immer deutlicher, dass das neue Coronavirus nahezu im gesamten Körper Verheerendes anrichten kann:
- Abstieg in die Lunge
- Ausbruch aus dem Respirationstrakt
- Herz und Gefäße sind betroffen
- Thromboseneigung ist erhöht
- Angriff auf die Niere
- Rote Augen bei schwer Erkrankten
- Last but not least: die Leber
Trotzdem muss man sich immer wieder auch klar machen, dass das bisher Beobachtungen sind, in der Regel bestenfalls von einer Studie gestützt und noch nicht wirklich von der wissenschaftlichen Gemeinschaft diskutiert und bewertet.
A Coronavirus Mystery Explained: Moscow Has 1,700 Extra Deaths – Russia’s government has boasted of a low coronavirus mortality rate, but figures from an obscure city agency cast doubt on those claims.
In New York City, 38 children have become ill from a new virus-linked syndrome. 3 died so far.
In New York wurde die Erkrankung von 38 Kindern in einen Zusammenhang mit Corona gebracht – sie sind nicht durch die Virus selbst erkrankt, sondern durch die Reaktion ihres Immunsystems auf den Virus. Ein Effekt, der in Europa (m.W.) bisher öffentlich nicht diskutiert wurde:
The illness, known as pediatric multisystem inflammatory syndrome, introduces a troubling new aspect to the Covid-19 pandemic, which has largely spared children from serious disease. Statewide, three children have died of the inflammatory condition, including one in New York City, and state officials were investigating 85 potential cases. […] Of the three children who have died, two were of elementary school age and one was an adolescent […] They lived in three different counties, and were not known to have pre-existing conditions […] .A handful of cases have been reported in other states, including Louisiana, Mississippi and California. At least 50 cases have been reported in European countries, including Britain, France, Switzerland, Spain and Italy.
“We still have a lot to learn about this virus.”
New York Times – mehr Infos
Bisher liegen den SZ Zahlen deutlich über meinen Am 8.5. formulierten Erwartungen hinsichtlich der Maskenpflicht, die des RKI deutlich unter ihnen. Es bleibt also spannend.
Lockerungs-Count-Down 2: L2-9
[L2-0: Auswirkungen der aktuellen Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten wird frühestens sichtbar]
Sonntag, 10.5.2020
Diskussionskultur in der Coronakrise: „Empörungswellen treiben die Gesellschaft auseinander“. Die einen befürworten Schutzmaßnahmen, die anderen protestieren vehement: Rhetoriker Olaf Kramer erklärt, warum die Coronakrise für heftige gesellschaftliche Spannungen sorgt – und wie wir miteinander reden sollten.
Hygiene-Demos: Das nächste Querfront-Projekt der üblichen profilierungsüchtigen Verdächtigen. Statt einer Bewertung (die zu viel der Aufmerklsamkeit wär) Berichte über die Demos und ihre Teilnehmer:innen: Saarbrücker Zeitung 10.5., rbb24 (5.5.), Tagesspiegel (23.4.), (tbc).
Auch England will jetzt auf ein System regionaler Maßnahmen umstellen, je nachdem, wie sich die Fälle in den einzelnen Regionen entwickeln. Angesichts der dortigen Steigerungsraten (und wenigen Tests) aber ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Morgen wird es wohl sowohl in Großbritannien als auch in der Russischen Föderation mehr erkannte Corona-Fälle geben, als in Italien (in absoluten Zahlen). Damit befinden sich beide Länder, die als Spätstarter in die Corona-Krise gegangen sind, in einer rasanten Aufholjagd. Auch relativ zur Bevölkerung ist GB schon fast auf italienischem Niveau, Russland noch nicht bei der Hälfte (aber stark steigend) (Quelle: Süddeutsche Zeitung). In beiden Ländern wird vergleichsweise wenig getestet, insofern dürften die realen Zahlen deutlich höher sein.
Kurz vor der Wiederaufnahme der Bundesliga meldet Zweitligist Dynamo Dresden zwei Corona-Fälle im Kader. Damit steht die gesamte Mannschaft unter Quarantäne und bleibt erstmal vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Das ist problematisch, denn Dresden ist Tabellenletzter der zweiten Bundesliga. Die erste Wettbewerbsverzerrung – die ich weiter unten schon vorher gesehen habe. Es könnte der Anfang vom Ende des Re-Starts sein. Denn weitere Fälle sind ja – auch in anderen Mannschaften realistisch. Das könnte vielleicht auch Fussballs-Fans vom ernst der Lage überzeugen (sofern sie es nicht schon sind).
Heute beginne ich einen neuen Countdown (L2: Lockerungen 2): Seit gestern sind weitere Lockerungen in Kraft, die in ca. 10 Tagen Auswirkungen zeigen sollten (Inkubationszeit 6-8 Tage plus 2-3 Tage Meldeverzug). Da diese Lockerungen jetzt (Bundesländer-spezifisch) schrittweise kommen, werde ich ab dem 20.5. kein klares Bild haben, sondern nur eine Tendenz. Trotzdem sei hiermit definiert:
Lockerungs-Count-Down 2: L2-10
Bei der Beurteilung der Maskenpflicht (siehe Freitag) pfuschen leider die Masseninfektionen in der fleischverarbeitenden Industrie dazwischen, die in den entsprechenden Bundesländern für erhöhte Fallzahlen sorgen. Ich hab mal angefangen, die entsprechende Zahlen getrennt zu sammeln (wie auch weitere Masseninfektionen, die auch die Maskenpflicht nicht hätte verhindern können), um die später rausrechnen zu können. Das sollte zumindest helfen, ein klareres Bild zu bekommen. Leider erst hinterher… (weil nicht klar ist, wann die in die Statistiken eingeflossen sind). Heute meldet das RKI lediglich +667 gemeldete Neuinfektionen – wobei das am Wochenende liegen kann – da ich die RKI Zahlen nicht so genau verfolgt habe, kann ich nicht einschätzen, wie viele Nachmeldungen ggf. bis zur Wochenmitte noch zu erwarten sind.
Bisher wurden in den letzten 48h 495 Fälle in Schlachthöfen entdeckt, die evtl. noch nicht alle in die Corona-Statistiken eingeflossen sind.
Samstag, 9.5.2020
Habe heute von meinem Brötchengeber 2 waschbare Atemschutzmasken – nach Hause geschickt! – bekommen. Finde ich schon eine Sau-starke Aktion!
Infizierte Arbeiter „Corona offenbart die unhaltbaren Zustände in einigen Schlachthöfen“
In mehreren Schlachtbetrieben grassiert das Coronavirus, in Coesfeld stieg die Zahl der infizierten Mitarbeiter auf 183. Politiker fordern nun strengere Regeln für die Branche.
Two White House Coronavirus Cases Raise Question of if Anyone Is Really Safe – If it is so hard to maintain a healthy environment at 1600 Pennsylvania Avenue, then how can businesses across the country establish a safe space for their workers?
Was Südkorea anders macht. Südkorea hatte in der Corona-Pandemie ähnliche Startbedingungen wie Japan, aber eine andere Strategie. Nun kann Seoul schon wieder aufatmen, der Nachbar noch lange nicht.
Der taumelnde Riese – Eine Kolumne von Fabian Reinbold
Freitag, 8.5.2020
Autsch:
Im Kampf gegen Corona gilt für Bund und Länder eine einfache Leitlinie: Die „vollständige Kontaktnachverfolgung“ von Infizierten sei „die Grundvoraussetzung für weitere Öffnungsschritte“ – hierauf einigten sich am 30. April Kanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Länder. Im Beschluss der Konferenz heißt es, dass seit dem 24. April alle Gesundheitsämter in Deutschland an das Robert-Koch-Institut (RKI) melden, ob bei ihnen „die vollständige Kontaktnachverfolgung gewährleistet, gefährdet oder bereits aktuell nicht mehr möglich ist“.
Doch tatsächlich haben dies nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR bis Anfang Mai weniger als die Hälfte der Landkreise getan. So steht es in einem Lagebild „Corona“ von Innen- und Gesundheitsministerium aus dieser Woche. Danach haben von den insgesamt 401 Landkreisen 158 gemeldet, dass ihre Kapazitäten ausreichten. Nur zwei Landkreise teilten mit, dass sie Unterstützung für die Kontaktnachverfolgung benötigten. 241 Landkreise haben gar nichts gemeldet.
Quelle : Süddeutsche Zeitung
Warum???? Haben die Bürokraten dort es nicht begriffen? Funktionieren die nur mit Meldepflichten?
(P)Fundstück:
‚Die Berechnung der Infektionssterblichkeit hat zwei Unsicherheitsfaktoren, die berücksichtigt werden müssen: die Zahl der Infizierten und die Zahl der Verstorbenen.‘
🙂
Ich glaube inzwischen sicher sagen zu können, dass die Lockerungen vom 20.4. und danach zu keiner Steigerung der Corona Fälle geführt haben. Das überrascht mich selbst – ich hatte mindestens eine leichte Steigerung erwartet. Aber so war es höchstens eine Abschwächung der Senkung. Das ist gut und ein gutes Zeichen für die bereits beschlossenen weiteren Lockerungen. Um die Infektionsketten neuer Fälle schnell und umfassend verfolgen zu können – würde ich schätzen – müssen wir je Bundesland auf 50 Neuinfektionen pro Tag kommen – davon sind einige (insbesondere Bayern, NRW und BaWü) noch ein ganzes Stück entfernt. Aber vielleicht bringt uns ja die Maskenpflicht dahin:
Maskenpflicht-Countdown: M-1
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Erwartung: Wenn die Maskenpflicht etwas bringt, sollte ab Morgen die Zahl der Neuinfektionen deutlich zurück gehen. Ich würde sagen, wenn wir sehen, dass
- am Samstag, 9.5. die Zahl der Neuinfektionen unter 900 sinkt
- am Sonntag, 10.5., die Zahl der Neuinfektionen unter 800 sinkt
- am Montag, 11.5. die Zahl der Neuinfektionen unter 700 sinkt
- am Dienstag, 12.5. die Zahl der Neuinfektionen unter 650 sinkt
- am Mittwoch, 13.5. die Zahl der Neuinfektionen unter 600 sinkt
- am Donnerstag, 14.5. die Zahl der Neuinfektionen unter 550 sinkt
[sinkende Quote ab Dienstag wegen Nachmeldungen vom Wochenende und später wegen nachlassenden Skaleneffekten, die dazu führen, das mit geringern Gesamtzahlen natürlich auch die absolute Wirkung von Maßnahmen nachläßt]
dann würde ich (obwohl ich gegen die Pflicht war und nicht an ihre Wirksamkeit geglaubt habe) ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Maskenpflicht etwas gebracht hat. Wenn die Zahl der Neuinfektionen dagegen täglich im Schnitt nur um rund 20 sinkt (wie bisher), dann würde ich behaupten: Bringt nix, weg mit der Pflicht, zurück zur Freiwilligkeit. Bei Werten dazwischen hielte ich die die Lage für nicht eindeutig genug, um es sicher beurteilen zu können.
Föderalismus als Stärke – und auch sonst bietet der Artikel der Irish Times interessante Einblicke in die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland in der Corona-Krise:
„The different management styles of the French president Emmanuel Macron and Germany’s chancellor Angela Merkel have also been a factor. Macron has used war-like rhetoric and, in the tradition of France’s monarchical presidency, delivers half-hour-long televised speeches at 8pm. Merkel, by contrast, met for four hours with the minister-presidents of German länder before explaining her policies in a press conference.“
Irish Times
Hab ich lange vermutet, jetzt in den USA erstmals sichtbar geworden. Auch ohne Lockdown kann Corona die Wirtschaft lahm legen: US-Versorgungskrise durch Corona – Im Land des Burgers wird das Fleisch knapp. In einer Fleisch-verarbeitenden Fabrik in Perry im Bundesstaat Iowa wurden 730 Corona-Fälle gezählt, 58 Prozent der Beschäftigten. Wie andere Fabriken der Branche mußte diese geschlossen werden. Und das kann natürlich auch in anderen Branchen der Lebensmittel-Industrie passieren. Ein allgemeiner Lockdown ist eben auch ein Schutz für kritische Infrastrukturen. Ohne Kloppier können wir lange durchhalten – ohne neue Nahrungsmittel wird es ganz schnell existenziell.
Frankreich folgt beim vorsichtigen Neustart einem System, das zwischen unterschiedlich betroffenen Gebieten unterscheidet:
Eine Region wird in Zonen eingeteilt. Wo das Virus unter Kontrolle ist, wird die Zone grün markiert, in roten Zonen besteht hingegen noch hohes Infektionsrisiko. In grünen Bereichen können Einschränkungen gelockert werden, in roten bestehen sie fort. Zwischen benachbarten grünen Zonen sollen sich die Menschen wieder halbwegs frei bewegen können. Wird das Virus in einer roten Zone zurückgedrängt, wechselt die Farbe zu grün. Und umgekehrt wird eine grüne Zone rot, sobald sich das Virus wieder ausbreitet. Nach und nach sollten mehr Zonen grün werden, mehr Bewegungsfreiheit wird möglich.
mehr: Süddeutsche Zeitung
Das vertrete ich ja schon lange. Es macht keinen Sinn (von einer gewissen Vorbeugung abgesehen), dass ein ganzer Staat / ganz Europa in Starre verfällt, nur weil gewisse Regionen ihr Verhalten nicht anpassen (das ist nämlich der Grund überall, wo es viele Neuinfektionen gibt). In Deutschland wären übrigens vor allem in Bayern, BaWü und NRW rote Zonen. Da (Bayern & NRW), wo die Ministerpräsidenten die größten Lockerungen fordern!
Würde sich ein Netzwerk einheitlich definierter grüner Zonen in ganz Europa bilden, wären auch Reisen in diesen Bereichen unbedenklich, was insbesondere Regionen nützen würde, die stark auf Tourismus angewiesen sind. Wäre zum Beispiel Bayern eine grüne Zone und Kreta, Mallorca oder Sizilien, dann wären Reisen möglich.
mehr: Süddeutsche Zeitung
und noch ein Vorteil:
die Möglichkeit für Regionen, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, auch stärkere Anreize für die Gemeinden schaffen, die Kriterien zu erfüllen und zur Kontrolle des Erregers beizutragen.
Feuchte Aussprache? Ein paar (ungesicherte) Erkenntnisse zur Ansteckung:
Die Ansteckungsgefahr steigt mit der Sprechweise und Zischlauten, legen aktuelle Untersuchungen nahe.
Donnerstag, 7.5.2020
Pandemie in zwei Weltmetropolen: Warum Covid-19 New York so viel härter getroffen hat als Hongkong – trotz sehr vieler Ähnlichkeiten der beiden Metropolen.
Ein spannendes statistisches Wettrennen: Wird zuerst das Vereinigte Königreich (201.101 Fälle + ca. 4.500 Neuinfektionen / Tag) Italien (214.457 + ca. 1.500 Neuinfektionen pro Tag) einholen – oder wird GB zuerst von der Russischen Föderation (177.160 Fälle + ca. 9.500 Neuinfektionen / Tag) eingeholt? Beide haben jedenfalls sowohl Deutschland als auch Frankreich locker hinter sich gelassen. [Quellen: Süddeutsche Zeitung & New York Times]
63% der Deutschen lehnen die von der Autoindustrie wegen der Corona-Krise geforderte Kaufprämie für Neufahrzeuge grundsätzlich ab. 22% sind der Meinung, es sollte Kaufanreize zumindest für klimafreundliche Autos geben. Nur 12% befürworten eine Prämie für alle Neufahrzeuge.
Quelle: SZ
Gedankensplitter zum Bundesliga-Neustart im Mai:
Das sind „Geisterspiele“, weil nur die an Corona Verstorbenen als Zuschauer in die Stadien dürfen.
Brasilien: Mehr als 600 Corona-Tote in Brasilien in 24 Stunden.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T+4
Auch heute wieder eine Senkung: 955. Ich denke wir können endgültig festhalten, dass die Lockerungen ab 20.4. keinen negativen EInfluß auf die Entwicklung hatten. Was nicht bedeutet, dass die Maßnahmen vorher falsch waren. Ab dem Wochenende sollte dann eine weitere Verbesserung eintreten, falls die Maskenpflicht eine signifikaten Wirkung gehabt haben sollte:
Maskenpflicht-Countdown: M-2
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Zu meinem Text gestern zum Sexismus im Fußball gab es (auf Social Media) Rückfragen, wie ich darauf komme („Quelle“), dass Männer von Corona stärker betroffen seien als Frauen. Hier ein paar davon:
- https://www.stern.de/gesundheit/sterblichkeit-beim-coronavirus–das-leiden-der-maenner-9207496.html
- https://www.mdr.de/wissen/warum-corona-fuer-maenner-gefaehrlicher-ist-100.html
- https://www.cicero.de/innenpolitik/maennersterblichkeit-coronavirus-studie-risikogruppe/plus
- https://www.tagesschau.de/ausland/corona-maenner-frauen-sterblichkeit-101.html
Mittwoch, 6.5.2020
Die Kanzlerin gibt nach – die ungeduldigen Ministerpräsidenten (einiger) Länder dürfen (rechtlich eh, aber jetzt auch ohne offizielle Kritik der Kanzlerin) mit den Öffnungen noch eigener Façon fortfahren – doch hat ihnen die Kanzlerin ein Kuckucksei ins Nest gelegt: Die Länder tragen die Verantwortung, wenn es schief geht und die Neuninfektionen eine Schwellenwert überschreiten – und damit einen genialen politischen Schachzug gemacht: Richten die Öffnungen keine Verschärfung der Infektions-Situation an, hat Merkel das zugelassen. Sollten aber die Neuinfektionen in bestimmten Bundesländern steigen – ist der jeweilige Ministerpräsident verantwortlich.
Die Schweden noch mal. Weil ich Kritik (besonders von Jörg in den Kommentaren von Teil 1 des Tagebuches) ernst nehme und mich gern mit anderen Meinungen auseinander setze. Also: In Schweden stieg die Zahl der Neuinfizierten von Gestern auf Heute von 228 auf 235 Fälle (pro 100.000 Einwohner) – in Deutschland vom 198 aud 199 Fälle (pro 100.000 Einwohner). Quelle: die New York Times. Wenn also Menschen glauben (wollen), das Schweden
a) mit weniger Regeln erfolgeicher bei der Bekämpfung von Corona ist und/oder
b) die Krise besser im Griff hat als Deutschland – dann ist das mit Fakten wiederlegt2. Im Gegenteil – in Schweden breitet sich der Virus derzeit (weiter) schneller aus, als in Deutschland. Kein Vorbild. Von der deutlich höheren Todesquote in Schweden mal abgesehen.
Ich bin ja notorisch SPD-kritisch, aber wenn aus deren Reihen mal was Gutes kommt, will ich das natürlich trotzdem nicht verschweigen:
Ich stimme mit dem SPD Gesundheitsexpoerten in vielen Fragen nicht überein, in dieser aber unbedingt:
Ja, weil umweltfreundlich. Ja, weil davon die Menschen profitieren, nicht vor allem die Unternehmensgewinne. Ja, weil davon alle Bundesländer was haben, statt vor allem die drei Länder mit den Automobilkonzernen.
Griechenlands erfolgreicher Weg durch die Krise
Eine alte Bevölkerung, eine schwache Wirtschaft, ein mangelhaftes Gesundheitssystem: In Griechenland waren alle Voraussetzungen für eine schwere Coronakrise vorhanden. Es kam anders. Vier Gründe:
- Die Regierung hat bereits im Februar auf Warnungen griechischer Wissenschaftler gehört.
- Ganz konkret: Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat schnell politische Entscheidungen getroffen. Am 27. Februar, einen Tag nach der Diagnose des ersten Covid-19-Falls in Griechenland, sagte seine Regierung trotz heftiger Proteste Karnevalsveranstaltungen ab. Am 11. März schlossen die Schulen, bald folgten Kinos, Geschäfte, Museen, Restaurants, Bars und Kirchen. Internationale Flüge wurden reihenweise gestrichen, Grenzen geschlossen. Alle Griechen hatten per SMS zu melden, wenn sie ihr Zuhause verlassen wollten.
- Die Griechen haben die Anordnungen zur sozialen Distanz weitgehend eingehalten. In dieser Krise scheinen sie ihrer Regierung ausnahmsweise zu vertrauen.
- Griechenland hat sich mit diesem Vorgehen die Zeit erarbeitet, um die Zahl der Intensivbetten in den Krankenhäusern um mehr als 70 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 3000 Krankenhausmitarbeiter eingestellt.
Griechenland war erfolgreicher als Schweden. Klüger als Deutschland. Die Folge: Das Land dürfte sich schneller von den nun eintretenden wirtschaftlichen Folgen erholen als andere. Mehr Details.
Ein Bekannter veröffentliche folgende Reise(anbieter)warnung:
Wir (in etwa): „Hey NOVASOL, aufgrund der Reisewarnung bis Mitte Juni können wir unseren Elba-Urlaub Ende Mai nicht antreten. Voll schade, aber wir finden da sicher zusammen einen Weg. Gutschein auch okay.“
NOVASOL (in etwa): „Sie können ihre Reise gerne stornieren, müssen dann aber 80% des Betrags latzen. Alternativ können sie die Reise auch umbuchen. Diese muss aber bis zum 31.05.2021 angetreten werden. Wenn sie sich für die zweite Option entscheiden, müssen sie uns aber bis Ende der Woche (08.05.2020) Bescheid geben. Tüdelü!“
Keine Ahnung, wie lang sich das mit Covid-19 alles hinzieht. Keine Ahnung, ob man im Mai nächsten Jahres Urlaub bekommt. Aber ihr wollt, dass wir das alles bis Ende der Woche schnell schnell entscheiden. Danke, NOVASOL. Ab sofort dann ohne euch.
Geister-Spiele
Die Bundesregierung hat erlaubt, dass die Jungen-Bundesliga3 ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt4 – ohne Zuschauer im Stadion. Brot & Spiele. 🙂 Ich bin sehr gespannt, welchen Einfluss die Corona-Erkrankungen unter den Spielern auf den Ausgang der Saison haben werden. Hier zum Vergleich mal die Tabelle vor Wiederaufnahme der Gladiatoren-Spiele:
Falls ich das schaffe, werde ich das verfolgen. Für die 1. Liga – ohne Garantie (Tabellen-Screenshot für zweite Liga auch vorhanden, falls jemand „den Ball aufnehmen“ will).
Was mich irritiert: Es geht immer nur um die halbstarken männlichen Geschlechts – dabei bedroht der Virus doch diese viel mehr als ihre halbstarken weiblichen Kolleginnen. Warum läßt „Mann“ die Mädels nicht zuerst spielen? Sollte es etwa gar nicht um Fußball, sondern um Profite gehen?
Erfolgriches Re-Framing:
Jörg Heléne sagt:
Allerdings – da muss ich ihm widersprechen – ist das Denken nicht erst in der Corona-Krise so geworden. Wirtschaftliche Interessen dominieren schon (sehr) lange über die Menschlichkeit. Das ist offensichtlich bei Waffenexporten, Umwelt- und Verkehrspolitik, Gesundheitspolitik, dem Umgang mit Obdachlosen und bei Arbeitslosen / der Sozialhilfe. Jörg, willst du etwa den Kapitalismus kritisieren?
Die Russische Föderation hat jetzt offiziell mehr Corona-Fälle als Deutschland und wird bereits Morgen mehr Fälle als Frankreich haben. Wieder ein Land, das die Gefährlichkeit des Virus lange geleugnet hat – und jetzt davon eingeholt wird.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T+3
Auch heute noch keine negativen Auswirkungen der Lockerungen ab 20.4. auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar – sondern wieder eine Senkung: 982. Bisher also keine Anzeichen, dass die Lockerungen ab 20.4. geschadet haben.
Maskenpflicht-Countdown: M-3
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Dienstag, 5.5.2020
Noch mal zu der aktuellen Ankündigung aus Bayern:
Für ein Bundesland, das immer noch die höchste Zahl von Neuinfektionen in Deutschland produziert, halte ich das für gewagt. Dennoch halte ich die Unterscheidung zwischen „was erlaubt ist“ und „wie es praktiziert wird“ für sinnvoll: Es spricht nichts dagegen, in einem Restaurant zu essen – solange ich sicher sein kann, dabei niemanden anzustecken. Es spricht nichts dagegen, ein Altenheim zu besuchen, solange ich sicher sein kann, dabei niemanden anzustecken. Es spricht nix dagegen, in einem Biergarten oder einer Kneipe zu essen – solange ich sicher sein kann, dabei niemanden anzustecken. Aber wie sicher können wir sein? Es scheint aber, als wenn die Regeln zur physischen Distanz (die meisten Bundesländer) nicht weniger wirksam sind als die (bayerrische) Ausgangsperre.
Und: Im Gegensatz zur Kanzlerin halte ich den Wunsch nach bundesweiten Regelungen (zumindest grundsätzlich) für populistisch. Denn was kann rational dagegen sprechen, auf unterschiedliche Ausgangsbedingungen auch angemessen zu reagieren. Und natürlich muss man dann auf die Frage: „Warum darf der sein Javer im Biergarten trinken, ich mein Maaß aber nicht?“ (so unbequem das sein mag) antworten mit: „Weil die Bremer – verdammt noch mal – nur 19 Neuinfektionen am Tag haben. Und nicht 285 am Tag (Bayern)“.
Hier noch mal den Stand von heute (Quelle: Südeutsche Zeitung) festgehalten, sodass wir die Entwicklungen in der Zukunft beurteilen können:
Schweden wird gern (auch in Deutschland) als Beispiel angeführt, wie man den Virus ohne Lockdown bekämpfen kann. Nach einem Bericht des Münchener Merkur wird das Land dafür wohl sogar von der WHO gelobt 5
Schauen wir uns die Welt (von mir ausgewählte Länder) mal an (Quelle: New York Times):
- Spanien: 469 Fälle pro 100.000 Einwohner. 55 Corona-Tote pro 100.000 Einwohner
- USA: 367 Fälle pro 100.000 Einwohner. 21 Corona-Tote pro 100.000 Einwohner
- Italien: 352 Fälle pro 100.000 Einwohner. 49 Corona-Tote pro 100.000 Einwohner
- Schweden 228 Fälle pro 100.000 Einwohner. 28 Corona-Tote pro 100.000 Einwohner
- Deutschland: 198 Fälle pro 100.000 Einwohner. 8 Corona-Tote pro 100.000 Einwohner
- Griechenland: 25 Fälle pro 100.000 Einwohner. 1 Corona-Toter pro 100.000 Einwohner.
Also ja, einige Länder könnten von Schweden lernen – aber für mich ist es kein Modell für Deutschland. Insbesondere, da weite Teile Schwedens sehr dünn besiedelt sind. Da wird physische Distanz schon in normalen Zeiten in km – nicht etwa in Metern – gemessen.
„Corona ist unter Kontrolle“: Ministerpräsident Söder hat einen vorsichtigen Exitplan für Bayern vorgestellt. Ab Mittwoch sind die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben, Familienbesuche sind erlaubt. Und dass obwohl Bayern mit im Schnitt 285 Neuinfektionen / Tag noch immer an der Spitze der Bundesländer liegt. Allerdings hat Bayern auch die schärfsten Maßnahmen. Gewisse Kontaktbeschränkungen und ein Verbot von Menschenansammlungen im öffentlichen Raum bleiben aber bestehen. Details.
Krankenhaus bei Paris entdeckt Covid-19-Fall vom Dezember
Das Coronavirus könnte Frankreich gut einen Monat früher erreicht haben als bisher bekannt. Eine erneut untersuchte Patienten-Probe vom Dezember brachte ein positives Ergebnis.
Corona & die Impf-Pflicht-Frage: Bevor überhaupt ein Impfstoff gegen Corona vorhanden ist und wir Details / (klinische) Studien dazu kennen, wird heiß über eine Pflicht zu Corona-Schutzimpfungen diskutiert. Dabei wird sehr viel Un- und Halbwissen verbreitet. Deshalb hier meine (derzeitige) Position dazu – auch als Versuch die Diskussion zu versachlichen.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T+2
Auch heute noch keine negativen Auswirkungen der Lockerungen ab 20.4. auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar: 1.108 ist weiter eine (allerdings sehr geringe) Senkung. Wegen dem Wochenende kann sich der Meldeverzug bis Mittwoch hinziehen.
Maskenpflicht-Countdown: M-4
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Montag, 4.5.2020
Daily Death Toll Will Nearly Double by June, Trump Administration Models Predict.
An internal government report projects about 200,000 new cases each day by the end of the month and 3,000 daily deaths by early June.
Wie nah sind wir an einem Impfstoff? Die New York Times sieht China auf dem Weg, Erster zu werden: China’s Coronavirus Vaccine Drive is winning the race, with four companies already testing their vaccine candidates on humans. Doch Schnelligkeit allein wird nicht entscheidend sein: „Finding a vaccine isn’t enough. China’s companies must also win over the trust of the public, who might [after scandals in the past] be more inclined to choose a foreign-made vaccine over a Chinese one.“
In der japanischen Provinz Hokkaidō ist eine zweite Corona-Welle losgebrochen, die schlimmer ist als die erste (die damals mit Hilfe des Notstandes recht erfolgreich bekämpft worden war). Jan Knüsel sieht im asienspiegel „eine Mischung zwischen Pech und Nachlässigkeit“ am Werk.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T+1
Auch heute noch keine negativen Auswirkungen der Lockerungen ab 20.4. auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar: 1.142 ist weiter eine (allerdings sehr geringe) Senkung. In einigen Bundesländern (NRW und hier in Hessen) ging es jedoch klar hoch – was durch niedrige Zahlen aus anderen Ländern jedoch ausgeglichen wurde. Wegen dem Wochenende kann sich der Meldeverzug bis Mittwoch hinziehen.
Maskenpflicht-Countdown: M-5
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Dass man Statistiken immer differenziert betrachten und nicht nur die aufmerksamkeitsheischende Überschrift lesen sollte, zeigt das folgende Beispiel:
Zitat Überschrift: „Kaum Anzeichen für Übersterblichkeit in Deutschland“
Zitat aus dem Text: „Auch in Deutschland wurden einzelne Regionen schwer getroffen
Die Zahl der Fälle ist regional sehr ungleich verteilt und es gibt auch in Deutschland sehr wohl Gemeinden und Kreise mit deutlich erhöhter Sterblichkeit.“
Brasilien > 100.000 Corona-Infektionen. Nach Angaben des brasilianischen Gesundheitsministeriums wurden innerhalb der letzten 24 Stunden 4.588 neue Fälle registriert. Auch in Russland steigt die Zahl der neu mit dem Coronavirus Infizierten weiter dramatisch an. Mit 10.633 neuen Fällen innerhalb eines Tages ist ein neuer Höchststand (nach dem Rekord von gestern) erreicht worden, teilten die Behörden am Sonntag in Moskau mit.
Die britische Regierung empfiehlt Menschen über 70 Jahre, die eigene Wohnung über Wochen nicht mehr zu verlassen, um eine Corona-Ansteckung zu verhindern. Leitende Ärzte haben das nun kritisiert. In der „Sunday Times“ warnten die Ärzteorganisation British Medical Association und das Royal College of General Practitioners, Isolation schade der mentalen Gesundheit. Es dürfe keinen pauschalen Bann für Über-70-Jährige geben, für gesunde ältere Menschen sollten die Beschränkungen gelockert werden.
Der Deutsche Richterbund ist verärgert über die Kritik von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) an der gerichtlichen Aufhebung einzelner Corona-Auflagen. Die Bundesregierung „sollte sich darüber bewusst sein, dass eine Korrektur unverhältnismäßiger Maßnahmen durch die Gerichte gerade in der aktuellen Ausnahmesituation erkennen lässt, dass der Rechtsstaat funktioniert“, erklärten die Vorsitzenden des Richterbunds, Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff, am Sonntag. „Der Deutsche Richterbund geht davon aus, dass die vom Kanzleramtschef geäußerte Kritik nicht von der Bundeskanzlerin geteilt wird“, heißt es weiter. Bürger und Unternehmen würden sich in wachsender Zahl an die Gerichte wenden, um die Maßnahmen überprüfen zu lassen. „Das spricht für das große Vertrauen der Menschen in die Gerichte.“
Sonntag, 3.5.2020
> 7.000 Neuinfektionen pro Tag (2. Platz hinter den USA): Russland:Das überforderte System: Russland gehört zu den Staaten mit den meisten Neuinfektionen, allein in Moskau könnten 250.000 Menschen betroffen sein. Viele stecken sich in Krankenhäusern an – darunter auch immer mehr Ärzte, Sanitäter und Pfleger.
Die New York Times hat einen interessanten Artikel veröffentlicht, der international vergleicht, welche Länder unter welchen Bedingungen wie stark vom Corona-Virus betroffen sind. Keine Wissenschaft, aber viele Indizien – und natürlich nur vorläufig. Bis wir neuere Erkenntnisse haben. Aber was man vielleicht sagen kann: Es scheint nicht den EINEN kritischen Faktor zu geben, sondern es ist komplexer. Aber ein konsequenter Lockdown scheint in vielen Fällen zu helfen:
Countries that locked down early, like Vietnam and Greece, have been able to avoid out-of-control contagions, evidence of the power of strict social distancing and quarantines to contain the virus.
In Africa, countries with bitter experience with killers like H.I.V., drug-resistant tuberculosis and Ebola knew the drill and reacted quickly.
Airport staff from Sierra Leone to Uganda were taking temperatures (since found to be a less effective measure) and contact details and wearing masks long before their counterparts in the United States and Europe took such precautions. […]
Sierra Leone repurposed disease-tracking protocols that had been established in the wake of the Ebola outbreak in 2014, in which almost 4,000 people died there. The government set up emergency operations centers in every district and recruited 14,000 community health workers, 1,500 of whom are being trained as contact tracers, even though Sierra Leone has only about 155 confirmed cases.
In the Middle East, the widespread shuttering of mosques, shrines and churches happened relatively early and probably helped stem the spread in many countries.
A notable exception was Iran, which did not close some of its largest shrines until March 18, a full month after it registered its first case in the pilgrimage city of Qum. The epidemic spread quickly from there, killing thousands in the country and spreading the virus across borders as pilgrims returned home.
Während kein Land bekannt ist, in dem es nicht gelang, durch einen konsequenten Lockdown die Ausbreitung des Virus zu verhindern (oder nach der Ausbreitung die Epedemie zu stoppen), gibt es auch (wenige) Länder, in denen es ohne Lockdown (bisher) zu keiner Epedemie gelommen ist. Da stellt sich natürlich die Frage: Nur Zeitverzögerung? Oder welcher andere Faktor spielt eine Rolle?
Lange litten die USA am Vietnam Trauma – folgt jetzt das Corona-Trauma? Das Coronavirus hat schon mehr Amerikaner getötet, als im gesamten Vietnamkrieg gestorben sind.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T-0
Ab heute sollten die Auswirkungen der Lockerungen ab 20.4. auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar werden. Da jedoch T-0 auf ein langes Wochenende fällt und viele Gesundheitsämter am Wochenende keine Zahlen melden und viele Labors seit Donnerstag Abend keine Tests ausgewertet haben dürften, wird sich der Meldeverzug wohl bis Mittwoch / Donnerstag hinziehen. Heute jedenfalls sind die Zahlen in Deutschland jedenfalls weiter leicht gesunken.
Maskenpflicht-Countdown: M-6
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Die Süddeutsche Zeitung hat Spanien aus ihrer Corona-Statistik genommen – jetzt schon seit mehreren Tagen – ohne jede Erklärung. Das ist schlechtester Journalismus. Denn es mag ja gute Gründe geben, aber diese nicht zu erklären, bedeutet unmündige Leser:innen er erwarten. Zumal für jeden Klatsch Platz auf der Web-Seite ist.
Samstag, 2.5.2020: Zwischenfazit nach 7 Wochen Lockdown
Handwerker im Haus, mehr Arbeits als sonst, Abitur des Nachwuchses, selbst kochen: Ich bin letzte Woche nicht zum Sport machen gekommen. Zu viel los. Und das Wochenende ist auch schon wieder verplant. Aber nächste Woche wieder!
Vermisse weiterhin einiges, aber ansonsten ist die Stimmung weiter bestens.
Was mir gestern klar wurde: Corona ist das Spannendste, das ich bisher erlebt habe. So im großen Maßstab. Wir schreiben hier Geschichte. Generationen werden davon berichten. Das geht irgendwie völlig unter. Wir schreiben hier Geschichte, Leute! Hört endlich auf, euch so peinlich zu verhalten. Danke.
Lockerungs-Effekte-Countdown: T-1
[T-0: Auswirkungen der Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]. Gerade aufgefallen: T-0 fällt auf ein langes Wochenende. Da dürfte es einges an Meldeverzug geben. Die Zahlen könnten erst ab Mittwoch aussagekräftig werden.
Maskenpflicht-Countdown: M-7
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Freitag, 1.5.2020
Heute von einem Kontakt mit der Frage konfrontiert worden:
„Trag Mundschutz, halt Abstand, bleib zu Hause.
Aber noch nie hab ich von offizieller Seite gehört: Esse jetzt besonders gut – möglichst vegan und roh-, stärke dein Immunsystem, ordne deine Gedanken, sein dir deiner Selbstheilungskräfte bewusst, sorge für deine mentale und physische Gesundheit. Warum eigentlich nicht?“
Ein Bekannter (@Uli Gasper) hat kurz Google angeworfen und die Behauptungen wiederlegt:
Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung (Bundesministerium für Gesundheit)
Gesund und abwechslungsreich essen (Die Bundesregierung): „Vor allem: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte“
„Kein Stress mit dem Stress“ (Bundesministerium für Arbeit und Soziales)
… und es gibt bestimmt noch mehr davon auf Regierungsseiten. Aber natürlich ist es uncool mal zu googeln und weil es eigentlich keiner hören / wissen will, schreiben das die Medien eben auch nicht… Andererseits – vielleicht schauen sich das doch mehr Leute an, als man glaubt. Denn die Sterberate in Deutschland ist auffällig extem niedrig. Das wäre ja mal eine gute Nachricht. Jedenfalls taugt diese Kritik echt nix…
Lockerungs-Effekte-Countdown: T-2
[T-0: Auswirkungen der Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar].
Maskenpflicht-Countdown: M-8
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Corona Virus Soundtrack – Kandidat Nr. 6:
Intensivpflegerin über Covid-19: „Die Patienten werden sehr schnell sehr still“
Wer lebensbedrohlich erkrankt, kommt auf die Intensivstation. Eine Pflegerin erzählt, wie sich Corona-Patienten von anderen Kranken unterscheiden und was ihre Versorgung so aufwendig macht.
Die Lage am Nachmittag: Wie bisher (fast) jeden Tag sinkende Neuinfektionszahlen aus Deutschland. Plötzliche Spünge sind unsere Sache hier nicht… Dafür eine Überraschung aus Spanien: Plötzlich sind die Spanier im zweistelligen Bereich: Nur 59 Neuinfektionen (gemittelt über die vergangene Woche). Gestern hatte ich noch „keine Trendwende“ von dort gemeldet – da bin ich wohl auf die Nachteile der Mittelwertbildung reingefallen (gestern war der Wert von vor 7 Tagen ein sehr hoher- und hat die Mittelwerte hoch gehalten – heute ist dieser hohe Wert rausgefallen (weil der älteste) und schon purzeln die Durchschnitte nach unten… Trotzdem muss man erst mal schauen, ob das nicht ein Fehler ist. Ich werde berichten.
Ups, plötzlich hat die Süddeutsche Zeitung Spanien ganz aus ihrer Statistik genommen… ohne Erklärung.
Mit 6.246 (im Schnitt pro Tag) ist die Russische Föderation neuer Rising Star der Corona-Hitliste. Dazu passend:
Michail Mischustin: Russischer Regierungschef mit Coronavirus infiziert. Russland Regierungschef Michail Mischustin hat sich mit dem Coronavirus infiziert und seine Amtsgeschäfte vorläufig niedergelegt. Er begebe sich in Selbstisolation, sagte der 54-Jährige am Donnerstagabend in Moskau. Mischustin war bislang Russlands wichtigster Manager im Kampf gegen die Coronakrise.
Donnerstag, 30.4.2020
Lockerungs-Effekte-Countdown: T-3
[T-0: Auswirkungen der Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar].
Maskenpflicht-Countdown: M-9
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Der Status am Morgen: Die Zahl der getesteten Corona-Neuinfektionen in Deutschland sinkt wieder: 1648. Bayern (432), NRW (318) und BaWü (320) sind weiter die Länder mit den meisten Neufällen. Niedersachsen (95) ist in den zweistelligen Bereich gefallen, Hessen mit 106 nur knapp drüber. Die anderen Bundesländer spielen einzeln praktisch keine Rolle mehr. Nach dem Wochenende werden wir wissen, wie sich die Lockerungen auswirken.
International sind die USA und Großbritannien weiterhin die Shooting Stars, aber auch in Spanien ist leider keine Trendwende in Sicht. Italien kann leichte Fortschritte verzeichnen. Die Türkei und Russland verzeichnen (bei zweifelhaften Zahlen) starke Erhöhungen und werden vermutlich bald (aber noch nicht kommende Woche) an Deutschland vorbei ziehen. Zu Schweden habe ich bereits gestern was geschrieben.
In einer Fleischfirma in Birkenfeld bei Pforzheim sind inzwischen 270 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Grund: Die Firma erklärt sich die hohe Ansteckungszahl mit der Wohnsituation der Werkvertragsbeschäftigten, die unter anderem aus Rumänien, Ungarn und Polen kommen. Nach Angaben des Landratsamtes wohnten viele der positiv Getesteten in Gemeinschaftsunterkünften. Unverantwortlich von Firma und Aufsicht in diesen Zeiten. Machen die keiine Risiko-Analyse?
Diese Zahlen sind wegen dem Meldeverzug vermutlich noch nicht in den Zahlen von BaWü enthalten, sonst müßten sich die sich fast verdoppeln. Aber sie werden in den nächsten Tagen die deutsche Statistik verderben.
Mittwoch, 29.4.2020
Lockerungs-Effekte-Countdown: T-4
[T-0: Auswirkungen der Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar].
Maskenpflicht-Countdown: M-10
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Schweden: Heute ist der erste Tag, an dem in Schweden mehr Menschen pro 100.000 Einwohner nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert sind (derzeit 193) als in Deutschland (190). Die Behauptung, dass Schweden mit ihrem eher lockeren Umgang mit dem Virus besser fahren als Deutschland, ist damit wiederlegt. Die Behauptung, dass sie schlechter fahren, ist jedoch noch nicht belegt (2 Fälle mehr pro 100.000 liegt im Bereich statisischer Irrelevanz). Dazu muss man das weiter beobachten (auch wenn die schwedischen Steigerungsraten der letzten Tage vermuten lassen, dass Schweden locker weit vorbei zieht und sich schon in Küprze auf dem Nivaeau Großbritanniens bewegen dürfte).
Die Tasache, dass die Zahl der Toten (pro 100.000 Einw.) viemal höher ist, als in Deutschland, läßt sich (anders als von manchen Medien getan – s.u.) nicht als Beleg für das Scheitern des schwedischen Ansatzes verwenden – solange die Ursache für die deutlich erhöhte Sterblichkeitsrate nicht klar ist. Jedoch kann man schon jetzt fragen, ob nicht viele der 2.355 verstorbenen Menschen (Ehefrauen, Ehemänner, Omas, Opas…) noch am Leben sein könnten, wenn Schweden striktere Maßnahmen ergriffen hätte.
Gedankensplitter:
Unsere Großeltern haben die Spanische Grippe, zwei Weltkriege und die Hyperinflation überlebt – und ihr ertragt nicht mal mehr 10 Wochen zuhause bleiben? Das nenne ich evolutionäre Degeneration!
Am Montag kam es bei der Ankunft einer Antonow 225 am Flughafen Leipzig/Halle im Beisein von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zu mehrfachen Corona-Regelbrüchen. Zahlreiche Presse- und Regierungsvertreter umkreisten bei einem Pressetermin die Bundesverteidigungsministerin, standen extrem dicht beieinander, die meisten ohne Mund-Nasenschutz. So auch die CDU-Ministerin:
Dienstag, 28.4.2020
Breaking: USA haben mehr als 1.Mio „known“ Corona Infektionen (New York Times)
Das war sogar schneller als ich es gedacht hab. Hatte frühestens im Laufe des Mittwoch damit gerechnet.
Lockerungs-Effekte-Countdown:T-5
[T-0: Auswirkungen der Lockerungen auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar].
Maskenpflicht-Countdown: M-11
[M-0: Auswirkungen der Maskenpflicht auf die Zahl der infiziert Getesteten sichtbar]
Autsch: Österreich beginnt mit Schulöffnungen und Lockerungen und schmiedet Allianz der „smarten Länder“, die „wie wir [gemeint: Österreich] früh und intensiv reagiert haben und somit besser durch die Krise gekommen sind“.
Vergangenen Freitag hat Kanzler Kurz deshalb eine Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus Australien, Neuseeland, Israel, Dänemark, Tschechien und Griechenland abgehalten. Diese Corona-Musterschüler hätten beraten, wie man die Länder bestmöglich hochfahren, die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig das Virus unter Kontrolle halten könne, so Kurz. Die Staaten hätten vereinbart, stärker zusammenzuarbeiten bei der Forschung an einem Impfstoff und Medikamenten sowie bei der Produktion von Schutzausrüstung.
Deutschland ist bei den „smarten“ Ländern, die schnell und intensiv reagiert haben, nicht dabei. Quelle: MSN
Die anfänglichen massiven Versäumnisse Östereichs (Ischgl) verschweigt der Schlaumeier Kurz natürlich. Aber danach hat Östereich tatsächlich recht konsequent gehandelt und es (anders als z.B. Spanien und Frankreich, die m.W. ungefähr zeitgleich betroffen waren) so geschafft, die Fälle auf 173 pro 100.000 Einwohner (Deutschland: 189, Frankreich 193, Spanien 448) zu begrenzen (Annahme: In Österreich wird nicht weniger getestet als in Deutschland). Die anderen „Musterschüler“ (jeweils pro 100.00 Einwohner, Quelle für alle Werte: New York Times):
- Israel 175
- Dänemark 150
- Tschechien 70
- Neuseeland: 30
- Griechenland: 24
Zu den aktuellen Ansteckungsraten der Länder haben ich auf die Schnelle keine Infos finden können. Dies wäre für eine weitere Bewertung / Vergleich natürlich noch wichtig. Update: Für Österreich liegt der Reproduktionsfaktor – die Zahl, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt – liegt bei 0,59 – und damit deutlich niedriger als in Deutschland.
Jetzt wird sich zeigen, ob Länder die strikt reagiert haben, (wie ich vermute) einen Wettbewerbsvorteil dadurch erlangen, dass sie ihre Wirtschaft früher wieder hochfahren können. Was natürlich auch entscheidend davon abhängt, wie stark die 2. Welle ausfällt.
Im Lockdown beginnt meine Reinlichkeit zu leiden. Heute nicht geduscht. Allerdings nicht freiwillig, sondern weil meiner Vermieter entscheiden hat, die Badewanne auszutauschen. Die kam gestern – aber die Fliesenleger:in, der zur Vollendung des Werkes gebraucht wird, nicht. Mein Bad derzeit:
Das Wasser drinnen ist übrigens nicht vom Baden, sondern muss drin bleiben, bis die Fliesen dran sind ist.
Update: Der / die Fliesenleger:in soll morgen kommen.
Rant: Die SPD fordert, das „Recht auf Home Office“ einzuführen. Sie hat immer noch nicht verstanden – wie ich in Das Problem der SPD war nicht Andrea Nahles vorhergesehen habe – dass eine sozialdemokratische Partei (so sie als solche – und nicht als Populismuspartei – überleben will) echte Probleme lösen muss. Home Office ist ein Privileg, dass bereits priviligierte Angestellte (die am Computer arbeiten und sich die Hände nicht schmutzig machen müssen) nutzen können. Ein Recht darauf einzuführen löst keine realen Probleme (außer im Einzelfall), sondern schafft neue: Branchen und Firmen wollen Ausnahmen, Ungerechtigkeiten wer darf Home Office und wer muss in der Firma arbeiten, wie kontrollieren die „Bosse“ (die meinen das zu müssen) ob da auch wirklich gearbeitet wird (und: darf der Home Office Rechner zu diesem Zwecke überwacht werden?) u.s.w. Die Versäumnisse der SPD werden um so deutlicher, wenn man betrachtet, was sie alles NICHT fordert (aber was echte Probleme lösen würde):
- Eine bessere Bezahlung der medizinischen Angestellten im Gesundheitswesen
- Ein Ende der Privatisierungen im Gesundheitswesen (die dazu führen, dass Gesundheit gegen Profit steht – und der Profit im Zweifel immer gewinnt)
- Einen besonderen Kündigungsschutz in Krisenzeiten
- Eine Rücklagenpflicht für profitable Unternehmen für Krisenzeiten
- Eine Unternehmens-finanzierten Rücklagen-Fond für Finanz- und Wirtschaftskrisen (damit es nicht immer die kleinen Steuerzahler sind, die die Banken retten müssen)
Nur ein paar Beispiele. Mir fallen bestimmt noch mehr ein.
Interessant:
Die Lage am Morgen: Heute sind die registrierten Neuansteckungszahlen in Deutschland zum ersten Mal wieder gestiegen. Allerdings nicht allgemein, sondern eigentlich (relevant*) nur in NRW. Dafür dort aber drastisch (>100). Das ist ungewöhnlich. Mögliche Erklärung: Ministerpräsident Laschet (CDU) hat nicht nur öffentlich immer wieder auf eine stärkere Lockerung gedrungen, sondern seit letzte Woche auch lockere Regeln und mehr Ausnahmen als andere Bundesländer zugelassen. Da es aber für aus Auswirkungen aus den Lockerungen noch zu früh ist, kann es nur sein, dass die Bürge:innen von NRW (gefüttert von ihrem Ministerpräsidenten) die Bedrohung weniger ernst nahmen. Folge: Die Ansteckungsrate (aka Reproduktionsfaktor) ist in Deutschland wieder auf 1,0 gstiegen**. Zum Ansteckungsrate merkt Blogger-Kollege Jörg Helene allerdings zutreffend an:
Mittlerweile soll das Berechnungsmodell deutlich verbessert worden sein. Trotzdem bleibt es ein Schätzwert, den das RKI bei aktuell 1,0 mit einem Konfidenzintervall von 0,8 bis 1,1 angibt. Dennoch treffen wir anhand von Veränderungen im Zehntelprozentbereich Aussagen über die Entwicklung der Pandemie, definieren das gar als eine der wichtigsten Entscheidungsgrundlagen.
Quelle: Zahlenfetisch von Jörg Helene
Für mich ist diese Kennziffer nur eine von vielen statistischen Methoden, die uns helfen (können), die Situation begreifbar(er) zu machen. Wer seine Meinung oder gar Entscheidungen nur darauf stützt, disqualifiziert sich für mich.
* Kleinere Steigerungen gab es auch in Berlin und Brandenburg, die sich jedoch im Einstelligen, max. kleinen zweistelligen Bereich bewegen und auf die üblichen Schwankungen zurück zu führen sein könnten. Muss man beobachten.
** Bei einer Ansteckungsrate von > 1 breitet sie eine Epedemie aus, bei < 1 geht sie zurück.
Klimaanlage als Virenschleuder
In einem Restaurant in China sollen sich neun Menschen infiziert haben, weil die Klimaanlage die Sars-CoV-2-Erreger verteilte. Auch auf einem Kreuzfahrtschiff könnte sich das Virus über die Belüftung verbreitet haben.
Doch es wäre verfrüht, von der Studie aus China auf die Gefährlichkeit aller Belüftungsanlagen zu schließen. Es gibt technische Unterschiede bei Klimaanlagen und die Möglichkeit der Filterung, das alles muss man in die Betrachtung einbeziehen. Man geht beim Coronavirus eher von einer Tröpfcheninfektion aus, wo die Übertragung in direkter Nähe stattfindet als über Aerosole, die über weitere Entfernungen getragen werden. Zwar konnten erste Studien nachweisen, dass sich auch nach Stunden noch infektiöse Viren in der Luft befinden können. Ob diese Virenlast ausreicht, um Menschen zu infizieren, ist jedoch noch unklar. Worüber sich Experten einig sind: Grundsätzlich trägt eine gute Belüftung in Räumen sogar eher dazu bei, das Ansteckungsrisiko zu senken. Mehr bei Spiegel.de
Montag, 27.4.2020, Teil 2
Corona Virus Soundtrack – Kandidat Nr. 5: Spliff – Deja Vu
Da habe ich meine WordPresse-Software aktualisiert und jetzt kann sie mein Tagebuch nicht mehr bearbeiten … Datei zu groß. Oder so. Na, dann mache ich die Fortsetzung eben hier…
Prophezeiung 2 von gestern ist eingetroffen: Großbritannien hat bereits heute nicht nur pro 100.000 Einwohner mehr nachgewiesene Corona-Infizierte, sondern auch in absoluten Zahlen: 158.347 (Deutschland: 156.232). Ich fürchte, es wird noch lange dauern, bis ich wieder ins Königreich reisen kann. 🙁
Mein Nachwuchs hat mir heute (während meiner Tango-ViLonga mit Zoom) meine WebCam geklaut, weil er mit Freuden eine Skype-Konferenz machen wollte. Durfte er. Zum Glück kann ich mich bei Zoom auch mit dem Handy einwählen.
Zum ersten Teil des Tagebuches .
- Auf Facebook (unzuverlässig!) hat jemand berichtet, dass in einer Leser:innendiskussion (unzuverlässig!) auf Focus.de (Boulevardmagazin mit entsprechender Leser:innenschaft) [↩zurück ↩]
- Es sei denn, Schweden würde ERHEBLICH mehr Testen als Deutschland – wofür es weder Belege, Indizien noch Grund zur Annahme gibt.[↩zurück ↩]
- Ich streube mich inzwischen dagegen, diese Teenager „Männer“ oder „Herren“ zu nennen – andere Formulierungsvorschläge in den Kommentaren – herzlich willkommen.[↩zurück ↩]
- Update 23 Uhr: Die Liga plant den Spielbetrieb jetzt schon ab 15.5.2020[↩zurück ↩]
- Wenn man genau liest., ist es nur ein einziger Mitarbeiter der WHO, der Schweden „möglicherweise“ lobt 😉 [↩zurück ↩]
#1 by Jörg on 28. April 2020 - 10:02
>“Heute sind die registrierten Neuansteckungszahlen in Deutschland zum ersten Mal wieder gestiegen. “
Und morgen werden sie noch mehr steigen, weil Meldeverzug. Ein Vergleich macht hier nur mit den Zahlen von vor einer Woche Sinn. Da haben wir einen Rückgang von über 600, das ist ein ähnlicher Rückgang wie auch gestern.
>“sondern eigentlich (relevant*) nur in NRW“
Also laut dem RKI gab es in NRW einen Zuwachs von 305 und in Bayern einen von 336, gestern hatte NRW +210 und Bayern +158. Ich kann da keinen signifikanten Unterschied erkennen.
Verglichen mit letztem Dienstag haben beide einen Rückgang an Neuinfektionen von mehr als 100.
Ach, und heute ist der 28. 😉
#2 by neunmalsechs on 28. April 2020 - 12:34
Die Zahlen der Süddeutschen Zeitung, die ich als Quelle benutze, basieren auf den Zahlen der John-Hopkins-University – weniger Meldeverzug, andere Tageszahlen. Ich bleibe aus Gründen der Konsistenz dabei, bin mir aber der Unschärfen (beider Quellen, daher isses – denke ich – egal, welche ich hier nehme) bewußt. Ich schreibe ja meine subjektive Wahrnehmung hier auf – finde es aber ausdrücklich gut, dass du deine Perspekive daneben hältst.
Deinen Beitrag zum R finde ich übrigens gut, will ich noch verlinken.
Und danke für Hinweis auf das falsche Datum!
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#3 by Jörg on 7. Mai 2020 - 12:34
„Auch heute wieder eine Senkung: 955. Ich denke wir können endgültig festhalten, dass die Lockerungen ab 20.4. keinen negativen EInfluß auf die Entwicklung hatten.“
Da wäre ich mir nicht mal so ganz sicher. Der relative Anstieg zur Wochenmitte ist bei den RKI-Zahlen deutlich größer als letzte Woche. Das KÖNNTE auf die Lockerungen zurückzuführen sein. Solange die Zahlen weiterhin zurückgehen, ist das aber ziemlich egal. Denn nach wie vor muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen: Es geht nicht darum, dass sich niemand mehr ansteckt (die Vorstellung, das erreichen zu können, ist vollkommen naiv), sondern darum, dass sich nicht zu viele gleichzeitig anstecken. Mit dem Virus leben, nicht sich vor ihm verstecken.
#4 by Jörg on 11. Mai 2020 - 10:34
Die RKI-Zahl von heute ist leider unbrauchbar, weil es offenbar irgendwann in den letzten Tagen einen Übermittlungsfehler in Baden-Württemberg gab. Es ist noch nicht ganz klar, wo der Fehler liegt. Entweder wurden heute versehentlich zu wenig gemeldet oder in den vergangenen Tagen zu viel. Letzteres könnte erklären, warum es beim RKI am Wochenende einen geringeren Rückgang der Fallzahlen gab, als zu erwarten war.
In jedem Fall musst du bei den heutigen RKI-Zahlen aber mindestens 150 draufpacken, eher 160. Vielleicht liefert das RKI da noch nach.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Neuinfektionen nach wie vor fallen, wenn auch nicht mehr so schnell, was aber angesichts dessen, dass wir mittlerweile teilweise im 3-stelligen Bereich sind, auch nicht mehr überrascht. Ich kann aus den bisherigen Lockerungen keine erhöhte Gefahr erkennen.
#5 by neunmalsechs on 11. Mai 2020 - 11:16
Danke für den Hinweis.
Auch ich sehe keinen Hinweis, dass die bisherigen Lockerungen (gemeint: vom 20.4.) die Fallzahlen erhöht haben. Die Diskussionen über die täglichen Schwankungen von R finde ich zu hektisch und unsystematisch angesichts der Datenentwickklung.
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#6 by Jörg on 15. Mai 2020 - 9:34
Oi, das erste Bild zu Schweden heute ist aber schon aus dem Lehrbuch: „Wie manipuliere ich erfolgreich mit Grafiken, indem ich unterschiedliche Skalen verwende“. :o)
Schweden ist ein Argumentationsfraktal, mit dem zwei unterschiedliche Filterblasen ihre jeweilige Meinung durchsetzen wollen. Realistisch betrachtet macht Schweden nicht viel anders als wir. Wir waren am Anfang präventiver und Schweden situativer. Das ist alles. Allenfalls kann man sagen, dass wir mittlerweile auch auf die eher situative Vorgehensweise umschwenken, weil es nur so dauerhaft durchhaltbar ist.
Schweden hatte insofern recht, dass sie nie in die Phase des exponentiellen Wachstums geraten sind. Sie hatten insofern unrecht, dass sie – anders als Deutschland – noch nicht über den ersten Peak sind.
Ob sich das am Ende in geringeren „Kollateralschäden“ auszahlt, kann Stand heute niemand seriös sagen.
Was am Ende besser gewesen sein wird, wird man frühestens in ein paar Monaten, vielleicht sogar erst Jahren sicher sagen können, weil das Ausmaß der „Lockdown“-Folgen vorher nicht eindeutig analysierbar sein wird. Was da aktuell präsentiert wird, ist Kaffeesatzleserei – und zwar von beiden Seiten.
Momentan sollten da beide Seiten einfach mal ein bisschen den Schaum vor’m Mund abwischen ;o) – Schweden macht nicht dramatisch was anders und hat auch keine dramatisch andere Situation. Die hohe Sterberate hat komplexere Gründe als die Frage, ob man Cafés hätte schließen sollen oder nicht.
#7 by Jörg on 24. Mai 2020 - 11:15
„Die Sonntagszahlen … sind trotz der Lockerungen niedriger als am Sonntag vor einer Woche “
Ich führe für mich eine eigene kleine Statistik auf Basis der RKI-Zahlen. Ich trage die normalerweise nicht nach Außen, weil sie etwas rein Mathematisches ist und durch kleinere Infektionsherde sofort durcheinander kommt. Einfach gesagt basiert sie auf der prozentualen Veränderung von Tag zu Tag. Und der RKI-Wert ist ziemlich genau da, wo ich ihn erwartet habe, d.h. komplett ohne Auswirkungen der Lockerungen.
Es gab einen Ausreißer nach unten am Freitag und einen nach oben gestern. Die Verzögerung durch den Feiertag scheint also größtenteils schon drin zu sein. Bislang haben die Lockerungen keine signifikanten Auswirkungen. Das ist Fakt. Das sollte uns eigentlich die Möglichkeit geben recht exakt die Ursache zu identifizieren, sobald sich das ändert und die Fallzahlen zunehmen. Ein pauschales „Wir-machen-alles-dicht-und-sperren-uns-weg“ sollte eigentlich nicht mehr passieren dürfen.
Sollte…
#8 by neunmalsechs on 24. Mai 2020 - 12:17
Ich neige dazu, dir zuzustimmen, bin aber aus zwei Gründen noch vorsichtig und werde auf jeden Fall bis zum Ende der Woche abwarten, bis ich mich da festlege:
Hast du eine Ansicht zur Wirksamkeit der Maskenpflicht? Ich habe meine Einschätzung ja hier niedergeschrieben
http://blog.neunmalsechs.de/2020/05/19/maskenpflicht-hat-die-was-gebracht/
Mich würde interessieren, ob du die Einschätzung teilst, oder ob du Argumente hast, die dich zu einer andern Sicht bringen.
#9 by Jörg on 24. Mai 2020 - 12:51
Die Beurteilung der Maskenpflicht ist insofern schwierig, weil wir zwei Effekte gleichzeitig bewerten müssen. Kann ja sein, dass sich der Schaden durch die Lockerungen und der Nutzen der Maskenpflicht die Waage halten. Kann aber auch sein, dass beides keine signifikanten Auswirkungen hat. Der Rückgang der Fallzahlen ist zumindest in den Ausmaß, wie er auch ohne Masken zu erwarten war.
Ich halte den Nutzen der Maskenpflicht für überschaubar. Infektionsherde, die auf einen Supermarkt zurückzuführen wären, gibt es bislang nicht. Probleme gibt es dort, wo sich viele Menschen für einen längeren Zeitraum aufhalten.
Ich gehe von einem geringfügigen Nutzen in Öffentlichen Verkehrsmitteln aus. Da kommen zu viele Leute zu dicht zusammen. Ich denke, im Supermarkt ist konsequentes Abstandhalten ausreichend, sofern man die Leute dazu anhält, auch bei milden Erkältungssymptonen nicht selbst einzukaufen. Auf offener Straße ist eine Maske überflüssig und so wie manche sie tragen sogar kontraproduktiv, sobald ab Herbst andere Erreger wieder eine größere Rolle spielen.
Ich spekuliere momentan auch über ein eher chaotisches Modell, d.h. es gibt keine Wirkungen à la: „Wenn ich dies mache, senke ich die Verbreitungsgeschwindigkeit um so-und-so-viel Prozent“, sondern eine höhere Verbreitung des Virus beschleunigt auch die Verbreitungsgeschwindigkeit, also die Relation, und das mehr als jede Maßnahme oder Lockerung.
Das würde zumindest sowohl erklären, warum Schweden sich nicht wie Großbritannien entwickelt hat und warum auch massive Ausgangssperren in Spanien und Italien so lange brauchten, um eine Wirkung zu zeigen.
#10 by Jörg on 24. Mai 2020 - 12:55
“ sondern eine höhere Verbreitung des Virus beschleunigt auch die Verbreitungsgeschwindigkeit“
Das war jetzt vielleicht etwas undeutlich, dass eine höhere Verbreitung die Verbreitungsgeschwindigkeit erhöht, ist klar, ich meine, dass es aber vielleicht auch die prozentuale Geschwindigkeit erhöht.
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