Archiv der Kategorie Bücher

Sibylle Berg: Sex II

Sibylle Berg: Sex II

Sibylle Berg: Sex II

Sibylle Berg hat einen Splatter-Roman geschrieben. Das steht nicht draußen drauf. Da steht “Sex II” drauf. Das ist irreführend. Deshalb warne ich euch hier.

Wenn ihr also (im Buchladen oder in der Bibliothek) ein Buch mit dem Titels “Sex II” seht, dann macht nicht den Fehler zu denken: “Oh, Sex ist doch eine der schönsten Sachen der Welt, das nehme ich mir mal mit.”  Wenn ihr dagegen auf Splatter-Filme steht, wo Blut und Gedärme spritzen, dann könnte dieses Buch etwas für euch sein. Doch nur vielleicht, denn neben der drastischen Schilderung von Verstümmelungen, Brutalität, grausamen Tötungen und anderen körperlichen Grausamkeiten enthält das Buch massiv depressives Gedankenmaterial. Wer auch nur 10% von dem glaubt, was er so liest, wird  mit diesem Buch zum Ergebnis kommen, dass die Menschheit (zumindest die der westlichen Zivilisation) zutiefst verkommen und des Überlebens unwert ist. Und dass die effektivste Art dazu beizutragen, der Selbstmord ist.

Und das meine ich nicht witzig. Ich habe mich durch dieses Buch gequält, um herauszufinden, was Frau Berg damit bezwecken will und ob es wenigstens am Ende eine Wendung, eine Aussage, einen irgendwie hervorhebenswerten Gedanken gibt. Gibt es nicht. Das Buch endet genauso depressiv, hoffnungslos und dunkel, wie es ab Seite 15 wurde (Spoiler bewusst gesetzt, damit niemand aus gleicher Neugierde drauf rein fällt) und dazwischen gibt es nur pervers-brutale Abgründe.

Es ist nicht so, dass Sibylle Berg nicht schreiben könnte. Im Gegenteil. Und an den zwei Stellen, an denen sie ihre Protagonistin mal aus der Lethargie heraus kurz zur Wut verirrt, kommen brillante Sätze zu Tage, bei denen das Wort zur Waffe wird. Jörg Fauser wäre stolz. Kurz.

Das Drama beginnt noch recht Unterhaltsam mit einer frustrierten Großstadt-Autorin, die vor allem an der Oberflächlichkeit und Scheinheiligkeit des eignen Lebens und dem ihrer “Freunde” verzweifelt. Als wenn das nicht schon genug her gäbe, lässt Frau Berg  ihr Alter-Ego eines Morgens mit der Fähigkeit erwachen, durch alle Mauern und in alle Köpfe in ihrer Umgebung zu schauen. Wobei “alle” nicht richtig ist. Natürlich sieht sie fortan nur noch die kaputtesten, fertigsten und perversesten Menschen. Dafür kennt sie sofort deren gesamte Geschichte, ihr Gedanken und sieht ihnen (bevorzugt) beim Sterben oder Töten zu.

Natürlich gab es all diese Dinge, die Sibylle Berg hier beschriebt. Irgendwo, irgendwann. Und wenn man lange und ausdauernd in den übelsten Boulevard-Blättern aus dem Hause Springer liest, dann wird man all die Scheiße, die Frau Berg hier zusammen trägt, auch finden. Aber man muss schon sehr suchen.

Wenn aber alle Menschen so wären wie beschrieben, würde sich die Bevölkerung der betroffenen Städte alle 24h ungefähr halbieren, so penetrant metzelt Sibylle Berg ihr Figuren nieder. Vermehrung dagegen fände kaum noch statt, da sich der titelgebende Sex weitgehend auf Onanie und unproduktive Sexpraktiken beschränkt. Insofern würde sich die von ihr verfluchte Stadtbevölkerung binnen Kurzem selbst ausrotten. Gute oder auch nur durchschnittliche Menschen sieht / durchschaut die namenlose Protagonistin dagegen (fast) nicht.

Zusammengefasst: Dieses Buch ist so negativ, dass es auch einen kommerziellen Misserfolg als Antwort verdient. Das wäre angemessen. “Amerika” von Sibylle Berg habe ich ja noch wirklich gemocht, aber nun werde ich einen großen Bogen um ihre Bücher machen. So etwas muss ich mir einfach nicht geben.

 

Sibylle Berg  (1989): Sex II, Reklam: Leibzig.

Meine Lesezeit: 6 Wochen

Bewertung:  0 (von 5)

 

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Bücher zu verschenken

Lesehungrige aufgepasst! Ich verschenke auf einer first comes- first serves Basis folgende Bücher:

Brigitte Aubert: NachtlokalBrigitte Aubert: Nachtlokal

 

 

Deaver: Opferlämmer

Deaver: Opferlämmer

Ruth Randell “Alles Liebe vom Tod” (Taschenbuch, Deutsch)

 

 

Jeffery Deaver “Opferlämmer” (Gebunden, Deutsch)

Review des englischen Originals “The burning wire”

 

Stephen King: InsomniaStephen King “Insomnia” (Taschenbuch, Englisch)

Since his wife died, Ralph Roberts has been having trouble sleeping. Each night he awakens a little earlier until he’s barely sleeping at all. During his late night vigils and walks, he observes some strange things going on in Derry, Maine. He sees colored ribbons streaming from people’s heads. He witnesses two strange little men wandering the city under cover of night. He begins to suspect that these visions are something more than hallucinations brought about by sleep deprivation. Ralph and his friend, widow Lois Chasse, become enmeshed in events of cosmic significance.

 

John Grisham The ClientJohn Grisham “The Client” (Taschenbuch, Englisch)

In a weedy lot on the outskirts of Memphis, two boys watch a shiny Lincoln pull up to the curb…Eleven-year-old Mark Sway and his younger brother were sharing a forbidden cigarette when a chance encounter with a suicidal lawyer left Mark knowing a bloody and explosive secret: the whereabouts of the most sought-after dead body in America. Now Mark is caught between a legal system gone mad and a mob killer desperate to cover up his crime. And his only ally is a woman named Reggie Love, who has been a lawyer for all of four years. Prosecutors are willing to break all the rules to make Mark talk. The mob will stop at nothing to keep him quiet. And Reggie will do anything to protect her client — even take a last, desperate gamble that could win Mark his freedom… or cost them both their lives.

 

Und:

Karin Fossum: Eva Auge

Karin Fossum: Eva Auge

 

Karin Fossum: “Evas Auge” (Taschenbuch, Deutsch aus dem Norwegischen) Vergeben!

Konrad Sejer hat zwei Todesfälle zu bearbeiten: Den einer Prostituierten, die in ihrer Wohnung erwürgt wurde, und den eines unbescholtenen Mannes, dessen Leiche von Messerstichen übersät aus dem Fluss gezogen wurde. Bei beiden taucht eine Verbindung zu der erfolglosen Malerin Eva Magnus auf.

 

Bedingungen: Abholung oder Übergabe in Darmstadt (auch toter Briefkasten) oder bei Übernahme von Porto & Verpackung durch dich.

 

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Rendell: From Doon with Death

Ruth Rendell: Alles Liebe vom Tod

Titel: Ruth Rendell: Alles Liebe vom Tod

Bleib bei den Fakten und triff keine Annahmen, die du nicht belegen kannst. Einer meiner Lieblingsermittler (vergessen wer, kann jemand helfen?) hat dieses Motto (nicht wörtlich, leider) geprägt und wenn sich Inspector Burden und Chief Inspector Wexford daran gehalten hätten, dann wäre der Tod von Margaret Parsons schneller aufgeklärt worden. Und ohne einen völlig Unschuldigen in arge (emotionale) Bedrängnis zu bringen.

Insofern ist der Krimi „Ruth Rendell: Alles Liebe vom Tod“ – ihr erstes Werk in einer langen (von mir noch ungelesenen)  Reihe von Ermittlungen des Duos Burden und Wexford – vielleicht sehr realistisch. Denn auch die reale Polizei verfängt sich ja bekanntlich oft in Spekulationen und konfrontiert (oder verurteilt gar) die falschen Verdächtigen (mehr Beispiele). Ein guter Krimi wird daraus allerdings nicht, denn der erfahrene Krimileser erwartet von gestandenen Polizisten (soweit als Identifikationsfigur gecastet) etwas mehr Erfahrung. Zumal Burden und Wexford ja keine Anfänger sein sollen. Für einen schlechten Krimi reicht solcherlei Vergehen allerdings auch nicht.

Ruth Rendell hat hier 1964 einen klassischen „Whodunit“ vorgelegt, der im britischen Kingsmarkham spielt und den Ort elegant en passant als eine typische englische Kleinstadt charakterisiert, eine nur leicht modernisierte Version dessen was, wir von Agatha Christie kennen und was auch Inspector Barnaby oft erwartet, wenn er seine MörderInnen jagt. Hier trifft Mord auf moralische Empörung (wobei das Opfer ungern vernachlässigt wird), Entsetzen (mehr oder weniger schlecht gespielt) und schrille Aufregung über solch spannende Abwechslung in der Gerüchteküche. Und wie alle guten AutorInnen beschreibt Rendell diese balsamierende Wirkung von Mord auf die englische Landseele authentisch, ohne darüber zu Gericht zu sitzen.

Im Kern des Krimis steht die Frage, ob das Opfer Margaret Parsons tatsächlich jene arme, spröde und langweilige Seele war, für die sie jeder, wirklich jeder hält. Oder ob sie nach ihrer Rückkehr (mit Mann) aus London jenes geheimnisvolle, leidenschaftliche und vielleicht sogar erotische Doppelleben wieder aufnahm, das sie dort scheinbar schon während ihrer Schulzeit zu führen schien, ohne dass jemand etwas ahntet. Und wer zum Henker ist dieser Doon (belesen in viktorianischer Lyrik), der schon damals ihr Gegenpol war – oder doch nicht? Was ist der blinde Fleck, der Burden und Wexford daran hindert, zu Motiv und Täter durchzudringen.

Rendell gibt den mit ermittelnden LeserInnen Fingerzeige, sodass es durchaus möglich ist, vor den Inspectoren auf die richtige Lösung zu kommen – auch wenn sich dieses auf die Theorie beschränkt, offensichtliche Indizien werden von den Ermittlern nicht übersehen.

Alles in allem ein unterhaltsamer, nicht zu langer  Krimi, der mit großem Sprachwitz und furioser Situationskomik startet. Rendell scheint sich dann aber zu sehr auf die Handlung zu fokussieren, wodurch ihr größeres literarisches Potential vernachlässigt wird  (was aber auch der Übersetzung geschuldet  sein kann). Auch ihre Charaktere leiden darunter. Burden und Wexford bleiben seltsam flach und statisch – sowohl als Individuen als auch im Verhältnis zueinander.

Ich bin zwar ein entschiedener Gegner der unsäglichen Tatort-Unsitte, jeden Fall auch noch mit dem Privatleben eines Ermittlers zu verknüpfen. Was aber noch lange nicht bedeutet, das Ermittler (und Polizisten) eindimensional bleiben müssen. Dabei hat Rendell durchaus die Fähigkeit, interessante und vielfältige Charaktere zu schaffen – mit Ronald Parsons, dem deutschen Kindermädchen Inge Wolf und der schrägen Lehrerin Clare Clark sind ihr im Buch gleich drei davon gelungen. Doch auch sie werden dann nicht weiter entwickelt oder wenigstens prägnant zum Einsatz gebracht (und daran hat keinesfalls die Übersetzerin Edtith Walter Schuld).

Dafür ist der deutsche Titel  eine echte Sünde am Original. Deutsche Verlage (und noch schlimmer: Filmverleihe) habe eine absolute Begabung dafür, gute Titel durch miese deutsche Varianten zu versauen. Für „From Doon with Death“ hätte sich ein besserer Titel finden lassen, als das nichtssagende „Alles Liebe vom Tod“ (was am Inhalt und an Stimmung meilenweit vorbei geht). Selbst: „Mit tödlichen Grüßen …“ wäre ein besserer Titel gewesen.

Dennoch: Lesenswert und unterhaltsam. Bin gespannt darauf , wie sich Ruth Rendell weiterentwickelt hat. Habe dank eines freundlichen Spenders / einer freundlichen Spenderin noch ein paar weitere Werke von ihr auf den Nachtisch. Schließlich möchte ich noch herausfinden, was Wexford gegen Mexiko hat. Auch wenn jetzt erst mal J.K. Rowling und Sibylle Berg an der Reihe sind.

Und gemäß meinem Vorsatz, nur noch Meisterwerke in meinen Bücherschränken an zu häufen, verschenke ich „Ruth Rendell: Alles Liebe vom Tod“ an die Erste / den Ersten, der dafür Interesse zeigt. Meldet euch.

 

Ruth Rendell (1998): Alles Liebe vom Tod (Orig.: From Doon with Death), München: Goldmann.

Seiten: 219

Meine Lesezeit: 1 Woche

Quelle: Verschenkte Bücher / jetzt von mir zu verschenken.

Bewertung: *** ( von 5)

 

 

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Die Wand

Heute Abend ins Kino:  “Die Wand”. Klingt interessant:

Einer Frau (Martina Gedeck) wacht eines Morgens in einer Berghütte auf und stellt fest, dass sie in ihrem Bergtal von einer unüberwindbaren unsichtbaren Wand eingeschlossen ist …

Die Zeit: “Julian Pösler hat den als unverfilmbar geltenden Roman “Die Wand” auf die Leinwand gebracht.”  Rezension

Spiegel: “Marlen Haushofers Roman über eine rätselhaft eingesperrte Eremitin gilt als Kultbuch. Nun ist “Die Wand” kongenial verfilmt worden – mit einer beeindruckenden Martina Gedeck in der Hauptrolle.”  Rezension

Trailer:

 

 

 

Offizielle Seite

 

Update: Kurzkritik am day after: Absolut sehenswert, schwer beeindruckend, aber definitiv kein lustiger Film.  Ein kräftiger Schuss Kafka gewürzt mit ein bischen “Lost” angerührt mit viel “Robinson Crusoe” und einem Spritzer “I am Legend”.

Mehr von mir dazu demnächst hier.

 

 

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Patrick Cave: Das Saint Netzwerk

Buchtitel: Patrick Cave: The Saint Network
Buchtitel: Patrick Cave: The Saint Network

Dieses Buch täuscht.

Das fängt schon bei seinem Fundort an. Ich habe es eher zufällig in der Jugendbuch-Abteilung entdeckt, obwohl es von der Spannung, dem Thema und der Handlung viele Erwachsenenbücher locker überragt. Die dortige Einordnung hat es wohl nur dem Fakt zu verdanken, dass die Hauptperson 15 Jahre alt ist.  Dennoch handelt sie schon bald klüger und erwachsener, als viele Menschen, denen wir im täglichen Arbeitsleben begegnen. Es ist mehr wie bei den Filmen “The Village” und “(Wer ist) Hannah”, in denen auch Jugendliche die Hauptrolle spielen – die aber für Erwachsene gemacht sind.

Und auch wenn diese beiden Filme thematisch weder miteinander noch mit dem “Saint Netzwerk” etwas zu tun haben: Es entsteht in diesem Buch eine ähnlich dichte Atmosphäre. Auf eine Verfilmung darf man sicher gespannt sein.

Damit nicht genug der Täuschung: Wer zum Beispiel aus dem Titel ableitet, es ginge dabei um soziale Netzwerke, liegt daneben. Auch wer aus “Saint” (Heiliger) ableitet, es ginge vielleicht um religiöse Fragen oder kirchliche Themen, liegt daneben. Und während das Buch eigentlich in der Zukunft spielt, so hat man (nicht zufällig) ständig den Eindruck, von einer früh-neuzeitlichen Ständegesellschaft zu lesen. Und wer zunächst glaubt, an den drastischen Unterschieden zwischen ums reine Überleben kämpfenden Armen und elitären, verschwenderisch lebenden Reichen eine südamerikanische Großstadt der Gegenwart wieder zu erkennen, wird später feststellen, dass es sich um die englischen Hauptstadt in der nahen Zukunft handelt.

Die Verunsicherung hat dabei System. Denn es geht hier nicht um eine Utopie oder Dystopie, sondern um ganz pragmatische gesellschaftliche, technische und soziale Fragen, die hier äußerst dramatisch zugespitzt werden.

Diese Verunsicherung erfasst gleich auf Seite 2 des Buches auch die 15-jährige Mira, als sie bei einem Morgenspaziergang plötzlich den Mord an einer Frau erlebt – oder war nur der legitime polizeiliche Zugriff auf eine gefährliche flüchtige Verbrecherin, wie ihr ihr – einige Jahre älterer – bester Feund Gil versichert? Und warum trug diese Frau einen Zettel bei sich, auf dem Miras Name steht?

Verunsicherung führt zu Zweifeln, zu Misstrauen – und ohne das faktisch viel passiert, bricht Miras heile Welt in der kleinen Community im hohen Norden des Landes plötzlich zusammen. Sie fühlt sich bedroht, in Gefahr – und der Leser weiß nicht einmal, ob es Hirngespinste sind, oder eine echte Bedrohung. Aber spätestens als sie die Gemeinschaft heimlich verlässt und in die im Süden liegende Hauptstadt flieht, wird sie zur Gejagten – ohne das (ihr oder uns) klar ist, warum.

Schon die Flucht und Verfolgung sind spannend. Doch das Eintreffen des Mädchens in der (ihr und uns) fremden und seltsamen Stadt  ihr Überlebenskampf und die Suche danach, wer und was sie eigentlich ist, dass mit solch riesigem Nachdruck nach ihr gesucht wird, ist eine hochspannende Geschichte in der Geschichte, die Fantasy, SiFi und Thriller in einem Buch vereint.

Absolut lesenswert!

Autor: Patrick Cave

Titel: Das Saint Netzwerk

Source: Stadtbibliothek Darmstadt

Seiten: 507

Meine Lesezeit: 10 Tage

Bewertung: ***** ( von 5)

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Electrifrying: Jeffery Deaver – The Burning Wire

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Money for Nothing? – But the Books are for Free!

Krimisammlung zum mitnehmen

Krimisammlung zum mitnehmen

Viel zu wenig Geld für alles mögliche? Nun, eines der schönsten Hobbys ist extrem günstig: Lesen.

Bücher bekommt man inzwischen eigentlich kostenlos. Sogar sehr Gute. Gerade hat einer meiner Mitbewohner hier im Haus seine Krimi-Bibliothek in den Flur gestellt  – um sie zu verschenken. Und in den letzten 3 Monaten haben andere Menschen hier im Haus schon zwei mal ebenfalls Bücher verschenkt  (wenn auch nicht in dem Umfang).

 

Auch wer nicht von so spendablen Hausbewohner umgeben ist, kann inzwischen ohne Probleme kostenlos oder für minimales Geld an gute und spannende Lektüre kommen. In fast jeder Stadt gibt es inzwischen prall gefüllte öffentliche Bücherschränke. Hier eine (unvollständige) Liste öffentlicher Bücherschränke (allein in Darmstadt gibt es inzwischen drei davon).

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H.G. Wells – “War of the Worlds”

Wells: War of the Worlds - Illustration for the book by Alvim Corréa 1906

Illustration for the book by Alvim Corréa (1906)

War of the Worlds – by H.G. Wells is a classic science fiction novel. Written 1895 to 1897, it tells the story of martian spaceships that invade earth and meet defending forces that are without any chance of surviving the encounter.

Yet across the gulf of space, minds that are to our minds as ours are to those of the beasts that perish, intellects vast and cool and unsympathetic, regarded this earth with envious eyes, and slowly and surely drew their plans against us.

H. G. Wells , The War of the Worlds

While the unnamed narrator describes the invasion as experienced by him and his brother in the countryside around London and in London itself, the invasion quickly extends to the rest of the world. Within a few days, the whole earth is under control of martian tripods and mankind is simply slaughtered without negotiations and mercy.

The book was then popular, but finally became famous (until the present day) through a  1938 radio broadcast version that was narrated and directed by Orson Welles. The first two-thirds of the 60-minute broadcast were presented as a news bulletin and led to widespread outrage and panic by many listeners in the US, who believed the events described in the program were real.

The influence of the book can be still observed today, within movies like “Independence Day”, “Mars Attacs”, “Man in Black”, “Avatar” and even “Iron Sky” using themes, images and ideas first published in “War of the Worlds” in 1897. Even in Douglas Adams “Hitchhikers Guide to the Galaxy” you find more then traces of Wells ideas.

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Electrifrying: Jeffery Deaver – The Burning Wire

Foto des BuchesBeing a regular reader of Deavers physically challenged crime novels around the cripple Lincoln Rhyme I have to warn you. “The Burning Wire” is not one of his masterpieces.

Deaver is usually a master of suspense and not shy of describing pain, brutality and extreme suffering. But it seems that in this book he got overwhelmed by the theme he choose for the story: Murder with Electricity.

It is a very interesting and quite original idea that someone might start terrifying New Yorks inhabitants with introducing some of them to several thousand volts. Also using the issue of our dependency on (or maybe: addiction to) electric power and the discussion about renewable energy as a background theme holds quite some promise.

And you know that Deaver studied the matter  intensely – her shares many of his insights into physics and explains them better than most physics teachers. But somehow he just got stuck with the technology and fails to extend the fascination into his subjects, his story, or society in general. How our own body works with electricity, how it interacts with us, how it kills… and many more interesting roads remain uncovered. In older books never short of the cruelest details of torture, murder and dying, here Deaver restrains himself and leaves it at: It strikes you and you are dead. Well, he describes some suffering, but it remains distant, somehow theoretical. There is more to it as everyone who ever made intimate contact with 220 volt wire can tell (happend to me twice).

You may ask: What for would I want to know this? The answer: You might not. But reading Deaver used to mean exploring the pure essence of those things, to get to its center in very much a metaphysical sense – even Buddhist in some way. But here electricity remains – despite the burning title – a cold thing. I expected much more depth here.

So the story unravels unusually moderate (for a Deaver)  and with much details of physics and the history of electricity. But without the very strong tension that usually holds it together in other books by Deaver. Dont get me wrong: Its not a bad or boring book – its pretty good indeed. I still had to finish it quick. But its just not up to the standard that Deaver himself created.

One big emotion is very present in the book. It is fear. Fear of electricity. Which leads to another weakness not only of this book, but of the whole series.  Some of the main protagonists are extremely afraid of dying. Which is a contradiction to the fact, that the same – especially the main character Amelia Sachs – constantly flirt with death and risks life for the job. And not only the job:  Sachs permanently entertain either self-destructive thoughts or indulges in self-destructive life threatening private activities. Now why is she always so very afraid of the one particular way of dying discussed in the current book? This has always bothered me, but becomes very clear in this volume.

Inevitably Deaver also touches upon the issue of the electric chair. But he refrains from being anything close to explain: If killing by electricity  is so easy – why is it so difficult to do on the chair? Now this – and the whole issue of death penalty – would have spiced up the whole story a bit.  But it seemed, that he feared steering the emotions of his US readership.

But despite much criticism I still come to the conclusion: The burning wire is still a very interesting, well written and unusual crime story. Worth a read.

Oh, and he mentions Twitter once. 😉

 

Author: Jeffery Deaver

Title: The Burning Wire

Source: Darmstadt Public Library (Stadtbibliothek Darmstadt)

Pages: 462 (paperback)

My Reading Time: 3 days

Language: Slightly advanced American English, salted a few with technical terms from physics.

Rating: *** ( out of 5)

 

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Buchgemeinde, ihr werdet den Kampf verlieren!

Liebe „Buchgemeinde“, der Letterndruck ist bald Geschichte. Die Revolution der „lesenden Heiden“ geht vorbei – die Frage ist nur, wie groß die Schäden sind.

Ein Gastkommentar von Ansgar Heveling, Sprecher des Konzils für klösterliche Handschriften und Berater des Papstes. Mit nur geringen Richtigstellungen und zeitgemäßen Anpassungen – sonst aber wörtlich – dem Handelsblatt entnommen.

Die aktuellen Diskussionen über die päpstlichen Enzyklopädien zur Regulierung des Buchdrucks verfügen über alle Elemente, um – endlich? – den lang erwarteten und von einigen vielleicht ersehnten „Kampf der Religionen“ zu provozieren. Es ist der Kampf zwischen der schönen neuen Druck-Welt und dem realen Leben. Während die „Leser“ den realen Menschen zum Dinosaurier erklären, vergessen sie dabei, dass es sich bei dieser Lebensform um die große Mehrheit der Menschen handelt. Auf Mehrheitsverhältnisse haben Revolutionen indessen nie wirklich Rücksicht genommen.

Die mediale Schlachtordnung der letzten Tage erweckt den Eindruck, wir seien im dritten Teil von „Der Herr der Druck-Ringe” angekommen, und der Endkampf um Mittelerde stehe bevor. Das ist die Gelegenheit, schon jetzt einen vorgezogenen Nachruf auf die Helden von Druckerpresse und Druckfarbe, die Kämpfer für gedruckte Bücher und Selbst-Lesen zu formulieren. Denn, liebe „Buchgemeinde“: Ihr werdet den Kampf verlieren. Und das ist nicht die Offenbarung eines einsamen Apokalyptikers, es ist die Perspektive eines geschichtsbewussten Bischofs. Auch die Druck-Revolution wird ihre Kinder entlassen. Und das Druckzeitalter wird bald Geschichte sein. Es stellt sich nur die Frage, wie viel Druckfarben-Blut bis dahin vergossen wird.

Denn es ist Aufmerksamkeit geboten. Auch wenn das Drucken als imaginäres Lebensgefühl einer verlorenen Generation schon bald Geschichte sein mag, so hat es allemal das Zeug zum Destruktiven. Wenn wir nicht wollen, dass sich nach dem Abzug der letternden Horden und des Schlachtennebels nur noch die ruinenhaften Stümpfe unserer Gesellschaft in die Sonne recken und wir auf die verbrannte Erde unserer Kultur schauen müssen, dann heißt es, jetzt wachsam zu sein. Also, Christen, auf zur Wacht! Es lohnt sich, unsere christliche Gesellschaft auch in den Bibliotheken zu verteidigen!

Diese christliche Gesellschaft mit ihren Werten von Glaube, Liebe, Hoffnung hat sich in mühevoller Arbeit aus der Kreuzigung Christi heraus geformt – so entstand der Katholizismus. Und genau dort, in den Gassen von Jerusamlems im Jahr 33, wurde die Idee des geistlichen Führung Christi geboren. Welche Errungenschaft wider die geistige Leibeigenschaft des Unglaubens! Endlich konnte man – unabhängig von Herkunft und Status – mit seinem  Glauben auf das Paradies hoffen. Diese Idee der geistigen Führerschaft Christi sollte sich als Motor für Innovation und Entwicklung auf dem europäischen Kontinent erweisen. Eine Idee, deren Bewahrung auch im Druck-Zeitalter lohnt.

Sie ist in den Bibliotheken in Gefahr. Nicht weil Druckerfarbe aus sich heraus wie ätzende Säure an den Ideen und Idealen unserer christlichen Gesellschaft knabbern würden. Nein, es sind die Menschen, die hinter den Maschinen sitzen und eine andere Gesellschaft wollen. Die die totale Religionsfreiheit apostrophieren und damit letztlich nur den “Druckmaschinen-Totalitarismus”, wie es Bi Sheng genannt hat, meinen. Es ist eine unheilige Allianz aus diesen „letternden Heiden“ und kapitalstarken Gilden, die hier am Werk ist. Auch wenn sie sagen, sie seien die Guten – nur weil man sagt, man sei gut, ist man es noch lange nicht.

Nun haben die Druckmaschinestandorte Strassburg und Basel in den letzten Tagen ihren starken Arm gezeigt. Doch Strassburgs und Basels dieser Welt, lasst euch zurufen: Auch wenn Basel für einen Tag verdunkelt ist und Strassburg Trauerflor trägt, ist das nicht das Ende des Glaubens der Menschheit. Welche Hybris! Lasst euch gesagt sein: Gott und vor allem sein Segen der Welt liegen immer noch in den Händen der Kirche. Also, Christen, geht auf die Barrikaden und zitiert die Bibel oder auch den Islam. So wie euer Pfarrer es euch vorspricht.

Natürlich verändert die fortschreitende Drucktechnik unsere Gesellschaft. Vieles wird einfacher. Auch dieser Text ist mit Hilfe der Errungenschaften der Drucktechnik entstanden. Aber wir sollten uns zu wehren beginnen, wenn einzelne Menschen hinter den vielen Maschinen uns unsere Lebensentwürfe vorschreiben. Noch ist es dazu nicht zu spät.

Wir dürfen die Gestaltung der Zukunft nicht denen überlassen, die sich als letternde Avantgarde verstehen und meinen, sie wüssten, was das Beste für die Masse Mensch vor den Maschinen sei. Protestanten sind jedenfalls dabei der schlechteste Ratgeber. Sie achten das Eigentum des anderen nicht, setzen ihr Wissen nur für den eigenen Vorteil ein, sind darauf bedacht, zusammenzuraffen, was sie von anderen kriegen können. Und offensichtlich sind Narzissmus und Protestantismus Zwillinge. Natürlich soll niemandem verboten werden, beim Lesen von Büchern seine zweite Pubertät zu durchleben. Nur sollte man das nicht zum politischen Programm erheben. Jetzt haben wir noch die Zeit, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Wir brauchen den Christen, dem Werte wie Glaube, Liebe, Hoffnung auch in den Bibliotheken am Herzen liegen.

Der Autor ist Berater des Papstes. Sie erreichen ihn per Pferdekurier in Rom.

 

Siehe auch:

Print oder digital? Wie man es nicht diskutieren sollte

Kritik an der Kritik an der Ideologie vom totalen Buchmarkt

Plädoyer für die Einführung von “Medienkunde” in allen Alterstufen und Schulformen

 

 

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Literaturliste Bildungspolitik

Empfohlene Bücher

  • Krauts, Jochen (2009 ) “Bildung als Anpassung?  Das Kompetenz-Konzept im Kontext einer ökonomisierten Bildung”, in Fromm Forum 13/2009.
  • McCourt, Frank (2006) “Tag und Nacht und auch im Sommer”, München: Luchterhand.
  • o.N. (1980 ) “Sculoa die Barbiana – Die Schülerschule: Brief an eine Lehrerin”, Berlin: Verlag Klaus Wagenbach.
  • Postman, Neil (1983) “Das Verschwinden der Kindheit
  • Postman, Neil (1995)  “Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung
  • Burkhard Spinnen (o.J.)  “Der Club der toten Dichter macht Zentralabitur und entscheidet sich für einen Bachelor-Studiengang oder: Ich bin in Sorge” http://www.kas.de/upload/dokumente/verlagspublikationen/Geisteswissenschaften/geisteswissenschaften_spinnen.pdf

 

 

Artikel

  • Dickhof, Nora; Stenten, Marion; Wessel Bianca; von Wülfing, Jessica:: „Schwierige Lehrer – wann Schüler anfangen zu stören!“(In: Zeitschrift PÄD-Forum: unterrichten erziehen, 33 (2005) 3, S. 136-138).
    Dickhof und Co haben 105 Schüler befragt, welches Verhalten von Lehrern sie provoziert, den Unterricht zu stören. Hierbei stellte sich heraus, dass die befragten Schüler dann stören, wenn der Lehrer „unfair“ vorgeht. „Unfair“ heißt hier: Er ist „ungeduldig“ oder „reagiert über“. Alles in allem waren Schüler mit Lehrern unzufrieden, die frustriert sind, ungeduldig reagieren, die Schüler unmenschlich behandeln, ihnen nicht zuhören und die Schüler nur als Leistungsbeschaffer betrachten.

 

Web-Seiten zu Bildungsthemen

Was bildet ihr uns ein? – Bildungsblog der jungen Generation

 

 

Wer sich mehr über Bildungspolitik in Hessen informieren oder sogar aktiv werden will, kann das hier tun:

Mailingliste Bildungsoffensive Hessen

Folgt @akbildung_he auf Twitter

Mailingliste Bildungspolitik der Piraten

 

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