Am Sonntag ist Bundestagswahl. Wie immer, ist es einfach, klar zu sagen, wen ich nicht wählen werde. Nein, es ist sogar viel einfacher als sonst – hier in Kurzfassung: F. Merz (herzloser gemeiner Schildborstling (Scutellinia scutellata)), Lindner (prinzipienloser, vertrauensunwürdiger Opportunist), S. Wagenknecht (machtgeile, herzlose Opportunistin), AfD (Nazis). Die SPD auch nicht, auch wenn meine Ablehnung nicht so entschieden ist. Meine Gründe (über die unsäglich Person O. Scholz hinaus) habe ich hier schon vor einiger Zeit aufgeschrieben: Das Problem der SPD war nicht Andrea Nahles (2019).

Traditionell habe ich ja eine gewisse Affinität zu den Grünen – doch sind mir ihre Positionen oft zu weich und wenig konsequent, zu sehr an der politischen Mitte und dem Bildungsbürgetum (zu dem ich durchaus gehöre) orientiert und zu US-unkritisch. Andererseits halte ich das grüne Spitzenpersonal (Baerbock und Habeck – auch wenn sie durchaus auch Fehler gemacht haben (Fehlerkultur!)) – für die besten Politiker, die die Grünen je hatten (klar besser als Joschka Fischer und Jürgen Trittin). Und auch besser, als alle anderen Spitzenpolitiker:innen, die mir einfallen. Das ihnen so viel Hass von den Rechten entgegen schlägt, bestätigt das für mich nur.

Andererseits würde ich gern ein Zeichen setzen, dass mir die Politik der Grünen zu wenig konsequent ist, also eine Partei wählen, die mir wichtige Themen konsequenter verfolgt.

Ich hatte mal die Hoffnung, dass die Piraten(partei) hier eine Opposition sein könnte, die den Grünen Druck machen könnten (und hatte mich bei Ihnen engagiert). Doch nachdem sie sich mit unsachlichen Streitereien und Mobbing selbst zerlegt (und an Sachpolitik interessierte Menschen verjagt) hat, ist meine Sympathie gering und sie hat seither nichts getan, um dieses Bild zu korrigieren.

Wie sieht es mit der Linke aus, die sich mit der Solo-Karriere von Frau Wagenknecht ja aus der Promi-Bevormundung befreit hat? Und auch die SED Vergangenheit inzwischen weitgehend hinter sich gelassen zu haben scheint (diese Leute sind – wenn nicht bei der BSW – dann wahrscheinlich längst bei der AfD, wo sie auch besser hinpassen). Ja, die Linke ist für mich bei dieser Wahl tatsächlich eine Alternative.

Die richtige? Nun dafür schaue ich mal auf die Themen, die mir wirklich wichtig sind:

Meine Themen:

  1. Klimawandel
  2. Klimaschutz
  3. Regenerative Energien
  4. Menschenleben retten (vor dem Klimawandel, vor Nazis, vor Armut und Hunger)
  5. Nazis
  6. Armut und Hunger

Warum für mich das Thema Klima so entscheidend ist, habe ich in meinem Artikel Erderwärmung oder Klimawandel? ausführlich begründet. Wer dieses Risiko nicht sieht (sehen will), mag zu komplett anderen Wahlentscheidungen kommen, als ich.

MIt dieser Priorisierung lande ich bei den Grünen – denn die Klimapolitik der Linken kann mich nicht überzeugen. Zum Einen geben sie die Schuld am Klimawandel komplett an die Großunternehmen weiter – und stellen deren Bekämpfung in den Mittelpunkt ihrer Klimapolitik. Dabei sind individueller Konsum und Verkehrsverhalten mindestens genauso dafür verantwortlich. Das ist mir zu einseitig und vor allem keine Perspektive für einen konstriktive Regierungspolitik gegen den Klimawandel. Zum Anderen ist ihre Forderung „Runter mit den Energiepreisen“ kontraproduktiv, weil sie zu Energieverschwendung führt und eine Anspruchshaltung darstellt, die uns nicht mehr leisten können und die uns in den Hitzetot führt.

Den Klimawandel können wir meiner Meinung nur bekämpfen, wenn wir alle Gewohnheiten und Anspruchshaltungen in Frage stellen. Und die sozialen Auswirkungen lassen sich anders bekämpfen, als durch günstige Preise.

Doch bevor ich mich entscheide, noch ein Realitäts-Check mit dem Wahl-o-Mat:

Und der zeigt, dass ich mit den Grünen nicht in allen Punkten übereinstimme: Die Grünen landen bei mir nur auf Platz 8 (allerdings mit 81,7% Übereinstimmung). Davor liegen: Volt (93,3%), SSW (92,3%), Tierschutzpartei (90,4%), die Partei (89,4%), Die Piraten (82,7%), MLPD (82,7%), ÖDP (82,7%). Daher zu diesen Parteien ein paar Überlegungen:

  • Volt : Ist mir mit positiven Positionen und jungen Kandidat:innen positiv aufgefallen, wenn auch ein wenig naiv. Allerdings ist die Partei nach Recherchen von Jutta Ditfurth keineswegs eine coole, junge Basisorganisation, sondern ein von alten weißen Industriellen finanziertes Projekt, bei dem die dahinter stehenden Absichten unklar sind. Auch wenn ich ein paar sympatischen Menschen kenne, die bei Volt mitmachen: Das ist keine Massenorganisation oder Bewegung (nur 8.000 Mitglieder), die sich durch MItgliedsbeiträge finanziert – vor allem nicht die professionellen Kampagnen, die sie seit Anfang an einkaufen. Ich bin sehr misstrauisch gegenüber einer Partei, die so einseitig von einer industriellen Finanzierung abhängig ist.
  • SSW: Ist nur in Schleswig-Holstein auf dem auf dem Wahlzettel.
  • Tierschutzpartei: Dort existiert Klimawandel und Klimaschutz überhaupt nicht.
  • Die Partei: Fällt immer wieder mit guten Aktionen auf, ist aber als erklärte Satire-Partei unberechenbar, was ihre konkrete Politik angeht.
  • Die Piraten: s.o. – nicht berechenbar.
  • MLPD: Rein ideologische (verfassungsfeindliche) Kaderpartei, eher eine Sekte für mich.
  • ÖDP: Trotz guten sachlichen Positionen (die aber auch nicht konsequenter sind, als die der Grünen) eine Partei mit konservativer Weltanschauung, die zu Positionen führt, die ich weniger teilen kann.

Also geht meine – für die Verteilung der Parlementssitze wichtige – Zweitstimme an die Grünen. Aber meine (weniger wichtige) Erststimme kann ich den Grünen nicht geben, denn ich habe erhebliche Probleme mit dem Direktkandidaten der Grünen im Wahlkreis Darmstadt, Philip Krämer. Dieses basiert auf subjektiven Eindrücken, die ich über Jahre durch sein Auftreten gesammelt habe, aber nicht mit konkreten Erlebnissen oder Fakten belegen kann (anders als z.B. bei Stefan Zitzmann) – daher werde ich hier dazu schweigen. Aber meine Stimme kann ich ihm nicht geben.

Im Gegensatz dazu hat der Direktkandidat der Linken, Jakob Migenda, einen (genauso subjektiven) positiven (und konstruktiven) Eindruck bei mir hinterlassen. Und da die Linken das Potential haben, ggü. den Grünen eine kritische Stimme zu sein, wird er meine Erststimme bekommen.

Soweit mein eigene Entscheidungsfindung.

Und auch wenn ich von niemandem erwarte, dass er / sie meine Ansichten oder Herleitung teilt, habe ich ein Anliegen, dass mich zu einem Wahlaufruf motiviert:

Bitte wählt Parteien, die den Klimawandel als Bedrohung ernst nehmen und eurer Meinung nach die besten Konzepte haben, um ihn zu verlangsamen und zu stoppen.

Denn im bekannten Universum haben wir bisher keinen einzigen Planeten entdeckt, auf dem Bedingungen herrschen, unter denen Leben möglich ist. Von menschlichem Leben gar nicht zu reden.

Unsere Klimabedigungen sind also einmalig und keineswegs selbstverständlich. Und wir sind derzeit dabei, sie aktiv zu zerstören. Natürlich ist keineswegs sicher, dass wir es schaffen, die Menschheit auszurotten. Aber es ist auch keineswegs sicher, dass uns das nicht schon zu unseren eigene Lebzeiten gelingt. Wir haben einfach nicht die geringste Ahnung, welche Faktoren den Klimawandel beschleunigen oder auch verlangsamen können – selbst die Wissenschaft kratzt da an der Oberfläche mit ihren Einschätzungen. Stellt euch das wie einen Tzunami vor – ihr habt nicht die geringste Ahnung, was euch trifft, bevor es euch trifft.

Wenn also auch nur ein geringes Risiko besteht, dass wir uns auf der Erde grillen (oder erfrieren) – dann ist das ein wichtigeres Thema als alle anderen Themen, mit denen wir uns so gerne ablenken (Risikomanagement). Und selbst wenn es nciht ganz so schlimm kommt, könnten Millionen durch dien Klimawandel sterben. Es kann schon uns treffen (Stichwort: Hitzetote), oder erst unsere Kinder, oder „nur“ deren Kinder.

P.S.: Die AfD landet bei mir beim Wahl-o-mat tatsächlich an allerletzter Stelle – noch hinter all den wirren Kleinstparteien: