Ein kleiner Rückblick auf das nun fast vergangene Jahr 2015 – mehr zur Selbstreflexion, aber auch zur Infos für alle, die mich persönlich kennen und nicht direkt teilhaben konnten. Details gern auf persönliche Nachfrage. 🙂
Erstmal: Ich lebe noch, bin gesund, habe ein Dach über dem Kopf, mehr als genug zu Essen, ein solides Einkommen und einen funktionierenden Internet-Zugang. Das ist nicht selbstverständlich und die meisten Menschen auf der Erde können das nicht von sich sagen. Dafür bin ich sehr dankbar, auch und besonders, weil das weitgehend nicht mein Verdienst ist.
Ansonsten war das Jahr persönlich ruhiger und stabiler als die letzten Jahre, die meist von großen persönlichen Veränderungen geprägt waren. Auch wenn ich generell Veränderungen ja spannend finde, war das mal ganz erholsam. Und während ich im ersten Halbjahr noch viel unterwegs war und viel unternommen habe, war das zweite Halbjahr ruhiger und ich habe mich vor allem Zuhause in meine vielen Projekte und Aktivitäten vergraben und mich in der Öffentlichkeit und bei Freunden ein wenig rar gemacht. Tat durchaus gut. Insbesondere habe ich dadurch aber leider viele alte Kontakte, die ich 2014 wiederbelebt hatte, dieses Jahr nicht mehr so intensiv weiterverfolgt, wie ich das gern getan hätte.
Sorry an alle, die ich vernachlässigt habe!
Eines hat mir im letzten Jahr viel Sorge bereitet: Ein Bekannter hat schon länger große gesundheitliche, finanzielle und persönliche Probleme. Belastet hat mich, dass ich ihm damit nicht helfen konnte – aber auch, mit diesen Problemen immer wieder konfrontiert zu werden. Das hat mich Kraft gekostet und mir Sorgen bereitet. Ich würde gern einen Weg finden, um damit konstruktiver und positiver umgehen zu können.
Merke auch, dass ich älter werde. Brauche inzwischen (auch wenn ich das gern zu ignorieren versuche) mehr Schlaf als früher. Beruhigend dabei: Es handelt sich um Dimensionen, die manch Andere bereits mit Anfang 30 erreicht hatten. Also im Rahmen. 🙂
Mein Hauptbrötchengeber setzte mich dieses Jahr leider nicht so ein, dass ich meine Fähigkeiten zur Geltung bringen und meine Motivation voll entfalten konnte. Das war zum Teil ziemlich frustrierend, insbesondere weil die Arbeit trotzdem viel Zeit & Nerven gefressen hat.
Sehr spannend war dafür das Projekt mit Arthuro de las Cosas. Gemeinsam haben wir seine Texte in einem kleinen Lyrik-Bändchen veröffentlicht. Arbeitsintensiv, aber die Zusammenarbeit hat viel Spass gemacht. Kann noch bestellt werden. Lohnt sich!
Auch ich selbst habe geschrieben. Meine erste Kurzgeschichte ist fertig gestellt. Eine Science Fiction Story aus Darmstadt, bzw. aus der Kuppel, die hier einmal stehen werden wird. Ich werde sie wohl in Kürze hier im Blog veröffentlichen. Muss noch den letzten Schliff machen. Auch mit meinen Krimi-Projekt bin ich ein ganzes Stück weiter gekommen – ohne jedoch garantieren zu können, dass es je Veröffentlichungsreife erreicht. Ich merke, dass ich jedes Mal erst ziemlichen Anlauf brauche, bis ich wieder emotional in der Handlung drin bin. Trotzdem: Es macht viel Spaß und ist inzwischen mehr als nur ein Anfang – 1/3 der Story steht.
Andere Aktivitäten sind dagegen nicht so weit gekommen, wie erhofft. Darmstadt-Abo haben ich gelaunched und es arbeitet Kosten deckend. Aber ich habe längst noch nicht dass Potential ausgeschöpft, das ich für Darmstadt sehe. Liegt vor allem daran, dass ich mit der Bewerbung nicht weiter komme. Auch dass klappt zur Zeit noch nicht einfach so nebenher. Im Januar werde ich mir auf jeden Fall dafür Zeit reservieren.
Darüber hinaus wollte ich ja meine Dienste im Bereich Kunst- und Kultur-Marekting auch öffentlich anbieten. Das Konzept steht und von der Homepage gibt es jetzt eine Alpha-Version. Nicht perfekt, aber auch nicht ganz übel für einen Nicht-Designer. Wenn ich mich überwinde, gehe ich damit vielleicht im Januar life. Mal sehen.
Die Fotografie hat dieses Jahr unter meinen sonstigen Aktivitäten gelitten. Im Frühjahr habe ich zwar mit Studies in Structures – Investigative Fotografie noch ein neues Projekt (Infos dazu) gestartet, aber das meiste Material, das ich gesammelt habe, gammelt noch ungesichtet und unveröffentlicht auf meiner Festplatte. Dafür werde ich mich vom 18.05. – 25.06.2016 an einer Foto-Ausstellung zum Thema ‘Darmstadt’ im Weißen Turm beteiligen. Falls ich es denn schaffe, mich für ein Bild zu entscheiden. Die Schottlandreise vom letzten Sommer würde ich auch hier im Blog gern noch auswerten.
“Den Erwartungen entsprechend” ist mein Laufjahr gelaufen. Nachdem ich letztes Jahr meinen persönlichen Rekord mit über 1.000 km hingelegt habe, hatte ich für 2015 das Ziel mit 500 km deutlich reduziert und mit 543.7 km knapp erreicht. Insgesamt war ich dafür fast 56 Stunden unterwegs, habe 6.845 Höhenmeter erklommen und 47.603 kcal verbrannt. Jedenfalls, wenn ich der Runtastic-Statistik vertrauen kann. Laufen ist – insbesondere seit ich keine Wettkämpfe mehr anstrebe – zum Enspannungs-, Abschalte- und Meditationsmittel geworden. Vermisse es, wenn ich nicht dazu komme.
Film-mäßig hat das Kino-Jahr 2015 (drei 5+ Filme) der Kino-Jahr 2014 (nur zwei 5+ Filme) schon überholt, obwohl ich bisher nur zehn 2015er Filme gesehen habe. Und Tarantinos “The H8tefull Eight” steht sogar noch aus. Alle Details dazu in den Filmkurzkritiken.
Musik-mäßig ist “Too many Zooz” meine persönliche Neuentdeckung des Jahres:
Weitere Highlights waren Konzerte von “Against me” (Schlachthof), “SkaAllüren” (Villa), “The Toasters” (Schlachthof) und ein Wiedersehen mit Terry Evans und Hans Theessink (Rex).
Auch Theater hat 2015 wieder gerockt: Fritz Haber Deutsch oder Stimmt die Chemie?, Hexenjagd und Hamlet waren genial. Außerdem habe ich jetzt herausgefunden, wie ich die richtigen Stücke für mich finde. Dazu in Kürze mehr.
Politisch war das Jahr 2015 ja eher traurig. CSU und SPD sind massiv nach rechts gerückt. Insbesondere die SPD hat mit der Zustimmung zu TTIP und zur Vorratsdatenspeicherung bei mir die letzten noch vorhandenen Sympathien verspielt. Die Grünen in Hessen und Baden-Württemberg haben sich mit der Zustimmung zur Asylrechtsverschärfung und der Blockade der Aufklärung der NSU-Morde (in Hessen aus Rücksicht auf den erheblich belasteten Koalitionspartner CDU) eine kritische Grenze überschritten. Ich fürchte die Alt-Grünen bewegen sich massiv auf Schwarz-Grün im Bund zu. Die Piratenpartei hat 2015 leider ihre Selbstdemontage weiter fortgesetzt – ihre Köpfe haben immer noch nicht begriffen, das eine Partei nur bestehen kann, wenn man in ihr Koalitionen schmiedet, statt Extrempositionen durchzusetzen und andere zu Shit-stormen.
Gleichzeitig ist die Zustimmung zur rechtsradikalen Positionen (Pegida & AfD) im letzten Jahr leider angestiegen und der Rechtsterror hat neue Spitzenwerte erreicht. Auch dass die CDU/SPD-Bundesregierung die Waffenexporte aus Deutschland massiv ausgeweitet hat und bereit ist, Deutschland in Kriege zu verstricken, macht mir erhebliche Sorgen.
Dagegen halte ich die von Innenminister und Medien geschürte Terror-Panik für völlig übertrieben – trotz der schrecklichen Anschläge in Frankreich. Solange die sehr reale Gefahr durch Alkohol und Autoverkehr (und deren Kombination) mit hunderttausenden Toten kein Thema ist, möge man mich mit der sehr theoretischen Gefahr in Ruhe lassen. Da ist ja sogar ein Lottogewinn wahrscheinlicher – 2015 haben in Deutschland mehr Menschen im Lotto gewonnen als durch Terroranschläge ums Leben gekommen sind (Null). Und ich spiele kein Lotto, weil mir die Gewinnwahrscheinlichkeit mit 1 zu 139.838.160,00 (0,00000072 %) zu gering ist, um überhaupt darüber nachzudenken – geschweige denn, Geld dafür auszugeben.
Einer der Lichtblicke ist die spontane und dezentrale Hilfe, die aus der Bevölkerung den nach Deutschland Geflüchteten zuteil wurde. Nicht nur, dass sich viele Menschen aktiv der Stimmungsmache der Parteien (auch aus Reihen der Grünen & Linken) entgegenstellen. Sondern auch, dass sie die Hilfe vorbei an den Parteien und etablierten politischen Organisationen und ohne zentrale Koordination und Anführer auf die Beine stellen, erfreut mich sehr. Mir scheint, die Zivilgesellschaft zeigt hier ihre Emanzipation von Macht – und Herrschaftsstrukturen. Das werden auch dumpfe Parolen von Pegida, Petry und Seehofer nicht rückgängig machen können. Zumal diese ihre Zustimmung eher aus den Unterschichten und ländlichen Regionen beziehen.
Ein anderer Lichtblick ist die Tatsache, dass die Hetze von Springers Bild auf immer mehr Widerstand trifft – auch in Bereichen, wo ich es nicht für möglich gehalten hätte. Bereits im Frühjahr entschloss sich – als Reaktion u.a. auf die menschenverachtende Berichterstattung der Bild zur German Wings-Katastrophe – eine Reihe von Verkaufsstellen, die Bild aus dem Sortiment zu nehmen(siehe dazu auch Peter Brunners Kommentar und eine Antwort darauf). Im Sommer dann verweigerten sich mehrere Fussballvereine der zweiten Bundesliga trotz Druck einer Bild-Werbekampagne – der FC St. Pauli aus eigenen Antrieb, die anderen auf Initiative der Fans. Der Trainer des VfL Bochum gibt dem Blatt wegen erlogener Beriche jetzt auch keine Interviews mehr. Ich beteilige mich jetzt auch am Aufruf an die Werbetreibenden, in diesem Hetzblatt keine Werbung mehr zu schalten.
Alles in allem sehe ich eine zunehmende Abkoppelung der etablierten politischen Parteien von der Bevölkerung – und eine zunehmende Tendenz zur dezentralen Selbstorganisation, die ohne Anführer und Meinungsmacher auskommt.
Hier im Blog hatte ich im Dezember ein riesiges Erfolgserlebnis. BildBlog hatte meine Analyse der Zuckerberg-Berichterstattung in deutschen Medien verlinkt. Die täglichen Zugriffe ver-20-fachten sich dadurch für kurze Zeit und auch sonst bekam ich tolles Feedback. Wichtig waren mir auch folgende Artikel: Kritik der Welt-Bericherstattung zur Religionsentwickung, Drama in drei Akten: Wenn der Döpfner in Darmstadt den Datterich…, Kritik an der Kritik an der Ideologie vom totalen Buchmarkt,Hajo Funke und die Verschwörung der V-Nazis und Medienkompetenz 101.
Dank sei auch allen gesagt, die durch ihre Gastbeitrage wesentlich dazu beigetragen haben, diesen Blog interessanter und informativer zu machen.
Meine Filmkurzkritiken haben sich inzwischen zu einer ansehnlichen Filmsammlung entwickelt, die inzwischen auch Jahresvergleiche zulässt. Leider wird trotzdem auch meine Merkliste immer länger.
Klick-mäßig waren einige Artikel erfolgreich, von denen ich es nicht erwartet hätte: Meine Fabel von der fleißigen Ameise und der Artikel “Ein Banker, ein BILD-Leser und ein Flüchtling” (aus 2014). Ein Dauerbrenner ist auch der Artikel “Mobbing und Rassismus an der Carl-Zuckmayer-Realschule Nierstein” (2013), den ich gern längst durch ein Update entschärft hätte, aber die Schule hat mir auf meine Anfrage nie geantwortet. Auch das Thema Weihnachten (obwohl 2013 zuletzt gespeist) hat im letzten Vierteljahr zu meinem Erstaunen erhebliche Klick erzeugt.
Nicht wirklich weiter gekommen bin ich mit dem Abarbeiten meiner Bucket-List. Bücher gelesen habe ich auch definitiv zu wenige dieses Jahr. Und zu viel Alkohol getrunken.
Alles in allem: Ein gutes Jahr!
Ich wünsche euch allen aus ganzem Herzen einen guten Rutsch und ein glückliches 2016!
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