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Wieviel müssen Eltern leisten – wann versagt Schule?

Humankapital

Sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium (und vermutlich auch in anderen Schulformen) gelingt es den LehrerInnen nicht, den SchülerInnen die _Fakten_ im Unterricht so zu vermitteln, dass sie auch von allen SchülerInnen wenigstens verstanden werden. Es gibt auch keine Kultur von Seiten der Lehrkräfte um zu prüfen / sicherzustellen, dass die Wissensvermittlung erfolgreich stattgefunden hat.

Auch die meisten Lehrbücher vermitteln das Wissen in der Regel nicht systematisch, sondern anekdotisch (pädagogoisch?), sodass sogar ich als akademisch gebildetes Elternteil mir fehlendes Wissen dort nur mit großer Mühe selbst erarbeiten kann. Die Kinder sind mit den Schulbüchern oft überfordert.

Das führt dazu, dass die meisten SchülerInnen – um überhaupt mithalten zu können – darauf angewiesen sind, dass ihnen Zuhause jemand das erklärt, was sie aus dem Mund der Lehrkraft nicht verstanden haben. Oder Eltern, die wohlhabend genug sind, um Nachhilfe zu finanzieren.

Ich schöpfe meine Erfahrungen nicht nur meiner eigenen abendlichen und wochenendlichen Lehrtätigkeit für meinen Sohn, sondern weiß, dass es zumindest den vielen Eltern von Jungen in den Klassenstufen 3-5 genauso geht. Und ich rede nicht von “Üben” sondern wirklich von grundlegendem “Verstehen” des Stoffes. Insofern werden alle Kinder, deren Eltern diese Lehrtätigkeit aus zeitlichen oder Bildungsgründen nicht leisten können und die nicht zufällig einen guten Zugang zu den Erklährmustern der Lehrkraft haben, schon sehr, sehr früh abgehängt.

Solange Schule nicht die einzelnen Schülerinnen individuell abholt und unterrichtet, sondern die Lehrtätigkeit in die Verantwortung der Eltern verlagert, wird Schule immer reproduzieren, wie Bildung unter den Eltern verteilt ist.

Meine Mindestanforderung ist, das Kinder aus der Schule wiederkommen und den Stoff inhaltlich verstanden haben. Wenn das nicht garantiert ist, versagt die Schule. Wobei ihr bei den aktuellen Klassengrößen kaum eine Wahl bleibt. Hier ist die Politik gefragt.

Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber
Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber

Das Versagen der Schule wird nun auch von einer Studie aus dem CDU-Bundesfamilienministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung bestätigt:

75 Prozent aller Mütter fühlen sich durch die Schule belastet, heißt es in der Studie. Nicht nur durch psychischen Stress, sondern auch durch den Hausaufgabenstress. Es scheint zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Mütter und Väter, praktisch aber vor allem Mütter, die Hausaufgaben betreuen und beim Lernen anwesend sind, nach ihrer Brot-Arbeit den Nachhilfelehrer für die eigenen Kinder geben.

Die aktuelle Diskussion zum Thema und meine Bedenken zur Aussagefähigkeit von Schulnoten schließen da direkt an.

Update 5.4.2016: Spiegel Online hat das Thema aufgegriffen und am Beispiel Referate illustriert. Die Autorin Silke Fokken kommt ebenfalls zu dem Schluss:

Was ist mit den Kindern, deren Eltern keine Zeit, keine Kraft oder keine Lust haben zu helfen? Oder jenen, deren Eltern selbst in “Präsis” ungeübt sind?

Es wird oft beklagt, dass der Schulerfolg in Deutschland zu stark vom Elternhaus abhängt. So ändert sich das sicher nicht.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Siehe auch:

Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Sitzenbleiben

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

 Meine bildungspolitischen Wahlprüfsteine

Veranstaltung: Bildungspolitische Zukunft in Hessen (20.2.2014 )

Schülerforderungen an Landtags-Wahlprogrammen gespiegelt

Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

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Innovative Methoden individueller schulischer Förderung

Sitzenbleiben

Niedersachsen will das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen. Warum? Wieso wird “Sitzenbleiben” negativ gesehen? 7 Gründe, warum Sitzenbleiben mehr schadet, als nützt – und was statt dessen besser wäre.

 

Förderung von Hauptschülern: Wenn Studenten zu Paten werden

http://www.sueddeutsche.de/bildung/foerderung-von-hauptschuelern-wenn-studenten-zu-paten-werden-1.1556712

 

Salman Khan, Gründer der Khan Academy, über die Probleme des heutigen Bildungssystems, seine Pläne für die Zukunft und die Kritik an seinem Konzept.
http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Menschen-sollen-Probleme-loesen-lernen-1772118.html

 

Wer es im harten Wettbewerb an den staatlichen Schulen nicht schafft, wechselt auf private Schulen (wenn die Eltern sich das leisten können/wollen):

http://www.sueddeutsche.de/bildung/privatschulen-foerderung-statt-starrheit-1.1550422

Privatschulen: Für Versager mit wohlhabenden Eltern – weil sie individuell fördern? Jedenfalls keine Alternative zu einem gerechten Schulsystem.

 

 

 

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Irrwege der Unterrichtsreform

Am Samstag habe ich in Frankfurt zu Gast beim Kongress “Irrwege der Unterrichtsreform” der “Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V.” .

IHörsaal mit rund 300 Menschench hatte im Vorfeld viel unterschiedliches über den Veranstalter gehört: Das reichte von “eine reaktionäre Betonkopffraktionstagung” über “Lobbyarbeit und Propaganda” und “Hochschulpendant zum schulischen Philologenverband der Gymnasiallehrer” bis hin zu “in der Tradition des Pädagogen Heinz-Joachim Heydorns und der Kritischen Theorie” und “linkslibertär”.

Also definitiv spannend. Leider kam ich (aufgrund von GPS-Ortungsproblemen eines Apfel-Mobilgerätes und hilfswilliger, aber völlig desorientierter Frankfurter, die mich in die komplett falsche Richtung schickten) etwas zu spät und musste auch gegen 16 Uhr wieder gegen. Meine Notizen aus der Zeit dazwischen möchte ich gern teilen:

Die Tagung fand an der Frankfurter Uni statt und ich hatte aufgrund des Themas eine eher kleine, intime Runde erwartet. Insofern war ich ziemlich erschlagen, als ich verspätet in den Hörsaal stolperte und mich gefühlte 2.000 Augen ansahen (realistisch geschätzt waren es ca. 300 Teilnehmer), da der Eingang natürlich direkt neben dem Podium lag. Schöne Erinnerung  ans eigene Studium war auch, dass die freien Plätze natürlich innen lagen und erst mal alle aufstehen mussten, damit ich vorbei konnte. Steckdosen gibt es an den Sitzplätzen in den Hörsälen auch immer noch nicht, wie ich feststellen musste. Soviel zur Ausstattung moderner Hochschulen. Alles noch so wie 1990.

Die TeilnehmerInnen waren übrigens wild gemischt: Profs, Docs, Studies, RektorInnen, LehrerInnen, SchülerInnen. Nur PolitikerInnen sind – falls sie da waren – zumindest nicht aufgefallen (außer der Hand voll Piraten, die ich zufällig persönlich kenne). Der Kleidung nach zu urteilen war das Publikum wild gemischt von Stock-Konservativ bis Locker-Alternativ.

Zu den Vorträgen:

Horst Rumpf: Weder Hürdenlauf noch Informationsagentur – ein Einspruch gegen eine verkürzte Vorstellung von Unterricht

( nur Impressionen, da ich den Anfang des Vortrags verpasst hatte):

Beschreibt die Verkürzung, die Bildung erfährt , wenn diese auf  testbare Standards reduziert wird. Insbesondere widmete er sich mit einiger Ausführlichkeit der Frage, welche Art von Aufgaben seither nur noch möglich sind und wie sich das gesellschaftlich auswirken kann.

Fazit: Ihm geht es um einen Zweifel an Monopolen, es geht ihm um Vielfalt. Standards aber seien Monopole.

Weiterlesen:

Horst Rumpf “Diesseits der  Belehrungswut – Pädagogische Aufmerksamkeiten” (Buch)

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Das Verhältnis zwischen Wissen, Bildung, Fakten, Methoden und Kompetenzen grafisch dargestellt

Das Verhältnis zwischen Wissen, Bildung, Fakten, Methoden und Kompetenzen graphisch dargestellt

 

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FDP: Hirschler neuer Staatssekretär im Kultusministerium

Herbert Hirschler (FDP), soll zum 1. Januar 2012 neuer Staatssekretär im hessischen Kultusministerium werden. Er löst den bisherigen Amtsinhaber, Hans-Wilhelm Brockmann (CDU) ab.

Hirschler ist in der hessischen Landespolitik kein Unbekannter: Er hat schon um die Jahrtausendwende im Wirtschaftsministerium als Staatssekretär gedient.  FDP-Mann Hirschler ist derzeit Sprecher der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.

Lebenslauf:

Geburtsdatum: 15. Juli 1948 in Frankfurt am Main
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main, Abschluss: Diplom-Volkswirt, Diplom-Handelslehrer,  anschließend Promotion zum Dr. rer. pol.

1976-1991 verschiedene Leitungsfunktionen, Hessisches Ministerium für Wirtschaft und Technik
1991 – 1999: Vizepräsident des Regierungspräsidiums Darmstadt
1999 – 2004: Staatssekretär im Hessischen Minsterium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
2004 – 2006:  Bereichsleiter der Landestreuhandstelle Hessen
1.1.07 – 31.8.09:  Geschäftsleiter der LTH-Bank für Infrastruktur:
seit 1.9.2009: Geschäftsleiter der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, dort für die Geschäftsfelder Infrastruktur, Wirtschaftsförderung und Landwirtschaftsförderung zuständig.

Seit 1967 Mitglied der FDP, einige Jahre Kreis- und Fraktionsvorsitzender der FDP Rheingau-Taunus-Kreis und Mitglied des Kreistags, mehrere Jahre Vorsitzender des Landesfachausschusses “Forschung, Energie und Technologie”  sowie Vorsitzender der Karl-Hermann-Flach-Stiftung seit 1994.

Worin jedoch seine Qualifikation besteht, zum Staatsekretär im Kultusministerium zu werden, ist mir nicht klar und das zu benennen scheint auch der FDP in ihrer Mitteilung dazu schwer zu fallen. Offensichtlich hat sich Hirschler nie zuvor inhaltlich mit Bildungspolitik beschäftigt.

 

Siehe auch:  Mein Leserbrief: Warum will die FDP einen Banker zum Staatssekretär im Kultusministerium machen?

 

Siehe auch:

Irrwege der Unterrichtsreform

 

Quelle und weitere Infos:

http://www.echo-online.de/nachrichten/landespolitik/Kultusministerium-Staatssekretaer-Brockmann-geht-zum-Jahresende;art175,2294090

http://www.echo-online.de/nachrichten/landespolitik/Das-Schweigen-der-hessischen-FDP;art175,2286230

http://www.hna.de/nachrichten/hessen/henzler-tauscht-staatssekretaer-1467905.html

http://www.fdphessen.de/Dr-Herbert-Hirschler-soll-neuer-Staatssekretaer-im-Kultusministerium-werden/8992c19191i1p12/index.html

http://www.wirtschaft.hessen.de/irj/HMWVL_Internet?rid=HMWVL/HMWVL_Internet/nav/4a0/4a0600d8-05e5-4701-e76c-d3b5005ae75d,74c2515c-e6f7-321b-30bc-d44e9169fccd,,,11111111-2222-3333-4444-100000005004%26_ic_uCon_zentral=74c2515c-e6f7-321b-30bc-d44e9169fccd%26overview=true.htm

http://www.medienmittwoch.de/veranstaltungen/2004/01/14/referenten/1/

http://www.fdp-main-taunus.de/bezirk/personen.asp?id=24&func=0

 

Update 1.11.2011:  Auch FR und FAZ berichten prominent, haben aber auch nur die Agenturmeldung ab- bzw. umgeschrieben:

http://www.fr-online.de/rhein-main/staatssekretaer-im-kultusministerium-brockmann-muss-gehen,1472796,11080170.html

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/umstrittene-kultusministerin-henzler-rettet-kopf-staatssekretaer-als-bauernopfer-11511493.html

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kommentar-luft-fuer-henzler-11511987.html

 

 

 

 

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Was ist guter Unterricht?

Gastbeitrag von Bernd Sowa, Adolf-Reichwein-Schule Marburg

Der Zweck des Unterrichts ist es, Schüler zu bilden und auszubilden. Sollte das gelingen, dann war der Unterricht gut. Das klingt ganz einfach, ist es aber nicht, denn das Problem liegt in der Eigenart des Begriffs “Bildung”. Man muss sich also zunächst die Frage stellen, was ist Bildung und worin unterscheidet sie sich von Ausbildung? Bildung ist anders als Ausbildung, nämlich keine abhängige Variable. Sie erhält ihren Stellenwert also nicht, weil es technischen Fortschritt gibt oder weil es einen europäischen Arbeitsmarkt gibt und wir die Schüler darauf vorbereiten müssen. Bildung ist mehr.

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