Papierschiffchen In seinem Blog fragt Daniel Drepper: “Wie kann sich Journalismus finanzieren?” Eine spannende Frage, die ich hier schon lange adressieren will. Leider kommt er dabei vom Thema ab, b.z.w. zu dem Schluss: “Macht Journalismus aus Leidenschaft.” und schiebt die Verantwortung für die Einnahmen an Verleger und Investoren weiter. Das ist so gestern, so Old-Economy!

Auch wenn ich sowohl die Richtung, aus der Daniel kommt (Journalismus ist wichtig), als auch die Richtung, in die er denkt (nur guter Journalismus wird überleben), teile, so finde ich doch, dass er in seiner Analyse zu oberflächlich bleibt.

Die klassische Presse hat überwiegend nicht mit journalistischen Inhalten gehandelt (das war nur ein Randgeschäft), sondern hat die Aufmerksamkeit der LeserInnen an Anzeigenkunden verkauft. Journalismus war Mittel zum Zweck (siehe auch ) LOLcats, Planking und Harlem Shake sind viel Unterhaltsamer und schneller (da und auch wieder weg) als alles was die Presse produzieren kann.

Das funktioniert heute nicht mehr.

Journalismus zur “Leidenschaft” zu erklären springt da zu kurz. Journalisten müssen von etwas leben. Sie müssen einen Markt finden, der sie finanziert.

Die Frage muss sein: Für welche Informationen(-sdienstleistungen) ist welche Zielgruppe bereit heute Geld zu bezahlen?

Und: Brauchen wir die Zwischenhändler (Verlage) noch, die hier Profite / Rendite für Aktionäre abschöpfen wollen?

Ich glaube nicht das Print tot ist. Nur die klassische Zeitung hat sich überlebt. Und die zentralen Druckerpressen.

Ich habe noch keine Informationsprodukt gefunden, dass meine Interessen auch nur annähernd bedient. Ich muss mir noch meine Infos mühsam zusammensuchen.

Was mich interessiert und wofür ich bereit wäre zu zahlen:

  • Fundierte Lokalpolitische Detail- und Hintergrund Informationen (ohne Schützenvereins-Jubiläums-Gedöns drum herum) und ohne Filter, der Ansichten bestimmter (kleiner) Parteien aus siebt
  • Eine Zusammenstellung von allen Musik-, Theater-, Kunst-, Politik- und Fotografie-Veranstaltungen und Ausstellungen in Darmstadt und weiterer Umgebung, die ich in der kommenden Woche (und nicht in der letzten, wie oft beim Echo) besuchen könnte
  • Eine Themen-orientierte und Themen-verfolgende (und fundierte) Berichterstattung aus dem Landtag sowie der Landespolitik (und nicht wie aktuell zu 98%: Partei-dominierte Berichterstattung). Was ich damit meine: Heute greifen die Medien ein landespolitisches Thema vor allem – und oft nur – dann auf, wenn eine Partei dazu Stellung bezieht. Und dann beschränkt sich die Darstellung meist auf das Niveau, dass dieser Partei wählt. Ich möchte aber zu jedem Gesetzentwurf eine (unabhängige) Darstellung, wie sich dieses auf das Land und mein Leben auswirken könnte. Dafür würde ich zahlen. Für die Wiedergabe von Pressemitteilungen nicht.
  • Eine kontinuierliche Bericherstattung zu bestimmten ausgewählten (Bundes-)polititischen Themen, die nicht davon getrieben ist, wer was dazu sagt, sondern was tatsächlich passiert.
  • Zusammenstellung von aktuellen Musik-CD Veröffentlichungen passend zu meinem Musikgeschmack (und unabhängig davon, welches Label gerade welche CDs promoted).
  • Zusammenstellung von aktuellen Buch-Veröffentlichungen passend zu meinem Geschmack (und unabhängig davon, welcher Verlag gerade welches Buch promoted).
  • Abstracts spannender theoretischer ökonomischer Papers
  • Fundierte Berichte über wissenschaftliche Fortschritte in VR, Robotik, AI, Nanotechnologie …

Natürlich erwarte ich das nicht alles aus einer Quelle und nichts davon muss auf Papier gedruckt sein. Vielleicht werde ich einiges davon nie als Produkt erleben. Aber es ist definitiv nicht richtig, das es für journalistische Produkte und Dienstleistungen keine Märkte gibt.

Deshalb: Journalisten – sucht euch euren Markt. Macht euch frei von den Verlagen.Gründet Genossenschaften, findet Vertriebsmodelle, bietet (verschiedene) Bezahlmodelle. Nutzt die technischen Möglichkeiten des Internets.

Vor allem aber: Schreibt nicht einfach ab (dafür brauche ich euch nicht), sondern recherchiert (draussen in der Welt). Liefert originäre Informationen, Nicht Zeug, dass ich selbst im Internet finde. Dafür zahle ich nix. Naja, jedenfalls nur sehr wenig.