Aufräumen, Kamerad!” heißt das Blog eines Bekannten. Er leidet unter einer psychischen Störung, diagnostiziert als eine mittelgradig ausgeprägt einsatzbezogene Belastungsreaktion mit phobischem und depressiven Erleben. Bekannter als Post-traumatischen Belstungsstörung (PTBS).

Er war als Soldat der Bundeswehr in Afghanistan und im Kosovo im Einsatz – viermal. Obwohl er, aus seiner Sicht, nichts Außergewöhnliches im Einsatz erlebt hat – keinen Kampfeinsatz, kein Attentat – wurde jetzt, drei Jahre nachdem er aus dem Auslandseinsatz zurückgekehrt ist und im zivilen Alltag (Familie, Studium) immer weniger funktionierte, die psychische Störungen festgestellt.

Nun bereitet er sich auf seine Therapie vor und arbeitet (für sich und andere Betroffene) in seinem Blog seine Erlebnisse (und Gefühle) auf.

Ich stehe ihm nicht besonders nahe und bin kein Arzt oder Therapeut. Deshalb konnte ich bisher wenig für ihn tun. Doch heute hat er ein Anliegen öffentlich gemacht, das ihn sehr belastet und bei dem ich ihm tatsächlich helfen kann. Als Offizier hatte er in Afghanistan Personalverantwortung nicht nur für deutsche Soldaten, sondern auch für afghanische Mitarbeiter.

Im Oktober dieses Jahres nun werden die letzten deutschen Soldaten der Region um Kunduz abgezogen. Schon vorher bedeutet die Kooperation mit den ISAF-Truppen eine Gefährdung – doch das wird sich mit dem (Teil-)Abzug, der bereits begonnen hat weiter verschärfen. Die einheimischen Mitarbeiter bleiben dann völlig ungeschützt zurück.

Er schreibt:

Eine Siegerjustiz ist mehr als wahrscheinlich und viele ehemalige Mitarbeiter fürchten zu recht um ihr Leben, denn die Sicherheitssysteme im Land tragen bisher nicht. Wie instabil und prekär die Lage in Afghanistan derzeit ist, verschweigt die Bundesregierung offenbar sehr gern. Rund 10.000 afghanische Polizisten starben letztes Jahr – Menschen, die mit der afghanischen Armee einen Beitrag zu Sicherheit und Stabilität im Lande gewährleisten sollen. […]

Nicht nur, dass viele Asylverfahren für Afghanen ausgesetzt sind. Von den bisher 27 Anträgen wurde nur ein Fall anerkannt. Betroffen sind rund 1.500 Afghanen und ihre Familien. Diesen Mangel an Humanität begründet die deutsche Bundesregierung damit, das man verhindern wolle, dass intelligente und ohne Frage qualifizierte Afghanen das Land verlassen. Zynisch, denn auch wenn die Afghanen bei Abzug der Truppen noch leben sollten ist ihre Position in der Gesellschaft als ehemaliger Kollaborateur mehr als schwach. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten sind nicht gefragt.

Daniel Lücking will, dass Deutschland zu seiner Verantwortung für seine afghanischen Mitarbeiter steht und sie und ihren Familien als Flüchtlinge anerkennt und nach Deutschland kommen lässt. Das beschäftigt ihn nicht nur intellektuell, sondern auch emotional:

Den Umgang der Bundesregierung mit dem Thema zu sehen widert mich an. Es ist ein weiterer Aspekt, warum ich meine Einsatzzeiten nicht abschließen kann – und es ist derjenige, den ich am ehesten bereit bin zu akzeptieren. Wer käme schon auf die Idee, die Menschlichkeit “weg-therapieren” zu lassen.

Wer immer bereit ist, zu unterstützen möge sich melden!

 

Ich habe mich gemeldet, um sein Anliegen zu unterstützen. Und ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Leute melden oder auch so sein Anliegen weitertragen.

Ich überlege noch, was ich konkret tun kann. Ideen sind willkommen.

 

Hier ein paar Links zu Hintergrund-Infos:

Das Blog:  Aufräumen, Kamerad

Thomas Wiegold: “Raus aus der Dunkelziffer”

Bundesbehörde: Kein Asyl mehr für afghanische Flüchtlinge

WDR Lebenszeichen, 1.5.2013: Angesprengt

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