Update 16.1.2015: Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Fotoausstellung. Die Vernissage findet am Donnerstag, den 26.02.2015 in Darmstadt statt.
Der Ort und weitere Details werden noch bekanntgegeben: www.unwort-bilder.de

Eine Gruppe Darmstädter FotografInnen  wartet jedes Jahr gespannt auf einen bestimmten Termin im Januar. Denn erst dann können sie loslegen. Denn dann wird von vier SprachwissenschafterInnen und einer JournalistIn das “Unwort des Jahres” verkündet.

Sprachliche Ausdrücke werden dadurch zu Unwörtern, dass sie von Sprechern entweder gedankenlos oder mit kritikwürdigen Intentionen verwendet werden, und dies im öffentlichen Kontext […]. Die Kritik an ihnen ist Ausdruck der Hoffnung auf mehr Verantwortung im sprachlichen Handeln.

Stefan Daub: Sozialtourismus

Mein Favorit der diesjährigen Fotos: Stefan Daub: Sozialtourismus

Ziel der sprachkritischen Aktion “Unwort des Jahres” ist es, das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt den Blick auf sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch, um damit zu alltäglicher sprachkritischer Reflexion aufzufordern.

Was das mit den Darmstädter FotografInnen zu tun hat? Nun, diese haben sich zum Ziel gesetzt, in kürzester Zeit dieses Wort (beziehungsweise die Kritik am Gebrauch dieses Wortes) fotografisch umzusetzen.

Heute (am 20. Februar) hat die Ausstellung der Ergebnisse eröffnet und ist (leider) nur für wenige Tage (bis Sonntag, 23.2.) zu sehen. Deshalb hier eine kurze Rezension, um zum Besuch anzuregen.

Innerhalb eines knappen Monats zwei Bilder abzuliefern, die ein fremd-vorgegebenes Thema nicht nur journalistisch, sondern auch inhaltlich-kritisch und natürlich am liebsten auch künstlerisch bearbeiten, ist eine ziemliche Herausforderung. Ich kann mir vorstellen, das allein der Zeitdruck enorm auf der Kreativität lastet. Und dann noch der (selbst gemachte) Wettbewerbsdruck (der allein schon durch die Gruppensituation und die gemeinsame Ausstellung entsteht).

Auch liegt der Ausstellung keine gemeinsames künstlerisches Konzept, keine gemeinsame Ästethik-Theorie, nicht einmal eine gemeinsame Qualitäts-Definition zugrunde. Das alles sorgt dafür, dass die Zusammenstellung der Bilder an einen Poetry Slam erinnert (ohne dessen Oberflächlichkeit zu haben). Und erzeugt gleichzeitig eine Spannung, die aus den diametralen Gegensätzen entsteht, die diese absolute Konzept-Freiheit erst ermöglicht.

Das macht diese Ausstellung spannend: Zu sehen in wie viele verschiedene Richtungen ein einziges Wort inspieriert wird – von hoch politisch, über abstrakt-kritisch und sozial-kritisch bis hin zu künstlerisch oder gar rein dokumentarisch.  Eine Quelle der Inspiration.

Die allerdings sehr kurz wäre, wenn, ja wenn nicht auch viele andere Fotos der Aktion aus den vergangenen 10 Jahren ausgestellt würden. Das fügt dem Vergnügen eine weitere Dimension hinzu. Man kann zum Beispiel die Entwicklung der gesamten Aktion über die Zeit verfolgen. Oder die Entwicklung einzelner FotografInnen übe die Jahre hinweg. Oder Quer-Vergleiche ziehen. Seine Favoriten über die Jahre vergleichen. Und vieles mehr.

Auf jeden Fall inspirierend. Und losgelöst vom Unwort.

Also hingehen!

Zu sehen: Nur  21. – 23. Februar 2014, jeweils 12 – 18 Uhr

im

Design Haus Darmstadt
Eugen-Bracht-Weg 6
64287 Darmstadt

Mehr Infos

Siehe auch:

Aktuelle Ausstellungen in / um Darmstadt

Géricault – Bilder auf Leben und Tod, Schirn, Frankfurt

haltlose gründe (Review) – Emmanuel Bornstein | Sven Kroner | Miriam Vlaming, Kunsthalle Darmstadt

 

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