Gestern habe ich mich mit einer Kindergarten-Erzieherin unterhalten. Gegen dass was sie als Folge des hessischen sogenannten Kinderförderungsgesetz (KiföG) sieht, klingen die Äußerungen der Parteien und Organisationen dazu sehr harmlos (haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, wenn sie vor Gesetzen warnen?).
Zusammengefasst und um Kraftausdrücke bereinigt, bedeutet das KiföG, dass den KindergärtnerInnen und ErzieherInnen in Zukunft kaum noch Zeit bleiben wird, sich um Kinder als Individuen zu kümmern. Bei den im Gesetz festgeschriebenen Betreuungs-Verhältnissen wird sich die Tätigkeit der Fachkräfte zukünftig darauf beschränken, die Gruppen funktionsfähig zu halten und durch den Tag zu schleppen. Die Folge wird eine Tendenz zur Gruppen-Rundum-Bespaßung sein – Erzieher werden zu Kinder-Entertainern, die ihr Programm ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen müssen.
Wenn es einem Kind mal schlecht geht, oder es besondere Aufmerksamkeit bräuchte, wird dafür nur ein halbes Ohr zur Verfügung stehen können – denn sonst wäre der Rest der Gruppe ohne Beaufsichtigung.
Für weitergehende Förderung (Sprachförderung, Integration, Benimmregeln, vorschulisches Lernen…) wird erst recht keine Zeit bleiben.
Das kommt davon, wenn man die Bildungspolitik Unternehmensberatern, Juristen und Bankern überlässt. Wenn in ein paar Jahren Konservative klagen, die Jugend hätte kein [Benehmen, Bildung, Anstand,…] mehr: Sie selbst haben das zu verantworten! Kinderbetreuung zusammengestrichen, Schule verkürzt, Förderung reduziert, …. Es wurde gestrichen, gekürzt und abgeschafft, ohne ein Konzept und einen Plan. Der bildungspolitische Schaden, den CDU und FDP in ihrer Regierungszeit in Hessen angerichtet haben, ist kaum zu ermessen.
Ich bin ja sonst nicht so schnell zur Hand mit politischen Empfehlungen, aber es wird wirklich allerhöchste Zeit, das diese hessische Regierung abgewählt und dagegen gesteuert wird.
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#1 by Ralph Lange on 13. März 2013 - 9:11
Hallo!
Im Kinder Förderungsgesetz stehen keine Öffnungszeiten und nur maximale Gruppengrößen. Die hessischen Einrichtungen gehen nicht über 20 Kinder pro Gruppe hinaus und das wird sich auch nicht ändern. Die Erzieherin braucht sich da keine Sorgen zu machen. Im Gegenteil durch das neue KiFöG wird jedes Kind mehr gefördert vom Land. Insgesamt werden 70 Mio mehr ausgegeben.
Grüße,
Ralph Lange
#2 by Claire on 7. April 2013 - 17:37
Heyy ihr.
Herr Lange hat da absolut recht.
Eigentlich stehen alle der oben gennanten Argumente anders im HessKiFöG. Man sollte zuerst einmal den Gesetzesentwurf selber lesen und seine EIGENE Meinung bilden. Und diese erst dannan andere weitergeben und nicht einfach die Meinung anderer widerstandslos aufnehmen und weitergeben. So beruhen garantiert viele der Argumente der Erzieherin auf Halbwahrheiten die sie von anderen erzählt bekommen hat.
Und glauben Sie etwa, dass Juristen und Banker keine Familien haben und somit das Geschehen nicht verfolgen würden. Viele der Abgeordneten der CDU und FDP haben kleine Kinder und erleben die ganzen Probleme selber. Glauben Sie wirklich, dass eine andere Regierung das besser machen würde. Wenn man sich anhört was die Opposition teilweise für Argumente gegen KiFöG bringt, weiß man nicht ob sie den Gesetzesentwurf wirklich gelesen und verstanden haben und ob sie überhaupt einen Plan haben um es besser zu machen. Klar ist das neue HessKiFöG eine Umstellung aber letztenendes bringt es sehr viele Vorteile für alle mit sich.
Anbei nur ein paar.
Es werden sogar 117,5 mio € mehr pro Jahr in die Kinder gesteckt.
Die Elternrechte werden gestärkt. So sollen die Eltern künftig ein Anhörungsrecht bei allen wesentlichen pädagogischen und organisatorischen Fragen haben. Die Bürokratie wird in den Kitas abgebaut.DIe Fördersystematik wird vereinheitlicht. Es soll eine pauscha
lierte und sichtagbezogene Pro-Kind Förderung (wie bei den U3 Kindern) geben. Die Erzieher werden NICHT weniger Zeit für die Kinder haben, da einige Punte im KiFöG diesem vorwirken. Somit ist einer der wichtigsten Punkte im KiFöG, je größer die Gruppe wird, umso höher ist der Fachkraftbedarf!!!!!!!!!!
Weiterhin wird im KiFöG ein sogenanntes qualifizierendes Schulvorbereitungsjahr vorhanden sein.
Ich will mit diesem Kommentar nicht gegen den Verfasser wettern. Ich will jeden nur lediglich dazu auffordern das Gesetz erst einmal zu lesen und sich seine eigene Meinung zu bilden.
Mfg Claire
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