Problemschulen

Die Germanistin Angela Furtkamp, 33, über ihren abenteuerlichen Einsatz als Aushilfslehrerin an Kölner Schulen:

Klassentür auf, ich rein, Klassentür zu. So schnell wurde ich Lehrerin. Ohne Ausbildung, ohne Anleitung, ohne Überprüfung von Kompetenz und Eignung.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,502245,00.html

Ein paar Zitate:

Und so lerne ich peu à peu kennen, was Schule in Problemstadtteilen bedeutet: mit Kindern umgehen, die jeden Morgen zu spät kommen, weil ihre Eltern nicht mit ihnen aufstehen und sie nicht rechtzeitig zur Schule schicken. Eltern mit geringer Bildung, wenig Geld, geringem Aufstiegswillen. Eltern mit Kindern, die also ganz auf sich allein gestellt sind – und deswegen so gut wie chancenlos. […]
Da ist der Junge, von dem ich nach zwei Wochen nebenbei erfahre, dass er Epileptiker ist und unter starken Medikamenten steht. Er selbst spricht so schlecht Deutsch und steht ohnehin so neben sich, dass er selbst mir das nicht sagen konnte. Da ist das Mädchen, das vor einigen Monaten wiederholt missbraucht wurde und zurzeit in Therapie ist. Da ist ein anderes Mädchen, das jeden dritten Tag vor mir steht und sagt: “Frau Furtkamp, ich hab schon wieder nichts zu essen dabei, aber ich hab solchen Hunger.” – “Na, dann muss deine Mutter dir morgens etwas mitgeben!” – “Aber dann pennt die doch noch!” […]
Ich bin wütend auf Schulamt und Ministerium, weil sie Leute wie mich an Brennpunktschulen schicken. Ohne pädagogische Grundlagen, das ist kaum zu verantworten. Für richtige Lehrer ist kein Geld da? Wie kurzfristig kann man denken?
Was mich besonders erschüttert: Für teuere Schulexperimente (http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schulsystem/Projekte/ind…), mit denen sich die Politiker (hier: der CDU) brüsten können, ist Geld da. Aber nicht für die Grundversorgung mit ausgebildeten Lehreren. Ein echter Skandal!

 

LehrerInnen überfordert?

25 Prozent aller Pädagogen in Deutschland sind nach Ansicht des Bildungsforschers Klaus Hurrelmann mit ihrem Job überfordert. Er schlägt vor, die ausgebrannten Lehrer als Pausenaufsicht einzusetzen.

Etwa die Hälfte der älteren Pädagogen über 50 Jahren nehme nicht an Fortbildungen teil und stehe deshalb nicht auf dem neuesten Stand der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung, sagte der Professor für Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld der “Rheinischen Post”.

Laut Statistischem Bundesamt sind deutsche Lehrer im Durchschnitt deutlich älter als ihre Kollegen im Ausland. So ist etwa mehr als die Hälfte der Pädagogen in den Grundschule über 50 Jahre alt.

Der Deutsche Lehrerverband reagierte mit heftiger Kritik auf die Äußerungen Hurrelmanns.

http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/artikel/231/133979/

 

Literatur:

– Frank McCourt (2006) “Tag und Nacht und auch im Sommer”München: Luchterhand Literaturverlag.

Dreißig Jahre lang hat Frank McCourt in New Yorker Schulen unterrichtet. Jetzt erzählt er, was er von seinen insgesamt zwölftausend SchülernInnen gelernt hat – als Leherer, als Geschichtenerzähler, als Schriftsteller. Ein Buch voll Witz und Charme, voll Verzweiflung, Ironie und Lebensweisheit.