Ich habe hier bisher nicht viel über meine dritt-neuste Leidenschaft gebloggt. Denn ganz im Gegensatz zu meiner allerneusten Leidenschaft, der Blockchain-Technologie, bin ich vom Tango Argentino zwar unglaublich begeistert und er nimmt einen großen Platz in meinem Leben ein, doch fühle ich mich nicht im geringsten berufen, Wissen oder gar Gewissheiten darüber zu verkünden. “Demut” ist vielleicht das beste Wort um mein Verhältnis zum Tango Argentino zu beschreiben. Und das fühlt sich sehr gut an.
Dieser Beitrag speist sich daher aus zwei Motivationen: Erstens bin ich jemandem begegnet, der quasi eine lebende Legende des Tango Argentino ist und dessen Geschichte (ich liebe Geschichte!) allein schon wert ist, erzählt zu werden. Und zweitens weil ich von dieser Legende Videos aufgenommen (und auf YouTube hochgeladen) habe, die viel mehr über den Tango Argentino erzählen, als mein Geschwafel das könnte. Und die da natürlich nicht ungesehen versauern sollen.
Kommen wir zur Legende:
Daniel García wurde am 8 Mai 1936 geboren. Bekannt als “El Flaco Dany” (der dürre Dany) ist er einer der letzten Tango- und Milonga-Legenden aus Buenos Aires. Er tanzt seit mehr als 60 Jahren Tango und tanzte auf Live-Orchester in den 50er Jahren. El Flaco Dany ist eine Ikone des Tango-de-Salón Stils. Er hat erlernte den Tango Argentino im Goldene Zeitalter (la edad del oro) des Tangos (1935 – 1955). Inzwischen ist er 81 Jahre alt und war u.a. für fünf Jahre in der Jury der Tango World Championship.
Über seine ersten Jahre berichtet er:
Tango came to me when I was very young. With my parents I went to the dancehalls where they used to go to dance. Those were not like today’s salons, there were no tables inside, the salons used to be inside and the tearoom outside. And so little by little I started to dance my first steps, following my mother and, later, watching the great dancers of that time. I was eight or ten years old then. When I was nearing age eighteen or nineteen, I continued learning by watching different dancers.
It was very nice to watch my parents dance, they had a very pretty salon style. By that time, I can assure you that, in fact, there were no teachers for tango dancing. We used to gather on Mondays or Wednesdays, which we had reserved for dancing and we rehearsed and practiced different steps. Gavito, Juan Carlos Copes were there and a lot of well-known people. Carlos Pérez was also there. There are many well-known names that I could give you, among those who used to go there.
Quelle: TodoTango – El Flaco Dany – Biographie
Nach diesen vielversprechenden Anfängen verlor (der mündlichen Überlieferung zufolge – keine Quelle) el Flaco Dany jedoch den Kontakt zu seinem engen Freund Gavito und auch zum Tango Argentino – er wurde Taxifahrer in Buenos Aires. Als Folge der Militärdiktator und dem steigenden Einfusses US-amerikanischer Trends verlor auch der Tango Argentino seine dominierende Rolle in der Gesellschaft Argentiniens. Erst viele Jahre später sollte eine unverhoffte Begegnung seinen Leben eine weiter Wendung verpassen: Ein Fahrgast in seinem Taxis entpuppte sich als sein alter Freund Gavito. Und dieser Gavito überzeugte ihn davon, zum Tango zurück zu kehren.
milonga con traspié
El Flaco Dany war vielleicht nicht der Erfinder des Stiles milonga con traspié, doch er hat maßgeblich zu seiner Entwicklung und Verbreitung beigetragen. Damals gab es – anders als heute- noch kaum formalen Tango Unterricht und die Überlieferung des Tango beruhte ausschließlich auf Vor- und Nachmachen. So schildert er, wie der die neue Technik kennenlernte:
When he is asked how the idea of the milonga con traspié came up, he replies that it happened when practicing with a friend, Omar Vega, who showed him a new step which seemed to be a stumble; they began to give shape to it and so they started to dance the milonga con traspié. Among his dancing partners, we can mention Silvina Vals and Luna Palacios.
Quelle: TodoTango – El Flaco Dany – Biographie
Flaco Dany zeigt Tango Argentino (Milonga) im Instituto Servantes, FFM
In der Dokumentaton; Legenden des Tango (Leyendas del tango danza) (s.u.) gibt Dany uns Anfängern diese Empfehlung mit auf den Weg:
Take your time. Tango is too precious not to enjoy the learning.
First learn the technique, then forget about it. The body will have it, but it’s only your spirit which makes the tango. As my friend Gavito used to say “ lo limpio no sirve. Hay que ensuciarlo,(…) tu personalidad tiene que dictar el baile, eso es que le falta al europeo ” – the clean, correct is no good, you have to get it dirty, let your own personality design the dance, this is what Europeans miss.
Posture, technique can be taught, even something of music, but subtlety and improvisation are inside you or not, you must be born with them.
Quelle: A life of tango
Die Dokumentaton: Legenden des Tango ist übrigens auch sehr sehenswert, verlangt aber etwas mehr Zeit:
Update 11.12.2019: Heute ist El Flaco Danny in Barcelona verstorben. Möge er auf der anderen Seite weitertanzen können.
Siehe auch:
Meine vergleichenden Musik-Studien:
- Don’t Let Me Be Misunderstood
- Guns of Brixton
- Blue Monday
- Bohemian Rapsodie Discovery
- Somebody that I used to know
- Louie,Louie
- Locomotive Breath
- Rolling in the Deep
- Tsugaru-jamisen
- Der Tetris-Soundtrack
Sowie weitere ungewöhnliche Beiträge in der Kategorie Musik.
#1 by wesbound on 28. August 2017 - 21:35
Die Doku hab’ ich gesehen. Hat mich sehr bewegt. Wie auch Dein schöner Artikel, dem ich einen hier ansässigen Freund, der dem Tango ebenfalls verfallen ist, geflissentlich weitergeleitet.
LG
w.