Deutsch Bank - weil wir es können.

Das die Einkommensverteilung sich in Deutschland in einer mindestens ungesunden Schieflage befindet, ist schon fast Allgemeinwissen. Während die Zahl der Millionäre in Deutschland jedes Jahr neue Rekorde erklimmt, gilt das ebenso zuverlässig für die Kinderarmut. Und während der Einzelhandel jedes Jahr Milliardenbeträge für Silvesterböller und Tierfutter umsetzt, gibt es hier in Deutschland – mitten unter uns – jedes Jahr Menschen, die erbärmlich verhungern und erfrieren.

Etwas ist faul im Staate Deutschland. Denn die überwiegende Zahl der Millionäre und Milliardäre sind nicht etwa hart malochende Self-made Geschäftsleute, sondern sind vor allem durch Erbschaft und Kapitalinvestments (inklusive illegaler Geschäfte und systematischer Steuerhinterziehung) zu Geld gekommen. Dagegen müssen manche Eltern zwei oder gar drei Jobs annehmen, um ihren Kindern überhaupt einen Mindeststandard an Ernährung und Bildung zu ermöglichen. Und wer  (weil nicht ganz so taff) weder das schafft, noch die unerbittlichen Auflagen von Vermietern und HartzIV-Stasi zu erfüllen, der ist schnell am Arsch und nicht selten schon bald tot. Und dazu braucht es nur ein paar unbehandelte psychische Probleme.

Deshalb ist die Diskussion über eine neue, andere Einkommensverteilung in Deutschland dringend notwendig und längst überfällig.

Walter Pfannkuche: Brauchen ein gesellschaftliches Klima das Reichtum beschämt

Bisher scheitert diese daran, dass die meisten Parteien überwiegend auf ideologische Positionen festgelegt sind und so jeden Diskurs blockieren.

  • Die meisten Vertreter der Linkspartei sehen immer noch im “Sozialismus” (und die meisten von ihnen meinen damit ganz unterschiedliche Sachen) das Allheilmittel.
  • Die Anwälte der Privilegien deutschen Oberschicht(1) (CDU, SPD und FDP) unterstellen jedem grundlegenden Versuch einer Veränderung sofort ebenjenen “Sozialismus” (meinen damit aber nur “DDR”).
  • Für die Sündenbock-Fraktion (NPD, AfD, CSU, Springers Bild) sind an Allem immer nur die Anderen (wer auch immer gerade passt) Schuld, die man nur entscheiden genug bekämpfen müsse.
  • Die Grünen konnten das Thema bisher stark vernachlässigen, da ihre Hauptzielgruppe die gut gebildete Mittelschicht ist, die zwar von den Privilegien nicht profitiert, aber unter der Einkommensungerechtigkeit nicht wirklich leidet.
Heiner Geißler: 'Es gibt kein Geld um dieses Elend zu beseitigen' ist eine Lüge. Wir haben auf der erde Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute.

Lediglich aus der Piratenpartei (und das sei hier ausdrücklich positiv erwähnt!) kam in den letzten Jahren mit der Forderung eines garantierten Mindesteinkommens ein pragmatischer und innovativer Vorschlag.

Für eines der reichsten Länder der Welt ist die Situation in Deutschland eine SCHANDE. Zumal wenn es sich (wie ja viele behaupten) immer noch in einer christlichen Tradition sieht. Was absurd ist, denn die Bibel ist da ziemlich eindeutig:

“Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.”

Matthäus 19, 24

Damit sich hierzu allerdings etwas bewegt, muss das Thema Aufmerksamkeit und bekommen. Deshalb ist es toll, wenn der DGB Dieburg am 15.9.2016, ab 19 Uhr in der Römerhalle in Dieburg zu einer Diskussionveranstaltung

Wohlstand für alle!

ein lädt.

Auf dem Podium sitzen dafür Stefan Körzell  (DGB Bundesvorstand) und Wolfgang Strengmann-Kuhn (Mitglied des Bundestages, Bündnis90/Grüne). Stefan Körzell wird an diesem Abend den aktuellen Verteilungsbericht des DGB vorstellen und Wolfgang Strengmann-Kuhn über die Ideen der Grünen zur Grundsicherung berichten. Im Anschluss gibt es eine Diskussionsrunde. Der Eintritt ist frei.

Leer stehende Häuser in Europa: Doppelt so viele wie Obdachlose

Nun bin ich nicht immer ein Fan des DGB und zur Entschlossenheit der Grünen zu diesem Thema hab ich oben ja schon etwas gesagt. Aber es ist ein existenzielles und dringendes Thema und die Erfolge der Rattenfänger von Rechts mit ihren irrationalen Sündenbock-Scheinlösungen machen es um so wichtiger. Teilnahme – und Widerspruch, falls jemand dort den Eindruck erweckt, die Privilegien der Oberschicht(1) seien unantastbar – sind deshalb sehr wichtig.

Ich kann mich der stellvertretenden Dieburger DGB-Vorsitzenden Hülya Lehr nur anschließen, wenn sie sagt:

Armut ist wie ein Virus, die nicht nur die Lebensqualität einschränkt, sondern und besonders Menschen demütigt. Armut macht krankt…Armut isoliert…Armut macht stumm…Armut tötet… Das muss nicht sein!

Bank & Obdachloser: Leben von staatlicher Unterstützung

Wobei ich das durchaus kämpferischer formulieren würde und dafür gern den Sponti-Spruch (aus einem Georg Büchner-Zitat abgeleitet) verwende:

„Krieg den Hütten! Paläste für alle!“

Oder eben Wohlstand für alle. Natürlich muss dieser Wohlstandbegriff mit Bedeutung gefüllt werden. Und es gibt auch keine einfache Antwort darauf, wie das zu erreichen ist. Aber schon damit uns nicht irgendwelche Bauernfänger mit einfachen Antworten(2) in die falsche Richtung locken können oder Demagogen mit Kurzstatements in Talkshows (“alternativlos”) notwendige Veränderungen aufhalten können, ist es notwendig, dass möglichst viele Menschen möglichst viel von den komplexen wirtschaftlichen Zusammenhängen verstehen, in denen wir uns bewegen.

Deshalb: Geht zu dieser Veranstaltung – oder anderen dieser Art. Nehmt Freunde, Verwandte und Bekannte mit. Bildet euch eure eigene Meinung. Diskutiert sie. Und hinterfragt eure eigene Meinung immer wieder. Geht wählen, aber bleibt kritisch (vor allem! gegenüber der eigenen Partei).

Nur dann wird sich unsere Gesellschaft zum Besseren verändern.

Update 16.9.2016: Die Oberschicht(1lässt sich ein “Ehrenamt” mit 5,5 Mio Euro “Aufwandsentschädigung” entlohnen, versucht dann noch, die Steuer dafür zu hinterziehen und – wenn sie erwischt wird – kann sie noch einen Deal aushandeln und muss nicht mal ins Gefängnis.

Frauen in Afrika: Leistung lohnt sich nicht.

Siehe auch:

Oh wie schön ist Panama: Wozu Off-Shore Firmen verwendet werden

Negativer Zins – durch Wirtschaftstheorie zu erklären?

Offener Brief: Werbung der Rewe Gruppe in der Bild

Kritik an der Kritik an der Ideologie vom totalen Buchmarkt

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Alle Screenshots und Bilder: Netzfundstücke ohne Quellenangabe, sofern nicht anderes vermerkt.


Fussnoten:

(1) Gemeint sind nicht mal die “Besserverdiener” (selbst wenn sie 200.000 Euro pro Jahr bekommen), sondern tatsächlich die Top 1%, denen über 50% der Vermögen in Deutschland gehören.

(2) Schönes Beispiel ist die alte Forderung der FDP “Leistung muss sich wieder lohnen”. Sie machte jedoch eine Politik, die vor allem die die Besitzer von Kapitalvermögen belohnte (und ihnen Steuererleichterung verschaffte), während die arbeitende Bevölkerung mit höheren Abgaben belastet und oft durch (begünstigte) Investitionen in Maschinen in die Arbeitslosigkeit getrieben wurde. Leider ist die FDP in den Umfragen schon wieder auf dem Vormarsch – die WählerInnen scheinen kein Gedächtnis zu besitzen.