Jungs sind Weltmeister, Mädels sind Spielerfrauen?

Luca Hammer fragt: Jungs sind Weltmeister, Mädels sind Spielerfrauen?

Eine (mindestens) missglückte Ferrero-Werbung inspiriert mich zu ein paar Gedanken rund um Frauen und Männern in Fußball, Werbung und Medien:

Auslöser: Luca Hammer hat in seinem Blog-Beitrag Jungs sind Weltmeister, Mädels sind Spielerfrauen? auf eine Prospekt-Abbildung der Ferrero-Kampange zur Fussball WM (der Männer!) (siehe Bild) darauf hingewiesen, dass hier der Eindruck erweckt wird, es gäbe nur (männliche) Weltmeister und Spielerfrauen (obwohl doch Weltmeisterschaft der Frauen weniger lang zurückliegt als die der Männer).

In einer Stellungnahme antwortet Ferrero darauf hin:

die beiden abgebildeten Motive sind nur ein kleiner Teil einer ganzen WM-Sonderedition, die mit verschiedenen Motiven das Fußball-Ereignis des Jahres feiern will. Dabei wurden unterschiedliche Begriffe, Bilder und Redewendungen rund um die Fußballwelt aufgenommen und spielerisch und mit einem Augenzwinkern aufs Ü-Ei gebracht. Beschreibungen wie „Abseitsversteher“, „Flankengott“, „Megafan“, „Spielemacher“ gehören ebenso dazu wie allgemeine Begriffe aus dem Fußball wie „Oleee!“ oder „Tooooor“.

Durch die Abbildung auf dem Zettel des Einzelhändlers würde fälschlich den Eindruck erweckt, „dass es nur diese zwei Eier mit Begriffen aus dem Fußball gibt und dass das eine explizit für Mädchen und das andere nur für Jungen gedacht ist.“

Also alles gut und nur der Einzelhändler hats verbockt?

Nein, für jemanden, der sich gern mit Sprache beschäftigt, zeigt dieses „Missgeschick“ sehr schön auf, wie stark doch unsere schöne moderne Fußballwelt immer noch durch billige Geschlechter-Stereotype geprägt ist. Nicht unbedingt der Begriff „Spielerfrauen“ zeigt das, sondern die Nicht-Existenz der anderen Begriffe:

  • Was ist eigentlich das Gegenstück zu “Spielerfrauen”? “Spielerinnenmänner”?
  • Sind die Kinder von Fussballspielern „Spielerkinder“?

Und: Sind die gleichgeschlechtlichen LebenspartnerInnen

  • von Fussballspielerinnen: „Spielerinnenfrauen“? Singular: „Die Spielerinfrau“?
  • von Fussballspielern: „Spielermänner“? Singular: „Der Spielermann“?

Und warum redet keineR davon? Weil es sich so bescheuert anhört? So bescheuert wie der Begriff „Spielerfrauen“ auch ist, wenn man mal darüber nachdenkt. Sie reduzieren die Menschen auf eine Funktion in einer Beziehung.

Das ist so wie wenn du mit deinem Partner / deiner Partnerin auf eine Party gehst, und du wirst allen nur als „der  Ehemann“ oder „die Ehefrau“ vorgestellt – ohne Namen.

Natürlich machen das die Sportjournalisten nicht aus Nachlässigkeit oder Bösartigkeit – nein, sie brauchen den Klatsch, um zu überbrücken, dass sie vor, während oder nach dem Spiel nichts fachlich Relevantes zu sagen haben. Deshalb versuchen sie, unsere Aufmerksamkeit auf irrelevante Nebenaspekte zu lenken – damit wir länger vor der Fernseher ausharren.

„Große Leute sprechen über Ideen. Durchschnittliche Leute sprechen über Dinge. Kleine Leute sprechen über andere Leute.“
(Unbekannt)

Wer also zukünftig unbedarft den Begriff verwendet, sollte sich (mindestens von mir) solche Fragen gefallen lassen. Schon allein, weils (mir) Spass macht. Und vielleicht regt es ein paar WerberInnen und Sportjournalisten an, zukünftig auf so einen blöden Begriff einfach zu verzichten.

 

Siehe dazu auch: Das Interview mit Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch: “Bis zur letzten Patrone” – wie Sprache diskriminiert“ im Rheinneckarblog.

 

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