Heute am Tag des Denkmals war auch der oberirdische Luftschutzbunker auf der Knell zu besichtigen. Nach dem ECHO Artikel dazu hatten sich sehr viele Darmstädter zur Besichtigung entschlossen. Die anwesenden Denkmalschützer war sehr überrascht von dem Ansturm, der reguläre Führungen vereitelte. Dennoch war Denkmalschützerin Ingrid Leist sehr auskunftsfreudig und ständig scharrte sich vor der Tür des Bunkers eine Traube von ZuhörerInnen um sie.
Die Besichtigung war nur bis zu 7. Ebene möglich, weiter reicht die Verkabelung der Beleuchtung bisher noch nicht.
Das Bauwerk ist schlicht und doch – wenn man sich die Umstände seiner Nutzung ins Gedächtnis ruft – beeindruckend und bedrückend zugleich.
Der Bunkertyp („Winkel“-Türme vom Typ 2C) wurde 1936 (also noch während der Kriegsvorbereitungen der Nazis) erfunden. Seine Wände sind am Boden 3 Meter dick, an der Spitze immer noch 1,30 Meter. Trotzdem ist es schwer zu glauben, dass sie einen direkten Treffer unbeschadet überstehen würden. Frau Leist erklärte es damit, dass die Bombe aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit am Turm abrutscht, bevor sie die volle Wucht ihrer Explosion entfalten kann. Durch die runde Form bietet der Turm dann keinen direkten Wiederstand.
Einem Zeitzeugenbericht zufolge wurde ein Prototyp des Turmes 1936 zwei Wochen lang für Zielübungen der Luftwaffe benutzt worden. Dabei sei der Turm nicht beschädigt worden, jedoch am Ende umgekippt, weil der Boden durch das ständige Bombardement so aufgelockert wurde, dass er keinen Halt mehr bieten konnte.
Die oberirdischen Luftschutzbunker in Darmstadt sind die größten Exemplare dieser Art, die in Deutschland gebaut worden sind. Der besichtigte Bunker bot Platz für 530 Arbeiter des Eisenbahn-Stellwerks wenn auch unter schwierigen Bedingungen.
Witzig war auch, dass am Ende der Besichtigungszeit auch noch ein Pärchen hinzukam, die eine Weile in diesem Bunker gewohnt hatten – als die Knell nach der Stilllegung des Bahnausbesserungswerkes von Menschen in Beschlag genommen wurde, die dringend eine Unterkunft brauchten, aber sich die Darmstädter Wohnungspreise nicht leisten konnten (Punks, Roma,…).
„Knell“ kommt übrigens von Knall. Das Bahnausbesserungswerk war Reichsbahn für die Prüfung und Reparatur von Eisenbahnwagen zuständig. Die Achsen und Räder wurde dabei mechanisch geprüft. Mit Hammerwerken schlugen die Arbeiter heftig zu, wegen des entstehenden Knall bzw. der vielen Knalle beschwerte man sich im nördlichen und nordwestlichen Wohngebiet Darmstadts immer über „die Knell“.
Aufgrund des großen Andranges überlegt die Denkmalschützerin Ingrid Leist, den Luftschutzbunker regelmäßiger der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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#1 by Schroty on 16. Januar 2015 - 20:07
Es war auch für uns ganz interessant unsere alte Behausung einmal im Hellen begutachten zu können 😉