Toni Schneiders (1920–2006) hat die Fotografie in Deutschland nach 1945 entscheidend mitgeprägt. Er ist u.a. bekannt geworden als Gründungsmitglied der Avantgarde-Gruppe fotoform und durch mehrere Bildbände. In den Opel Villen in Rüsselsheim ist noch bis zum 9. Juni 2013 die Ausstellung einer Auswahl von 120 Fotografien aus seinem Werk zu sehen.
Die Ausstellung zeigt Fotografien von der Anfangszeit seines Schaffens (1945) über seine fotoform-Zeit bis hin zu neueren und unbekannteren Werken bis 1990. Die Bilder sind kreuz und quer aus den vielfältigen von ihm bearbeiteten Bereichen wie Makrofotografie, Portraits, Reisefotografie, Landschaftsaufnahmen und Industriefotografie zusammen gesucht und zeigen so sehr abwechslungsreich die gesamte Breite seines Werkes.
Der Besuch der Ausstellung war für mich als Fotograf eine bewegende und inspirierende Erfahrung. Bewegend, weil sie zeigt, wie viel an Information, Erlebnissen und Emotionen wir aus dem Kleinen, aus dem Verborgenen und aus dem Entfernten sichtbar und damit begreifbar machen können. Inspirierend, weil sie zeigt, das auch in der Fotografie weniger mehr ist.
Denn Toni Schneider fotografiert nicht nur in Schwarz-Weiß, sondern reduzierte diese durch Aufnahme- beziehungsweise Belichtungstechnik noch einmal weiter. Soweit, dass oft alles Unwichtige auf den Bilder komplett im Weiß oder Schwarz verschwindet und so ein spannendes Spiel von hell und dunkel, Licht und Schatten erzeugt.
Diese Technik wendet er jedoch sehr differenziert an und stellt sie ganz in den Dienst seiner Motive, Botschaften und Aussagen. Dadurch wird auch die Ausstellung nie langweilig. Manche Bilder wirken mit etwas Abstand wie Zeichnungen, andere wie Gemälde. In mehreren Fotos meinte ich Stile verschiedener Maler (Picasso, Dali, Hopper) wieder zu erkennen. Beabsichtigt? Vermutlich.
Darüber hinaus zeigt Schneiders sowohl bei seinen Motiven als auch bei der Wahl der Titel einen sehr feinen Humor. Lachen ist hier durchaus erlaubt.
Toll auch wieder einmal zu sehen, welche Kunstwerke man nur mit einer Kamera, Belichtungsflüssigkeit und Papier (und ganz ohne Photoshop) erzeugen kann. Die Ausstellung ist sicher ein Erlebnis für Nicht-Fotografen, für Fotografen der Region ein Muss und sie ist auch für Kinder geeignet und für Jugendliche eine Bereicherung.
Den Eintritt von 8 Euro (bis 18 Jahre kostenlos), den die Opel Villen verlangen, fand ich jedoch etwas zu hoch, zumal hier ja nicht mehr der Künstler profitiert. Solche Preise schrecken – besonders Menschen mit weniger Einkommen – ab. Trotz regnerischem Pfingstfeiertag war es relativ leer in der Ausstellung. Andererseits kann man für mehr Geld aber auch deutlich schlechter seine Zeit verbringen.
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