Spät kommst Du
dieses Jahr
Gevatter Frost
verräterischer Genosse der Einsamkeit des Langstreckenläufers
zärtlich zerbeißt Du mir die Hände
Deine Todfeindin
bleich und schwach
doch wunderschön
blinzelt mir zwischen den Bäumen zu
als führe sie etwas im Schilde
Eurem Zwist
verdanken wir die
kurze Spanne unserer erbärmlichen Existenz
weil Ihr euch nicht einigen könnt, wer uns zuerst verschlingen darf
Viel zu wenig
wissen wir diese unverdiente Gnade zu schätzen
zu verschwenderisch vergeuden wir die so
geschenkte Zeit
Angeblich stehen
Ihre Chancen gut
die Schnellere zu sein
doch so wie ich Deinem
eisigem Atem nur kurzfristig
trotzen kann
soll – so sagen sie – unser Ende auch Ihr Ende sein
Ihr Imperialismus
nur ein Symptom Ihres eigenen Todes
So gesehen steht
Dein Endsieg längst fest
unser Grab: ein Kaltes
in den endlosen, leeren Weiten
Deines Reiches
Verzeih
wenn ich trotzdem
nächstes Mal dann
doch Handschuhe tragen
werde
Foto: Carsten Buchholz
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