Pandas sind süß und ansehnlich. Für Pandas sind eigentlich alle. Wer flieht – vor Krieg, vor Hunger, vor Leid –  ist meist nicht sehr ansehnlich. Angeborene Mechnanismen lassen uns automatisch Sympathie für die Delphine, Pandas und Babys dieser Welt empfinden. Menschen auf der Flucht lösen diesen Reflex in uns nicht aus. Um mit Flüchtenden Mitleid zu empfinden, braucht man entweder einen intelligenten Geist (der in der Lage ist, zu analysieren, warum Menschen aus ihrer Heimat fliehen und zu verstehen, dass unser Wohlstand etwas damit zu tun hat) oder eine Fähigkeit namens Empathie (grob: Mitgefühl).

Weil dazu leider nicht alle Deutschen (und erstaunlicher Weise kaum regierende “christliche” Politiker) in der Lage sind, ist die Initiatve #bloggerfuerfluechtlinge entstanden.

Blogger für Flüchtlinge ist eine Initiative von ganz normalen Menschen. Menschen denen nicht egal ist, wie mit anderen Menschen umgegangen wird. Menschen, die helfen wollen.

Passt. Darum schließe ich mich dem gerne an. Weil ich die Ziele teile:

Wir wollen Augen öffnen. Niemand soll mehr wegschauen.
Wir versuchen gemeinsam die Flüchtlingshilfe zu unterstützen.

Wir wollen helfen!

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich selbst einer so gut gemeinten Aktion bedingungslos folgen würde. Denn so gut sie gemeint ist (im Panda-Sinne), so geht sie doch am Kern des Problems vorbei. Denn sie ruft vor allem dazu auf, Geld zu spenden. Angesichts der wenigen Flüchtenden, die es überhaupt bis nach Deutschland schaffen, ist Geld eigentlich gar nicht das Thema. Wenn wir mal alle mal eine Woche auf Alk, oder auf Kippen, oder ein Jahr auf Silvesterböller, oder alle Politiker auf ein Monatsgehalt, oder alle CEOs auf ihren Boni verzichten würden, dann könnten wir alle Flüchtenden, die es überhaupt bis nach Deutschland schaffen, materiell gut versorgen. Oder wir es Heiner Geißer neulich im Fernsehen treffen ausdrückte:

Die Behauptung, wir hätten auf der Welt kein Geld, um die Armut zu bekämpfen, ist eine Lüge. Wir haben Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute.

Nein, diese rein materiellen Fragen sind in Deutschland (eines der reichsten Länder der Welt!) nicht wirklich ein Problem.  Das ließe sich lösen – wenn “man” denn will.

Ursache und Wirkung

Ursache und Wirkung

Ich halte zwei Arten der Hilfe für wichtiger als rein materielle Hilfe:

  1. Flüchtende sind oft sehr unglücklich mit ihrer Situation. Dazu kommt, das nicht wenige durch Krieg, Verfolgung und Flucht traumatisiert sind. Die Meisten dürfen nicht einmal arbeiten, weil das Gesetz das verbietet.
    Was ihnen hilft sind Angebote, die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken: Bildung-, Kultur-, Arbeits-, Sport-, Kommunikations- und Freizeitangebote. Angebote, die ihnen (vor allem den Kindern) helfen, die Zeit in Deutschland sinnvoll zu nutzen, Traumas zu überwinden, kulturelle Unterschiede zu verstehen, zu akzeptieren und zu überwinden. Ein paar Ideen:

    • Regelmäßige Sportaktivitäten
    • Sprachkurse für und von Geflüchteten
    • Gemeinsamer Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen
    • Gemeinsames Kochen
    • Gemeinsame Behördengänge
    • …    (weitere Ideen sind als Kommentar sehr willkommen)
  2. Fluchtursachen bekämpfen. Denn kaum jemand verlässt gern seine Heimat und unternimmt die gefährliche und ungewisse Reise in ein fremdes Land und eine fremde Kultur – ohne zu wissen, ob er sie überlebt und ob er je zurück kommen kann. Flucht ist eine Notlage, die vermieden werden sollte.
    • Fluchtursache Nr.1 : Krieg.
      Dagegen aktiv werden: Waffenexporte beenden! Deutschland hat unter der aktuellen CDU/ SPD -Regierung die Waffenexporte in arabische Staaten verdoppelt – und jetzt kommen Flüchtlinge aus diesen Staaten zu uns.
    • Merkel und die DiktatorenFluchtursache Nr.2: Diktatoren und Despoten.
      Dagegen aktiv werden: Wirtschaftliche, technische und politischen Zusammenarbeit mit solchen Regimen endlich einstellen! Korruption bekämpfen! Deutschland hat mit all jenen Despoten und Diktatoren, die früher in den Bürgerkriegsgebieten herrschten, hervorragende wirtschaftliche und politische Beziehungen gepflegt. Assad, Gaddafi, Mubarak, Sadam Hussein wurden von CDU, SPD und FDP hofiert und unterstützt. Darüber reden sie heute nicht mehr gern – und unterstützen aus geo-strategischen Gründen die nächste Garde von Diktatoren.
    • Fluchtursache Nr.3: Wirtschaftliche Not & Hunger
      Dagegen aktiv werden: Ausbeutung bekämpfen – fair trade kaufen. Nachhaltiges Wirtschaften fördern. (Finanz-)Spekulationen versteuern & bekämpfen. Sozialstandards durchsetzen. An vielen wirtschaftlichen Problemen in den Ländern des Südens trägt Deutschland oder deutschen Unternehmen zumindest eine Mitschuld. Es ist ein komplexes Thema, das hier nicht mit wenigen Worten angemessen dargestellt werden kann. Jean Ziegler hat das vielleicht am besten zusammen gefasst: “Es geht nicht darum, den Armen mehr zu geben, sondern weniger zu nehmen.”

All diese Aktivitäten helfen Flüchtenden mehr, als sich mit einer Geldspende das Gewissen zu erleichtern. Und kostet nicht mal Geld, nur Zeit. Deshalb rufe ich alle Menschen dazu auf, sich in wenigstens einer der oben genannten Weisen einzubringen – jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Und für alle, die jetzt trotzdem noch spenden oder als Blogger auch mitmachen wollen , hier der Link zzu Homepage von #bloggerfuerfluechtlinge: http://www.blogger-fuer-fluechtlinge.de/

 

Siehe auch:

Flüchtlingshilfe in Darmstadt: Stunde der Hilfe (FAZ)

Nachtgedenken (flüchtig) von Arthuro de las Cosas

 

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