Update 1.7.2016:  Der Rewe- Markt in Darmstadt (Eschollbrücker-Straße) hat immer noch nicht das Geringste für seine radfahrenden Kunden getan – und Autofahrer fühlen sich ermutigt, den schon knappen Platz weiter zu beschränken:

Rewe Parkplatz - Fahrrad

Ich kaufe da deswegen (und inzwischen deswegen) schon lange nicht mehr ein.

 

REWE-Zentral-Aktiengesellschaft
Domstraße 20
D – 50668 Köln

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Erstaunen habe ich vor kurzem Ihre Aktion „Zu REWE radeln“ zur Kenntnis genommen. Sie zeigt leider, dass Sie selbst wohl nicht mit dem Rad bei REWE einkaufen. Das ist nämlich ein Ärgernis. Zumindest an dem REWE Markt in der Nähe meines Wohnortes.

Der Markt liegt mitten in einem Wohngebiet und kann daher gut per Fahrrad erreicht werden. Er verfügt über 36 Auto-Parkplätze. Darüber hinaus gibt es entlang der Straße vor dem Markt weitere Parkplätze, die ebenfalls zum Einkauf genutzt werden können. Auf einem Raum in der Größe eines Auto-Parkplatzes steht ein klassischen Vorderrad-Fahrradständer. Diese bietet Einstellplatz für maximal 8 Fahrräder. Das bedeutet, Sie haben Ihre Plätze zwischen Autofahrern und Radlern im Verhältnis 36 zu 8 verteilt.

Jeder Autoparkplatz nimmt ungefähr 4qm Platz in Anspruch, was in der Summe 146qm für Autofahrer ergibt, denen 4qm fVerbogener Fahrradständer bei REWEür Radfahrer entgegenstehen. Das entspricht einem Verhältnis von 146:8 (oder 36:1) im Flächenverbrauch.

Leider jedoch lässt sich selbst dieser geringe Platz, den sie Ihren Radfahrenden Kunden bieten, nicht in voller Kapazität nutzen.

Eine der Einstellmöglichkeiten ist schon seit langem (mind. 2 Jahre) so verbogen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen ist (siehe Foto rechts). Außerdem parken oft Autofahrer so nahe neben dem Fahrradständer, dass ein weiterer Stellplatz nicht nutzbar ist, ohne eine Lackschaden am parkenden Auto zu riskieren.

Auch die Tatsache, dass der Radständer nicht mehr zeitgemäß ist, reduziert die Nutzbarkeit. Denn die Rad-Stellplätze haben einen Abstand von 23cm. Nun haben aber heute die meisten modernen Rennräder und Mountainbikes statt einer einfachen Lenkstange Lenker, die mehr an ein Hirschgeweih erinnern – mit einer Lenkerbreite von um die 45cm. Auch wenn die Fahrräder abwechselnd hoch und tief abgestellt werden, passen praktisch nur selten zwei dieser Räder direkt nebeneinander und dann gibt es oft genug ein gehake und verheddere mit den Kabeln von Gangschaltung und Bremse.

Tatsächlich kann also der Fahrradständers im Schnitt meist nur von 5 Fahrrädern gleichzeitig genutzt werden zu können. Ist dabei auch nur ein Fahrrad mit Kinderanhänger oder ein Lastenfahrrad, bleibt gerade noch mal Platz für drei bis vier weitere Räder.

Es ist also nicht ganz von der Hand zu weisen, dass ein Stellplatzverhältnis von 36:5 näher an der Realität ist, als die oben genannten 36:8. Was dazu führt, dass der Radständer – weil durchaus genutzt – in zweiter oder dritter Reihe beparkt wird. Das macht es aber für diejenigen, deren Räder vorne stehen, um so schwieriger, wieder herauszukommen.

Der installierte Vorderradständer hat – neben der oben erwähnten Enge – einen sehr lästigen Nachteil: Die umständliche Radsicherung. Immer wieder muss ich – bevor ich ein Rad einstellen oder herausholen kann – erst umgekippte oder sehr schräg hängende Räder aufrichten. Anschließend muss ich mich, wenn ich mein Rad ab- oder aufschließen will, zwischen den eng stehenden Rädern bis zum Vorderrad hindurchzwängen, um mich dann in dieser beengten Situation bis fast zum Boden hinunter zu beugen. Für mich ist das nur ein wenig unbequem. Aber es gibt auch viele Menschen, die das als extrem mühsam oder gar unmöglich ansehen.

Beim Rewe und die Fahrräderbekannten Discounter ganz in der Nähe haben die Fahrradständer seit Jahren mehr Platz, einen größeren Seitenabstand und sind auch von der Rückseite erreichbar. Noch keine optimale Lösung, aber ein klarer Wettbewerbsvorteil REWE gegenüber. Die Stadt Darmstadt dagegen installiert seit vielen Jahren fast ausschließlich Seitenständer, die diese Nachteile beseitigen und zudem viel besser vor Diebstahl schützen (weil der Rahmen angeschlossen werden kann, nicht nur das Vorderrad). Klarer Vorsprung des öffentlichen Sektors vor der Privatwirtschaft.

Ich hoffe, Ihnen verdeutlicht zu haben, dass wir Radfahrer uns von REWE weder mit den Autofahreren gleichberechtigt behandelt fühlen, noch bemerken, das REWE versucht, uns das Einkaufen per Rad angenehm oder schmackhaft zu machen. Von konkreten Vorteilen gar nicht zu reden.

Unter solchen Umständen erscheint ihre Werbe-Aktion sehr oberflächlich und wenig nachhaltig. Ich würde sie sogar als gutes Beispiel für „Green-Washing“ bezeichnen. Wenn Sie wirklich etwas für die Umwelt wollen, dann sollten Sie erst einmal selbst an die eigene Nase fassen.

Gern unterstütze ich Sie auch mit weiteren konstruktiven Empfehlungen aus Kundensicht. Ein paar mehr Ideen hätte ich noch, aber das würde diesen Rahmen hier sprengen.

Mit freundlichen Grüßen

Carsten Buchholz

Update (12.7.2013): Ein (mir bisher unbekannter) Darmstädter hat mir aufgrund dieses Artikels dieses eindrucksvolle Foto vom gleichen Rewe-Markt geschickt:

 

Darüber hinaus hat die Rewe-Aktion weiteren Spott ausgelöst.

 

Siehe auch:

Rewe-Lob

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