Niedersachsen will das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen. Warum? Wieso wird “Sitzenbleiben” negativ gesehen?
7 Gründe, warum Sitzenbleiben mehr schadet, als nützt:
1. Die Lehrer haben versagt, einem Schüler etwas beizubringen, der Schüler wird dafür bestraft.
2. Weil jemand in 2 Fächer schlecht ist, muss er alle Fächer wiederholen (und zwar komplett, egal wo/was seine Schwächen sind)
3. In der Regel führt diese Strafe zu Demotivation, nicht zu Motivation. Die wenigsten “Sitzenbleiber” werden wirklich besser, was auch daran liegen kann:
4. Jemandem aus seinem sozialen Umfeld (der mühsam aufgebauten Klassengemeinschaft) zu reißen, kann im Einzelfall sinnvoll sein, ist in der Regel aber nachteilig (eine solche Prüfung erfolgt nicht). Sitzenbleiber bleiben in der neuen Klasse meist Außenseiter.
5. An ungünstigen Lernbedingungen zuhause: Lärm, Familienkonflikte, schlechter Arbeitsplatz, übermäßiger Leistungsdruck, eine Lern-feindliche Einstellung der Eltern, ect. wird nichts verändert, der Schüler wird aber dafür bestraft.
6. Methodische Mängel werden durch Wiederholen eines Jahres nicht beseitigt
7. Länger zurück liegende Versäumnisse (oft die Ursache) werden durch Wiederholen des letzten Jahres nicht beseitigt
Individuelle Förderung sieht anders aus. Zum Beispiel so (so ähnlich wird es bereits erfolgreich in Finnland praktiziert):
Lehrende werden an der Schule durch weitere Fachkräfte unterstützt, die eine (ganzheitliche) Entwicklung und Unterstützung aller Anlagen und Begabungen der Lernenden ermöglichen.
Hat ein Lernender ernsthafte Lernprobleme, wird versucht, diese mit einer beschränkten Zahl von zusätzlichen Stunden bei der Speziallehrkraft zu beheben. Ist dieses nicht erfolgreich, wird eine Spezialkonferenz einberufen. Dieser gehören neben dem / der SchülerIn die Klassenlehrkraft, ggf. eine Fachlehrkraft, die oben genannten Fachkräfte sowie die Schulleitung an. Diese sucht – gemeinsam mit dem Lerndenden – nach den Ursachen der Lernprobleme und entwirft einen Plan, wie diese gelöst werden sollen. Die Konferenz tagt einmal monatlich. Eine Kooperation mit den Eltern ist dabei erwünscht, aber eine fehlende Unterstützung durch die Eltern darf auf keinen Fall dazu führen, dass die Schule den Lernenden im Stich läßt. Ziel ist es, gemeinsam einen Weg zu finden, entweder Lernprobleme zu überwinden oder Wege zu finden, trotz unüberwindlichen Lernhindernissen einen kontinuierlichen Lernfortschritt zu ermöglichen.
Die Wiederholung eines ganzen Schuljahres ist nur auf Antrag des Lernenden möglich.
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