Poesie
zarte Worte
kunstvolle Sätze
verletzliche Gedanken
offene Gefühle
Das Leben schneidet die Träume, Gefühle, Sehnsüchte entzwei
zermalmt zwischen Kontoauszug und Buchvertrag
Ständiger Kampf um die wahren Worte, die perfekten Sätze,
das gnädige Lob des Kritikers,
die Liebe des Publikums.
Ein einsamer Krieg ausgetragen auf kaltem Papier
Gegen sich selbst.
Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch
Kein Leben.
Draußen – in der Tagessschau – tobt das Leben.
Reale Menschen, die kaum je
einen einzigen guten Satz über die Lippen bekommen
und doch 24/7/365 vortragen dürfen
auf allen Kanälen.
Obacht!
Wenn Dichterfürsten
Kriege erklären
Entschlossen den Mantel der Weisheit zu Boden werfen
Ihre Worte zur Front rufen
ob sie nun das Vierstromland erobern oder die heilige Nation verteidigen
oder die Unschuld deutscher Uboote
Endlich
Einmal richtig/wichtig sein
Schriften werden zu Eroberungsplänen
Metaphern zu Feindbildern
Jamben werden zu Marschbefehlen
Alliterationen zu Bombenteppichen über roten Dächern
Einmal Carl Schmidt
sein, einmal vorausmarschieren in die Stahlgewitter
Verzeiht ihnen, den greisen
Denkern, so kurz vor dem .
(ursprünglich gewidmet Hans Magnus Enzensberger und Peter Handke, und jetzt auch: Günther Grass…)
(*) Das Bild ist Günther Grass so ähnlich, wie sein Text „Was gesagt werden muss“ den geopolitischen Realitäten rund um den Iran, Israel und Deutschland.
Foto: Carsten Buchholz
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