Ein persönlicher Erfahrungsbericht

Gastbeitrag von Mathias Mischler

Auf der Suche nach einer Ladestation 1: Rheinstraße -  beide belegt.
Auf der Suche nach einer Ladestation 1: Rheinstraße – beide belegt.

Schon vor einigen Jahren habe ich angefangen, mich für die Elektromobilität zu interessieren. Ich bin zu einigen Händlern gegangen und habe verschiedene Modelle Probe gefahren. Die zügige Beschleunigung, der saubere Motor, die günstigeren Verbrauchskosten im Vergleich zu einem Verbrenner und das „mehr Spaß“ beim Fahren hat mich dann in den folgenden Monaten nicht mehr losgelassen.

Vor zirka zwei Jahren dann (2019) haben wir uns ein Elektroauto gekauft – ein Franzose ist es geworden – und der Verbrenner wurde verkauft.

Die Elektromobilität mit Akku hat sehr zu unserem Fahrprofil gepasst: Viele Fahrten in der Stadt, viele Fahrten in die nähere Umgebung (50-80 km) und ab und zu mal ein paar weitere Fahrten. Und das bekommt man mit ein wenig Organisation und im Internet nach Ladestationen recherchieren einfach gewuppt. Und das, obwohl wir in einem Mehrfamilienhaus wohnen und vor allem auf die öffentlichen Lademöglichkeiten angewiesen sind.

In Darmstadt habe ich mich auch zunächst gut aufgehoben gefühlt. Es gab genug Lademöglichkeiten für die wenigen Elektroautos. Und es war eigentlich abzusehen, dass der Ausbau in dem Tempo weiter fortgeführt wird, wie er begonnen hat. Andere Städte hatten schon gerne mal die Nase vorn. Mehr Ladesäulen, teilweise vergünstigtes oder kostenloses Laden (Rheinland-Pfalz), attraktive Ladeplätze. Dennoch war es so verkehrt in Darmstadt nicht. Erst.

Auf der Suche nach einer Ladestation 2: Regierungspräsidium auch voll. Diesmal aber Klassiker. Zoe und Tesla - Autos die nur Minuten zum Laden brauchen, aber die Ladestation als Parkplatz missbrauchen.
Auf der Suche nach einer Ladestation 2: Ladestation Regierungspräsidium auch voll.

In der Folgezeit wurde dann die Elektromobilität immer weiter gefördert und es kamen mehr und mehr Elektroautos dazu (die Zulassungszahlen haben sich seither ca. verfünffacht). Während in der Anfangszeit vor allem Modelle aus Frankreich, Amerika und Japan gesehen wurden, gab es nun auch immer mehr deutsche Anbieter.

Während Anfangs immer gut eine Lademöglichkeit gefunden wurde, entwickelte sich dies mit zunehmender Anzahl der Elektroautos immer schwieriger.

Meist gibt es nur zwei Ladesäulen pro Standort und diese sind morgens zum Arbeitsstart sehr schnell belegt. Die folgenden Ladewilligen schauen somit in die Röhre. Und es macht ja keinen Sinn, endlos im Berufsverkehr herumzufahren und andere Lademöglichkeiten zu suchen, falls es sie denn überhaupt gibt.

Zudem fängt man an, sich immer mehr zu ärgern, wenn diese auch noch von Verbrennern blockiert werden oder über Pseudo-Ladevorgänge von Hybrids. Hybride Fahrzeuge sind Autos, die vor allem mit Diesel fahren, wenn elektrisch, dann nur eine sehr kurze Strecke. Sie sind als Firmenfahrzeuge sehr beliebt, da sie steuerliche Vorteile bringen. Sie bekommen auch ein E-Kennzeichen, obwohl sie eigentlich nie elektrisch Fahren müssen. Es hat sich aber eine Unsitte herausgestellt, dass diese gerne auf beliebten Ladeplätzen „parken“ und dort das Ladekabel in die Ladesäule stecken, aber keinen Ladevorgang starten. Das nennt man dann Pseudoladen. Ist im Prinzip das gleiche, als wenn ein Verbrenner einen Ladeplatz blockiert. Nur nicht ganz so auffällig.

Auf der Suche nach einer Ladestation 3: Auch hier keine Lademöglichkeit wie jeden Tag. Diesmal: Einer lädt. Ein Verbrenner blockiert.
Auf der Suche nach einer Ladestation 3: Auch hier keine Lademöglichkeit wie jeden Tag. Diesmal: Einer lädt. Ein Verbrenner blockiert.

Natürlich hält man auch immer wieder Ausschau, wo neue Lademöglichkeiten in Darmstadt entstehen. Allerdings tut sich hier seit Jahren leider nichts mehr. 

Auch in den Q-Park Parkhäusern in der Innenstadt gibt es Lademöglicheiten. Meist sind dies aber nur zwei pro Parkhaus. Entsprechend gering ist die Wahrscheinlichkeit, aktuell eine freie Lademöglichkeit zu finden. Während die Elektromobilisten bei öffentlichen Ladestellen gerne nach dem Laden zügig das Auto wieder umstellen (meist ist das ja auch zeitlich limitiert), findet das in Parkhäusern natürlich nicht statt. Denn, wer für teures Geld dort parkt, der stellt sich doch nach dem Laden nicht mehr um. Entsprechend lange bleiben auch die Lademöglichkeiten in Parkhäusern blockiert. 

Auch hier sind die zwei Ladeplätze je Parkhaus für die Innenstadtlage viel zu gering. Zudem fühlt man sich auch doppelt abgezockt, um bezahlt „Laden zu dürfen“ muss man zusätzlich noch die Parkgebühr für das Parkhaus bezahlen. Man möge sich das einmal als Analogie bei einer klassischen Benzintankstelle vorstellen. Und wenn man in das Parkhaus reinfährt, weiß man nicht einmal, ob überhaupt ein Ladeplatz frei ist, denn diese sind außen nicht angegeben.

Auch in den Parkhäusern hat sich seit Jahren nichts mehr verändert und es wurde nicht weiter ausgebaut. Im Gegenteil, die Ladestellen im Parkhaus Carree sind aktuell nicht mehr verfügbar.

Wenn man sich den Ausbau in Darmstadt anschaut, dann wurden die letzten Lademöglichkeiten in der Innenstadt, und auch in erweiterten Innenstadt, Ende 2017 gebaut. Während früher noch spielend eine Lademöglichkeit gefunden wurde, so ist dies inzwischen nur noch eingeschränkt möglich.

Für Eigenheimbesitzer bietet sich zwar inzwischen die Möglichkeit für eine geförderte Wallbox. Man kann sogar selbst über Solarpanele und ggf. Pufferspeicher seinen Wagen selbst aufladen. Wohnt man jedoch in einem Mehrfamilienhaus , bietet sich diese Möglichkeit leider nicht und man ist mehr oder weniger auf die öffentlichen Ladeangebote angewiesen.  Und dort ist dringender Nachholbedarf geboten.

So sieht eine Ladestation in Heppenheim aus. 5x Schnelllader. Und einer davon mit 3 Anschlüssen
So sieht eine Ladestation in der Metropole Heppenheim aus. 5x Schnelllader. Und einer davon mit 3 Anschlüssen.

Ein paar Fakten

In der Innenstadt gab es 6 Ladestellen mit jeweils 2 Ladesäulen. Inzwischen nur noch 5. Die im Carree wurde abgebaut.

Wir reden hier von 10 Ladestellen für die Darmstädter Innenstadt. Um die Mobilitätswende zu schaffen.

Ladestationen in der Innenstadt
Im Carree ist die Ladestation noch ausgeschildert - aber abgebaut.
Im Carree ist die Ladestation noch ausgeschildert – aber abgebaut.

Quelle: Going Electric+ Google Maps.

Hier die genauen Standorte (Ausbaujahr in Klammern):

Öffentlich Ladestellen

  • Schulstraße (2016),
  • Mercksplatz (2017),
  • Regierungspräsidium (2017)

= 6 öffentliche Ladeplätze für die gesamte Darmstädter Innenstadt

Private Ladestationen (Parkhäuser)

  • Parkhaus Grafenstraße (2016),
  • Parkhaus Darmstadtion (2013),
  • Parkhaus Carree (2013, aktuell abgebaut/deaktiviert)

= 4 private Ladeplätze für die gesamte Darmstädter Innenstadt

Und das soll für die Mobilitätswende reichen? Auch im Vergleich zun anderen Städten steht Darmstadt nicht gut da: Im WiWo Städteranking war der schlechte Ausbau mit Lademöglichkeiten einer der Gründe für ein suboptimales Ranking in der Nachhaltigkeitsbewertung.

Betrachtung Darmstadt gesamtes Kern-Stadtgebiet:

 Going Electric+ Google Maps.
Quelle: Going Electric+ Google Maps.

Zulassungszahlen von Elektroautos und Plug-in Hybriden (seit 2014)

Die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur.

Alternative: E-Autos kostenlos an allen Telekom-Anschlüssen laden. Die Adapter zu bekommen, dürfte das Problem sein 😉