Archiv der Kategorie Wirtschaftstheorie

2020er Bitcoin-Kursexplosion: Eine neue Blase?

Im Juni hatte ich festgestellt: Bitcoin ist – obwohl nun schon jahrelang von vielen Journalisten, Politikern und “Experten” totgeredet – immer noch da und funktioniert.

Nur ein paar Monate später ist der Kurs von Bitcoin sogar drastisch gestiegen. Im Augenblick zahlt man für einen Bitcoin so um die 13.000 Euro (nach rund 8.500 Euro, als ich den Artikel im Juni schrieb). Nicht ganz so viel wie beim großen Bitcoin-Hype im Herbst 2017 (ca. 16.500 Euro) – aber doch drastisch mehr als über die meiste Zeit seiner Existenz:

Bitcoin Kursverlauf 2013-2020

Was steckt dahinter? Haben wir es wieder nur mit einer Blase zu tun? Hat Bitcoin den Durchbruch in die Breite geschafft? Oder profitiert Bitcoin von der aktuellen Krise?

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The State of Bitcoin

Non-Bitcoin Wallet

Nein, er ist immer noch nicht kaputt gegangen. Trotz aller Prophezeihungen von Börsengurus und Massenmedien, Zukunftsforschern und Publizisten. Nach diesen professionellen Wahrsagern dürfte es ihn schon lange nicht mehr geben, den Bitcoin.1 Beziehungsweise die rund 18.417.908 Bitcoin, die derzeit im Umlauf sind (heute Abend dann schon wieder etwas mehr).

Derzeit bezahlt man für einen Bitcoin etwas über 8.000 Euro. Das ist weniger als die Hälfte von dem, was man auf dem Höhepunkt des Hypes 2017 für ihn zahlen mußte – aber auch ungefähr 10x so viel wie er kostete, als ich vor rund fünf Jahren anfing, mich mit Blockchains und Kryptowährungen zu beschäftigen.

Also von einem “Hype” kann man bei Bitcoin jetzt ehrlich nicht mehr sprechen. Oder es wäre der längste Hype in der Geschichte der Hypes (wenn man mal vom Internet-Hype absieht, schließlich ist ja immer noch nicht klar, ob sich diese seltsame Technologie in der CDU jemals durchsetzen wird).

Auch technisch ist die Bitcoin Blockchain auch im Jahr 11 ihrer Existenz weiterhin stabil und ohne Unterbrechung funktional (das können weder die Banken noch Unternehmen, noch manch andere Kryptowährung von sich behautpten) und der Energieverbrauch der Bitcoin Blockchain dürfte sich in der letzten vier Jahren ungefähr halbiert haben (was praktisch keine andere Industrie – und schon gar nicht die Bankenbranche – von sich behaupten kann). Jedenfalls ist die entsprechende Kritik am angeblich zu hohen Energieverbrauch von Bitcoin vollständig verstummt. Und der Energieverbrauch wird weiter sinken.

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  1. Bitcoin has died 381 times. Totgeschrieben seit 2010 – jeweils mit dem damals aktuellen Kurs.[↩zurück ↩]

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Kleine Blasologie (über Blasen und ihre Unterarten) und Bitcoin

Gedruckte US Dollars seit 1918.

Erschreckend, diese Bitcoin-Blase? Dieses Bild stellt allerdings die Entwicklung die Menge an gedruckten US-Dollar Noten dar. Eine Währung (wie der Euro oder die D-Mark – und Bitcoin) ohne realen Gegenwert.

Jetzt ist ja wieder “Unwort”-Zeit. die Zeit, in der Das Unwort des Jahres 2017 gewählt wird. Für mich persönlich ist “Blase” das Unwort des Jahres 2017.

  • Bitcoin sei eine Blase hieß es – als der Bitcoin-Kurs zum erstem Mal über 2.000 Euro stieg und sich damit gegenüber dem Jahresanfang mehr als verdoppelt hatte.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 4,5 Monate später über 3.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 2 Wochen später über 4.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 6 Wochen später über 5.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 1,5 Wochen später über 6.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 18 Tage später über 7.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 7 Tage später über 8.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase und der Kurs werde bald abstürzen, hieß es, als der Kurs dann 4 Tage später über 9.000 Euro stieg.
  • Bitcoin sei eine Blase, hieß es, als der Kurs dann 4 Tage später über 10.000 Euro stieg. Danach kamen die Blasenseher gar nicht mehr schnell genug hinterher, die “Blase” zu beschwören, so schnell stieg der Kurs auf 14.000 Euro, wo er ein paar Wochen herum pendelt, ohne sich darum zu scheren, auch nur – wie es sich gehören würde – Anzeichen eines Absturzes zu zeigen.

Update Anfang März 2018: Nach einem drastischen Absturz des Kurses Ende Januar / Februar auf fast 5.000 Euro (“Jetzt platzt die Blase” – riefen viele) inzwischen ist er bei 9.000 Euro. Also immer noch ungefähr neun mal so viel wert wie vor einem Jahr. Prozentual war das keineswegs der heftigste Ansturz in der Geschichte von Bitcoin. Und eine normale Erholung.

Update Juni 2019: Nachdem der Bitcoin zwischenzeitlich mal bei 3.500 Euro lag, hat er sich inzwischen schon wieder auf fast 10.000 Euro gemausert. Auch das halte ich für überhöht, aber trotzdem gilt das was ich unten geschrieben habe weiter.

Und um es vorweg zu nehmen: Ja, ich bin durchaus der Meinung, dass der Bitcoin-Kurs inzwischen (Stand Dezember 2017) höher ist, als ich es rational begründen könnte (meine konservative Vorhersage war Ende 2016: 1.000- 2.000 €/Bitcoin für Ende 2017). Denn im Vergleich zu dem Kursverhalten noch vor einem Jahr zeigt sich der Bitcoin-Kurs jetzt ziemlich uneleastisch gegenüber den Branchen-Nachrichten. Noch vor einem Jahr haben News von Hacks und technischen Problemen regelmäßig einen Kurssturz zwischen 30-40% ausgelöst. Heute sackt der Kurs bei solchen Nachrichten höchstens Mal um 10-20%, obwohl Bitcoin aufgrund langer Transakationsdauer (Update März 2018: gelöst) und hoher Transaktiongebühren (Update März 2018: gelöst) seine Anwendung als Zahlungsmittel zumindest temporär fast vollständig eingebüst hat. Und das eine Änderung dieses Zustandes eher Monate als Tage dauern wird, scheint aktuelle Neu-Investoren kaum zu beeindrucken.

Kurz: Ja, man könnte die Höhe des derzeitigen Bitcoin Kurses als eine Blase bezeichnen.

Das Problem daran  (und warum ich das Wort “Blase” als Unwort des Jahres 2017 sehe), ist, das das Wort “Blase” im letzten Jahr so inflationär gebraucht wurde, dass es praktisch jede Aussagekraft verloren hat. Wenn ein Kurs von 2.000 Euro pro Bitcoin schon eine Blase war, was ist denn das, was wir danach gesehen haben? Schlimmer noch: Diese “Bitcoin Blase” von denen herbei geredet worden ist, die vor ihr warnen wollten. Siehe oben. Warum?

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Über Chancen(un)gleichheit

Class & Chances: Fundstück von Reddit

Fundstück von “Hacker News”

Es gibt – besonders aus Reihen der FDP und in der Presse – eine Tendenz das “Unternehmertum” zu glorifizieren und die angeblich besonderen Leistungen der “Gründer” und “Unternehmer” hervorzuheben.

Der folgenden Text ist eine Übersetzung eines Textes, den ich auf “Hacker News” gefunden habe (Autor: notacoward).  Da er sehr schön deutlich macht, welchen entscheidenden Unterschied Chancengleichheit bzw. Chancenungleichheit in einer Marktwirtschaft macht, habe ich mich entschieden, eine hier übersetzte Version anzubieten:

Unternehmertum ist wie eine dieser Dartbuden, Schießstände oder Losbuden auf dem Rummelplatz.

Kinder aus dem Mittelstand können sich einen oder zwei Wurf leisten. Einige treffen dabei und bekommen einen kleinen Preis. Einige wenige treffen in die Mitte der Zielscheibe und bekommen einen riesigen Preis. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Der Traum vom freien Unternehmertum lebt!

Kinder von reichen Eltern können sich viele Würfe oder Lose leisten. Wenn sie wollen, können sie es immer wieder probieren, bis sie etwas treffen und sich gut fühlen. Einige machen so lange weiter, bis sie die Mitte der Zielscheibe treffen. Dann halten sie Reden oder schreiben Artikel über die Leistungsgesellschaft und den verdienten Lohn für harte Arbeit.

Die Kinder armer Eltern gehen nicht auf den Rummel. Sie sind die, die an der Losbude arbeiten.

Und dabei ist noch nicht einmal die gravierende Ungleichheit berücksichtigt, die unser Bildungssystem noch zu den unterschiedlichen Einkommensverhälntnissen der Eltern hinzufügt.

 

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Das Jammern der Banker

Bundesbank-Chef Weidmann: Bitcoin erhöht Gefahr von Bankenpleiten

Screenshort von Finanzen.net – ein “Finanzinformationsdienst”, der völlig unkritisch den Unsinn von Bundesbank-Chef Jens Weidmann weiterverbreitet.

Wenn ein Geschäftsmann zur Bank kommt und einen Kredit will, um seine Insolvenz abzuwenden, nachdem ihn ein Konkurrent mit einer technischen Innovation ausgestochen hat, dann wird er in vielen Fällen kein Geld von seiner Bank mehr bekommen. Weil er für nicht mehr Konkurrenzfähig gehalten wird. Die Verdrängung von nicht konkurrenzfähigen Unternehmen vom Markt durch innovativere und günstiger produzierende Unternehmen ist der Kern unseres Wirtschaftssystem und nennt sich Marktwirtschaft oder auch Kapitalismus.

Die Banken sind in der Regel die heftigsten Vertreter dieses Wirtschaftssystems und drängen ständig darauf, dass der Staat möglichst wenig steuernd in die Funktion des Marktes eingreifen soll (außer es geht um ihre eigene Rettung). Auch 90% der deutschen Wähler und Wählerinnen stimmen für Parteien, die die Marktwirtschaft für das beste System halten. Voran marschieren Markt-radikale Parteien wie FDP und AfD, doch auch CDU, SPD, Grüne und Piraten halten dieses System grundsätzlich für gut. Lediglich in der Linken finden sich ein paar vereinzelte Stimmen, die sich für ein anderes Wirtschaftssystem aussprechen.

Innovation ist der Kern dieses Systems: Die CD hat die Schallplatte (fast) verdrängt, die DVD hat die VHS Videokassetten überflüssig gemacht, Online Streaming erspart uns heute den früher üblichen Weg zur Videothek. Jede technische Innovation erhöht die Gefahr von Pleiten in den alten Industrien – das wird von Wirtschaftswissenschaftlern, Banken und Politik als notwendig und heilbringend gepredigt. Derzeit feiern Journalisten, Politiker, Konzerne und Banken die “Digitalisierung” und fordern die Wirtschaft auf, auf diese Welle von Innovationen auf zu springen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und damit ihr Überleben zu sichern. Marktforschung wird durch “Big Data” digitalisiert, die menschliche Arbeit wird durch Robotik automatisiert und Denken durch “Künstliche Intelligenz”. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. All das finden Banken gut.

Doch die konsequenteste Form der Digitalisierung bereitet den Banken Sorgen. So sehr, dass der Herr der Banken, Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank und einer der mächtigsten Männer der Finanzwelt das Thema nun schon wiederholt angesprochen hat: Die Digitalwährung Bitcoin.

Weidmann hatte bereits 2013 vor Bitcoin gewarnt, die Kryptowährung aber noch als Nischenprodukt bezeichnet. Er sagte damals:

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Über (Chancen-)Ungleichheit und was wir tun könnten

(Klick aufs Bild) Welche Einkommensgruppen an absolutem (realem) Einkommen zwischen 2007 and 2013 verloren haben.

Welche Einkommensgruppen an absolutem (realem) Einkommen zwischen 2007 and 2013 verloren haben. Quelle: Branko Milanovic

In meinem Beitrag Wohlstand für alle? habe ich neulich schon angemahnt, dass dringend eine ökonomische Verteilungsdiskussion notwendig ist. Ich bin leider nicht dazu gekommen, meine eigenen Ideen dazu aufzuschreiben, aber die folgende Diskussion ist ein interessanter und differenzierter Beitrag dazu. Ich veröffentliche ihn hier (ohne den darin vertretenen Positionen zuzustimmen) um die Diskussion voran zu bringen.

Interessant wird der Beitrag natürlich auch dadurch, dass er vor der US-Präsidentschaftswahl aufgenommen wurde.  (Chancen-)Ungleicheit zu bekämpfen ist auch schon deshalb wichtig, weil sie Demagogen und Despoten wie Trump, Putin und auch Erdogan erst ermöglicht – und auch den Aufstieg der AfD in Deutschland unterstützt hat.

Paul Krugman, Robert Solow and Janet Gornick discussing Tony Atkinson’s last book: Anthony B. Atkinson “Inequality: What Can Be Done?” (Harvard University Press, 2015) at the Russell Sage Foundation in New York City.

 

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Kritik an der Kritik an der Ideologie vom totalen Buchmarkt

Alter römischer Autor

„Die Ideologie vom totalen Markt sorgt dafür, dass der Einzelne, gleichgültig an welchem Platz in der Gesellschaft er steht, dessen Zwänge unter dem Deckmantel der Selbstoptimierung und Eigenverantwortlichkeit, des Teamspirits und der flachen Hierarchien, der Flexibilität und Kreativität als schicksalhaft unentrinnbar erfährt.”

Norbet Niemann am 7.6.2015
in der FAZ

Seichte Kapitalismuskritik macht sich gut. Und solange sie nicht ans Eingemachte geht, kann sogar die FAZ sie drucken, ohne die Werbekunden zu verschrecken.

So auch Norbert Niemann, der in der FAZ die Ökonomisierung der Gesellschaft bejammert und die fatalen Auswirkungen auf die schreibende Zunft. Ein interessanter Artikel, aber ich stimmte nicht damit überein. Niemanns Kritik an der Ökonomisierung der Gesellschaft kann ich zustimmen – auch wenn sie gerade im Beispiel des Dorfes auch große Vorteile hat (s. z.B. die Diskussion zur Odenwaldhölle).

Aber: Es wird heute mehr Literatur produziert, mehr Literatur gekauft und mehr gelesen, als je zuvor. Und der Kapitalismus sorgt dafür, dass Autoren (in der Mehrzahl ind Deutschland) heute eine besser ökonomische Absicherung haben als je zuvor. Selbst Dichter müssen heute nicht mehr (ver-)hungern.

Und Niemann sagt ja selbst, dass es die literarischen Meisterwerke noch gibt. Und ich schätze (ohne es belegen zu können), dass sie sich heute im Schnitt besser verkaufen als “früher” (hier fehlt mir im Artikel auch die Vergleichsmaßstab, den er ansetzt).

Und das von ihm beschriebene Phänomen, sich an Moden anpassen zu müssen, um einen Verleger zu finden, ist so alt wie der Literaturbetrieb. Habe ich gelesen. Aber darum geht es nicht. Niemann meint (leider implizit) etwas anderes – und um dass zu verdeutlichen, muss ich etwas ausholen:

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Vom Ende des Steinbruchs und der Schuld der Unpolitischen

Steinbruch TheaterEs gibt viele Leute, die sich als “unpolitisch” bezeichnen und sich mit politischen Fragen nicht beschäftigen. Ich versuche immer, ihnen klar zu machen  dass die Politik, die sie so gezielt zu ignorieren versuchen, erheblichen Einfluss auf ihr ganz persönliches Leben hat.

Die jetzt plötzlich und völlig überraschend kommende Schließung des Steinbruch Theaters in Darmstadt-Traisa ist ein gutes Beispiel dafür.

Ich habe gestern erfahren, dass das Steinbruch Theater – seit 34 Jahren Club und Bühne für Musik diesseits des Mainstreams kurz vor den Toren Darmstadts – sehr abrupt seine Türen schließen muss. Der Besitzer des Gebäudes, so die Mitteilung der Betreiber des Steinbruchs, habe sich kurzfristig mit einem Investor geeinigt und sie “vor die Tür” gesetzt.

Das ist sehr traurig, weil damit eine lange Tradition zu Ende geht und wohl auch Menschen wirtschaftlich vom Arbeitgeber Steinbruch abhängig waren, die nun sehr plötzlich ohne Einkommen dastehen.

Erstaunlich ist jedoch, dass die Betreiber in ihrer Mitteilung von “Moral” (“Raub” des Konzeptes) sprechen und dem Investor vorwerfen, “hinter unserem Rücken Verhandlungen geführt” zu haben. Denn es ist ein Vorgang, der normal ist, der überall und ständig stattfindet und der im vollständigen Einklang mit unserem Wirtschaftssystem steht: Der Marktwirtschaft. Ja, der sogar der Kern dieses Systems ist: Der wirtschaftlich Starke soll den wirtschaftlich Schwachen aus dem Markt drängen können – selbst wenn es für den Schwachen die wirtschaftliche Vernichtung bedeutet.

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Schottische Unabhängigkeit: Why Cameron can’t help win Scotland (back) and what he has in common with Windows 8

Loch NessAm 18. September 2014 findet die spannendste Wahl dieses Jahres statt und dann (abhängig vom Ergebnis) könnte eines der spannendsten ökonomischen Experimente der seit der deutschen Wiedervereinigung beginnen. Denn morgen (b.z.w. wen ihr das lest, vermutlich heute, oder sogar gestern) stimmen die Schotten ab, ob sie weiter zu Great Britain gehören wollen. Und die Umfragen sagen zur Zeit einen (denkbar knappen) Sieg der Unabhängigkeitsbewegung voraus.

Aus rein wirtschaftswissenschaftlicher Sicht kann man sich das – aus sicherer Entferung – nur wünschen. Denn die daraus resultierende Entwicklung dürfte allemal spannend werden – egal wie sie verläuft.

Leider erzeugt jede solche politische wie wirtschaftliche Veränderung Verlierer. Und wie immer, wenn Nationalismus im Spiel ist, werden das vor allem die normalen Menschen sein. Insofern würde ich – kurzfristig und konservativ gedacht –  mir einen Verbleib Schottland in Großbritannien wünschen.

Mich erinnert jedoch der ganze Konflikt weniger an eine Frage politischer Macht oder ökonomischer Ratio, sondern vielmehr an eine langjährige Ehe, in der die – wie auch immer geartete – Zuneigung (trotz allen wirtschaftlichen Vorteile) unter einem Mangel an ehrlicher Wertschätzung  gelitten hat. Bis zu einem Punkt, an dem – trotz aller wirtschaftlicher Argumente – keine gemeinsamer Weg mehr vorstellbar ist.

Scottland - SchottlandDer emotionale Bruch mag weit zurück liegen. “Die späte Rache der Schotten an Thatcher” nannte neulich eine Zeitung die Abstimmung, doch die kalten, verlogenen englischen Machtpolitiker Toni Blair und David Cameron haben sicherlich nicht geholfen, eine neue Liebe zu entfachen. Im Gegenteil: David Cameron can’t help the No campaign argumentiert Charlie Brooker in einem sehr unterhaltsamen Artikel im Guardian.

Und dann ist da noch der Verdacht, dass die ganze Situation komplexer ist und eine Dynamik in Gang setzen könnte, die – sagen wir mal – noch viel spannender ist als die rein ökonomische Analyse.

Denn ein unabhängiges Schottland wird sich – soviel ist schon jetzt klar – sofort um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union bewerben. Und auch wenn eine Aufnahme nicht sofort erfolgen kann – sie steht wohl außer Zweifel. Über genau diese Mitgliedschaft aber wird aber das Rest-Großbritannien 2015 abstimmen und zumindest heute gilt ein Sieg der EU-Gegner als sicher.

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Kultur vs. Ökonomie

Haare raufende FigurDieser Beitrag ist NICHT von mir, aber ich finde ihn so treffend, dass ich ihn hier veröffentlichen möchte. Viel Spass damit:

Der Generaldirektor eines Großunternehms erhielt eine Gratis-Eintrittskarte für das Konzert von Schuberts Unvollendeter Symphonie. Er konnte das Konzert nicht selbst besuchen und schenkte deshalb die Karte einem befreundeten Unternehmensberater.

Nach zwei Tagen erhielt der Unternehmer von seinem Berater ein Memo mit folgenden Kommentaren:

1. Während längerer Zeit waren vier Flötisten nicht beschäftigt. Die Zahl der Bläser sollte deshalb reduziert und die Arbeit auf die übrigen Musiker verteilt werden, um damit eine gerechtere Auslastung zu gewährleisten.

2. Alle zwölf Geiger spielten identische Noten. Dies stellt eine überflüssige Doppelspurigkeit dar. Die Zahl der Geigenspieler sollte deshalb ebenfalls drastisch gekürzt und für intensivere Passagen könnte ein elektronischer Verstärker eingesetzt werden.

3. Es wurde zu viel Mühe zum Spielen von Halbtonschritten aufgebracht. Nur noch Ganztonschritte spielen! Dadurch können billige Angelernte und Lehrlinge eingesetzt werden.

4. Es hat keinen Sinn, mit Hörnern die gleiche Passage zu wiederholen, die bereits mit Trompeten gespielt worden ist. Empfehlung: Falls alle diese überflüssigen Passagen eliminiert würden, könnte das Konzert von zwei Stunden auf 20 Minuten gekürzt werden.

Hätte Schubert sich an diese Empfehlungen gehalten, hätte seine Symphonie wahrscheinlich vollendet werden können.

 

Quelle: Bundeskongress der niedergelassenen Chirurgen 2013, via Facebook.

 

Ähnlich:

 

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