Archiv der Kategorie LTW 2013

G9 Diskussion am LGG

Diskussion über G9 am LGG DarmstadtNeulich waren die Eltern des Ludwig-Georgs-Gymnasiums (LGG) in  Darmstadt zu einem Gesamtelternabend zum Thema G8 / G9 eingeladen. Er sollte zum einen der Information über die Lage und Rahmenbedingungen dienen, zum anderen als erster Schritt einer Entscheidungsfindung für die Schule.

Dabei war auch Frau Roth-Sonnen, die gerade erst ernannte neue Schulleiterin des LGG – es war ihr erster öffentlicher Auftritt in dieser Funktion. Sie hat ihn professionell, überzeugend und souverän gemeistert und sicher nicht nur mich für sich eingenommen. Glückwunsch!

Hier möchte ich von dieser Veranstaltung berichten, soweit mir das aus der Erinnerung möglich ist. Leider kann ich nicht garantieren, das meine Darstellung- trotz meiner Bemühung – immer objektiv, exakt und vollständig ist. Korrekturen, andere Ansichten und Ergänzungen sind daher in den Kommentaren sehr willkommen.

Zu den Rahmenbedingungen:

  1. Nach neusten Entscheidungen der Koalition in Wiesbaden kann auch für die derzeitigen Klassen 5,6 und 7 ein Wechsel zu G9 erreicht werden .
  2. Für eine Übergangszeit ist ein Mischbetrieb zwischen G8 und G9 möglich
  3. Für das LGG ist dauerhaft kein Angebot von G8 und G9 möglich, da das eine Vierzügigkeit (4 parallele Klassen in jeden Jahrgang) erfordert, das LGG aber nur dreizügig ist.
  4. Ein Wechsel zu G9 erfordert ein organisatorisches und pädagogisches Konzept , dass von mehreren Instanzen genehmigt werden muss.
  5. Ein Wechsel zu G9 würde den Wegfall von einigen Stundenkontingenten mit sich bringen, die speziell für G8 eingeführt worden sind.
  6. Sollte ein bestehender Jahrgang zu G9 wechseln, muss ein zusätzliches G8 Angebot geschaffen werden , wenn sich mindestens 16 Schüler finden, die bei G8 bleiben wollen (bzw. auf Wunsch ihrer Eltern bleiben sollen)

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Veranstaltung: Bildungspolitische Zukunft in Hessen

Am 20.2.2014 war Mathias Wagner, Bildungssprecher und Fraktionsvorsitzender der Grünen im hessischen Landtag in Darmstadt. Eingeladen hatte der AK Bildung der Darmstädter Grünen.

Mathias Wagner bei den Grünen DarmstadtDie erste Erkenntnis meines Besuches dort: Die Darmstädter Grünen sind keine Partei der SchülerInnen und Jugendlichen mehr. Erstes Indiz: Es waren weder “normale” SchülerInnen anwesend, noch VertreterInnen des Stadtschülerrates und auch nicht der Grünen Jugend. Es war nicht klar, ob dieses gar nicht eingeladen / angesprochen wurden, oder bevorzugt hatten, der Veranstaltung fernzubleiben.

Eine noch größere Distanz zeigte sich, als Daniela Wagner in ihrem Grußwort betonte, dass die CDU-Grüne-Landesregierung in der Bildungspolitik die Interessen der Eltern und LehrerInnen berücksichtigen wolle. Mein Rückfrage, warum sie nicht auch die Interessen der SchülerInnen berücksichtigen wolle, verstand sie gar nicht, sondern entgegnete ehrlich verwundert: “Aber wir machen das doch für die SchülerInnen.”

Verständlich, warum ich das absolut unmöglich finde?

Nein? Dann stellt euch mal vor, ein Mann würde sagen: “Frauen müssen in der Politik nicht mitreden, weil die Männer machen doch die Politik für die Frauen.”

Durch solche Aussagen werden SchülerInnen werden zu Objekten der Bildungspolitik degradiert, statt als eigene Interessensgruppe anerkannt und beteiligt zu werden. Für eine Regeirungspartei ist das natürlich praktisch, weil SchülerInnen als direkt und unmittelbar Betroffene der Bildungspoltik in der Regel radikalere Forderungen haben und auch ungeduldiger sind bei der Umsetzung von Verbesserungen. Aber solche Aussagen zeugen darüber hinaus von einer “von oben herab”-Haltung, die Jugendliche weiter von der Politik (und den Grünen!) entfremdet. Das allgemeine Unverständnis, mit dem das Podium wie auch das Publikum auf meinen Einwurf reagierten, zeigt, wie nötig ein kompletter Generationswechsel bei den Grünen wäre. Den Rest des Eintrags lesen. »

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Wie prophezeit: Die AfD zerlegt sich selbst

Ich hatte es ja kommen sehen: Die selbsternannte “Alternative für Deutschland” zerlegt sich selbst. Erste Säuberungswellen schwappen – vom Bundesvorstand aus – durch die Partei. Und Hessen ist der Hauptschauplatz.

Hier in Hessen wurde einer von drei hessischen Vorstandssprechern,Volker Bartz, durch den Bundesvorstand entmachtet – nur Tage nachdem bereits der Schatzmeister der AfD in Hessen, Peter Ziemann, mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben wurde. Seine Vorstandskollegin Angela Miehlnickel (aus dem Rheingau-Taunus-Kreis) trat aus Protest gegen die Entscheidung zurück.

AfD-Sprecher Konrad Adam kritisierte öffentlich Äußerungen in seinem Kreisverband Hochtaunus und musste kurze Zeit später einen Putschversuch auf einer wohl satzungswidrigen Kreisversammlung abwehren, die wiederum ein Parteiausschlussverfahren gegen den stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden im Hochtaunus, Hans Weber, zur Folge hat.

Am 28. Dezember gab Irina Smirnova, bis dahin Mitglied des AfD-Bundesvorstands, ihren sofortigen Amtsverzicht bekannt. In ihrer Rücktrittserklärung an den Bundesvorstand erhob sie schwere Vorwürfe gegen den Führungszirkel um Lucke. Es gebe im Vorstand einen „inneren Vorstand“, der Entscheidungen im Alleingang treffe. „Der Rest vom Vorstand hatte und hat mehr oder nur Alibifunktion“, so Smirnova laut FAZ. Der „autoritäre Führungsstil von Herrn Lucke“ sei eines der „Hauptprobleme“ der Partei. „Ich selbst habe kein Vergnügen, Zeit meines Lebens zu opfern für solch einen Unsinn wie innerparteiliche Balgerei“, zitiert die FAZ Smirnova.

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Brief an die Piratenpartei

Liebe PiratInnen,

der Landtags- und Bundestagswahlkampf ist jetzt vorbei. Zeit ein paar Sachen loszuwerden – Gedanken zu euch, die ich in letzter Zeit gesammelt habe.

Piraten-Uhren ticken anders! Mittagspause bis 17:10 Uhr

Piraten Siesta? Nein – Piraten-Uhren ticken anders!

1.) Zunächst einmal: Danke! Was ihr macht ist wichtig. Egal wie viele Prozente ihr bekommen habt. Die Gespräche, die Diskussionen, der gezeigte Dissenz: Das alles wirkt längerfristig und nachhaltiger als Geschimpfe auf andere Parteien und ein paar Parlamentssitze. Ihr habt  viele Menschen inspiriert.

2.) So wichtig, wie ihr eigentlich für die Demokratie seid: Ich bin nicht überrascht, dass ihr die 5% nicht knackt habt. Vielen Menschen in meinem Umfeld ist es wichtiger, die derzeitige Regierung in Hessen loszuwerden, als unbedingt die Piraten ins Parlament zu bringen (trotz vieler Zustimmung zu euren Inhalten).

Das liegt zum einen mit einer tiefen Abneigung gegen die nationalistisch-christlichfundamentalistische-neoliberale Politik dieser Regierung. Ich habe noch am Wahl-Sonntag mit einem langjährigen Linke-Wähler gesprochen, der sich dieses Mal: “überwunden” und die SPD gewählt hat, nur weil er Angst hatte, das es sonst nicht reicht, um Schwarz-Gelb loszuwerden.

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Justus-Liebig-Schule prüft Rückkehr zu G9

Heute hat die Gesamtkonferenz der Justus-Liebig-Schule (Lio) folgendem Antrag zur Prüfung einer Wiedereinführung von G9 an der Schule zugestimmt:

Antrag zur Prüfung der Wiedereinführung von G9 an der Justus--Liebig Schule in Darmstadt

Antrag zur Prüfung der Wiedereinführung von G9 an der Justus–Liebig-Schule in Darmstadt

Das ist erstaunlich, weil die Justus-Liebig-Schule damals als erste Schule in Darmstadt auf G8 (“Turbo-Abi”) umgestiegen ist und der Schulleiter der Lio, Wolfgang Germann, bis vor kurzem noch kein (öffentliches) Wort der Kritik für G8 übrig hatte. Dem Echo sagt er noch am 12. September 2012, an seiner Schule gehe es in Hinblick auf G8 „unaufgeregt und entspannt“ zu. Er scheint jedoch sein Ohr eher am Konzept der hessischen FDP Kultusministerin gehabt zu haben als an der Stimmung seiner Schülerschaft. Denn bereits 3 Monate später berichtet das Echo von einer Umfrage unter SchülerInnen seiner Schule, der zufolge gerade einmal jeder siebte Lio-Schüler positive Worte zu G8 findet. Eine Unzufriedenheit, die bis heute nicht abgeebbt ist. Auch der Landesschülerrat verteilte mieserable Noten für das G8 Konzept der hessischen CDU-FDP-Landesregierung.

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Politik ist …

Wählen gehen

Ja was?

In letzter Zeit habe ich wieder öfter Meinungen gehört, die Politik und Politiker ganz allgemein verdammen oder die dran zweifeln, ob es einen Unterschied macht, ob man eine oder eine andere Partei wählt. Das ist so wie das regelmäßig Klagen über das Fernsehprogramm oder das Kantinenessen – Klagen über das schlechte Angebot, für das man schließlich bezahlt.

Doch leider ist Demokratie kein „Produkt“ bei dem ein Anbieter dafür zuständig ist, uns optimal zu unterhalten. Bei dem wir uns beklagen können, wenn wir unzufrieden oder gelangweilt sind. Im Gegensatz zur Diktatur oder Monarchie. Dort gibt es zwar einen Anbieter, aber die Beschwerdestellen reagieren meist ziemlich undankbar, wenn ihnen Beschwerden zu Ohren kommen.

In der Demokratie ist die Verantwortung in unsere Hände gelegt. Und wir bekommen die Politiker und die Politik, die wir verdienen. Je weniger wir uns kümmern, desto schlechtere Politiker bekommen wir.

Eine wichtige Sache in der Demokratie ist die Auswahl. Je mehr Kandidaten wir zur Auswahl haben, desto besser. Denn nur eine Auswahl ermöglicht uns, auch Andere auszuwählen, statt immer über „die Politiker“ zu schimpfen und dann doch die Gleichen zu wählen (oder durch Nichtwählen einfach weitermachen zu lassen). Nur Auswahl ermöglicht uns, auch anderen, frischen Gesichtern eine Chance zu geben. Wenn die bitteren Klagen über „die da oben“ tatsächlich Recht haben, dann kann es ja kaum schlimmer werden. Gebt den Neuen eine Chance, wenn ihr unzufrieden seid!

Deshalb bin ich froh über jeden Menschen, der sich bei einer Wahl als KandidatIn anbietet. Weil das die Grundlage für eine parlamentarische Demokratie ist.

Warum ist Politik trotzdem so unbeliebt? Ich glaube, dass liegt daran, dass es einige tief verwurzelte Missverständnisse gibt – populäre Missverständnisse, die dazu führen, dass Menschen nicht zur Wahl gehen und der Demokratie so schaden:

1.) Es gibt nicht die eine perfekte, absolut glaubwürdige Partei (und alle anderen Parteien sind deshalb schlecht). Eine Partei ist auch kein Fußballklub, kein Glaubensbekenntnis oder eine Angelegenheit lebenslanger Treue. „Ich habe noch nie was anderes gewählt“ – wer so denkt, hat Demokratie nicht verstanden und schadet ihr, weil er Veränderungen verhindert. Wer sein Leben lang immer nur eine Partei gewählt hat, sollte sich mal Gedanken machen.

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Meine bildungspolitischen Wahlprüfsteine

Ich beschäftige mich ja inzwischen seit knapp 30 Jahren mit Bildungspolitik und die Bildungspolitik wird ein zentraler Faktor sein bei meiner Wahlentscheidung bei der Landtagswahl am nächsten Sonntag.

Der Vergleich der schulpolitischen Vorschlägen für von Schülern des LGG mit den Programmen der Parteien hat mich auf die Idee gebracht, das Gleiche auch mit meinen eigenen Vorstellungen zu tun. Das war einfach, da ich diese bereits letztes Jahr für einen Blog-Beitrag ausformuliert und aufgeschrieben hatte. Auch die Programme der wichtigsten Parteien hatte ich ja bereits.

Allerdings musste ich die Bewertungssystematik etwas ändern. Wenn ich wie beim letzten Mal einen Punkt für „keine Aussage“ vergebe, werden die kleinen Parteien, die sich zu vielen Punkten gar nicht äußern, gegenüber größeren Parteien bevorzugt, die sich wenigstens zu vielen Themen äußern, dafür aber auch mal das Gegenteil davon vertreten, was ich für richtig halte. Deshalb ist die neue Systematik:

Hier die Logik der Punktvergabe:

  • 5 Punkte: Voll / sehr hohe Übereinstimmung
  • 4 Punkte: Weitgehende Übereinstimmung
  • 3 Punkte:  Teilweise Übereinstimmung
  • 2 Punkte: Geringe Übereinstimmung
  • 1 Punkt: Minimale Übereinstimmung
  • 0 Punkte: Im Programm nicht erwähnt
  • -1 Punkt: Ablehnung
  • -2 Punkte: Starke Ablehnung

 

Hier die Auswertung:

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CDU fördert Linksradikalen mit 840.000 €

Freide den Hütten - Kreig den Palästen

Diese Parole ist bei linksextremistischen Gesetzesbrechern “en vogue” – warum unterstützt die hessische CDU so etwas? Bildquelle: “rotefahne.eu”.

In Hessen deutet sich ein politischer Skandal an, der die Karten für die Hessen-Wahl am Wochenende völlig neu mischen könnte. Steuergelder des Landes Hessen werden zur Verbreitung linksradikalen Gedankengutes verwendet und ein polizeibekannter Aufwiegler erhielt und erhält öffentliche Würdigung und Unterstützung – von völlig unerwarteter Seite: Amtsträger und Parteifunktionäre des konservativsten aller CDU-Landesverbände sollen in diese Affäre verwickelt sein – unter anderem aus dem hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Der parteilose Linksradikale G. Büchner wird in einschlägigen Kreisen für seine revolutionären Ansichten verehrt und idealisiert. Er gilt nach Informationen des hessischen Rundfunks als „unerschrockener Aktivist“.  Büchner stammt aus Riedstadt-Goddelau und kam beim Studium in Straßburg in Kontakt mit französischen Radikalen. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, verdingte er sich auch als Autor kommerziell wenig erfolgreicher Sozialdramen. Generell jedoch gilt er als arbeitsscheu – ein Bild, dass er selbst durch öffentliche Äußerungen pflegt wie: „Unser Leben ist der Mord durch Arbeit; wir hängen fünfzig Jahre lang am Strick und zappeln; aber wir werden uns losschneiden“.

Überregional bekannt wurde Büchner durch die Gründung verfassungsfeindlicher Gruppen in Gießen und Darmstadt sowie politische Schriften und Flugblätter, in denen er gegen die Wohlhabenden hetzt und zur Abschaffung des Privateigentums, zu Gesetzesübertretungen und Gewalt aufruft. Er hat wiederholt gesuchte Terroristen mit Falschaussagen, Verstecken und Fluchtmöglichkeiten unterstützt. Wegen der Beteiligung an terroristischen Plänen wurde nach ihm gefahndet – durch Flucht ins Ausland konnte er sich der Verhaftung jedoch entziehen.

Kennern der links-extremistischen Szene ist völlig unbegreiflich, warum auch Mitglieder der hessischen CDU Büchners Machenschaften und radikalen Ansichten öffentlich würdigen. Mindestens 840.000 € aus den Kassen der Landesregierung wurden nach Informationen des Hessischen Rundfunks dafür missbraucht.

Ein Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, der ungenannt bleiben möchte, konnte ausschließen, dass Büchner ein V-Mann sei: „Der VS unterstützt keine Personen aus dem linksradikalen Umfeld mit finanziellen Zuwendungen. Solche Programme beschränken sich ausschließlich auf Rechtsradikale.“ Auch sei er nicht in einem Aussteiger- oder Zeugenschutzprogramm untergebracht: „Die Unterstützung dieses Büchners durch die Landesregierung ist uns ein völliges Rätsel und widerspricht all unseren Richtlinien.“ Allerdings könnte es sein, dass der Verfassungsschutz die Politik unzureichend informiert habe. Schließlich habe man selbst Büchner nach seiner Flucht „ein wenig aus den Augen verloren.“

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Ergebnisse der U18 Wahlen in Darmstadt

Am Freitag, 13.September haben 1995 Kinder und Jugendliche in Darmstadt gewählt. Die U 18-Wahl ermöglichte ihnen eine Woche vor der Bundestagswahl in insgesamt 14 Wahllokalen auch ihre Stimme für die zur Wahl antretenden Parteien abzugeben. Hier die Ergebnisse:

 

U18 Wahl

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Alles nur Theater? Theaterförderung steht am 22.9. zur Wahl!

Moderation und Freie Szene e.V. Darmstadt

Moderatorin Olga Zitzelsberger (Mitte) sowie Rainer Bauer und Ann Dargies vom Freie Szene Darmstadt e.V.

Gestern versammelten sich auf Einladung des Freie Szene e.V. Vertreterinnen von verschiedenen Parteien im Theater Moller Haus in Darmstadt, um über die Förderung der Freien Theater Szene in Hessen zu diskutieren. Kurz: Es ging um Geld.

Eingeladen waren die bereits im Landtag vertretenen Parteien. Auch wenn mich die Ziele anderer Parteien – beispielsweise der Piraten – dazu interessiert hätten; mehr Teilnehmer hätten die Runde gesprengt. Bemerkenswert war zunächst, dass alle eingeladenen Parteien gekommen waren. Wenn auch mit unterschiedlichem Gewicht: Lediglich die Grünen waren mit einer leibhaftigen Landtagskandidatin vertreten: Hildegard Förster-Heldmann. Prominenz brachte die FDP aufs Podium: Leif Blum, der als umstrittener Steuer-Spar-Experte zumindest eine ausreichende Finanzkompetenz mitbrachte. CDU und Linke hatten mit Irene Jost-Göckel (CDU) und Thomas Frischkorn (Die Linke) fachkundige, aber amts- und einflusslose Mitglieder entsendet. Die SPD wurde durch Katrin Kosub vertreten, nachdem die ursprünglich nominierte Dagmar Metzger wegen Urlaub abgesagt hatte. Frau Kosub war jedoch mit dem Thema wenig bis gar nicht vertraut und obwohl sie sich redlich bemühte und ihr Nicht-Wissen offen eingestand, konnte sie inhaltlich zum Thema wenig beitragen. Sie ist da von ihrer eigenen Partei vorgeführt worden.

SPD Ersatz-Vertreterin: Katrin Kosub statt Dagmar Metzger

SPD Ersatz-Vertreterin: Katrin Kosub kam statt Dagmar Metzger

Moderiert wurde die Diskussion kompetent und engagiert von Olga Zitzelsberger von der TU Darmstadt. Auf dem Podium saßen außerdem Jan Deck vom Landesverband Professionelle Freie Darstellende Künste Hessen e.V.  sowie Rainer Bauer und Ann Dargies vom Freie Szene e.V.

In ihrer Eröffnung relativierte Ann Drargis (unabsichtlich?) zunächst die Bedeutung der Veranstaltung (jedenfalls für mich), indem sie sagte: „Kultur ist genauso wichtig wie eine warme Mahlzeit pro Tag.“ Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen froh wären, wenn sie überhaupt eine einzige ordentliche Mahlzeit pro Tag hätten, diskutieren wir hier über ein Luxusproblem. Neben anderen Luxusproblemen, die in diesem Wahlkampf thematisiert werden.

Erwartungsgemäß haben alle auf dem Podium die Arbeit der freien Szene gelobt. Doch in den Lobeshymnen war eine vergiftete Spitze enthalten. Denn das vorherrschende Thema war die Nützlichkeit der freien Theater für die Gesellschaft. Nicht die Kunst oder die Kultur an sich, sondern die an sie geknüpften Erwartungen. Für die CDU ist zum Beispiel das Wichtigste die Hinführung von bildungsfernen Schichten zum Theater. Thomas Frischkorn sieht die Gesellschaft in Produzenten und Konsumenten gespalten und die Mehrheit in die Rolle als Konsumenten gedrängt. Er will sie – mit Hilfe des Theaters – rausholen.

Leif Blum, der als umstrittener Steuer-Spar-Exerte zumindest Finanzkompetenz mitbrachte.

Leif Blum, der als umstrittener Steuer-Spar-Exerte zumindest Finanzkompetenz mitbrachte.

Leif Blum von der FDP will die Theater gar an die Schulen bringen. Ich frage mich: Sollen Theater jetzt da einspringen, wo die CDU-FDP-Landesregierung (unter einer FDP-Ministerin) die kulturelle Arbeit an den Schulen in den letzten Jahren finanziell und zeitlich ausbluten ließ? Ehrenamtliche Theaterleute sollen jetzt als günstigere Pädagogen eingesetzt werden? Eine Schauspielerin aus dem Publikum brachte das gut -später- auf den Punkt: „Kunst wird als gesellschaftliche Feuerwehr missbraucht“ – so ihre berechtigte Schlussfolgerung.

Ich finde es bedenklich, wie weit die Ökonomisierung der Gesellschaft schon vorangeschritten ist. Wenn Kunst und Kultur nur noch ihre Berechtigung daraus gewinnen, wie nützlich sie von der Gesellschaft angesehen werden, dann ist Deutschland (oder zumindest Hessen) als Land der Dichter und Denker und Kulturnation abgemeldet.

Ach ja, die SPD gab den Vorrednerinnen in dieser Runde ausdrücklich recht…

Schwerpunkt der Veranstaltung war natürlich das liebe Geld. Im Zentrum stand die Petition „1 Million für sechs Millionen“, die eine Millionen Euro mehr an Unterstützung für Freie Szene in Hessen fordert.

Zeit für die beiden Regierungsvertreterinnen zunächst mal ihre Taten der Vergangenheit zu loben.  Die CDU hob hervor, das von ihr voran getriebene Ehrenamtsgesetz helfe „den Theater-Gruppen“ – was jedoch emotionale Reaktionen weckte und Unruhe im Publikum erzeugte. Denn viele Angehörige der freien Szene sind ausgebildete und professionelle KünstlerInnen. Ein Mißverständnis? Oder Unwissenheit bei der CDU?

So merkte die Moderatorin auch an, im CDU Wahlprogramm stehe nur was von den großen Bühnen und von den Ehrenamtlichen. Professionelle freie Szene komme darin gar nicht vor.

Leif Blum verwies auf die großen finanziellen Herausforderungen bei den großen kulturellen Institutionen,  die in der Vergangenheit die Mittel der Landesregierung gebunden hätten. Trotzdem habe die FDP weitere Spielräume gesehen, die sie gern genutzt hätte, wenn „wir einen mutigeren Koalitionspartner gehabt hätten.“ Der eigenen Mut ging jedoch auch nicht weit, denn schon im nächsten Statement schloss er kategorisch jedes Gespräch mit anderen Parteien als der CDU nach der Wahl aus.

 Hildegard Förster-Heldmann - einer leibhaftige Landtagskandidatin

Hildegard Förster-Heldmann – eine leibhaftige Landtagskandidatin

Auch Hildegard Förster-Heldmann konnte auf Anstrengungen ihrer Partei verweisen: In Darmstadt habe man die Kultur und damit auch das Theater in den Einspar-Runden der Haushaltskonsolidierung weitgehend ausgenommen. Für die Grünen sei die Kultur keine Verschiebemasse, bei der eingespart werden könne. Darmstadt sei das Vorbild. Auch hätten sie in den Förderrichtlinien der Stadt zahlreiche Vereinfachungen vorgenommen und Erleichterungen geschaffen. Zum Beispiel würden die Fördergelder in Darmstadt inzwischen nicht mehr irgendwann im Haushaltsjahr überwiesen, sondern verlässlich zur Jahresmitte (was mir als positive Veränderung tatsächlich schon vorher zugetragen worden war). In der Diskussion musste sie jedoch auch feststellen, dass manches entweder bei der Umsetzung noch hängt, oder die Verbesserungen noch nicht ausreichend kommuniziert sind: Ein Künstler kritisierte, dass die Prüfung der Theaterkasse durch das Revisionsamt mehr koste, als das Theater in den betreffenden Jahren erhalten habe.

Wichtiger als die Vergangenheit war den Anwesenden jedoch der Ausblick auf die Zukunft. Hier unterstütze Förster-Heldmann die Forderung der Petition „Ein Million für sechs Millionen“ und betonte, dass dieser Betrag nicht ausreichen werde, sondern nur ein erster Schritt sein könne. Ihrer Meinung brauchen Kommunen einen größeren finanziellen Gestaltungsspielraum, damit Kultur keine “freiwillige Leistung” sein dürfe. Die gesamte Förderungssystematik bedürfe einer sorgfältigen Analyse, die vor grundlegenden Änderungen nicht zurückschrecken dürfe.

Katrin Kosub schlug auch gleich konkret vor, Förderung als Drittelfinanzierung zu regeln: Die Förderung solle je zu einem Drittel vom Land und von der Kommune kommen, während sich das fehlender Drittel aus den Auftritts-Einnahmen finanzieren sollen. Mir als Laie blieb jedoch verborgen, wie es eine verlässliche und planbare Theater-Finanzierung geben kann, wenn die Höhe der Gesamtförderung von einer so gezielt planbaren Variable wie den Eintrittserlösen abhängen soll.  Vielleicht eher für die großen Bühnen ein Modell, wo ja nur ein kleiner Teil der Karten im freien Verkauf umgesetzt wird. // Ironie off//

 Irene Jost-Göckel sorgte für Emotionen im Publikum

Irene Jost-Göckel sorgte für Emotionen im Publikum

Zur Forderung der Petition sagte Frau Kosub, eine Verdopplung sei das Mindeste, was in den nächsten Jahren passieren müsse. Unklar war, ob sie damit der Petition bewusst widersprechen wollte, oder ob sie nur nicht verstand, dass die Petition nicht weniger als eine Verdreifachung der geringen Mittel für die freien Theater forderte.

Eine Verdopplung (aber definitiv nicht mehr) kündigte auch Leif Blum für den Fall einer FDP-Regierung an: Seine Partei wolle die Förderung umkrempeln und bessere Rahmenbedingungen schaffen. Was ihm die Rückfrage von Hildegard Förster-Heldmann einbrachte: “Herr Blum, wenn Sie so tolle Ideen haben, warum haben Sie das in den letzten Jahren nicht gemacht?” Unklar blieb auch, ob er diese Zusage unter einen Mut-Vorbehalt seitens des Koalitionspartners stellte.

Der präsentierte jedoch völlig andere Vorstellungen. Mit der CDU werde Theaterförderung eine “freiwillige Leistung bleiben”, stellte Irene Jost-Göckel klar. Nicht das Land, sondern die Kommunen müssten mehr für die Theaterschaffenden tun. Darüber hinaus empfahl sie Crowd-Funding als Finanzierung für Theater – was meiner Nebensitzerin spontan entlockte: „Die CDU braucht ‘ne Bewusstseinserweiterung!“.  Zur Forderung der Petition sagte Irene Jost-Göckel: „Ich persönlich würde das unterstützen.“ Gegenfrage: „Aber was macht die CDU?“ Göckel: „Das haben wir nicht im Programm.“

Thomas Frischkorn will eine grundsätzliche Umverteilung des Reichtums.

Thomas Frischkorn will eine grundsätzliche Umverteilung des Reichtums.

Für Thomas Frischkorn stand fest, dass das wichtigste Problem im Bereich der Freien Theater die prekäre Beschäftigungslage der Kulturschaffenden sei: “Unsere Gesellschaft ist ökonomisch so leistungsfähig wie nie – aber die öffentliche Hand diskutiert nur über das Sparen.“ Es müsse mehr Geld in öffentliche Aufgaben fließen. Der Linken gehe es „um Planungssicherheit – für das Leben der Menschen, nicht nur für die Projekte.“ Es seien in diesem Land in den letzten Jahren ungeheure Reichtümer angehäuft worden, die nur bei den normalen Menschen nicht ankämen. Eine grundsätzliche Umverteilung des Reichtums sei notwendig, um auch der freien Szene helfen zu können.

Dass es in der Tat nicht nur um abstrakte Kulturprojekte geht, sondern an der Substanz der Betroffenen nagt, wurde auch in den Beiträgen aus dem Publikum deutlich:

  • “Wir müssen unsere eigene Arbeit als Eigenanteil in die Förderanträge einbringen – dass heißt wir arbeiten für lau.”
  • „Gute Künstler wandern in andere Bundesländer ab, wo besser gefördert wird.“ Einwurf Leif Blum: „Mit unserem Geld“.
  • Künstlerin: Qualität hängt an Geld – der Freiraum ist notwendig, aber “ich kann trotzdem nicht meine Miete bezahlen”.
  • Ausgebildeter Regisseur finanziert mit einer Lehrerstelle seine Theatertätigkeit
  • Letzte Woche in einer Darmstädter Theatergruppe: Schauspieler durch die vielen Engagements, die er zum Überleben braucht, so unter Stress, dass er nicht mehr sprechen konnte.
  • „Wir werden hin und her geschoben: Mal zum Kulturamt, mal zum Sozialamt“

Rainer Bauer: „Wenn ich im Kulturamt in Besprechungen sitze, bin ich als Künstler immer der Einzige am Tisch, der dafür nicht bezahlt wird.“

Rainer Bauer: „Wenn ich im Kulturamt in Besprechungen sitze, bin ich als Künstler immer der Einzige am Tisch, der dafür nicht bezahlt wird.“

Eine vielsagende Pointe konnte auch Freie Szene-Vorstand Rainer Bauer beitragen: „Wenn ich im Kulturamt in Besprechungen sitze, bin ich als Künstler immer der Einzige am Tisch, der dafür nicht bezahlt wird.“

Katrin Kosub nahm aus der Veranstaltung immerhin mit: „Die Lage ist noch schlimmer, als ich mir das vorstellen konnte.“

Hildegard Förster-Heldmann betonte, wie wichtig es sei, dass die Kulturschaffenden und ihre Freunde auch wählen gehen, damit sich etwas ändern könne.

Moderatorin Olga Zitzelsberger resümierte über die Situation, viele Künstlerinnen täten „ alles, um am Leben zu bleiben und bringen auch noch Kultur unter die Leute.“ Das Maß an Selbstausbeutung in der Freien Szene sei sehr hoch. Was fehle, sei eine dauerhafte Finanzierung: „Wir sind so reich, warum verteilen wir nicht um?“

Mir hat diese Veranstaltung gezeigt, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Parteien gibt. Und selbst wenn eine Stimmabgabe nicht die großen Probleme löst: Sie kann einen kleinen, aber vielleicht entscheidenden Teil dazu beitragen, dass die Situation für einen selbst oder für andere etwas erträglicher wird. Wer am Wahltag Zuhause bleibt, trägt nur dazu bei, dass es noch schlimmer wird.

Und: Die meisten “Politiker” auf dem Podium verdienen auch nichts an ihrem Einsatz für die Demokratie. Und Demokratie ist eine wichtige Voraussetzung für freie Kunst.

Was mich noch interessiert hätte: Zu diskutieren, wie ein garantiertes Grundeinkommen die Situation der Freien Szene verändern würde. Aber dazu hätte auch ein Pirat auf dem Podium sitzen müssen. Vielleicht einmal nach der Wahl?
Weitere Artikel zur LTW13 und BTW13:

 

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