In der Newcomer-Partei „Alternaive für Deutschland“ (AfD) ist heftiger Streit ausgebrochen und Schuld daran ist ausgerechnet der Erfolg bei der Bundestagswahl: Dort hatte die Partei überraschend 4,9% der Stimmen erhalten. Damit blieb der Einzug in den Bundestag zwar knapp verwehrt, aber dafür darf sich die Partei auf mehrere Millionen Wahlkampfkostenerstattung freuen – mehrere Millionen Euro wohlgemerkt.
Diesem lehnt die Partei aber bisher entschieden ab. Eine starke Gruppe in der Partei um den Johannes Dörflinger aus Konstanz verlangt daher, das Geld nicht anzunehmen. Schließlich habe die AfD im Wahlkampf massiv mit gegen den Euro argumentiert. Dörflinger: „Wenn die Parteiführung nun die Euro-Millionen annimmt, macht sie sich bei Wählern und Mitgliedern komplett unglaubwürdig“.
Außerdem würde die Wahlkampfkostenerstattung binnen kurzem (vermutlich noch vor ihrer Auszahlung) sowieso wertlos werden: Denn da die AfD nicht in die Regierungsverantwortung gewählt wurde, würden ja die Eurozone und ihr Währungssystem in Kürze zusammenbrechen und der Euro wertlos werden. Das habe Parteivorsitzender Lücke im Wahlkampf ausdrücklich versprochen, argumentiert Partei-Rebell Uwe Hampe und fügt hinzu: „Lücke ist schließlich Professor dafür und muss es wissen.“ Auch brauche die AfD das Geld gar nicht. Die Partei sei durch die Industrie und den globalen Finanzsektor ausreichend finanziert und müsse sich nun – angesichts des Zusammenbruches der FDP – gar keine Sorgen um den Spendennachschub der Reichen und Wohlhabenden mehr machen.
Parteivorsitzender Bernhard Lücke hat seine Kritiker scharf angegriffen: „Sie haben unser Strategie überhaupt nicht verstanden.“ Die Anti-Euro Kampagne sei nur ein Mittel gewesen, um die Stimmen von einfacher gestrickten Menschen und ängstlichen Rentnern einzusammeln. Ob auf Geldscheinen „Euro“, „Franken“ oder „Mark“ stehen würde, sei den globalen Finanzmärkten doch schnurzpiepegal. Er wolle doch die Regelungen der EU nur so reformieren, dass zukünftig nur noch die leistungsstarken Oberschichten und Shareholder vom Binnenmarkt profitieren und nicht die primitiven Arbeiter.
Die Wahlkampfkostenerstattung brauche seine Partei jetzt dringend, um die zahlreichen Unterstützer mit Aufträgen, Posten und Jobs zu belohnen, die ihr Geldscheffeln so lange unterbrochen hätten, um seinem Rachefeldzug an der CDU zu unterstützen. Von einem Zusammenbruch der Währungsunion könne derzeit keine Rede sein. Dieses Gespenst müsse man erst zur Europawahl im nächsten Jahr wieder heraufbeschwören.
Doch auch über die Europawahl gibt es Streit in der Partei. In vielen Gliederungen herrscht Verwirrung, warum zu einer Wahl antrete, deren Institution man doch ablehne. „Sollen wir uns etwa mit den Griechen in ein Parlament setzen?“ fragte die AfD Anhängerin Jaqueline Müller bei einer Parteiversammlung in Konstanz neulich – sichtlich irritiert.
Doch auch hier kann Lücke aufklären: „Die Europäischen Gemeinschaft und den Binnenmarkt wollen wir gar nicht abschaffen! Davon profitieren unsere Spender aus der Industrie doch ganz doll. Und wer zahlt, bestimmt schließlich die Musik.“ Der Werbeagentur werde schon ein Dreh einfallen, um das „einfacher gestrickten Menschen und ängstlichen Rentnern ausreichend zu verschleiern, äh erklären“.
Siehe auch:
The big, fat, fake AfD Swindle: Anti-Euro-Partei mit Identitätsdiebstahl und Urheberrechtsverletzung
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