Archiv der Kategorie Politik

Gottesdienstverbot statt Tanzverbot

Menschenopfer Christus am Kreuz
Menschenopfer: Christus am Kreuz

Stellt euch mal vor, wir, die konfessionslose Mehrheit in Deutschland, würden uns an den Hasen-Feiertagen (Fruchtbarkeitsfest) von dröhnenden Kirchenglocken gestört fühlen. Ja, schon der reine Gedanke, dass da hinter dicken Kirchenmauern naive Gläubige ein archaisches Menschenopfer feiern, würde uns aufgeklärte Menschen so verstören, dass uns dadurch unser besonderer Eiertag verdorben würde. Und wir würden deshalb – mittels der uns zur Verfügung stehenden demokratischen Mehrheit – ein Gottesdienstverbot durchsetzen – an unserem Eiertag und gleich noch an vielleicht 14 weiteren Sonntagen über das Jahr verteilt.

An diesen sogenannten „stillen“ Tagen dürfen dann keine Glocken läuten, und keine Gottesdienste, Prozessionen oder Gebete stattfinden. Und in den Kinos dürfen keine Filme mit christlichen Themen gezeigt werden (wir würden dafür extra eine Liste anfertigen und pflegen, die die verbotenen Filme nennt). Und wer als Veranstalter dagegen verstößt, kann mit heftigen bis ruinösen Geldstrafen belegt werden. Außerdem lassen wir illegale Veranstaltungen natürlich von der Polizei auflösen.

Solche Ideen würden die christlichen Kirchen natürlich verurteilen. Sie würden fordern, dass ihre Gläubigen doch ihre Religion (in geschlossenen Räumen) ausüben dürfen und solche Bestrebungen als intollerant verurteilen.

Verständlich.

Dennoch haben genau diese Kirchen genau solche Verbote an sogenannten „stillen Feiertagen“ für die gesamte (auch nicht-religiöse und andergläubige) Bevölkerung festgelegt.

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Puttin‘ on the Ritz – eine Geschichte über Swing, Rassismus – und wie ich über Tango darauf kam

Die erste Aufnahme: Leo Reisman – Puttin’ On the Ritz
Die erste Aufnahme: Leo Reisman – Puttin’ On the Ritz

Beim Petite Folie 2025 (Tango Festival) wird sehr viel Non-Tango Musik gespielt1 – wechselnde DJs spielen ein sehr durchmischtes Musik-Programm, das manchmal toll zu tanzen ist, aber bisweilen (für mich) auch (tänzerisch) herausfordernd bis eher langweilig sein kann.

Als die ersten Takte des Jazz-Klassikers „Puttin‘ on the Ritz“ erklangen waren meine Erwartungen daher auch gering. Ein durchaus nettes Liedchen, dass jedoch eher von uninspirierten BigBands für Kaum-Tänzer:innen aufgespielt wird, als das kreative Jazz-Virtuosen versuchen, daraus ein Meisterwerk zu machen.

Zum Glück war ich bereits auf der Tanzfläche und sollte massiv überrascht werden. Diese Version wurde weder von einer BigBand noch von einer Jazz Band interpretiert, sondern von einem philharmonischen Orchester – und ging ab. Powervoll, verspielt, komplex. So wie ich Musik am liebsten mag. Wer meine Vorurteile teilt und von diesen Worten noch nicht überzeugt ist, möge unten gleich zur Version von Michael J Moritz Jr. & The Orlando Philharmonic Orchestra springen. Ich hab jedenfalls nach Ende der Milonga (also um 3 Uhr Nachts) gleich recherchiert und diese Version relativ schnell gefunden – und weitere tolle Versionen und sehr spannende (zu diesem Blog passende) Hintergrund-Infos, sodass diese Vergleichende Musik-Studie quasi unumgänglich wurde.

Meine Favorit bleibt auch nach der Recherche die Version von Michael J Moritz Jr. & The Orlando Philharmonic Orchestra, an zweiter Stelle folgt dann die 2021er Electro Swing Version von Betty Booom & J Fitz (2021). Aber fangen wir von Anfang an an:

Puttin’ on the Ritz ist der Titel eines US-amerikanischen Jazzstandards, der ca. 1927 von Irving Berlin komponiert, getextet und 1929 veröffentlicht wurde. Das Lied wurde durch den gleichnamigen Film Puttin’ on the Ritz aus dem Jahr 1930 berühmt.

Text und Melodie weisen ein sehr außergewöhnliches Versmaß auf; textliche Verschiebungen verursachen wiederkehrende Verwerfungen, die von der Melodie aufgefangen werden. Zu Details der „complex syncopation“ siehe A History and Analysis of “Puttin’ on the Ritz”.

Der Titel stammt aus der Umgangssprache und bedeutet wörtlich übersetzt „sich fürs Ritz anziehen“ resp. „sich in Schale werfen“; diese Wendung geht auf das mondäne Hotel Ritz zurück. Textlich fordert das Lied den gegebenenfalls traurigen Zuhörer auf, dorthin zu gehen, wo man sich modisch schick gekleidet zeigt.

Und schrieb Filmgeschichte: Im Fim „Idiots Delight“ von 1939 mit Clark Gabel ist „Puttin‘ on the Ritz“ die erste Tanznummer der (US-) Filmgeschichte, in der schwarze und weiße Tänzer zusammen tanzen (s.u.).

Das war jedoch erst der Anfang: Die ursprüngliche Textversion von Irvng Berlin wurde später (1946) als rassistisch empfunden, da sich der Text über Schwarze in Harlem lustig macht, die sich (weiße Reiche imitierend) schick anziehen und ihr letztes Geld in Nachtclubs fürs Vergnügen ausgeben (und dazu rassistische Stereotype verwendet). Für die 1946er Filmversion mit Fred Astair wurde deshalb der Text durch geschickte Änderung einzelner Formulierungen so überarbeitet, dass er nun eine positive Aufforderung wurde, sich schick anzuziehen und die Reichen zu imitieren. Referenzen auf Rasse wurden getilgt – übrigens vom Komponisten und Texter Irving Berlin höchstpersönlich selbst2.

Was vermutlich eng mit der damaligen Zeitgeschichte und der Herkunft Berlins zusammen hängt: Irving Berlin (eigentlich Israel Isidore Beilin) stammte aus einer jüdischen Familie im russischen Kaiserreich. Infolge der antisemitischen Pogrome in den 1880er Jahren im Russischen Reich wanderten Berlins Eltern mit ihren sieben Kindern 1891 in die Vereinigten Staaten aus. Zwischen der Entstehung des Liedes (und ursprünglichen Textes) und lag der Aufstieg der Nazis in Deutschland, der Holocaust und der 2. Weltkrieg gegen die Nazis. Möglicherweise hat allein schon dieses Irving Berlins (der in dieser Zeit ja auch noch die Hauptstadt der Nazis als Nachnamen trug) Sicht auf die rassistischen Aspekte des Textes verändert.

Hinzu kam, dass auch seine Musik und ihre Konsumenten von den Rassisten angegriffen wurde: Die deutschen Nazis (durch die Gestapo und den HJ-Streifendienst ) verfolgten auch die „schwarze Musik“ und die Swing-Jugend Deutschlands. Am 18. August 1941 trat die „Sofort-Aktion gegen die Swing-Jugend“ in Kraft, dabei wurden über 300 Angehörige der Swing-Jugend verhaftet. Die Repressionen reichten vom Abschneiden der langen Haare über Schutzhaft und Schulverweise bis zur Verhaftung angeblicher Rädelsführer und deren Deportation in Konzentrationslager. Die Swing-Jugend wurde dadurch politisiert und in vielen deutschen Großstädten zur oppositionellen Jugendkultur gegen die Nazis – besonders in Hamburg, Frankfurt und Berlin (mehr Infos). In diesem historischen Kontext erschießt sich „Puttin on the Ritz“ noch einmal neu.

Was dieses Lied plötzlich zu einem besonders passenden Thema für dieses Blog macht, da hier die Themen Musik, Film, Tanz, Rassimus, Antifaschismus zusammen kommen. Was mir bis voor wenigen Tagen überhaupt nicht bewußt war. Spannend, was man so lernt, wenn man sich näher mit was beschäftigt.

Doch jetzt zur Musik:

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  1. jede Musik, die kein Tango ist: Pop, Klassik, Rock, Jazz, RAP, Blues, Drum & Base, ….[↩zurück ↩]
  2. Für Details zu den ursprünglichen Formulierungen und den späteren, smarten Änderungen durch Berlin siehe A History and Analysis of “Puttin’ on the Ritz”[↩zurück ↩]

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Ermordet in Hanau, Deutschland

Lesung am Staatstheater Wiesbaden, Do 27 02 2025, 19:30 Uhr.

„Das zu kurze Leben meines Bruders Gökhan Gültekin und der Anschlag von Hanau“ – mit den Autoren Çetin Gültekin & Mutlu Koçak.

Rassismus tötet – eine bewegende Geschichte und ein aufrüttelnder Appell.

Am 19. Februar 2020 ermordete ein Attentäter in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven. Gökhan Gültekin war einer von ihnen – einer von denjenigen, die der rassistische Täter nicht in „seinem” Land ertragen wollte. Çetin Gültekin erzählt in seinem Buch die berührende Geschichte seines Bruders und zeigt: Wir sind nicht „die Anderen“, wir sind ein Teil der deutschen Gesellschaft.

In Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vor fünf Jahren lesen die Autoren Çetin Gültekin und Mutlu Koçak im Kleinen Haus des Staatstheater Wiesbaden aus ihrem Buch.

Mehr Infos: Lesung im Staatstheater WiesbadenKarten kaufen

Besonders wichtig, nachdem nun die Hanauer Stadtverwaltung / Regierungskoalition (SPD, CDU, FDP) mit persönlichen Angriffen auf die Mutter eines Getöteten die rassistische Diskussion eskaliert hat.

Als deutscher Staatsbürger wiederhole ich hier gern die Vorwürfe der Mutter:

„Der Mörder hatte Briefe geschrieben, doch die Stadt Hanau ignorierte sie. Die Stadt wusste, dass die Notausgangstür verschlossen war, und unternahm [nichts]“

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Mein Wahlaufruf: Wählt das Klima!

Am Sonntag ist Bundestagswahl. Wie immer, ist es einfach, klar zu sagen, wen ich nicht wählen werde. Nein, es ist sogar viel einfacher als sonst – hier in Kurzfassung: F. Merz (herzloser gemeiner Schildborstling (Scutellinia scutellata)), Lindner (prinzipienloser, vertrauensunwürdiger Opportunist), S. Wagenknecht (machtgeile, herzlose Opportunistin), AfD (Nazis). Die SPD auch nicht, auch wenn meine Ablehnung nicht so entschieden ist. Meine Gründe (über die unsäglich Person O. Scholz hinaus) habe ich hier schon vor einiger Zeit aufgeschrieben: Das Problem der SPD war nicht Andrea Nahles (2019).

Traditionell habe ich ja eine gewisse Affinität zu den Grünen – doch sind mir ihre Positionen oft zu weich und wenig konsequent, zu sehr an der politischen Mitte und dem Bildungsbürgetum (zu dem ich durchaus gehöre) orientiert und zu US-unkritisch. Andererseits halte ich das grüne Spitzenpersonal (Baerbock und Habeck – auch wenn sie durchaus auch Fehler gemacht haben (Fehlerkultur!)) – für die besten Politiker, die die Grünen je hatten (klar besser als Joschka Fischer und Jürgen Trittin). Und auch besser, als alle anderen Spitzenpolitiker:innen, die mir einfallen. Das ihnen so viel Hass von den Rechten entgegen schlägt, bestätigt das für mich nur.

Andererseits würde ich gern ein Zeichen setzen, dass mir die Politik der Grünen zu wenig konsequent ist, also eine Partei wählen, die mir wichtige Themen konsequenter verfolgt.

Ich hatte mal die Hoffnung, dass die Piraten(partei) hier eine Opposition sein könnte, die den Grünen Druck machen könnten (und hatte mich bei Ihnen engagiert). Doch nachdem sie sich mit unsachlichen Streitereien und Mobbing selbst zerlegt (und an Sachpolitik interessierte Menschen verjagt) hat, ist meine Sympathie gering und sie hat seither nichts getan, um dieses Bild zu korrigieren.

Wie sieht es mit der Linke aus, die sich mit der Solo-Karriere von Frau Wagenknecht ja aus der Promi-Bevormundung befreit hat? Und auch die SED Vergangenheit inzwischen weitgehend hinter sich gelassen zu haben scheint (diese Leute sind – wenn nicht bei der BSW – dann wahrscheinlich längst bei der AfD, wo sie auch besser hinpassen). Ja, die Linke ist für mich bei dieser Wahl tatsächlich eine Alternative.

Die richtige? Nun dafür schaue ich mal auf die Themen, die mir wirklich wichtig sind:

Meine Themen:

  1. Klimawandel
  2. Klimaschutz
  3. Regenerative Energien
  4. Menschenleben retten (vor dem Klimawandel, vor Nazis, vor Armut und Hunger)
  5. Nazis
  6. Armut und Hunger

Warum für mich das Thema Klima so entscheidend ist, habe ich in meinem Artikel Erderwärmung oder Klimawandel? ausführlich begründet. Wer dieses Risiko nicht sieht (sehen will), mag zu komplett anderen Wahlentscheidungen kommen, als ich.

MIt dieser Priorisierung lande ich bei den Grünen – denn die Klimapolitik der Linken kann mich nicht überzeugen. Zum Einen geben sie die Schuld am Klimawandel komplett an die Großunternehmen weiter – und stellen deren Bekämpfung in den Mittelpunkt ihrer Klimapolitik. Dabei sind individueller Konsum und Verkehrsverhalten mindestens genauso dafür verantwortlich. Das ist mir zu einseitig und vor allem keine Perspektive für einen konstriktive Regierungspolitik gegen den Klimawandel. Zum Anderen ist ihre Forderung „Runter mit den Energiepreisen“ kontraproduktiv, weil sie zu Energieverschwendung führt und eine Anspruchshaltung darstellt, die uns nicht mehr leisten können und die uns in den Hitzetot führt.

Den Klimawandel können wir meiner Meinung nur bekämpfen, wenn wir alle Gewohnheiten und Anspruchshaltungen in Frage stellen. Und die sozialen Auswirkungen lassen sich anders bekämpfen, als durch günstige Preise.

Doch bevor ich mich entscheide, noch ein Realitäts-Check mit dem Wahl-o-Mat:

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Wir können nicht weichen

Gastbeitrag von Stefan Balazss

Foto: Carsten Buchholz

Wenn die Dummheit doch gewinnt
die Menschen Fakten streichen
und so die Wahrheit stets verglimmt
Wir können dann nicht weichen!

Wenn Schatten Licht verdrängt
Erklärungen nicht reichen
Fanatismus den Geist verengt
Wir können dann nicht weichen!

Wenn Sprache die Spur verlässt
verbal geht über Leichen
verliert sich auch der letzte Rest
Wir können dann nicht weichen!

Wenn Schweigen Reden besiegt
die Leisen sich weg schleichen
und dann der Schreihals alles kriegt
Wir können dann nicht weichen!

Wenn der Hass zu siegen droht
Geisteskräfte ausbleichen
wenn jeder Dialog ist tot
Wir können dann nicht weichen!

Wenn viele weitergehen
Haltelinien nicht reichen
wir müssen standhaft stehen
Wir können dann nicht weichen!

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Darmstadt, 8. Februar 2025: Demo Solidarität statt Rechtsruck – 14 Uhr

Am Samstag, 8. Februar, ruft das „Bündis gegen Rechts Darmstadt“ (BgR) zu einer großen Demo auf: „Solidarität statt Rechtsruck“.

14:00 Uhr startet die Demonstration am Georg-Büchner-Platz. Ab 15:30 Uhr findet am Karolinenplatz eine Kundgebung mit Reden aus der Zivilgesellschaft und Live-Musik statt.

„Zeigen wir, dass wir viele sind! Dass wir uns unsere offene und vielfältige Lebensweise nicht nehmen lassen und dass wir dem Rechtsextremismus und dem Demokratieabbau entschlossen entgegentreten!“ (BgR)

Alle Infos: https://www.bgr-darmstadt.de/

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Darmstadt und der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Denkzeichen Güterbahnhof in Darmstadt
Denkzeichen Güterbahnhof in Darmstadt

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Dieser Tag markiert nicht nur das Ende unvorstellbaren Leids, sondern mahnt uns auch, niemals zu vergessen, was geschah.

Doch die Grauen des Holocausts begannen nicht erst in Auschwitz. Sie nahmen oft an Orten ihren Anfang, die wir heute als unscheinbar oder alltäglich wahrnehmen – so auch hier in Darmstadt, am ehemaligen Güterbahnhof. Das Denkzeichen Güterbahnhof erinnert an die Deportationen von tausenden Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma sowie anderen Verfolgten.

In der Zeit des Nationalsozialismus diente der Güterbahnhof als Sammel- und Ausgangspunkt für die Deportationen. Von hier aus wurden Menschen in Viehwaggons gezwungen, auf eine Reise ins Ungewisse – oft mit dem Ziel Auschwitz oder andere Vernichtungslager. Familien wurden auseinandergerissen, ihrer Würde beraubt und in vielen Fällen ermordet. All dies geschah hier, mitten in Darmstadt, vor den Augen der Gesellschaft. Siehe auch meinen Beitrag 1944: Wurden doitsche Täter zu deutschen Opfern?

Immer wieder wird das Denkzeichen Güterbahnhof vandaliert und zerstört (siehe oben) – und das wird als schlimmer Skandal diskutiert. Und das Denkmal dann wieder hergerichtet. Für mich ist das allerdings eher ein Prozess poltischer, interaktiver Kunst. Denn das Denkzeichen selbst ist ein totes Objekt (abgesehen von Beträgen an Tagen wie heute) und steht an einem Ort, an dem es einfach übersehen werden kann. Erst durch den Akt des Vandalismus findet eine Auseinandersetzung mit dem Denkzeichen und dessen Thema statt – und zwar gleich gleich dreifach:

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Wahlprüfsteine der Gemeinwohl-Ökonomie Bewegung zur Bundestagswahl 2025

Bei meinem Engagement für Uffbasse zur Kommunalwahl 2021 bin ich auf eine neuere Bewegung aufmerksam geworden, die versucht, die welt zu verbessern. Die Gemeinwohl-Ökonomie (Bewegung) sucht einen funktionierenden Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus, der die Notwendigkeit von sauberer, stabiler Umwelt, einer guten sozialen Absicherung und einer funktionierenden Wirtschaft zu vereinen sucht. Die Bewegung baut dabei auf den Ideen der sozialen Marktwirschaft auf, mit dem Ziel, diese in einem ganzheitlichen Sinne weiter zu entwickeln, modernisieren und massiv zu reformieren. Anders als andere Bewegungen und Initiativen ist die Gemeinwohl-Ökonomie weniger eine politische Protest-Bewegung, sondern versucht durch freiwillige Verhaltensänderungen (insbesondere auch von Unternehmen) und einen Lobbyismus für strukturelle Veränderungen zum Beispiel im Steuersystem und in Verwaltungenvorschriften Reformpotentiale zu eröffnen (Links zu mehr Infos über die Gemeinwohl-Ökonomie (Bewegung) am Ende dieses Beitrages).

Trotzdem hat man sich dort auch die Wahlprogramme zur Bundestagswahl angesehen und kam zu folgende Einschätzung:

Enttäuschung, ja Ernüchterung kam auf bei der Schnellanalyse der Wahlprogramme für die Bundestagswahl. KEINE Partei spricht die erforderliche „große Transformation“ bzw. den erforderlichen „Kulturwandel“ offen an, keine die Abkehr von Überproduktion, Wachstums- und Renditezwang und Ausbeutung der Ressourcen. Immerhin werden – von Linken und Grünen – Subventionen in die Fossilen gegeiselt (lt. IWF  1,3 Billionen Dollar weltweit in 2022; ca. 70 Mrd. € in Deutschland) und die soziale Sprengkraft bietende, riesige und größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich adressiert.

Einen grundlegenden „Kulturwandel“ von unten zu mehr Genügsamkeit, Suffizienz  und Resilienz mit regionalen Ressourcenzentren (wie ihn Nico Paech in seinem Postwachstumsökonomie-Modell skizziert) –  hin zu einer Gleichgewichtsökonomie nach dem Gemeinwohl-Prinzip – hat wiederum niemand im Programm…

Nun sind Partei-Programme Absichtserklärungen – und das Handeln nach der Wahl (zumindest der Parteien, die die Regierung bilden) hängt sehr stark von den Personen ab, die gewählt werden. Früher habe ich daher ein paar mal eigene Fragelisten an Kandidat:inn:en verschickt. Zu dieser Bundestagswahl 2025 möchte ich diese Wahlprüfsteine der Gemeinwohl-Ökonomie unterstützen (auch wenn ich nicht alle Foerungen darin teile). Hier die Fragen, die an die Kandidat:inn:en versendet werden:

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Das Herumeiern der ARD im Fall Mischke – und warum es uns alle angeht

Gastbeitrag von Antje Schrupp, zuerst veröffentlicht in ihrem E-Mail-Newsletter am 6.1.2025


Screenshot der ARD Mediathek-Webseite
Screenshot der ARD Mediathek-Webseite vom 8.1.2025 (Symbolbild)

Liebe Öffentlichkeit,

ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kannte Thilo Mischke bis vor ein paar Wochen nicht, und das letzte Mal, dass ich „Titel, Thesen, Temperamente“ (ttt) geschaut habe, ist lange her. Doch die Debatten um Mischkes Berufung und dann wieder Abberufung als Moderator dieser Flaggschiff-Kultursendung der ARD finde ich sowohl aus feministischer als auch aus politikwissenschaftlicher Perspektive interessant.

Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Die ARD hat kurz vor Weihnachten den Journalisten Thilo Mischke als neuen Moderator von ttt angekündigt, woraufhin sich schnell Kritik formierte. Annika Brockschmidt und Rebekka Endler belegten in ihrem Kulturpodcast FeministShelfControl mit zahlreichen Beispielen, dass Mischke sexistische, aber auch rassistische und anderweitig problematische Positionen vertreten hat, vor allem mit seinem 2010 erschienenen Buch „In 80 Frauen um die Welt“. Eine Welle feministischer Empörung nahm Fahrt auf, und schließlich erklärten 100 Kulturschaffende in einem offenen Brief, dass sie mit Mischke nicht zusammenarbeiten werden.

Das Thema war ideal für die Berichterstattung zwischen den Jahren, eine relativ nachrichtenarme Zeit, in der die Politik vor dem großen Wahlkampf noch einmal durchschnaufte. Zumal man kein Vorwissen braucht, um zu der Angelegenheit eine starke Meinung zu haben.

Aus feministischer Sicht ist positiv zu verbuchen, dass immerhin nicht darüber debattiert wurde, ob es vielleicht doch eine lustige Idee ist, sich „In 80 Frauen um die Welt“ zu vögeln. Sondern der Streit drehte sich um die Frage, ob Mischke sich inzwischen von seiner damaligen Geisteshaltung entfernt hat; ob er heute anders (respektabel und akzeptabel) geworden ist oder nicht. Die ARD-Programmverantwortlichen beteuerten die Läuterung ihres Wunsch-Moderators, führten aber keine Belege dafür an. Feminist Shelf Control haben in ihrem Podcast Beispiele dafür gesammelt, wo überall Mischke sich auch noch in jüngerer Vergangenheit immer wieder problematisch geäußert hat.

Mische selbst schwieg zu dem Ganzen. Wir normalen Leute, die weder Einblick in die Debatten der ARD haben noch mit Thilo Mischke bekannt sind, konnten daher über seine heutige Meinung zum Thema nur spekulieren. Aber spekulieren, das tun wir ja gerne und ausgiebig: Wurde hier also ein kompetenter und engagierter Journalist von missgünstigen Feministinnen „gecancelt“, nur weil er vor ewigen Zeiten mal ein dummes Buch geschrieben hat, von dem er sich inzwischen längst distanziert? Oder ist hier gerade nochmal verhindert worden, dass ein zwielichtiger Typ, der seine Karriere auf billigem Sexismus aufbaute, eine wichtige Kultursendung moderiert?

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Weihnachten: Das Multikulti- & Gutmenschen-Fest

Krippe ohne Flüchtlinge. Juden, Araber und Neger

Erstveröffentlichung 26.12.2016
Recycled & updated 8.12.2024

Oft wird das Weihnachtsfest als Bestandteil der deutschen Kultur hochgehalten und gegen (angebliche) Bedrohungen von „Fremden“ (schein-)verteidigt.

Als Christ empfinde ich den Konsum-Hype um Weihnachten als falsch, da ja Ostern der höchste christliche Feiertag sein sollte – die gesamte christlich Botschaft (und der zentrale Unterschied zum Judentum) basiert auf der Vergebung der Sünden durch die Kreuzigung Christi.

Das diesjährige Weihnachtsfest habe ich mal zum Anlass genommen, mein solides Halbwissen zu den deutschen Weihnachtstraditionen zu verbessern. Und so viel kann ich vorweg nehmen: Alle zentralen Figuren und Motive stammen aus den südost-europäischen oder nah-östlichen Raum und wurden lediglich nach Deutschland importiert. Kein deutsche Feiertag ist mehr Multikulti- und Gutmenschtum verseucht als dieses Weihnachtsfest.

Hier die schmutzigen Details:

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