Heute haben wir ein Ziel erreicht, für das ich seit meinem 15 Lebensjahr kämpfe. Damals gegen alle relevanten Parteien (CDU, SPD, FDP) und gegen die Industrie. In Deutschland wird heute das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet.
Nachdem ich es – angesichts der heute viel drängenderen Themen – zuerst ignorieren wollte, ist es dennoch Zeit zurück zu denken und ein bischen im Archiv zu wühlen. 🙂 Denn es ist ein großer Erfolg.
Alle fotografierten Dokumente (außer dem Rechts) sind aus meinem privaten Archiv.
Das politische Engagement und das Durchhalten hat sich gelohnt, auch wenn ich mir das natürlich viel früher gewünscht hätte. Aber die Welt ist jetzt ein Stück sicherer geworden.
Es war ein langer Weg – auf dem ich anfangs Artikel und Flugblätter geschrieben, viel diskutiert, und in Grohne, Wackersdorf und im Wendland demonstriert habe. Eine Zeit lang war ich bei den Grünen aktiv war, im Kreisschülerrat und natürlich bei den JungdemokratenInnen (gibts die eigentlich noch?). Damals gab es noch kein Internet, also mußten die Menschen über die Medien oder persönlich erreicht werden.
An der Uni (Konstanz) habe ich mich dann später vor allem in der Lösungsfindung engagiert und ab ca. 1990 den AK Energie im studentischen Institut der Uni Konstanz gegründet und geleitet, in dem wir uns interdisziplinär für die Förderung und Forschung rund um Biogas, Solarenergie, Windenergie und Wasserstoff eingesetzt haben.
Mit dem Beruf kam dann auch das Internet – das mein Beruf wurde. Und mein Medium für den Kampf gegen die Atomindustrie und ihre Lobbyisten.
Inzwischen bin ich sogar beruflich in der Energiebranche aktiv und helfe mit meiner Firma Shaft Turbomachinery Solutions Europe u.a. Energieerzeugern nachhaltiger und Klimafreundlicher zu produzieren. Weitere nachhaltige Produkte sind in der Vorbereitung.
Bereits ganz am Anfang haben wir die Ansicht vertreten, dass der Energiebedarf eines Industrielandes sich aus erneuerbaren Energien decken läßt (und selbst unsere damaligen Vorschäge sind bisher nicht einmal zur Hälfte umgesetzt). Da ist noch viel Luft nach oben drin.
Nun müssen wir den bisher erzeugten Atommüll noch ein paar Millionen Jahre lang sicher lagern (weil er tötlich und Krebs-erzeugend ist und auch alles verseucht, das damit in Berührung kommt). Übrigens auf Kosten der Steuerzahler:innen – nicht auf Kosten der Konzerne, die mit Atom Millionen-Gewinne gemacht haben. Auch das verdanken wir CDU, FDP und SPD.
Allein 2023 geben wir mehr als 1,1 Milliarden Euro für die Zwischenlagerung von radioaktivem Müll aus. Das sind 47,52 % des gesamten Budgets des Bundesumweltministeriums. Aber klar: Atomstrom ist ja so schön billig
Aber wenigstens kommt jetzt kein neuer Atommüll mehr dazu.
Mehr Bilder in der Galerie:
Warum Atomkraftwerke stets unfallgefährdet sind, hat Annika Joeres eindrücklich bei einer aktuellen Recherche für@correctiv_org in erfahren: Mensch & Firma haben schlicht zuviele Schwächen und Eigeninteressen, um eine riskante Technologie zu beherrschen. 3 Beispiele:
1. So marode ist der Brandschutz in Europas Atomkraftwerken Dietmar Krause, Techniker im Schweizer AKW Gösgen. Er hatte seine Chefs mehrfach darauf hingewiesen, dass die Brandschutzklappen nicht funktionieren und sich daher ein Feuer im Zweifel ausbreiten könne. Die Reaktion: Der Austausch der Klappen sei zu teuer
2. Der französische AKW-Angestellte Nozomi erzählte ihr, wie Kritik systematisch herabgewürdigt wurde. Er und seine Kollegen bekamen Angst, Sicherheitsprobleme zu melden. Noch schlimmer: Er zeigte ihr Dokumente, auf denen Grenzwerte dutzendfach gerissen- und dann raufgesetzt wurden.
3. Gespräche mit Arbeitern in frz AKW: „Wir kommen kaum hinterher, all die Defekte zu beheben.“ In nur 18 Monaten musste AKW-Betreiber EDF rund ein dutzend AKW wegen „Spannungskorrosionen“ abschalten – kürzlich kamen neue Risse hinzu.
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