Blogger-Kollege Jörg Heléne hatte (noch vor mir) eine Prognose zum Ausgang der Kommunalwahl in Darmstadt abgegeben. Ich hatte es ihm nachgemacht, auch weil ich ein paar seiner Einschätzungen nicht teilte. So hielt ich die Grünen (in Darmstadt) für stärker und die AfD (in Darmstadt) für schwächer. Mit ersterem lag ich richtiger, mit letzterem er. Und so wie ich die Grünen noch unterschätzt hab, hat er die AfD noch unterschätzt.
Und wenn ich schon mal beim Prognosenvergleich bin, dann mache ich ihn gleich richtig. Hier also der ultimative Prognose-Battle: Jörg gegen Carsten, Urrumbel* gegen Oigeplackter**, Politikwissenschaftler gegen Ökonom. Just for fun.
Schade eigentlich, dass Marc Wickel nicht auch prognostiziert hat. Ein Journalist daneben wäre noch nett gewesen.
Partei | Ergebnis | Prognose Jörg Heléne (Politikwiss.) |
Differenz JH |
Prognose Carsten Buchholz (Ökonom) |
Differenz CB |
Grüne | 29,7% | 23,0% | 6,7 | 27% | 2,7 |
CDU | 18,2% | 22,0% | 3,8 | 21% | 2,8 |
SPD | 17,2% | 23,0% | 5,8 | 24% | 6,8 |
Linke | 6,8% | 5,0% | 1,8 | 3,2% | 3,6 |
Uffbasse | 7,7% | 7,0% | 0,7 | 11% | 3,3 |
Piraten | 1,8% | 3,5% | 1,7 | 2,1% | 0,3 |
Uwiga | 3,7% | 3,5% | 0,2 | 2,3% | 1,4 |
FDP | 5,3% | 4,0% | 1,3 | 3% | 2,3 |
AfD | 9,2% | 8,0% | 1,2 | 6% | 3,2 |
Die Partei | 0,3 | 1,0% | 0,7 | 0,2% | 0,1 |
Summe Differenzen |
22,2 | 26,5 | |||
Herzlichen Glückwunsch, Jörg!
Jörg hat übrigens auch eine interessante kleine, “oberflächlige” (seine Worte!) Blitzanalyse veröffentlicht, der ich mich so erstmal weitgehend (bis auf die Gründe für die 11,6% der AfD in Darmstadt West – aber dazu ein Andermal mehr) anschließen kann.
* Eingeborener **Zugezogener
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#1 by Marc on 8. März 2016 - 19:40
Was heißt hier “Journalist”? Von der Ausbildung her bin ich Biochemiker und Zellbiologe.
Ich bin kein Freund von Prognosen, weil man es am Ende ja doch so nehmen muss, wie es tatsächlich kommt.
Ich hatte früher so gerne die “Spiegel”-Hefte gelesen, in denen die Abgesänge auf Helmut Kohl standen. Und? Nach nur 16 Jahren hatte es 1998 mal gestimmt. Dann gab der Spiegel 1999 Roland Koch keine Chance in Hessen. Und? Seitdem regiert hier die CDU. 😉 Soviel zu Prognosen.
Ich hatte dann doch Jörgs Prognose übernommen, weil er für SPD, CDU und Grüne in etwa das vorhersagte, was ich kurz vorher mal “ausgerechnet” hatte. Ich hatte die Darmstädter Ergebnisse der Landtagswahl 2009 mit denen der Kommunalwahl von 2011 verrechnet und so Faktoren bekommen, mit denen ich die Darmstädter Landtagswahl 2013 mulitiplizieren konnte.
Leider funktionierte das – wenn überhaupt – nur bei den drei Großen, bei den anderen gab es zu große Schwankungen und auch keine Zahlen, weil Uffbasse und Uwiga ja nicht für den Landtag kandidieren. Weswegen ich diesen Ansatz auch beerdigte.
Aber als dann Jörg mit seinen Prozenten kam, dachte ich an mein Zahlenvodoo und dass da ja einiges passte. Dann wurde mir in einer fb-Diskussion klar, dass Jörgs Prognose ja bedeuten würde, dass die Koa ohne Mehrheit wäre. Und man fröhlich spekulieren kann, wer der dritte Koalitionspartner wird. Oder ob es nicht ganz blöd für die Grünen läuft und plötzlich SPD, CDU und FDP was auf die Beine stellen könnten.
Naja, da fand ich, dass man das doch mal ins Blaue bloggen sollte. 😀
Und der qualitative Prognoseteil (Koa hat keine Mehrheit mehr) stimmt ja auch. Nur die Gewichtung zwischen den Partner ist nicht gleich. Die Grünen sind stärker als erwartet aber die CDU ist auch schwächer als erwartet.
#2 by Carsten on 8. März 2016 - 19:48
Oh, ein Biologe, das wäre ja noch interessanter gewesen.
Und natürlich sind Prognosen Unsinn. Genauso wie Fußball-Wetten. Manche machen es trotzdem. Bei Letzteren kostet das Vergnügen meist Geld, bei Wahlprognosen nur den Ruf weiser als der Rest zu sein. 🙂
#3 by Marc on 8. März 2016 - 21:22
“Biologe” – Vermutlich habe ich deswegen erstmal was gerechnet. Auch wenn Biologen jetzt nicht so die Mathematiker sind, aber mit Dreisatz bin ich bei denen schon ziemlich weit. 😉
#4 by Jörg on 8. März 2016 - 21:40
Na, und da gibt’s Leute, die behaupten, mein Studium wäre reine Zeitverschwendung gewesen ;-). Aber im Ernst: das war auch qualitativ nix, dass SPD, CDU und Grüne zusammen etwa zwei Drittel der Stimmen holen, war keine gewagte Vorhersage. Die richtige Verteilung zu finden, wäre das Kunststück gewesen. Das Problem war aber auch, dass zu wenig Daten für eine halbwegs vernünftige Projektion vorhanden waren. Verwertbar war nur das Ergebnis von vor 5 Jahren und die Europawahl 2014. Damit war aber das Ergebnis der AfD einfach nicht abzuschätzen, weil sich da doch in der Zwischenzeit zu viel getan hat.
#5 by Marc on 9. März 2016 - 11:26
Heinertown hatte damals doch so Umfragen mit jeweils 101 Befragten gemacht (ja 101, damit die Prozente auch schön krumm werden, hehe).
Einer der Kollegen hatte mir mal erzählt, dass er dazu in der Stadt versuchte so ziemlich alle Altersgruppen anzusprechen.
Hatte da mal was gestimmt?
#6 by Jörg on 9. März 2016 - 14:03
Echt? Die haben echt geglaubt, es würde irgendwie repräsentativ werden, wenn man alle Altersgruppen anspricht? Autsch. Sicher, dass da nicht doch nur 100 Personen und befragt wurden und die 101. war immer der Lorenz? Zuzutrauen wär’s ihm gewesen ;-).
Die Stadt Darmstadt hat’s diesmal aber auch mal mit repräsentativen Wahlbezirken versucht, also ähnlich einer Hochrechnung bei Bundestagswahlen. Das ist gar nicht so weit weg. Nutzt aber eben auch über 10% an “echten” Ergebnissen. Sinn der Übung ist mir auch nicht ganz klar, da so ein repräsentatives Ergebnis ja auch erst vorliegt, wenn die Stimmen ausgezählt sind, also dann wenn auch das faktische Ergebnis vorliegt.
#7 by Carsten on 9. März 2016 - 15:08
Demoskopie ist nicht zu Unrecht eine eigene Wissenschaft.
Heinertown: Da hab ich scheinbar ja wirklich was verpasst.
Stadt Darmstadt: Vielleicht wollten die das Verfahren erst mal testen.
Üblicherweise werden historisch repräsentative Bezirke dann vorrangig ausgewertet. Z.B. noch in der Wahlnacht.
Das hat zwar auch Schwächen, aber wäre sicher besser (i.s.v. “näher dran”), als die reinen Listenwahlen als vorläufiges Ergebnis zu kommunizieren, was dieses Mal ja zu einer sehr verfälschten Botschaft (“AfD = 12,x%”) führte.
In FFM wars übrigens noch krasser: In der Wahlnacht hieß es: AfD hat 14%, jetzt sind 8,9% geblieben.
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