Archiv der Kategorie Schule

Schülerforderungen an Landtags-Wahlprogrammen gespiegelt

LGG-Schüler ForderungenIch hatte kürzlich  die Forderungen der “Zukunfts-Werkstatt Schule” am LGG  in Darmstadt vorgestellt. Da sich ja nun die Landtagswahl nähert, war es spannend, mal zu sehen, wie diese Forderungen zu den Parteien passen, die bei der LTW antreten. Ich habe mal mit einer Auswertung der Programme der wichtigsten Parteien (meine Meinung) begonnen. Soviel vorweg: Es gibt in der Bildungspolitik deutliche Unterscheide zwischen den Parteien – und einen überraschenden (knappen) Sieger.

Die Auswertung hat immerhin so viel Spass gemacht, dass ich das auch für meine (deutlich weitergehenden) bildungspolitischen Ansichten ebenfalls noch machen werde. Wenn ich dann die Zeit finde, folgen dann auch die anderen Parteien noch.

Hier die Logik der Punktvergabe:

  • 5  Punkte: Voll / sehr hohe Übereinstimmung
  • 4 Punkte: Weitgehende Übereinstimmung
  • 3 Punkte:  Teilweise Übereinstimmung
  • 2 Punkte: Geringe Übereinstimmung
  • 1 Punkt: Im Programm nicht erwähnt
  • 0 Punkte: Gegenteilige Forderung

 

Das Ergebnis:

Die Reihenfolge der Nennung in der Tabelle folgt der Gesamt-Punktzahl:

Piraten Linke SPD Grüne CDU FW AfD FDP max
Kindergarten
Kindergarten
(verpflichtend) für alle
3 3 3 3 0 5 0 1 5
Spielerische, bilinguale
Förderung
1 4 1 1 4 1 1 0 5
Grundschule
Inklusiv 5 5 5 5 2 1 1 0 5
6-jährig 5 4 4 4 1 1 1 1 5
Nachmittagsbetreuung 4 4 5 5 4 3 1 3 5
kostenloses Mittagessen 5 5 1 1 0 1 1 1 5
Kreativ-Angebote 3 1 1 1 1 1 1 1 5
Praxis-Angebote 3 1 1 1 1 1 1 1 5
bilinguale Förderung 3 4 1 1 4 1 1 0 5
Ethik Pflichtfach 1 1 1 0 1 1 1 0 5
Gesamtschule als
Normalform
5 5 5 3 0 2 1 0 5
Inklusiv 5 5 5 5 2 1 1 0 5
Klassengröße max 20
Schüler
5 4 1 3 1 5 1 1 5
2 Lehrer pro Klasse 1 2 1 3 1 1 1 1 5
kostenloses Mittagessen 5 5 1 1 0 1 1 1 5
bilinguale Förderung 3 3 1 1 1 1 1 1 5
verpflichtendes Fach:
Medienkompetenz
1 1 1 1 2 1 1 3 5
gesellschaftspolitischer
Schwerpunkt
1 1 1 1 1 1 1 1 5
Schülermotivierendes
Rückmeldesystem
1 1 1 5 0 1 1 1 5
Tutor-System 1 1 1 1 1 1 1 1 5
Ethik als Pflichtfach 1 1 1 0 1 1 1 1 5
Oberstufe: LK max 15
Schüler
3 4 1 2 1 3 1 1 5
Oberstufe: GK max 20
Schüler
5 4 1 3 1 5 1 1 5
freie Prüfungsfächerwahl 1 1 1 2 1 1 1 1 5
freie LK-Wahl 1 1 1 2 1 1 1 1 5
 Gesamtpunktzahl 62 61 46 46 32 32 20 19 105

 

Eine solche Auswertung  beinhaltet natürlich immer auch einen gewissen Grad an (persönlicher) Interpretation. Jeder möge sich sein eigenen Bild bilden. Dafür hier der Direktzugriff auf die Programme der Parteien:

Piratenpartei Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013

Die Linke – Wahlprogramm Hessen 2013

 SPD Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013

Grüne Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013

CDU Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013

Freie Wähler Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013 (PDF)

Alternative für Deutschland Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013

FDP Wahlprogramm Landtagswahl Hessen 2013 (PDF)

 

Lasst uns unbedingt per Kommentar wissen, wenn (und warum) ihr zu anderen Ergebnissen kommt.

 

Weitere Artikel zur LTW13 und BTW13:

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Forderungen der “Zukunfts-Werkstatt Schule” am LGG, Darmstadt

Während der Projektwoche 2013 am Ludwig-Georgs-Gymnasium (LGG) in Darmstadt haben SchülerInnen zusammen diskutiert, wie eine bessere Bildungspolitik und eine bessere Schule aussehen müssten. Ihre Anliegen und Verbesserungsvorschläge stammen weder aus dem akademischen Elfenbeinturm noch aus den Programmen der Parteien – sondern aus langjähriger praktischer Erfahrung mit den Bildungsinstitutionen. Wer also Schule wirklich verbessern will, sollte ihnen genau zuhören.

Im Rahmen des darauf folgenden Schulfestes haben sie ganz konkrete politische Forderungen ausgestellt, die aus ihren Diskussionen entstanden sind. Dies Ergebnisse möchte ich hier dokumentieren:

LGG Darmstadt: Zukunfts-Werkstatt Schule

 

 

 

Inklusive Gesamtschule

 

Oberstufe:

Oberstufe,

 

 

Siehe auch:

Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Kinderbetreungs-Verschlechterungs-Förderungs-Gesetz (KiföG)

Wieviel müssen Eltern leisten – wann versagt Schule?

Sitzenbleiben

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

Hessisches Kinderförderungsgesetz – Verschlechterung der Kinderbetreuung durch CDU und FDP?

Hessische Bildungsmisere continues…

 

Mehr Informationen zur Bildungspolitik:

Literaturliste Bildungspolitik

Ausbildungsalternativen: Abi, Lehre, Studium, …

Artikelsammlung Kindergarten / Krippe / Kita

Linksammlung Rahmenbedingungen des Lernens

Linksammlung Lehrerinnen & Lehrer

Internationale Vergleiche, Erfahrungen sowie Pisa & Co.

Konfliktbewältigung an der Schule

Infos rund um Anti-Pädagogik

Soziale Schranken zum / im Studium

Linksammlung Bildungs(politik)konzepte

 

 

 

 

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Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

Wenn ich groß bin, werde ich Humankapital

Wenn ich groß bin, werde ich Humankapital!

“Wenn ich groß bin, werde ich Humankapital.” mit diesem ironischen Berufswunsch haben in Darmstadt schon vor inzwischen fast zwei Jahren SchülerInnen und StudentInnen darauf aufmerksam gemacht, dass sie mit einem Bildungsystem, dass sie nicht als Menschen  behandelt, sondern zu Produktionsmitteln umdefiniert, nicht einverstanden sind. Kein Zweifel: Unser Bildungssystem braucht Veränderungen – seit den 80er Jahren hat sich hier nichts grundlegendes mehr verändert.

Doch alle Veränderungsvorschläge, die aus der Wirtschaft und von Wirtschaftsberatern kommen, gehen in Richtungen, die Kinder und Jugendliche nur noch nach ihrer wirtschaftlichen Nützlichkeit bewerten und möglichst schnell durchs System zu schleusen.

Große Teile der Lehrer- und Elternschaft haben mittlerweile erkannt, dass die „von oben“ gewünschten Unterrichtsreformen in der Praxis weder einem pädagogisch verstandenen Bildungsbegriff entsprechen noch dem Wohl der Kinder und Jugendlichen dienen.

Eine Gruppe von LehrerInnen verschiedener Schulformen und unterschiedlicher politischer Orientierung hat sich  zusammengeschlossen, um diesem Trend eine kritische Stimme entgegen zu stellen. Sie haben den “Marburger Bildungsaufruf” verfasst, der diese längst überfällige Auseinandersetzung einzufordern und auf die Entscheidungen künftiger Landesregierungen im Sinne einer Demokratisierung und Entökonomisierung von schulischer Bildung einzuwirken soll.

Ich möchte euch bitten, diesen im folgenden dokumentierten Aufruf zu lesen, weiter zu verbreiten und – falls ihr das auch so seht –  zu unterzeichnen (Links am Ende).  Selbst wenn ihr ihn nicht unterstützen wollt, wäre es schön wenn ihr ihn weiterverbreiten könntet. Denn die Entscheidung für eine Ökonomisierung sollte nicht “hintenrum” – über Lobbyisten, Interessensgruppen, Budgets und Dienstanweisungen – sondern offen diskutiert und demokratisch beschlossen werden.

Wir brauchen eine neue Entwicklungsrichtung für unser Bildungswesen. Seit Jahren greift die Dominanz ökonomischer Interessen auf Bereiche über, in denen das Wohl von Menschen Priorität haben sollte. Im Gesundheits- und Sozialwesen ist dies bereits sehr deutlich geworden. Auch in der Bildung geht es bei den aktuellen Schulreformen vorrangig um betriebswirtschaftliche Effizienz, Konkurrenz und Verwertbarkeit. Den Preis zahlen unsere Kinder und Jugendlichen, ihre Eltern, unsere Lehrkräfte und Schulen. Den Preis zahlen wir alle.

1. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen Zeit für ihre persönliche Entwicklung, anstatt durch die Schule gehetzt zu werden. Sie brauchen Zeit für spielerisches Erproben und kreatives Gestalten, für gründliches Nachdenken und kritisches Prüfen sowie für die Entwicklung von Urteilsfähigkeit. „Zeitraub“ (Oskar Negt) durch Schulzeitverkürzung und eine von „Testeritis“ beherrschte Lernatmosphäre behindern Bildung.

Gegen G8 und schulischen Dauerstress!
Für Entschleunigung beim Lernen und ausreichende Entwicklungszeit für alle!

2. Unsere Lehrkräfte haben laut Verfassung des Landes Hessen (Art. 56,4) einen Bildungs- und Erziehungsauftrag wahrzunehmen, demzufolge Bildung mehr darstellt als die Summe messbarer Lernergebnisse. Bildung darf nicht reduziert werden auf ein effizienzorientiertes „Fitmachen“ für den Markt. Die derzeitige Schulpolitik verengt Bildung auf die Vermittlung instrumenteller Fertigkeiten („Kompetenzen“). Wenn jedoch Unterricht so ausgerichtet und immer stärker durch ein „Teaching-to-the-test“ bestimmt wird, bleibt Bildung in ihrer ethischen und emanzipatorischen Funktion auf der Strecke. Lehrkräften kommt im Bildungsprozess eine zentrale Rolle zu. Sie brauchen pädagogische Freiheit und mehr Mitbestimmungsrechte.

Gegen „Bildungsstandards“ und „Kompetenzorientierung“!
Für eine umfassende Bildung für alle!

3. Unsere Schulen müssen für gelingenden Unterricht menschenfreundliche Lernbedingungen bieten können. Dazu gehören u.a. eine umfassende Versorgung mit professionellem Personal (Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Mediatoren, Psychologen), eine angemessene räumliche und materielle Ausstattung und Planungssicherheit. All dies muss „Sache des Staates“ bleiben (Verfassung des Landes Hessen, Art. 56,1). Wenn die Regeln der Ökonomie die pädagogischen Prozesse bestimmen, werden Schulen zu Dienstleistungsunternehmen degradiert, die – z.B. als „Selbständige Schulen“ – um „Kunden“ (Eltern und Schüler) wetteifern, anstatt junge Menschen zu gemeinsamer Selbsterziehung und selbständigem Denken und Handeln zu befähigen. Wo es um Bildung und Persönlichkeitsentwicklung geht, darf nicht ökonomische Zweckrationalität bestimmend sein.

Gegen Standortkonkurrenz und Privatisierung!
Für die Stärkung demokratischer Rechte in den Schulen für alle!

4. Unsere Gesellschaft braucht statt angepasster „Selbstoptimierer“ Persönlichkeiten, die beurteilen können, worauf es wirklich ankommt. Wir brauchen Menschen mit Zivilcourage und Empathie, mit Fähigkeit zu Solidarität und mit Verantwortungsbewusstsein für das Allgemeinwohl.

Schule ist kein Wirtschaftsunternehmen! Kinder und Jugendliche sind kein „Humankapital“! Wir fordern deshalb eine Bildung, die nicht dem Markt, sondern der Demokratie verpflichtet ist!

Eine bessere Schule ist möglich!

Erstunterzeichner: Manfred Bock (Lehrer, Marburg), Dr. Matthias Burchardt (Akademischer Rat, Köln), Axel Damtsheuser (Lehrer, Marburg), Birgit Eggers (ehem. hessisches Landeselternbeiratsmitglied), Janis Ehling (Student/AStA, Marburg), Bernd Georgy (Lehrer, Marburg), Andrea Gergen (Lehrerin, Kirchhain), Renate Görg (Lehrerin, Marburg), Dr. Sigrid Hartong (Wiss. Assistentin, Bamberg), Jutta von Hadeln (Lehrerin, Marburg), Prof. Dr. Joachim Hösler (Marburg), Prof. Dr. Anton Hügli (Basel) Dr. Reinhold Hünlich (Pensionär, Marburg), Prof. Dr. Thomas Jahnke (Potsdam), Erwin Junker (Lehrer, Marburg), Prof. Dr. Hans Peter Klein (Frankfurt/M.), Wilfried Müller-Radtke (Lehrer, Marburg), Jochen Nagel (GEW-Landesvorsitzender Hessen), Prof. Dr. Oskar Negt (Hannover), Angelika Voss (Lehrerin, Marburg), Prof. Hans Peter Voss (Karlsruhe), Laurien Simon Wüst (hessischer Landesschulsprecher)

Einfach unterschreiben über die Online-Petition “Marburger Bildungsaufruf“.

Der Marburger Bildungsaufruf als PDF zum Ausdrucken und Weiterverbreiten. Es gibt auch eine Unterschriftenliste zum Ausdrucken.

Ergänzende Hinweise zur Unterzeichnung (PDF) des „Marburger Bildungsaufrufs“.

Wer sich mehr mit der interessanten Thematik beschäftigen will, findet auf der Homepage der “Gesellschaft für Bildung und Wissen” reichlich spannende Lektüre: www.bildung-wissen.eu.

 

Siehe auch:

Artikel zur Bildungspolitik

Bildungs-Links in der Linksammlungen

 

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Mobbing und Rassismus an der Carl-Zuckmayer-Realschule Nierstein

Zivilcourage an der SchuleUpdate 27.5.2013: : Die Grünen Rheinland-Pfalz haben das Thema aufgegriffen und Schulleiter Hans-Jürgen Pitzer um ein Gespräch gebeten (und mich von sich aus darüber informiert). Falls es weitere Neuigkeiten dazu gibt, werde ich natürlich darüber berichten.

 

Ich bin entsetzt über den Bericht über Mobbing und Rassismus an der Carl-Zuckmayer-Realschule in Nierstein und das abwiegelnde Verhalten des Rektors Pitzer. Was ist passiert? Ein Mädchen wird an der Schule wegen ihre Hautfarbe beschimpft. Auf Intervention des Vaters werden die Täter zur Rede gestellt und entschuldigen sich. Doch nach ein paar Tagen geht es wieder los und dieses Mal schlimmer: Es wird auch gespuckt und mit Gewalt gedroht. Offensichtlich haben die Lehrkräfte pädagogisch versagt – sie konnten ihren Schülern nicht klarmachen, warum solches Verhalten falsch ist und haben das Mädchen nicht ausreichend vor Mobbing und Rassismus geschützt.

Doch dann beginnt der eigentliche Skandal. Der Rektor verharmlost öffentlich die Taten und kritisiert statt dessen den Vater des Opfers. Rassismus und Mobbing verharmlosen geht gar nicht! Wer solche Äußerungen von sich gibt, ist nicht fähig, eine Schule zu leiten. Andere Eltern haben ja auch schon das Vertrauen in die Schulleitung verloren:

Maria Illig (53), Mutter einer anderen Schülerin der Realschule in Nierstein, hat bereits aufgegeben. „Meine Tochter wird auch ständig Nigger genannt, aber mit der Schulleitung oder Eltern darüber zu sprechen, bringt meiner Meinung nach nichts“, erzählt die Brasilianerin. „Ich bin einfach erstaunt, wie viel Rassismus es noch in Deutschland gibt“, sagt sie entsetzt.

Quelle: Allgemeine Zeitung – Rhein Main Presse, 15.5. 2913

Wo endet die Rauferei – und fängt Mobbing an?

Rassismus schadet bereits in kleine MengenSchulleiter Hans-Jürgen Pitzer: Für ihn sei es normal, dass zwischen elfjährigen Kindern gewisse Beleidigungen und Hänseleien vorkommen. „In diesem Alter über Rassismus zu sprechen, ist aber für mich total überzogen“, so der Rektor.

Mobbingberatung.de meint dazu: Bei einem normalen Streit streiten zwei gleich Starke gegeneinander. Beim Mobbing ist einer von beiden physisch und psychisch stärker. Der Täter will an Status gewinnen, indem er einen anderen gezielt fertig macht und andere dafür benutzt. Es liegt eine Asymmetrie der Macht vor, die die ganze Klasse in eine Schieflage bringt.

 

Der Rektor der Carl-Zuckmayer-Realschule in Nierstein hat nicht nur pädagogisch dabei versagt, Rassismus zu bekämpfen – er stellt sich auch auf die Seite der Täter. Kein Wunder wenn Eltern kein Vertrauen in ihn haben. Solche Schulen sind Brutstätten des Rechtsextremismus.

Patrick Gensing hat sehr gut beschrieben, wie die Morde der NSU mit dem Rassismus in der Mitte der Gesellschaft zusammenhängen:

Die Neonazis kommen aus unserer Mitte. […] Die NPD ist Symptom, nicht Ursache des Rassismus. Schaut man in den braunen Abgrund, spiegeln sich die Missstände der Mehrheitsgesellschaft wider, eine groteske Fratze, die höhnisch die Unzulänglichkeiten und Mängel aufzählt – wenn man ihr denn zuhören mag.Es ist wichtig, über die Neonazis zu berichten. Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Wer ausschließlich über die NPD reden will, schweigt über den Rassismus und Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft. Dabei liegt genau hier der Schlüssel, um den Rechtsextremismus zu besiegen.

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Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Das folgende Bild wurde basierend auf den Daten des Bildungsberichts 2012 erstellt. So viel sagend ich die Graphik finde, sie enthält im Original einen Fehler, den ich für unbedingt korrigierenswert halte. Denn darin heißt es: “Von je 100 Kindern schaffen es…” (Hervorhebung von mir). Viele Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass für die Schulempfehlung die individuelle Anstrengung eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtiger sind Lernumstände Zuhause, die Fähigkeit sich auszudrücken, die Einschätzung der Lehrenden über die Herkunft und – nicht selten sogar der Name des Kindes. All diese Dinge kann ein Kind selten bis gar nicht beeinflussen. Deshalb halte ich es für richtiger, zu schreiben: “Von je 100 Kindern dürfen …aufs Gymnasium”.

 

Soziale Herkunft als Ursache von (Bildungs-)Chancen

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Fachtagung “Medienerziehung in der Familie”

Facebook, Playstation, Twitter, vii, Pads, SM, MMS, Pinterest,g+, Blogs, …. Flyer zur Fachtagung: Medienerziehung in der FamilieKinder und Jugendliche wachsen heute selbstverständlich in einer medial geprägten Lebenswelt auf. Und viele Erwachsene stehen staunend vor den unbekannten und verwirrenden Begriffen und Abkürzungen.

Medien können Bedürfnisse nach Bildung, Kommunikation, Austausch und auch Spiel und Unterhaltung befriedigen. Zugleich bergen sie Risiken als Zeitfresser, durch rechtliche Grenzen (z.B. Urheber- oder Persönlichkeitsrechte), durch problematische Inhalte oder auch durch “gewagtes Kommunikationsverhalten”.

Diesen Herausforderungen können schon nicht alle Erwachsenen gerecht werden – für Kinder und Jugendliche sind sie nicht weniger schwierig. Ich plädiere deshalb für die Einführung von “Medienkunde” als Fach in allen Alterstufen und Schulformen.

Die Fachtagung “Medienerziehung in der Familie. Neue Wege für die Zusammenarbeit mit Eltern”, die  am 12.4. 2013 in Berlin statt findet, wendet sich – in einem anderen Ansatz – an Multiplikatoren im Gesundheits- und Bildungsbereich, Elternvertreter/innen und pädagogische Fachkräfte in Kindergarten und Grundschule.

Die Fachtagung vermittelt und diskutiert vor diesem Hintergrund neue Wege für die Zusammenarbeit mit Eltern und will Antworten auf folgende Fragen bieten:

  • Wie können Medienerziehung und Medienbildung auf einzelne Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen eingehen?
  • Wie können Familien für Medienerziehung gewonnen und aktiv einbezogen werden?
  • Wie kann medienpädagogische Erziehungsberatung in unterschiedlichen Berufsfeldern aussehen (Arztpraxen, Kindertagesstätten, Erziehungsberatungsstellen, Schulen, Medienbildungszentren), welche Informationen und Methoden sind hierfür hilfreich?

Tagungsflyer als PDF-Datei | Programm

Veranstaltet wird die Tagung von der “Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur” (GMK)

Mehr Informationen und Anmeldung

 

 

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Petition: Pädagogen an die Spitze des hessischen Landesschulamtes

Graues Verwaltungsgebäude aus Beton

Beton und Bürokratie wo Bildung verdorrt

Die hessische Kultusministerin ist dabei, die hessische Bildungsverwaltung neu zu strukturieren. Im Zentrum ihrer Reform steht die Gründung des neuen Landesschulamtes (LSA), das die Aus- und Weiterbildung aller hessischen LehrerInnen gestalten soll.

Für die Leitung des LSA wird zur Zeit ein Verwaltungsjurist gesucht. Nachdem schon die FDP den Posten des Staatssekretärs im Kultusministerium mit einem Banker besetzt hat, folgt hier der nächste Schritt zur Verwaltung des Bildungsmissstandes in Hessen.

Dagegen wendet sich eine Petition, die fordert, diese Position mit einer / einem Pädagogin / Pädagogen zu besetzen

Begründung:

Die hessischen Schulen stehen vor großen pädagogischen Herausforderungen: Sie sollen sich selbst verwalten, die Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten verbessern, alle behinderten Kinder in den Regelunterricht integrieren, ein attraktives Ganztagsangebot aufbauen, die Bewegungsdefizite der Medien-Kids aufarbeiten, die Resilienz der SchülerInnen erhöhen, Hochbegabte angemessen beschäftigen, Fächer bilingual anbieten, Mehrsprachigkeit von Anfang an fördern, mehr Projektunterricht anbieten, Eltern kompetent beraten, möglichst alle Bildungsabschlüsse anbieten, trotzdem aber Spezialisierungen ermöglichen.

Die Gestaltung dieser Entwicklung wird mehrheitlich vom neuen Landesschulamt verantwortet werden. Sie erfordert immensen pädagogischen Sachverstand und eine klare Vorstellung davon, auf welche Standards Eltern in Hessen in Zukunft vertrauen können. Die Leitung des Landesschulamtes soll jedoch laut Stellenausschreibung einem Verwaltungsjuristen übertragen werden, der als “Moderator” in Verhandlungen mit unterschiedlichen Interessengruppen fungieren soll. Es ist zu befürchten, dass durch die Konzentration auf “Verhandlungen” die große Chance verschenkt wird, tatsächliche Veränderungen in den hessischen Schulen zu bewirken.

Deshalb fordert die Petition: Die Leitung des neuen Landesschulamtes muss mit einem erfahrenen Pädagogen besetzt werden!

 

Auch die GEW kritisiert die Pläne der Landesregierung:

” Kann die Landesregierung die Begriffe Pädagogik und Bildung eigentlich noch schreiben? Offenbar nicht, denn sonst wären Pädagoginnen und Pädagogen von Bewerbungen um diese Stelle sicher nicht ausgeschlossen worden.”

erklärt Jochen Nagel, Vorsitzender der GEW Hessen.

Es ist offensichtlich, dass CDU und FDP kein inhaltliches Konzept haben, um die Bildungsmisere in Hessen zu beenden.

 

Hier die Petition mitzeichnen:

http://www.avaaz.org/de/petition/Paedagogen_an_die_Spitze_des_hessischen_Landesschulamtes/

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Wieviel müssen Eltern leisten – wann versagt Schule?

Humankapital

Sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium (und vermutlich auch in anderen Schulformen) gelingt es den LehrerInnen nicht, den SchülerInnen die _Fakten_ im Unterricht so zu vermitteln, dass sie auch von allen SchülerInnen wenigstens verstanden werden. Es gibt auch keine Kultur von Seiten der Lehrkräfte um zu prüfen / sicherzustellen, dass die Wissensvermittlung erfolgreich stattgefunden hat.

Auch die meisten Lehrbücher vermitteln das Wissen in der Regel nicht systematisch, sondern anekdotisch (pädagogoisch?), sodass sogar ich als akademisch gebildetes Elternteil mir fehlendes Wissen dort nur mit großer Mühe selbst erarbeiten kann. Die Kinder sind mit den Schulbüchern oft überfordert.

Das führt dazu, dass die meisten SchülerInnen – um überhaupt mithalten zu können – darauf angewiesen sind, dass ihnen Zuhause jemand das erklärt, was sie aus dem Mund der Lehrkraft nicht verstanden haben. Oder Eltern, die wohlhabend genug sind, um Nachhilfe zu finanzieren.

Ich schöpfe meine Erfahrungen nicht nur meiner eigenen abendlichen und wochenendlichen Lehrtätigkeit für meinen Sohn, sondern weiß, dass es zumindest den vielen Eltern von Jungen in den Klassenstufen 3-5 genauso geht. Und ich rede nicht von “Üben” sondern wirklich von grundlegendem “Verstehen” des Stoffes. Insofern werden alle Kinder, deren Eltern diese Lehrtätigkeit aus zeitlichen oder Bildungsgründen nicht leisten können und die nicht zufällig einen guten Zugang zu den Erklährmustern der Lehrkraft haben, schon sehr, sehr früh abgehängt.

Solange Schule nicht die einzelnen Schülerinnen individuell abholt und unterrichtet, sondern die Lehrtätigkeit in die Verantwortung der Eltern verlagert, wird Schule immer reproduzieren, wie Bildung unter den Eltern verteilt ist.

Meine Mindestanforderung ist, das Kinder aus der Schule wiederkommen und den Stoff inhaltlich verstanden haben. Wenn das nicht garantiert ist, versagt die Schule. Wobei ihr bei den aktuellen Klassengrößen kaum eine Wahl bleibt. Hier ist die Politik gefragt.

Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber
Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber

Das Versagen der Schule wird nun auch von einer Studie aus dem CDU-Bundesfamilienministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung bestätigt:

75 Prozent aller Mütter fühlen sich durch die Schule belastet, heißt es in der Studie. Nicht nur durch psychischen Stress, sondern auch durch den Hausaufgabenstress. Es scheint zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Mütter und Väter, praktisch aber vor allem Mütter, die Hausaufgaben betreuen und beim Lernen anwesend sind, nach ihrer Brot-Arbeit den Nachhilfelehrer für die eigenen Kinder geben.

Die aktuelle Diskussion zum Thema und meine Bedenken zur Aussagefähigkeit von Schulnoten schließen da direkt an.

Update 5.4.2016: Spiegel Online hat das Thema aufgegriffen und am Beispiel Referate illustriert. Die Autorin Silke Fokken kommt ebenfalls zu dem Schluss:

Was ist mit den Kindern, deren Eltern keine Zeit, keine Kraft oder keine Lust haben zu helfen? Oder jenen, deren Eltern selbst in “Präsis” ungeübt sind?

Es wird oft beklagt, dass der Schulerfolg in Deutschland zu stark vom Elternhaus abhängt. So ändert sich das sicher nicht.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Siehe auch:

Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Sitzenbleiben

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

 Meine bildungspolitischen Wahlprüfsteine

Veranstaltung: Bildungspolitische Zukunft in Hessen (20.2.2014 )

Schülerforderungen an Landtags-Wahlprogrammen gespiegelt

Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

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Sitzenbleiben

Schluss mit Lustig: Sitzenbleiben wird abgeschafft

Schluss mit Lustig: Sitzenbleiben wird abgeschafft

Niedersachsen will das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen. Warum? Wieso wird “Sitzenbleiben” negativ gesehen?

7 Gründe, warum Sitzenbleiben mehr schadet, als nützt:

1. Die Lehrer haben versagt, einem Schüler etwas beizubringen, der Schüler wird dafür bestraft.

2. Weil jemand in 2 Fächer schlecht ist, muss er alle Fächer wiederholen (und zwar komplett, egal wo/was  seine Schwächen sind)

3. In der Regel führt diese Strafe zu Demotivation, nicht zu Motivation. Die wenigsten “Sitzenbleiber” werden wirklich besser, was auch daran liegen kann:

4. Jemandem aus seinem sozialen Umfeld (der mühsam aufgebauten Klassengemeinschaft) zu reißen, kann im Einzelfall sinnvoll sein, ist in der Regel aber nachteilig (eine solche Prüfung erfolgt nicht). Sitzenbleiber bleiben in der neuen Klasse meist Außenseiter.

5. An ungünstigen Lernbedingungen zuhause: Lärm, Familienkonflikte, schlechter Arbeitsplatz, übermäßiger Leistungsdruck, eine Lern-feindliche Einstellung der Eltern, ect. wird nichts verändert, der Schüler wird aber dafür bestraft.

6. Methodische Mängel werden durch Wiederholen eines Jahres nicht beseitigt

7. Länger zurück liegende Versäumnisse (oft die Ursache) werden durch Wiederholen des letzten Jahres nicht beseitigt

 

Individuelle Förderung sieht anders aus. Zum Beispiel so (so ähnlich wird es bereits erfolgreich in Finnland praktiziert):

Lehrende werden an der Schule durch weitere Fachkräfte unterstützt, die eine (ganzheitliche) Entwicklung und Unterstützung aller Anlagen und Begabungen der Lernenden ermöglichen.

Hat ein Lernender ernsthafte Lernprobleme, wird versucht, diese mit einer beschränkten Zahl von zusätzlichen Stunden bei der Speziallehrkraft zu beheben. Ist dieses nicht erfolgreich, wird eine Spezialkonferenz einberufen. Dieser gehören neben dem / der SchülerIn  die   Klassenlehrkraft, ggf. eine Fachlehrkraft, die oben genannten  Fachkräfte  sowie die Schulleitung an. Diese sucht – gemeinsam mit dem  Lerndenden –  nach den Ursachen der Lernprobleme und entwirft einen  Plan, wie diese  gelöst werden sollen. Die Konferenz tagt einmal  monatlich. Eine Kooperation mit den Eltern ist dabei  erwünscht, aber  eine fehlende Unterstützung durch die Eltern darf auf  keinen Fall dazu  führen, dass die Schule den Lernenden im Stich läßt.  Ziel ist es,  gemeinsam einen Weg zu finden, entweder Lernprobleme zu  überwinden oder  Wege zu finden, trotz unüberwindlichen Lernhindernissen  einen  kontinuierlichen Lernfortschritt zu ermöglichen.

Die Wiederholung eines ganzen Schuljahres ist nur auf Antrag des Lernenden möglich.

————

 

Mehr zum Thema Bildung:

Hessisches Kinderförderungsgesetz – Verschlechterung der Kinderbetreuung durch CDU und FDP?

Hessische Bildungsmisere continues…

12 Thesen zu Unterricht, Schule und Studium

Kinder sind Feuer, die entfacht werden wollen!

Das Wettrudern, oder: warum deutsche Schüler gegen japanische Schüler verlieren mussten

Literaturliste Bildungspolitik (aktualisiert 31.1.2013)

Ausbildungsalternativen: Abi, Lehre, Studium, … (aktualisiert 22.4.2012)

Artikelsammlung Kindergarten / Krippe / Kita (aktualisiert 31.1.2013)

Linksammlung Rahmenbedingungen des Lernens (aktualisiert 18.2.2013)

Dreigliedriges Schulsystem – pro und contra (aktualisiert 1.2.2013)

Linksammlung Lehrerinnen & Lehrer

Internationale Vergleiche, Erfahrungen sowie Pisa & Co. (aktualisiert 06.2.2013)

Konfliktbewältigung an der Schule (aktualisiert 31.1.2013)

Infos rund um Anti-Pädagogik

Linksammlung: Schule und Integration (aktualisiert 30.1.2013)

Soziale Schranken zum / im Studium (aktualisiert 31.1.2013)

Linksammlung Bildungs(politik)konzepte (Erstellt 18.12.2011)

Innovative Methoden individueller schulischer Förderung (Erstellt 28.12.2012)

 

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Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

Robert Roedern – Grundschullehrer und Schulpsychologe der Staatlichen Schulberatung in Bayern auf die Frage der SZ nach dem Schulsystem:

 

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

 

Das kommt darauf an, in welcher Rolle Sie mich fragen: Als Lehrer und Schulpsychologe bin ich Beamter und Teil dieses Systems und versuche den Menschen zu helfen, sich darin bestmöglich zurechtzufinden. Als mündiger Staatsbürger würde ich andere Modelle bevorzugen. Ich habe jetzt wieder eine erste Klasse und es ist toll zu sehen, mit welcher Neugier und Lust Kinder lernen. Ich frage mich, wie es uns gelingt, diese so lange wie möglich zu erhalten – und ob Noten und Notendruck dabei hilfreich sind.

 

Quelle: SZ, 28.1.2013

Siehe dazu auch:

Ich, Arbeiterkind

Umfrage in Hessen

 

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