Schnittmenge Covid

Die Corona Pandemie schränkt unser Leben mehr oder weniger ein (je nach Person) und verursacht auch wirtschaftliche Schäden, die für manche Menschen drastisch sind. Deshalb sollte es einerseits unser Bestreben sein, unser Leben so normal wie möglich zu führen, andererseits aber alles zu vermeiden, was zusätzliche Menschenleben gefährden könnte.

Vielfach wird versucht, dieses über Gesetze und Regeln zu regeln. Doch nicht immer sind solche Gesetze und staatlichen Regeln angemessen1, sinnvoll2 und es widerspricht dem Grundgedanken einer aufgeklärten Demokratie, alle Bereiche des Lebens durch Gesetze regeln zu wollen. Insbesondere im privaten Bereich gibt es Aktivitäten, die wir besser nicht vom Staat regeln lassen sollten.

Deshalb versuche ich hier, auf Basis dessen, was bisher über den Virus bekannt ist, herzuleiten, wie wir unser (Zusammen-)Leben in der Corona-Krise eigenverantwortlich ethisch angemessen gestalten können.

Meine Überlegungen habe ich in drei Teilgebiete aufgeteilt:

  • Verlangsamung der Ausbreitung des Corona-Virus
  • Angemessener Schutz des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit
  • Angemessener Schutz des Lebens Anderer und deren Gesundheit

1. Verlangsamung der Ausbreitung des Corona-Virus

a) Treffen mit mir unbekannten Personen

Vilen Menschen ist egal was passiert, solange es ihnen nicht selbst passiert.

Auch wenn der Corona Virus nicht zu den gefährlichsten Viren gehört, von denen wir Menschen befallen werden können, haben seine Neuheit und seine Eigenschaften dazu geführt, dass es regional massive Ausbrüche gab, sodass einerseits eine Nachverfolgbarkeit der Infektionen nicht mehr möglich war und andererseits das Gesundheitssystem so überlastet war dass, Erkrankten (egal ob am Corona-Virus oder an anderen Krankheiten) nicht mehr angemessen medizinisch geholfen werden konnte – und viele von ihnen starben.

Kern der Vermeidung solcher Situationen ist, die Infektionswege des Coronavirus nachvollziehnbar zu machen. Was praktisch unmöglich ist, wenn der Virus zwischen Menschen übertragen wird, die sich weder kennen, noch bei denen später nachvollzogen werden kann, dass sie sich getroffen haben.

Je mehr Viren eines Infizierten einen Nicht-Infizierten treffen, desto größer ist die Infektiongefahr. Mit ein paar Viren kommt fast jedes Immunsystem klar. Millionen Viren (wie sie direkt aus Mund und Nase eines Infizierten herauskommen) kann selbst das stärkste Immunsystem (ohne vorhandene Antikörper) nicht abwehren. Vor allem starkes Ausatmen, laut Sprechen, Singen, Husten und Schreien sorgen dafür, dass Viren konzentriert auf andere Personen geschleudert werden.

Daher sind in Situationen, in denen sich Unbekannte treffen, fünf Aspekte zu betrachten:

  • Abstand,
  • Diffusion,
  • Kontaktdauer und
  • Raumsituation
  • Anzahl der Betroffenen

Dieses sind wohl die primären Faktoren, die entscheiden, ob es zu Infektionen kommt. Wer eine Weiterverbreitung des Corona-Virus bei jedem Zusammentreffen mit Unbekannten vermeiden will, wird – unabhängig von gerade geltenden Regeln und Gesetzen – auf folgendes achten:

Abstand

Wichtigste Faktor ist, Abstand zu halten. Wobei man sich klar sein muß, dass Größe des Abstandes die Warscheinlichtkeit einer Infektion bestimmt. 1,5 Meter oder 2 Meter oder was auch immer kommuniziert wird, schließen keineswegs eine Infektion völlig aus. Es sind Fälle von Infektionen über einen Abstand von bis zu 8 Metern dokumentiert (bei längerem Aufenthalt in einen geschlossenen Raum). Mehr Abstand ist also immer besser und je nachteiliger die im folgenden diskutierten Faktoren, desto wichtiger ist ein möglichst großer Abstand.

Diffusion: Masken tragen

Sinn von Masken in Corona Zeiten

Masken vor Mund und Nase sorgen dafür, dass die Viren nicht direkt auf andere Leute geschleudert werden. Ein (großer) Teil der Viren bleibt im Stoff der Maske hängen, viele Viren werden vom Luftstrom seitwärts, nach oben und (am besten) nach unten transportiert. Das verringert in sehr vielen Situationen das Ansteckungsrisiko massiv und verstärkt die Wirkung des Abstand-haltens.

Kontaktdauer

Neben der Frage, wie direkt und aus welcher Entfernung jemand dem Strom der Viren ausgesetzt ist, spielt bei der Frage nach dem Infektionsrisiko auch die Dauer des Zusammentreffens ein Rolle. Während das Infektionsrisiko quasi Null ist, wenn zwei Personen auf der Straße ohne Abstand in wenigen Sekunden aneinander vorbei gehen, ist es erheblich, wenn ich mich eine Stunde oder länger mit mehreren anderen Leuten in einem schlecht befüfteten Raum aufhalte. Denn die Zahl der Viren in der Raumluft erhöht sich mit jedem Atemzug eines Infizierten, sodass irgendwann auch ein großer Abstand nicht mehr ausreicht, um eine Infektion zu verhindern. Beim Treffen mit Unbekannten ist es daher sinnvoll, die Dauer des Zusammentreffens möglichst gering zu halten.

Raumsituation

Je größer ein Raum, desto mehr verteilen sich die Viren und um so mehr Abstand können die Anwesenden halten. Wobei die Raumhöhe leider wenig hilft, da die Viren sich (jedenfalls ohne Belüftungssystem) aufgrund der Schwerkraft eher im unteren Teil der des Raumes sammeln.

Je besser der Raum belüftet ist, desto mehr Viren werden nach draußen befördert. Dabei ist jedoch wichtig, dass die Luft nicht einfach nur umgewälzt wird (wie viele Klimaanlagen es leider tun), sondern entweder wirklich nach draußen transportiert – oder aber wirksam gefiltert wird 3.

Als weitgehend ungefährlich gelten Zusammentreffen im Freien. Hier reichen oft schon ein geringer Abstand und Masken, um auch bei längeren Zusammentreffen der Infektionsrisiko sehr stark zu minimieren.

Minimieren der Zahl der Betroffenen

Trotz all dieser Aspekte ist eine Übertragung des Virus auch bei allgemein angemessenen Vorsichtsmaßnahmen nicht völlig auszuschließen – denn es ist immer ein Frage von Wahrscheinlichkeiten und individuellen Faktoren (wie dem Immunsystem).

Um die Pandemie einzudämmen (Infektionswege nachverfolgbar zu machen), ist es daher hilfreich, die Zahl der potentiell Betroffenen möglichst gering zu halten. Das bedeutet, das kleine Gruppen und Veranstaltungen besser sind als große – und dass wenige Treffen und Veranstaltungen besser sind als viele.

Hier ist – mehr denn je – Nachhaltigkeit die Richtlinie für ethisches Handeln: Wenige, intensive Begegungen sind vielen, oberflächlichen Begegnungen vorzuziehen.

Fazit 1a:

Für ein ethisches Verhalten ist es als Teilnehmer von Zusammentreffen mit Unbekannten (welcher Art auch immer) gilt es diese Faktoren gegeneinander abzuwägen und einen Risiko-Mix zu finden, der ein möglichst normales (angstfreies) Leben erlaubt, aber trotzdem ethisch vertretbar ist.

Als Veranstalter, Gastwirt, Geschäftsmann, … trage ich die Verantwortung für die Gesellschaft ebenso wie für meine Gäste / Kunden, für einen Umgebung zu sorgen, in der das Infektionsrisiko möglich gering ist und eine Nachverfolgbarkeit so gut wie möglich gewährleistet ist.

b) Treffen mit mir bekannten Personen

Hier soll es weiterhin nur um den Aspekt der “Verlangsamung der Ausbreitung des Corona-Virus” gehen – die Überlegungen zum individuellen Schutz mir bekannter (und unbekannter) Personen folgt weiter unten, da dazu weitere Vorüberlegungen notwendig sind.

Treffen mit Freunden und Verwandten erfüllen wichtige soziale Funktionen, die nicht nur die individuelle, körperliche und geistige Gesundheit wichtig sind, sondern Grundstein für das Funktionieren einer menschlichen Gesellschaft als Ganzes. Dabei spielen insbesondere auch Nähe und köperliche Berühungen eine ganz wesentliche Bedeutung4.

Physical Distancing & Social Solidarity

Ohne solche Begegnungen degeneriert nicht nur der Mensch, sondern auch die Gesellschaft. Deshalb können hier a) nicht die gleichen Maßstäbe wie beim Treffen mit Unbekannten gelten und b) halte ich den Versuch, dieses im privaten Raum über Gesetze und Verordnungen zu regeln, für falsch, unangemessen und verwerflich5.

Deshalb ist gerade für den privaten Bereich die Diskussion einer Ethik eine wichtige Grundlage für die persönliche Entscheidung, mit wem ich mich wie (nah) treffe.

Da das oberste Gebot der Pandemieeindämmung die Nachverfolgbarkeit der Infektionswege ist, lassen sich hier vier ethische Prinzipien formulieren:

1.) Ich sollte nachvollziehen können, mit wem ich persönlichen Kontakt hatte – auch noch nach zwei Wochen, wenn sich herausstellt, das ich infiziert bin / war. Bei wenigen Kontakten sollte das einfach sein – wer mehr Kontakt hat / braucht und / oder wenn das mit der Erinnerung schwieriger ist, können Corona-App 6 und / oder ein Kontakttagebuch helfen.

2.) Selbst wenn ich nachvollziehen kann, wen ich wann getroffen habe, kann eine große Zahl von Begegnungen die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung überlasten – besonders wenn viele Menschen das ausgiebig praktizieren. Daher sind weniger Kontakte, die ich intensiver lebe, besser als viele Kontakte, die oberflächlich bleiben und den Bedarf nach “mehr” auslösen. Das heißt: Besser mit einer Person stundenlang knutschen als vielen Küßchen geben, besser eine Person lange und intensiv umarmen, als viel Menschen kurz zur Begrüßung. Lieber lange, intensive Gespräche als viele oberflächliche Treffen. Lieber einen engen Kreis von Freunden pflegen, als viele Kontakte bedienen.

3.) Auf “Need to touch”-Basis handeln: Neben meinen eigenen Bedrüfnissen nach Kontakt haben auch andere Menschen in solche Bedürfnisse, die in der Corona-Krise möglicherweise zu kurz kommen. Und während extrovertierte oder mutige Personen sich bei mir (und anderen) vielleicht aktiv melden, vermögen es intovertierte oder ängstlische Menschen möglicherweise nicht so, ihre Bedüfnisse zu formulieren. Achtsam sein und auch nach Menschen zu schauen, die sich nicht selbst melden, ist ein wichtiges ethisches Prinzip – nicht nur in der Corona-Krise.

4.) Ehrlichkeit: Wenn wir (was relativ unwarscheinlich ist) tatsächlich infiziert sind oder Teil einer möglichen Infektionskette, ist es wichtig, unverzüglich sowohl unser Kontakte als auch die nachverfolgende Institution darüber und über unsere Kontakte im relevanten Zeitraum zu informieren. Hier aus Ängsten oder Bedenken zu zögern – oder in eine “wird schon nix passieren”-Haltung zu verfallen, kann die Infektionskette entlang viele, sehr viele Menschenleben kosten.

Fazit 1b:

Während ich beim Treffen mit Unbekannten möglichst große Vorsicht walten lassen sollte, sollte bei Freunden und Bekannten (und bei Familie sowieso) mein und ihr Bedürfnis nach Kommunikation, Nähe und Kontakt im Vordergrund stehen dürfen. Auch das bewußte und künstliche bilden von sogenannten “Support-Bubbles”7 sollte in Erwägung gezogen werden.

Der Corona Virus ist bei weitem nicht gefährlich genug, um einen Mangel an solchen wichtigen Funktionen zu rechtferigen. Jedenfalls solange wir dafür sorgen, dass ggf. dadurch verurschachte Infektionen nachverfolgbar beleiben – und die beiden folgenden Aspekte berücksichtigt bleiben.

2. Angemessener Schutz des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit

Dass ich persönlich an Corona versterbe, ist sehr unwahrscheinlich8. Kann natürlich trotzdem passieren – aber sowohl ich als auch die Gesellschaft muten mir im (Non-Corona-) Leben täglichen deutlich höhere Risiken zu (Fahrradfahren im normalen Darmstädter Straßenverkehr z.B.).

Virtue Ethics - Deontology - Utilarism

Nur ich selbst kann einschätzen, wie weit ich durch Vorerkrankungen, erbliche Anlagen, mein aktuelles Immunsystem, meine sonstigen Kontakte und meine Bedenken und Ängste durch den Corona-Virus und / oder den Mangel an Kontakten gefährdet bin. Nur ich kann einschätzen, wie weit meine Infektion auch andere Personen in meinem persönlichen Umfeld gefährdet – oder eben auch nicht.

Daher sehe ich keinen allgemeinen Anspruch des Staates mich durch Beschränkung meiner Aktivitäten vor einer Ansteckung mit Corona zu schützen (solange ich mich so verhalte, dass ich Anderen möglichst wenig gefährde)9. In welche Situation ich mich also begebe oder nicht ist (aus diesem Blickwinkel) ein typischer Fall von Eigenverantwortung und der Ethik.

Der Ethik auch deshalb, weil ich natürlich auch eine ethische Verantwortung dafür trage, wie sich meine mögliche Krankheit und mein möglicher Tod auf das Leben der Menschen um mich herum auswirkt – meine Familie, meine Freunde und meine Kollegen.

Das ist immer eine individuelle Entscheidung, die mir keine staatliche Institution abnehmen kann, die ich aber als ethisch denkender Mensch nicht rein egoistisch fälle. Aber es ist aus ethischer Sicht nicht verwerflich, wenn ich – für mich persönlich – das Risiko einer Infektion eingehe.

Natürlich gibt es viele Menschen, deren Risiko sich zu infizieren, zu erkranken und zu versterben größer ist als meines. Aber auch dort ist es eine individuelle Entscheidung – und es ist m.M. nach nicht vertretbar, z.B. Menschen im Altenheim pauschal gegen ihren Willen von Angehörigen zu isolieren, wenn sie sich entscheiden, dass ihnen der Kontakt wichtiger ist als der Schutz ihres Lebens. Wichtige Einschränkung: Natürlich hat das Altenheim das Recht den Kontakt zu Schutz der anderen Bewohner zu untersagen, wenn eine Trennung in zwei Gruppen organisatorisch nicht möglich ist. Muss dann aber – auch zu Corona Zeiten – ein Verlassen des Altenheimes erlauben. Eine gesetzliche Beschränkung – die das Altenheim an einer organisatorischen Lösung hindert – dagegen halte ich für Grundgesetz-widrig..

Zu meiner Eigenverantwortung gehört auch, meine Entscheidungen (wann immer angemessen) klar und freundlich zu kommunizieren.

Fazit 2:

Leben bedeutet Risiken einzugehen – für eine gesunde, junge Person stellt der Corona-Virus normalerweise kein Risiko dar, dem wir uns nicht auch regelmäßig bei anderen alltäglichen Gelegenheiten aussetzen. Das eigene Erkrankungs- und Sterberisiko zu beurteilen sollten wir jeden Einzelnen selbst überlassen. Solange ich den folgenden Punkt beachte:

3. Angemessener Schutz des Lebens Anderer und deren Gesundheit

Wenn ich für mich in Anspruch nehme, selbst darüber zu entscheiden, ob und in welchem Umfang ich meine Gesundheit und ggf. auch mein Leben riskiere, dann muss ich dieses Recht auch Anderen zugestehen10.

Das bedeutet:

  1. Wenn ich mit anderen Menschen zusammentreffe, dann respektiere ich – freundlich und gutwillig – ihre Wünsche nach Sicherheit, die sie oder (stellvertretend für sie) die Veranstalter/Gastgeber eines Events / eine Ortes äußern – d.h. ich trage Maske, halte Abstand etc. so wie gewünscht (und ohne zu murren). Weil nur sie einschätzen können, was sie brauchen. Ich habe kein recht, ihnen meine Haltung / Meinung aufzuzwingen.
  2. Ich äußere meine eigenen Wünsche klar und freundlich und begründe sie persönlich, nicht abstrakt mit allgemeinen Aussagen über die Pandemie oder die Rechtssituation11.
  3. Ich respektiere den Wunsch Anderer, das Thema Corona (egal aus welcher Perspektive) nicht zu diskutieren, wenn dieser Wunsch geäußert wird – denn eine aufgezwungene Diskussion kann a) Ängste auslösen b) als Druck empfunden werden, der die eigenverantwortliche Entscheidung beeinflusst 12. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass ich Menschen mit einer anderen Meinung / anderen Einschätzung (egal welche) nicht bewusst persönlich beleidige13.
  4. Bevor ich an Veranstaltungen teilnehme oder an öffentliche Orte gehe, informiere ich mich über die dort geltenden Regeln – und halte mich ohne Ausnahme daran14. Ich nutze keine Atteste und lüge nicht bei der Angabe von Kontaktdaten, um mich besser zu stellen als Andere. Andere haben das Recht sich auf solche Regeln verlassen zu können. Wenn ich mich an diese Regeln – aus welchem Grund auch immer – nicht mehr halten kann, verlasse ich die Veranstaltung / den Ort schnellstmöglich. Oder nehme gar nicht erst teil.
  5. Ich informiere alle meine Kontakte über meinen persönlichen Umgang mit der Pandemie und ihren Risiken – damit sie sich selbst ein Bild machen können, welches Risiko ein Kontakt mit mir für sie selbst bedeutet.
  6. Auf Basis dieser Übereinkunft (Punkte 1-5) kann ich mich mit Menschen, die ich kenne, auch ohne die Einhaltung der allgemeinen Regeln zur Pandemie-Eingrenzung treffen und interagieren. Also zum Beispiel küssen, umarmen, Kontaktsport treiben oder zusammen tanzen.
  7. Wenn ich tatsächlich infiziert bin oder Teil einer möglichen Infektionskette, informiere ich unverzüglich sowohl meine Kontakte als auch die nachverfolgende Institution darüber.
Nicht im gleichen Boot - aber im gleichen Sturm

Anders ist die Sache jedoch bei Menschen gelagert, die beruflich oder privat mit Menschen zusammentreffen, die nicht selbst darüber entscheiden können, mit wem sie in Kontakt treten wollen oder eben auch nicht (z.B. Ärzte und medizinsches Personal, Altenpfleger:innen, Lehrer:innen, aber auch Polizisten und Justizvollzugsbeamte). Diese Menschen tragen eine besondere Verantwortung für die Gesundheit und das Leben der ihnen anvertrauten Menschen und ein ethisches Verhalten wäre, dass sie besondere Vorsicht bei ihren außerberuflichen Aktivitäten walten lassen.

Eine Gesellschaft, die auf ethischen Grundsätzen basiert, würde solche Menschen für einen entsprechenden privaten Verzicht aber auch (dauerhaft oder temporär) finanziell entschädigen. Da unsere Gesellschaft das aber in vielen Fällen nicht annähernd tut – entsteht hier ein ethischer Konflikt, den dieser Beitrag nicht aufzulösen vermag.

Fazit 3:

Solange Menschen eigenverantwortlich und ohne Druck selbst über ihre Krankheitsrisiko entscheiden können, spricht auch in Corona-Zeiten nichts grundsätzlich gegen private Zusammenkünfte – auch zu Aktivitäten, bei denen eine Corona-Übertragung stattfinden kann (Sport, Singen, Tanzen). Dieser Bereich fällt in die Eingeverantwortung der Menschen, sofern sie sicherstellen, dass im Infektionsfall eine Nachverfolgung möglich ist.


Gesamt-Fazit

Auf Basis von allem, was ich bisher über den Virus erfahren und verstanden habe, ist das Verhalten nach einer solchen Ethik (so oder ähnlich) ausreichend, um die Infektionen auf ein (unvermeidliches) Minimum zu reduzieren – ohne den Kern unseres Wohlstandes, unseres Zusammenlebens und unserer Kultur komplett aufzugeben15

Wenn (wie derzeit) die Positivrate ansteigt, dann liegt das m.M. nach nicht an den Menschen, die sich entsprechend einer solchen Ethik verhalten (das Risiko ihrer Handlungen abwägen) – ich weiß aber, dass die Unsicherheit vielen Menschen, die sich bemühen, ein schlechtes Gewissen macht. Ich behaupte: Wer sich an einer solchen ethischen Richtlinie orientiert, tut was er kann und muss sich keine zusätzlichen Gedanken machen.


Dieses ist explizit ein Versuch, eine solche Ethik zu formulieren – keine endgülitge Weisheit. Ich freue mich über Kommentare, die das kritisieren (im Ganzen oder in Teilaspekten) genauso wie zustimmende Kommentierungen. Wenn ich überzeugt bin (oder ausreichend Zweifel bekomme) werde ich den Text anpassen oder eine neue Version verfassen.

Siehe auch:

Politische-Ökonomie des Corona-Virus – oder: Warum geht die CDU dieses Mal nicht über Leichen?

Risikoanalyse Corona Warn App

Maskenpflicht – hat die was gebracht?

Home Office – Erfahrungen und Einstellungen

Corona-Wirren: Alles (noch) klar?

(K)ein Recht auf Gesundheit?

Corona & die Impf-Pflicht-Frage

Einsamkeit kommt von Individualismus

Mein Corona-Lockdown Tagebuch

  1. Schon mehrfach wurden entspechende Regeln von Gerichten für ungülig erklärt[↩zurück ↩]
  2. Gesetze können nie alle Aspekte und Situationen des Lebens abdecken / regeln[↩zurück ↩]
  3. Letzteres ist in vielen Flugzeugen gegeben – sodass das Infektionsrisiko in Flugzeugen allgemein als weniger hoch gilt, selbst wenn dort Abstände nicht eingehalten werden. In modernen Flugzeugen wird die Raumluft alle 2 min komplett ausgetauscht und Viren-sicher gefiltert. Ob das allerdings auch bei Billigfliegern so Realität ist, vermag ich nicht zu beurteilen.[↩zurück ↩]
  4. Die individuell aber auch sehr unterschiedlich ist: Während zum Beispiel für manche (wie mich) das Home Office eine Befreiung ist, ist es für andere eine schmerzhafte Einschränkung. Auch die Intensität und Häufigkeit der notwendigen Kontakte ist persönlich extrem unterschiedlich, sodass sich dieses ethisch vertretbar kaum über allgemeine Regeln und Gesetze bestimmen lässt[↩zurück ↩]
  5. Im öffentlichen Raum halte ich dagegen solche Regeln für in Ordnung, da es nicht die Aufgabe von Ordnungskräfen und Gerichten sein kann, über (im Zweifel nirgends dokumentierte) Beziehungen und Freundschaftsverhältnisse zu entscheiden[↩zurück ↩]
  6. Was aber nur dann funktioniert, wenn alle Beteiligten sie aktiv nutzen. “Aktiv nutzen”: Das Handy dabei haben und am Körper tragen.[↩zurück ↩]
  7. Begriff aus England. Gemeint ist damit, dass man sich mit wenigen Leuten in einem engen Kontakt zusammen schließt, dafür aber den Kontakt mit andenen Menschen minimiert.[↩zurück ↩]
  8. Ansteckend sind derzeit vielleicht 1% der Bevölkerung. Das ich an Corona erkranke, ist daher nicht sehr wahrscheinlich. Dass ich daran versterbe, ist wieder sehr unwahrscheinlich: 0,015% der Erkrankten[↩zurück ↩]
  9. Natürlich hat auch meine Erkrankung eine Auswirkung auf die Allgemeinheit – wie zum Beispiel die mit Krankheit verbundenen Kosten- aber solange diese in einem angemessener Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen akzeptierten Risiken stehen, läßt sich daraus m.M. keine Eingriffsrecht des Staates ableiten[↩zurück ↩]
  10. Was Corona-Leugner übrigens nicht tun, wenn sie Andere anspucken, verspotten, bedrohen oder ihnen näher kommen, als von denen erwünscht – ich kann die Zahl solcher mir bekannt gewordenen Fälle schon gar nicht mehr zählen[↩zurück ↩]
  11. Letzteres ist jedoch völlig legitim, wenn meinen zuvor geäußerten Wünschen nicht entsprochen wird.[↩zurück ↩]
  12. Viele Menschen sind in der aktuellen Situation unsicher – das Ausüben von rhetorischem Einfluss d.h. Macht ist daher ethisch abzulehnen[↩zurück ↩]
  13. Mit Kritik oder Humor auf ihre geäußerten Behauptungen oder Aussagen zu reagieren, ist in diesem Sinne jedoch KEINE Beleidigung. Sie mit abwertenden Namen zu betiteln ist eine – und hilft auch überhaupt nicht[↩zurück ↩]
  14. In Geschäften bedeckt meine Maske Mund UND Nase[↩zurück ↩]
  15. Wozu wir bei einem schlimmeren Virus möglicherweise gezwungen wären und vermutlich angesichts der Klimakrise in Zukunft gezwungen sein werden.[↩zurück ↩]