Budget und Avis Office in Nottingham, UK

Hier gabs keine Autos, auch wenn Budget und Avis im Internet und in der Werbung einen anderen Eindruck erwecken.

Im Ausland ein Auto zu mieten, ist keine so selbstverständliche Sache. Und über das Telefon für einen Nicht-Muttersprachler eine noch etwas spannendere Angelegenheit als in Persona. Trotzdem sollte man meinen, dass international aktive Autovermietungen auch auf Touristen eingestellt und vorbereitet sind und daher auch solche Anfragen professionell und zuverlässig abwickeln können.

Ich habe in Great Britain nun mit zwei solchen Unternehmen zu tun gehabt – mit gemischten Ergebnissen. Hier die Story dazu, vorweg jedoch die persönliche und von diesen Erlebnissen geprägte Empfehlung:

  • Budget / AVIS: Finger weg! Unseriös und unzuverlässig!
  • Enterprice: Beherrschen ihr Kerngeschäft, jedoch intransparente Preispolitik.

 

 

Die blumigen Details:

Mietwagen von Enterprice

Mein Mietwagen von Enterprice – gutes Auto. Allerdings very Britisch: Schalten mußte ich mit Links.

Wenn schlechte Unternehmen gutes Search Engine Optimierung (SEO) machen, kann das lästig sein. Die Autovermietung Budget beherrscht SEO ziemlich gut. Jedoch die sich daran anschließenden Prozesse deutlich weniger gut. Denn als ich im Rahmen meines Great Britain Urlaubs 2014 meine Standard-Suchmaschine mit „car rental nottingham“ befragte, lieferte mir diese mehrere Seiten, auf denen mir Wagen von Budget besonders prominent und besonders günstig angeboten wurden.

Zu meiner Freude sollten diese – wie der Anruf bei der Budget-Buchungszentrale (nach schon grenzwertigen 20 min in der Warteschleife) ergab – sogar für den nächsten Tag verfügbar sein. Der Call Center Agent bot mir sogar verschiedene Modelle an und begann – nachdem ich mich entschieden hatte – mit der Erfassung der Kunden- und Kreditkarten-Daten – ein Prozess, der eine Weile in Anspruch nahm, mir die Grenzen meiner Englisch-Kenntnisse im praktischen Alltag offenbarte, eine Reservierungsnummer erzeugte und mich im Glauben zurück ließ, ich würde am nächsten Tag in der Budget / AVIS Niederlassung in Nottingham einen für mich persönlich reservierten Mietwagen vorfinden.

Leider gab es dort am nächsten Morgen, als ich nach einem kleinen Fußmarsch dort eintraf, aber keinen Mietwagen für mich. Das hatte zwei Gründe: Zum Einen lag meine mühsam telefonisch erarbeitete Reservierung dort gar nicht vor. Zum Anderen gab es dort – selbst wenn ich eine Reservierung gehabt hätte – gar keine Autos. Denn außer mir gab es fünf weitere Budget oder AVIS KundInnen (darunter eine Schwangere), die – trotz erfolgter Reservierung – keinen Wagen bekommen konnten.

Wäre ich in Brasilien oder Indien oder Sri Lanka gewesen und hätte bei einer lokalen Klitsche gebucht: Ich hätte damit gerechnet – oder wäre nicht überrascht gewesen. Aber in England und bei einem weltweit agierenden Konzern? Ich meine, diesen GAU der Kundenbetreuung kann man doch schon IT-mäßig so vermeiden, dass bei einer solchen Überbuchung überall rote Lichter angehen. Und über Nacht hätte lösen können. Autos sind ja nun nicht gerade Mangelware – auch in England nicht. Und der Image-Verlust durch eine Fall wie diesen dürfte die Kosten eines Autos deutlich überschreiten.

Einziger Pluspunkt bei Budget / AVIS in Nottingham war die verzweifelte, aber trotzdem freundliche Mitarbeiterin, die das beste tat, um ihren Kunden die Situation zu erleichtern. Trotzdem sollte sie sich besser nach einem andern Arbeitgeber umsehen.

Nach einem weiteren Fußmarsch landete ich dann bei „Enterprise“, einer der neueren Anbieter von Mietwagen (in Deutschland). Diese waren tatsächlich in der Lage mir – auch ohne Reservierung – ein Auto zu vermieten. Kurzfristig und ohne Einschränkungen. Sie beherrschen ihr Kerngeschäft!

Leider muss ich aber auch Enterprise Abzüge in der A-Note geben. Das liegt an der Preisstruktur. Der Grundpreis für eine Auto-Miete liegt fast auf den gleichen Niveau wie bei Budget. Allerdings beinhaltet dieses Preismodell eine Selbstbeteiligung von 700 britischen Pfund (ca. 930 Euro), falls der Wagen in irgendeiner Weise beschädigt wird. Und zwar unabhängig davon, wie groß und teuer der Schaden ist.

Und natürlich kann man sich dagegen mit einer zusätzlichen Versicherung absichern. Die kostet aber noch mal oben drauf. Und zwar fast so viel, wie der Wagen pro Tag kostet.

Das ist natürlich ein Trick, um einen guten Preis pro Tag präsentieren zu können, aber keine seriöse Preispolitik. Eine Mietwagenfirma meiner Wahl macht so etwas nicht.

Trotzdem muss ich festhalten: Im Vergleich zu Budget (beide bewegen sich im gleichen Preissegment) bekam ich bei Enterprice – sogar ohne Reservierung – ein Auto. Was bei Budget sogar mit Reservierung nicht möglich war.

Und der Service bei Enterprice war gut, die Menschen sehr freundlich. Und: Sie haben mir nach der Rückgabe des Mietwagens (von sich aus) eine kostenlose Heimfahrt zur Unterkunft angeboten. Was ich noch nie erlebt habe. Bemerkenswert!

Interessant war auch, das Enterprice in Nottingham ein ganzes Team von Mitarbeitern (ca. 5) einsetzte, das sich vor Ort um das Fahrzeug-Management und die Bearbeitung der telefonischen Kundenwünsche kümmerte und auch bereit stand, um gleichzeitig kommende Kunden zu kümmern, während bei Budget eine einsame Mitarbeiterin die ganze Last des Kundenansturmes bewältigen musste, während Kundenwünsche in einem zentralen Call Center bearbeitet wurden. Vorteile wurden daraus jedoch nicht erzielt: Sie ließen mich trotzdem ewig in der Warteschliefen hängen (während Enterprice ad hoc erreichbar war) und für die Verfügbarkeit von ausreichend Fahrzeugen scheinen die Call Center Mitarbeiter bei Budget auch nicht zuständig zu sein.

 Mein Fazit: Nächstes Mal werde ich eine andere Mietwagenfirma ausprobieren.

Übrigens: Das Schalten mit der linken Hand ist eine interessante (und bewältigbare) Herausforderung. Wer sich nicht darauf einlassen will, solle daran denken, ein Automatic-Auto zu mieten.

 

Dieses ist ein Beitrag zu meinem GB-2014 Reise-Tagebuch.

 

Siehe auch:

Kategorie Fremde Länder, fremde Sitten

England: (Sich) Selbst(ab)kassieren ist im Trend

G wie Deutschland

Unheimlich: Die Britts begeistern sich für “Schland”

 

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