Archiv für März 2013

Wu’s Kitchen

Wu's Kitchen Lange schon hatte ich kein Sushi mehr gegessen und als ich letzte Woche den Sushi-Experten meines Vertrauens befragte, wo ich denn aktuell in Darmstadt Sushi essen könnte, war ich erstaunt, dass er mir ausgerechnet Wu’s Kitchen empfahl. Denn an diesem Restaurant fahre ich täglich auf dem Weg zur Arbeit vorbei und angesichts seiner Lage am unwirtlichen Gewerbehof an der Eschollrücker Str. wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass man hier gut Essen könnte. Auch der Aufgang durch ein weiss gestrichenes Apotheken- und Ärzte-Treppenhaus, in dem es leicht nach medizinischen Desinfektionsmitteln roch, ließ Zweifel an der Empfehlung aufkommen.

Die erste Überraschung war die recht gediegene Athmo der Einrichtung. Ein krasser Gegensatz zum eben erlebten Treppenhaus. Viel Schwarz, wenig China-Kitsch. Gedämpfte Athmosphäre – ein angenehmer Ort für vertrauliche und persönliche Gespräche.

Die Karte: Eine Mischung chinesischer Gerichte mit japanischem Sushi. Beides jedoch auf – für typische Asia-Restaurants – weniger gewöhliche Weise. Die chinesischen Gerichte nicht als die übliche “Schweinefleisch mit …”-Liste mit zig-Variationen, sondern ausgewählte Gerichte. Das Sushi nicht als fertig kombinierte Platten, sondern der Gast ist gezwungen, sich ein eigenes Menue zusammenzustellen. Hier wird offensichtlich nicht der Asia-Erwartung der Durchschnitts-Deutschen bedient, sondern eigener Stil gepflegt. Natürlich lagen Stäbchen selbstverständlich bereits am Tisch.

Die jungen Bedienungen waren fix, wenn auch ein wenig chaotisch, aber dabei immer freundlich und zuvorkommend. Die Frage, wie scharf das “Scharf” auf der Karte sei, wurde knapp wie zutreffend mit “Europäisch-scharf” beschieden. Nuf said.

Das Essen kam sehr schnell. Und war fantastisch. Super frisch, super lecker. Bei den 15 Speisen, aus denen wir zu dritt unser Menue zusammen gestellt hatten, gab es nicht einen Ausfall. Im Gegenteil: Alles war wirklich herausragend. Ich hätte noch stundenlang weiter meinen Gaumen verwöhnen wollen. Sicherlich eines der besten Sushis, das ich bisher gegessen habe, wenn nicht sogar das Beste.

Mit knapp über 20 Euro pro Person war der Besuch nicht gerade ein Schnäppchen – aber das Preis-Leistungsverhältnis ist gigantisch. In Zukunft werde ich jeden Tag auf dem Weg von der Arbeit den Wunsch, in Wu’s Kitchen einzukehren, unterdrücken müssen.

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Die gefährliche Rache des Radfahrers

Wenn mal wieder ein Autofahrer rücksichtslos so weit aus der Einfahrt heraus fährt, dass er den ganzen Fußweg und Fahrradweg blockiert und Jogger wie Radfahrer warten müssen, bis er endlich auf die Straße fahren kann.

Wenn mal wieder ein Autofahrer hinter mir aggressiv hupt, weil ich ihm im Weg bin und ich vor Schreck fast vom Rad falle.

Wenn mir beim Radfahren mal wieder ein Autofahrer die Vorfahrt genommen hat, obwohl ich von rechts kam und ich nur noch lebe, weil meine Bremsen fantastisch funktionieren.

Wenn sich plötzlich mal wieder eine Autotür rechts von mir öffnete und mich fast vor andere Autos stößt.

Wenn mich mal wieder ein Autofahrer beim Rechtsabbiegen übersieht und mich dabei fast mit nimmt.

Wenn ich mal wieder der Todeshauch des Außenspiegel spüre, weil ein Autofahrer überholt, ohne einen Seitenabstand einzuhalten.

Wenn sich dann Schock und Wut in einem Adrenalin-Stoß vereinen, dann möchte ich oft gern genau das hier machen:

Radfahrer tritt Autofahrer die Front-Scheibe ein

Dont try this youself!

 

Bringt natürlich gar nix und ist zudem noch sau-gefährlich. Aber es würde sich kurz sehr gut anfühlen. 😉

 

Das animierte Gif ist übrigens ein Netzfundstück. Keine Ahnung, ob es sich wirklich um eine Radfahrer, einen Fußgänger oder vielleicht einen eifersüchtigen Liebhaber handelt.

 

Siehe auch den Disclaimer.

 

Weitere Artikel über Radfahren (besonders, aber nicht nur in Darmstadt):

Schwerer LKW- und Fahrradunfall

 

 

 

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Männlich, vergeben, gereift, sucht…

Kopf über den Beinen

Kein einfaches Unterfangen: Wohnungssuche in Darmstadt

Update (10.11.2013): Gefunden! Jetzt suche ich einen Nachmieter für meine alte Wohnung.

… eine 2-3 Zimmer Wohnung in zentraler Lage und sympathischen Umfeld in Darmstadt zur langfristigen Miete.

In den nun schon 8 Jahren, in denen ich hier in Darmstadt lebe, ist es mir eine zweite Heimat geworden. Ich bin 45, Dipl. Volkswirt und arbeite, seit ich in Darmstadt bin, bei einem bekannten deutschen Telekommunikationsunternehmen als Projektleiter in der Entwicklung innovativer Produkte.

Seit meiner Trennung lebe ich in einer 1-Zimmer-Wohnung in Bessungen. Da mein Sohn nun jedes zweite Wochenende zu mir kommt und er auch während der Woche immer mal wieder mit mir für die Schule lernt, wird dieses Zimmer nun zu klein. Er braucht dringend ein eigenes Zimmer als Rückzugsort zum Lernen und als „eigenes“ Zuhause.

Als kulturinteressierter Mensch, der die Arbeit und die Attraktionen der Stadt bevorzugt mit dem Fahrrad ansteuert, suche ich eine Wohnung möglichst in der Nähe der Innenstadt und des Ludwig-Georgs-Gymnasiums (LGG), der Schule meines Sohnes (z.B. Bessungen, Paulusviertel, Martinsviertel, Verlagsviertel) oder natürlich in der Innenstadt selbst.

Mir liegt viel an einer harmonischen Hausgemeinschaft, die das Zusammenleben pragmatisch organisiert, dazu trage ich auch gern bei. Ich bin Nichtraucher, kommunikativ, verantwortungsbewußt und rücksichtsvoll.

Wen ihr eine Wohnung anzubieten habt, oder hört das irgendwo eine eintsprechende Wohnung frei wird, freue ich mich über eine Nachricht an:  wohnungssuche-darmstadt@t-online.de (zwecks  Veröffentlichung habe ich eine extra E-Mail Adresse eingerichtet, damit ich hinterher nicht noch jahrelang mit Werbe-Mails überschüttet werde). Sie wird auf meine normale E-Mail Adresse weitergeleitet. Wer mich näher kennt, kann mich auch gern auch direkt ansprechen oder meine normalen Kontaktdaten verwenden.

Selbst wenn ihr gerade von keiner Wohnung für mich wisst, würde ich mich freuen, wenn ihr den Link weiterverbreiten würdet. Sollte ich eine Wohnung gefunden haben, wird diese Seite entsprechend geändert. Solange ihr also dieses hier noch lesen könnt, bin ich noch am Suchen.

Wichtiger Hinweis an Immobilienmakler: Die Zahlung einer Vermittlungsgebühr an einen Immobilienmakler lehne ich ab. Entsprechende Kontaktaufnahmen sind also sinnlos und stehlen nur meine und Ihre Zeit. Bitte sehen sie davon ab.

 

 

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Kinderbetreungs-Verschlechterungs-Förderungs-Gesetz (KiföG)

Kind mit Schnuller in der Kirche

Konservatives Ideal-Kind

Gestern habe ich mich mit einer Kindergarten-Erzieherin unterhalten. Gegen dass was sie als Folge des hessischen sogenannten Kinderförderungsgesetz (KiföG) sieht, klingen die Äußerungen der Parteien und Organisationen dazu sehr harmlos (haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, wenn sie vor Gesetzen warnen?).

Zusammengefasst und um Kraftausdrücke bereinigt, bedeutet das KiföG, dass den KindergärtnerInnen und ErzieherInnen in Zukunft kaum noch Zeit bleiben wird, sich um Kinder als Individuen zu kümmern. Bei den im Gesetz festgeschriebenen Betreuungs-Verhältnissen wird sich die Tätigkeit der Fachkräfte zukünftig darauf beschränken, die Gruppen funktionsfähig zu halten und durch den Tag zu schleppen. Die Folge wird eine Tendenz zur Gruppen-Rundum-Bespaßung sein – Erzieher werden zu Kinder-Entertainern, die ihr Programm ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen müssen.

Wenn es einem Kind mal schlecht geht, oder es besondere Aufmerksamkeit bräuchte, wird dafür nur ein halbes Ohr zur Verfügung stehen können – denn sonst wäre der Rest der Gruppe ohne Beaufsichtigung.

Für weitergehende Förderung (Sprachförderung, Integration, Benimmregeln, vorschulisches Lernen…) wird erst recht keine Zeit bleiben.

Das kommt davon, wenn man die Bildungspolitik Unternehmensberatern, Juristen und Bankern überlässt. Wenn in ein paar Jahren Konservative klagen, die Jugend hätte kein [Benehmen, Bildung, Anstand,…] mehr: Sie selbst haben das zu verantworten! Kinderbetreuung zusammengestrichen, Schule verkürzt, Förderung reduziert, …. Es wurde gestrichen, gekürzt und abgeschafft, ohne ein Konzept und einen Plan. Der bildungspolitische Schaden, den CDU und FDP in ihrer Regierungszeit in Hessen angerichtet haben, ist kaum zu ermessen.

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Rotwein-Kartoffeln-Basilikum-Knoblauch Auflauf überbacken

Kartoffeln halbieren, mit Öl, Pfeffer & Knoblauch würzen & bei 200 Grad etwa 20-30 Minuten im Ofen backen.
Rotweinsoße mit 1/4 Ltr Rotwein – 1/4 Ltr Wasser & 2 Päckchen Bratensoße aufkochen, mit Basilikum oder Thymian abschmecken.
Putenfleisch anbraten & danach in Soße ziehen lassen.
Fleisch & Soße in die Auflaufform zu den Kartoffeln & etwa 10 – 15 Minuten mit Gouda überbacken.

 

 

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Sisters of Magic in Darmstadt

Sisters of Magic 2012Derzeit und schon seit fünf Jahren findet in Darmstadt ein bundesweit einmaliges Ereignis statt: Der Kongress “Sisters of Magic”.

Zauberinnen sind eine Rarität in der männlich dominierten Branche. Doch seit 5 Jahren trefft sich die Creme de la Creme der Magierinnen jährlich in Darmstadt, um an Magie und Ausstrahlung zu arbeiten. Die öffentlichen Veranstaltungen (zwei Galas am Freitag und Samstag Abend, sowie eine Kinderzaubershow am Sonntag) sind ein Bonus für die Darmstädter.

Mit dabei ist auch die deutsche Jugendmeisterin Simone Rau.

Organisatorin ist die Darmstädter Theatermacherin und Zauberin Wasiliki “Waso” Koulis, die aber selbst nicht im Rahmen der Galas zu sehen sein wird. Ihr nächster Auftritt folgt im Rahmen der Show “Magic meets Music” im Theater im Pädagog (TiP) am 27. April 2013.

 

Mehr Infos:

Sisters of Magic 2013

Tickets und mehr

Sisters of Magic 2012

Theater Moller Haus

 

Mehr zu Zauberei in und um Darmstadt herum:

25 Jahre Neues Theater Höchst mit Gaston und Co.

Zauberzeit im Theater Moller Haus

 

 

 

 

 

 

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Leserbrief zur Schließung der Stadtteilbibliotheken in Bessungen und Arheilgen

Darmstadt Links - Zeitung der Darmstädter Linken, Ausgabe Januar 2013Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion “Darmstadt Links”,

vielen Dank für Ihre Zeitung „Darmstadt Links“ , die ich im Januar in meinem Briefkasten fand. Auch wenn ich kein Anhänger Ihrer Partei bin, so muss ich doch sagen das ich Ihre Zeitung deutlich informativer, relevanter, besser zu lesen und unterhaltsamer fand als das Darmstädter Echo, das ich mir gerade am Samstag mal wieder gekauft hatte. Danke dafür.

Anlass für diesen Leserbrief ist Ihr Artikel „Grüner Wählerbetrug“ auf der Titelseite. Hintergrund ist die geplante Schließung der Stadtteilbibliotheken in Bessungen und Arheilgen. Darin werfen sie insbesondere dem Grünen Oberbürgermeister Jochen Pratsch vor, noch im Mai 2010 die – damals von der SPD geplante – Schließung mit den Worten: „Einsparungen an dieser Stelle würden zweifelsohne einen sehr großen Schaden hervorrufen, der durch nichts zu rechtfertigen ist“ abgelehnt zu haben. Ich nehme mal an, dass Sie ihn da auch korrekt zitieren.

Grüner Oberbürgermeister in Darmstadt: Jochen Partsch

Wählerbetrug? OB Jochen Partsch

Etwas im Wahlkampf auszuschließen, es dann aber selbst durchzusetzen, kann man tatsächlich als Wählertäuschung bezeichnen (Übrigens: Warum eigentlich nur an Männern?). Hoffentlich ist das Herrn Pratsch ordentlich peinlich.

Ich frage mich jedoch auch: Wie viele Menschen werden Herrn Pratsch ausgerechnet  wegen dieser Aussage gewählt haben? Ist das Thema für die Menschen in Darmstadt wirklich wichtig genug, um allgemein von Wählerbetrug zu schreiben?  Haben wir keine drängenderen sozialen Probleme, dass sodass Sie dieses Thema zum Leitartikel Ihrer Zeitung machen müssen? Dann klagen wir wahrlich auf hohem Niveau. Ich werde am Ende meines Briefes noch einmal darauf zurückkommen.

Doch nun zum Kern des Artikels und meines Leserbriefes. Darmstadt hat offensichtlich jahrelang über seine Verhältnisse gelebt und ist nun hoch verschuldet. Die Grünen waren zwar auch am vorherigen Magistrat beteiligt, aber nur als kleiner Partner einer dominanten und starrköpfigen SPD – das habe sogar ich mitbekommen, obwohl ich mich nicht wirklich mit der die Kommunalpolitik in Darmstadt beschäftigt habe. Dass sie nun – wo sie selbst die stärkste Fraktion stellen – Ernst machen mit dem Sparen, spricht erst einmal für sie.

Das Schöne beim Sparen ist ja, dass jeder dafür ist – solange es ihn nicht trifft. Insofern waren Proteste gegen jede Sparpolitik mehr als zu erwarten.

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Petition: Pädagogen an die Spitze des hessischen Landesschulamtes

Graues Verwaltungsgebäude aus Beton

Beton und Bürokratie wo Bildung verdorrt

Die hessische Kultusministerin ist dabei, die hessische Bildungsverwaltung neu zu strukturieren. Im Zentrum ihrer Reform steht die Gründung des neuen Landesschulamtes (LSA), das die Aus- und Weiterbildung aller hessischen LehrerInnen gestalten soll.

Für die Leitung des LSA wird zur Zeit ein Verwaltungsjurist gesucht. Nachdem schon die FDP den Posten des Staatssekretärs im Kultusministerium mit einem Banker besetzt hat, folgt hier der nächste Schritt zur Verwaltung des Bildungsmissstandes in Hessen.

Dagegen wendet sich eine Petition, die fordert, diese Position mit einer / einem Pädagogin / Pädagogen zu besetzen

Begründung:

Die hessischen Schulen stehen vor großen pädagogischen Herausforderungen: Sie sollen sich selbst verwalten, die Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten verbessern, alle behinderten Kinder in den Regelunterricht integrieren, ein attraktives Ganztagsangebot aufbauen, die Bewegungsdefizite der Medien-Kids aufarbeiten, die Resilienz der SchülerInnen erhöhen, Hochbegabte angemessen beschäftigen, Fächer bilingual anbieten, Mehrsprachigkeit von Anfang an fördern, mehr Projektunterricht anbieten, Eltern kompetent beraten, möglichst alle Bildungsabschlüsse anbieten, trotzdem aber Spezialisierungen ermöglichen.

Die Gestaltung dieser Entwicklung wird mehrheitlich vom neuen Landesschulamt verantwortet werden. Sie erfordert immensen pädagogischen Sachverstand und eine klare Vorstellung davon, auf welche Standards Eltern in Hessen in Zukunft vertrauen können. Die Leitung des Landesschulamtes soll jedoch laut Stellenausschreibung einem Verwaltungsjuristen übertragen werden, der als “Moderator” in Verhandlungen mit unterschiedlichen Interessengruppen fungieren soll. Es ist zu befürchten, dass durch die Konzentration auf “Verhandlungen” die große Chance verschenkt wird, tatsächliche Veränderungen in den hessischen Schulen zu bewirken.

Deshalb fordert die Petition: Die Leitung des neuen Landesschulamtes muss mit einem erfahrenen Pädagogen besetzt werden!

 

Auch die GEW kritisiert die Pläne der Landesregierung:

” Kann die Landesregierung die Begriffe Pädagogik und Bildung eigentlich noch schreiben? Offenbar nicht, denn sonst wären Pädagoginnen und Pädagogen von Bewerbungen um diese Stelle sicher nicht ausgeschlossen worden.”

erklärt Jochen Nagel, Vorsitzender der GEW Hessen.

Es ist offensichtlich, dass CDU und FDP kein inhaltliches Konzept haben, um die Bildungsmisere in Hessen zu beenden.

 

Hier die Petition mitzeichnen:

http://www.avaaz.org/de/petition/Paedagogen_an_die_Spitze_des_hessischen_Landesschulamtes/

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Enzensbergers Fragen zu Europa

Hans Magnus Enzensberger

Hans Magnus Enzensberger (klick auf das Bild, um zum FAZ-Artikel zu gelangen)

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (83) versteht sich seit seinem Reisebericht „Ach Europa“ (1987) als leidenschaftlicher Europäer. Gerade deshalb aber geißelt er das Europa der Brüsseler Bürokraten, Zentralisten und Euromantiker, die dabei sind, aus der bunten Vielfalt des Kontinents ein „Sanftes Monster“ (so der Titel von Enzensbergers 2011 bei Suhrkamp erschienerer Polemik) zu machen. Nun hat er 40 Fragen zu Europa gestellt, die die FAZ über Weihnachten veröffentlicht hat.

 

Ich hatte Enzensberger schon abgeschrieben, nach seinen Entgleisungen zu Saddam Hussein, aber diese Fragen sind geeignet, zum Nachdenken anzuregen. Leider blamiert sich die FAZ, da sie diese Fragen einerseits als “Quiz” bezeichnet (als gäbe es darauf richtige oder falsche Antworten). Andererseits nennt sie die Fragen “hinterhältig” – was völliger Unsinn ist. Außer man bezeichnet das Hinterfragen von sicher geglaubten Gewissheiten bereits als “hinterhältig” – oder die Weigerung Enzensbergers, sich eindeutig auf eine der Seiten in dieser Diskussion zu schlagen. Ein Presseorgan mit intellektuellem Anspruch – und so stellt sich die FAZ ja gern dar – sollte sorgsamer mit Worten umgehen. Selbst zu Weihnachten.

Weil ich aber die Fragen gut und hilfreich finde, mache ich mich hier daran, sie hier einmal öffentlich zu beantworten. Und sei es nur, um damit eine differenziertere Diskussion anzuregen.

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Wieviel müssen Eltern leisten – wann versagt Schule?

Humankapital

Sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium (und vermutlich auch in anderen Schulformen) gelingt es den LehrerInnen nicht, den SchülerInnen die _Fakten_ im Unterricht so zu vermitteln, dass sie auch von allen SchülerInnen wenigstens verstanden werden. Es gibt auch keine Kultur von Seiten der Lehrkräfte um zu prüfen / sicherzustellen, dass die Wissensvermittlung erfolgreich stattgefunden hat.

Auch die meisten Lehrbücher vermitteln das Wissen in der Regel nicht systematisch, sondern anekdotisch (pädagogoisch?), sodass sogar ich als akademisch gebildetes Elternteil mir fehlendes Wissen dort nur mit großer Mühe selbst erarbeiten kann. Die Kinder sind mit den Schulbüchern oft überfordert.

Das führt dazu, dass die meisten SchülerInnen – um überhaupt mithalten zu können – darauf angewiesen sind, dass ihnen Zuhause jemand das erklärt, was sie aus dem Mund der Lehrkraft nicht verstanden haben. Oder Eltern, die wohlhabend genug sind, um Nachhilfe zu finanzieren.

Ich schöpfe meine Erfahrungen nicht nur meiner eigenen abendlichen und wochenendlichen Lehrtätigkeit für meinen Sohn, sondern weiß, dass es zumindest den vielen Eltern von Jungen in den Klassenstufen 3-5 genauso geht. Und ich rede nicht von “Üben” sondern wirklich von grundlegendem “Verstehen” des Stoffes. Insofern werden alle Kinder, deren Eltern diese Lehrtätigkeit aus zeitlichen oder Bildungsgründen nicht leisten können und die nicht zufällig einen guten Zugang zu den Erklährmustern der Lehrkraft haben, schon sehr, sehr früh abgehängt.

Solange Schule nicht die einzelnen Schülerinnen individuell abholt und unterrichtet, sondern die Lehrtätigkeit in die Verantwortung der Eltern verlagert, wird Schule immer reproduzieren, wie Bildung unter den Eltern verteilt ist.

Meine Mindestanforderung ist, das Kinder aus der Schule wiederkommen und den Stoff inhaltlich verstanden haben. Wenn das nicht garantiert ist, versagt die Schule. Wobei ihr bei den aktuellen Klassengrößen kaum eine Wahl bleibt. Hier ist die Politik gefragt.

Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber
Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber

Das Versagen der Schule wird nun auch von einer Studie aus dem CDU-Bundesfamilienministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung bestätigt:

75 Prozent aller Mütter fühlen sich durch die Schule belastet, heißt es in der Studie. Nicht nur durch psychischen Stress, sondern auch durch den Hausaufgabenstress. Es scheint zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Mütter und Väter, praktisch aber vor allem Mütter, die Hausaufgaben betreuen und beim Lernen anwesend sind, nach ihrer Brot-Arbeit den Nachhilfelehrer für die eigenen Kinder geben.

Die aktuelle Diskussion zum Thema und meine Bedenken zur Aussagefähigkeit von Schulnoten schließen da direkt an.

Update 5.4.2016: Spiegel Online hat das Thema aufgegriffen und am Beispiel Referate illustriert. Die Autorin Silke Fokken kommt ebenfalls zu dem Schluss:

Was ist mit den Kindern, deren Eltern keine Zeit, keine Kraft oder keine Lust haben zu helfen? Oder jenen, deren Eltern selbst in “Präsis” ungeübt sind?

Es wird oft beklagt, dass der Schulerfolg in Deutschland zu stark vom Elternhaus abhängt. So ändert sich das sicher nicht.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Siehe auch:

Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Sitzenbleiben

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

 Meine bildungspolitischen Wahlprüfsteine

Veranstaltung: Bildungspolitische Zukunft in Hessen (20.2.2014 )

Schülerforderungen an Landtags-Wahlprogrammen gespiegelt

Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

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