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Vor kurzem waren es noch 18 Apps - jetzt sind es schon 21.

Kennt ihr das? Ihr schaut ausnahmsweise mal wieder Live-TV und dann kommt diese Werbung… ich meine: Nicht gute Werbung, unterhaltsame Werbung oder gar Werbung, die für Produkte interessiert und ihre Vorteile herausstellt.

Sondern deutsche TV-Werbung. Die versucht, an Ängste und niedere Bedürfnisse zu appellieren und unendlich langweilt.

Wie schön wäre es, wenn man dann ein kurzes Spiel spielen könnte, oder ein paar Video-Clips schauen, E-Mails checken, die verpasste Tagesschau nachholen oder ein paar Koch-Ideen für die nächste Mahlzeit sammeln. Und zwar ohne aufzustehen und zum Computer zu gehen (wo das natürlich geht). Und ohne sich mit nem lästig-kleinen Mobil-Display quälen zu müssen. Also auf dem TV-Bildschirm.

Ein paar TV-Geräte Hersteller haben sowas ja schon umgesetzt, aber der (für mich) überzeugendste Ansatz ist der, den  die Deutsche Telekom mit ihrem Produkt Entertain gewählt hat(*). Dort ist jetzt seit kurzem eine Rubrik „TV Apps“ eingebaut, die den ersten Schritt in genau diese Richtung geht.

Zunächst einmal möchte ich jedoch – um der Korrektheit willen – vorweg schicken, dass der Name irreführend ist. Denn es handelt sich hier keineswegs um „Apps“ also um Software, die lokal installiert wird und lokal ausgeführt wird (wie auf den Smartphones), sondern um eine klassische Client-Sever-Architektur, bei der die Anwendung auf einem entfernten Server installiert ist und abläuft und ins heimische Wohnzimmer nur Daten gelangen, was wie dargestellt werden soll (so wie bei klassischen Web-Seiten). Wenn ich aber versuche, meiner Mutter zu erklären, was diese Dinger sind, dann ist der Vergleich mit den Smartphones-Apps (ihr bekannt und von ihr erlebt), nicht nur naheliegend, sondern wirklich hilfreich. Insofern sei die (technisch leicht irreführende) Benennung verziehen und ist zugunsten der typischen Telekom-Kundschaft sogar zu begrüßen.

Im Augenblick kann ich als Entertain- Kunde zwischen 21 komplett kostenfreien und (noch) werbefreien Apps wählen. Das Angebot umfasst 3 Nachrichten-Apps, 2 Spiele-Apps, 5 Service -Apps, 2 Wissens-Apps, 6 Special-Interest (Kochen, Romantik, Auto, 2x Sport, Musik) und 3 mal relativ sinnfreien Video-Content (meine Einschätzung). Das dabei auch die Boulevard-Presse zum Zug kommt, finde ich bedauerlich. Ohne wäre besser.

Bevor ich auf einzelne Apps eingehe, eine Grundsatzkritik: Auch wenn das Angebot zum Launch recht ausgewogen ist, fehlt mir ein Bereich völlig: Wirklich interaktive Apps. Hier ist das Angebot zu kurz gesprungen und verschenkt einen Ausblick auf die Zukunft des TV. Bisher sind es reine Informs-Abruf-Apps, die keine Möglichkeit bieten, mit anderen Nutzern oder Systemen zu interagieren. Da wäre mehr möglich gewesen- doch offensichtlich hält man den Nutzer des das TV-Gerätes für einen reinen Konsumisten ohne eigenen Antrieb. Das mag für weite Teile der TV-NutzerInnen sogar stimmen. Aber nicht für alle – und zumindest den einen oder anderen Versuchsballon in diese Richtung hätte ich von einem sich als innovativ darstellenden Unternehmen erwartet (und damit meine ich jetzt keine App, mit der man bei TV-Sendungen mit tippen/mit raten kann) – das ist primitiv. Aber vielleicht kommt das ja noch. Ein paar Ideen von mir dazu gibts am Ende dieses Artikels. Kostenlos.

Nun zu den Apps (klick auf das jeweilige Vorschau-Bild für einen großen Screenshot):

Fangen wir mit den (für mich) sinnfreien Apps an.

First and very least: „Voll Banane“ ist so ziemlich dass, was man als „Das Schlechteste von YouTube!“ bezeichnen kann. Es erfordert einen sehr skurrilen Humor, um diese App mehr als einmal zu starten. Ich bin sicher, dass diese App ihre Fan-Gemeinde finden wird. Eine gute Gelegenheit, meinen Freundeskreis zu bereinigen.Traut euch!
HeliView ist dagegen schon ein echter Info-Brüller: Hier gibt es Videos aus dem Hubsrauber, der über Massentourismus-Gebiete fliegt, und Hotel-Ressorts von oben zeigt- mit der Möglichkeit, direkt zu buchen. Wer Wert auf sein Wiener Schnitzel mit Pommes, einen Pool am Hotel (obwohl das Meer so nah), deutsche Tischnachbarn und eine deutschen Zeitung zum Frühstück legt, wird begeistert sein! Und bekommt gleich eine Telefonnummer angezeigt, unter der er direkt buchen kann. Wer allerdings richtig zu Reisen versteht, ist hier falsch. Einen gewissen Unterhaltungs-Faktor kann ich aber nicht verneinen. Hotels von oben
Auch PanoramaTV ist nicht nicht völlig langweilig. Es zeigt – live- die Bilder diversen Web-Cams in der Welt. So spannend, wie halt Web – Cams so sind. Das lustigste an dieser App war die Beschwerde eines Nutzers im Entertain-Web-Forum, dass bei ihm das Bild einfach nur schwarz sei. Worauf er von einem anderen User darauf hingewiesen wurde, das das Nachts nicht so ungewöhnlich sei. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Die Special Interest Apps sind schnell beschrieben:

– Der ADAC bietet Infos und Videos um Auto-Neuheiten und Sicherheit – auch wer auf Crash-Test-Dummies steht, wird hier fündig.
– Romance TV – Inhalte fürs altmodisch-romantische Herz. Rosamunde Pilcher et.al.
– BonGusto TV: Hier lernst du zwar nicht wirklich Kochen, aber man kann sich durch Rezepte und Koch-Videos durchaus Anregungen holen.
– QTom spielt die Musik passend zu deinem Geschmack – jedenfalls wenn du dich relativ oberflächlich mit Musik beschäftigst. Wer Dudelfunk hört, wird hier bestens bedient.
– Sport1: Profi-Sport Bilder und Videos vom gleichnamigen TV-Sender.
– MyTraining: Fitness-Videos zum Mit-und Nachmachen mit relativ ansehnlichen TrainerInnen und beruhigendem Blick aufs Meer.

 

Schon interessanter sind da die:

Wissens-Apps

Welt der Wunder“  erklärt Naturphänomene, informiert  über populäre Zivilisations-Krankheiten, zeigt interessante Aufnahmen aus dem  Tierreich und vieles Skurrile und Ungewöhnliche mehr (jedoch meist aus der Kategorie „unnützes Wissen“). Oberflächlich, aber unterhaltsam.

Besser gefällt mir noch „HistoClips“, eine App, die zu jedem Tag im Jahr ein Video präsentiert, das ein historisches Ereignis beschreibt, dass in Zusammenhang mit diesem Tag steht. Das ist unterhaltsam und informativ zugleich und eröffnet einem durch den Tagesbezug Zugang zu neuen Themen. Auch hier bleiben die kurzen Videos natürlich an der Oberfläche, aber mehr kanman von kurzen Videos auch nicht nicht erwarten. Kritisch sei angemerkt, dass hier für meinen Geschmack kriegerische Ereignisse etwas zu sehr im Mittelpunkt stehen, aber es gibt auch reichlich anderes Material.

Bei beiden Apps gilt natürlich, dass hier dem Internet-Nutzer die gewohnte Verlinkung zu vertiefenden Informationen wie im Web fehlt. Ein Manko des Mediums Fernsehen, dass die Anbieter aber spätestens mittelfristig überwinden sollten – bevor der PC (mit Google TV) oder die Game-Box (Apple, Microsoft) den Fernseher verdrängt.

Mehr Apps dieser Art fände ich jedenfalls toll. Bildung und TV gehen sehr gut zusammen und Apps, die Inhalte attraktiv und aktiv präsentieren, funktionieren besser als Archive (Mediatheken) in denen die NutzerInnen aktiv ein Such-Interesse entwickeln müssen – ohne damit den Mediatheken die Berechtigung absprechen zu wollen. Beides hat seine eigenen Zielgruppen.

Einen Schritt interaktiver sind die

Service Apps

Alltäglich und fest selbstverständlich ist eine Wetter-App, die das Wetter bis hinunter aus lokale Ebene voraussagt. Nicht immer richtig – aber da muss sie sich vor anderen Wetter-Services, Wahrsagern und den sogenannten Wirtschafts-„Weisen“ nicht verstecken.

Autokauf und Wohnungsssuche sind da schon weniger alltäglich – aber wenn man davon betroffen ist, dann ist es ziemlich cool (und Familien- freundlich), zumindest die Grob-Auswahl am TV Gerät vornehmen zu können zu können. Die AutoScout24 und ImmoScout24 – Apps machen  es möglich. Interessante Angebote kann kann man sich (oder suchenden Freunden) dann per E-Mails zuschicken. Die Adresseingabe per Fernbedienung ist zwar umständlich, aber den Umständen entsprechend gut gelöst. Leider speichert die ImmoScout App die Suchanfrage nicht. Das würde die Nutzung deutlich attraktiver machen. Auch sind nicht alle Angebote aus dem Web auch auf dem TV zu sehen – anhand welcher Kriterien ImmoScout entscheidet, habe ich noch nicht herausgefunden.

Wer seine privaten Fotos und Videos mit der ganzen Familie oder den besuchenden Großeltern gemeinsam ansehen will, seine Nachbarn mit Urlaubseindrücken beeindrucken – oder langweilen – will oder gemeinsam mit den Freunden die Erinnerungslücken von der letzten Party füllen will – wird von der Mediencenter-App begeistert sein. Krankte das (beim Entertain-Anschlusss inklusive) Telekom-Mediencenter bisher daran, dass man seine Werke (im Gegensatz zu ähnlichen Diensten) – nicht öffentlich verbreiten konnte – nun hat es einen echten Wettbewerbsvorteil. Denn seit Dia-Shows durch die Digitalisierung der Fotografie fast ausgestorben sind, war der PC als Präsentationsmedium höchstens ein minderwertiger Ersatz. Er eignet sich nur begrenzt dazu, etwas einer ganzen Gruppe zu zeigen. Anders das TV Gerät! Ich schiebe am PC meine Fotos und Videos einfach ins Mediencenter und schon kann ich sie auf meinem Entertain-Fernsehgerät zeigen. Klasse!

Weniger wichtig finde ich die E-Mail Applikation, mit der ich in der Werbepause oder während einer unendlich ausgedehnten Verfolgungsjagd oder Knutsch-Szene mal einen Blick in mein T-Online Postfach werfen kann. Das TV Gerät ist einfach nicht das richtige Medium für die E-Mail Nutzung – auch wenn sich die Telekom hier wirklich viel Mühe gegeben hat, die Benutzungsoberfläche so bedienerfreundlich wie möglich zu gestalten. Man merkt, dass hier viel Arbeit drin steckt.  Und irgendwie praktisch ist es in bestimmten Situationen schon, mal eben ins Postfach schauen zu können.

Die

Spiele Apps

sind schnell beschrieben:

Einen einfachen Schach-Computer im Fernseher? Toll! Die Schach-App werde ich sicher  öfter nutzen. Ein ganz toller Service, auch wenn er sicher keine Nutzer-Massen anziehen wird. Auch nix für Schach-Profis – aber für Leute wie mich. Danke!

Das andere Spiel „Rockswap“ ist mir dagegen nicht wirklich zugänglich. Aber es wird auch seine Nutzer finden. Bei Spielen bin ich einfach nicht repräsentativ.

Hier hat Entertain noch sehr viel Potential. Spiele auf dem Bildschirm mögen kein Differenzierungsfaktor sein, aber wer sie vernachlässigt, unterschätzt das Sucht- und Spaß- Potential. Spiele sind eine einfachen und günstige Möglichkeit, Nischen-Zielgruppen anzusprechen und zu binden.

 

Nachrichten Apps

Die Tagesschau verpasst? Für Entertain-Kunden mit der Tagesschau-App keine Problem mehr. Die App biete nicht nur die Sendung, sondern hat auch eine Super-Kurz Version und man kann gezielt einzelne interessante Beiträge ansehen, muss also nicht die ganze Sendung schauen. Sehr praktisch!Klar, wer den ganzen Tag am Internet hängt, braucht die „alten“ News am Abend meist nicht mehr, aber für alle anderen ist das sehr praktisch.

Wer statt Videos mehr auf Text und Fotos steht, wird in der T-Online News App fündig. Hier gibts die News von t-online.de auch für den TV aufbereitet. Durchaus auch längere Texte mit echten Hintergrund-Infos und gut (TV-tauglich) umgesetzt.

Damit kann man sich am TV-Gerät jetzt auch (Programm-unabhängig) grundlegend über die aktuellen Nachrichten informieren.

 

Pro-Tipp: Man kann auf der App-Übersichtsseite auch die Reihenfolge der Apps selbst festlegen. Und zwar jeder Nutzer für sich selbst. Was insbesondere wichtig wird, wenn die Zahl der Apps weiter steigt. Einfach mal probieren. Ist echt praktisch.

 

 

Welche Apps ich gern noch sehen würde:

– Twitter-App (hier braucht es noch einen innovativen Weg, um die Texteingabe am TV-Gerät zu erleichtern, aber da hätte ich schon ein paar Ideen)

– Video-Telefonie-App

– Sprachkurse

– Einfache Spiele-(Klassiker) wie Sodoku, Tetris, Minesweaper, Mühle, Dame, …

– IMDB -App – Film-Informationen gehören einfach aufs TV-Gerät („wie heißt doch gleich der Film/Schauspieler/…“)

– You dont know Jack

– Pizza-Bestell-Service-App

– Lokale Veranstaltungstipps

– Mit Laufband/ Trainings-Rad verbundene App (die mich durch verschiedene Landschaften fahren lässt). Brauche ich zwar nicht unbedingt, aber wäre – besonders im Herbst/Winter – ein echter Knaller und für den Hersteller solcher Geräte ein tolles Verkaufs- Argument.

 

– …

(wird fortgesetzt)

 

Für die zukünftige Entwicklung wird sicher die Tatsache, dass man an der Entertain Box keine weiteren Endgeräte (Tastatur, Mikro, Joystick, anderes USB-Spielzeug) anschließen kann, ein bedauerliches Hemmnis sein. Sonst könnten wir über Entertain noch viel mehr tolle Sachen machen. Aber vielleicht ändert sich das ja.

Wer TV-App für Entertain entwickeln möchte, kann sich hier bewerben. Aber vorsicht, die Entwicklung muss in MS .net und für das Mediaroom Presentation Framework erfolgen – das ist etwas anderes als eine Java oder HTML5 Entwicklung – vor allem beschränkter in den Möglichkeiten und sehr restriktiv.

Wer herausfinden möchte, ob Entertain bei ihm / ihr verfügbar ist, findet hier die Antwort.

 

Update: Drei neue Apps sind nun auf Entertain verfügbar. Hier gibts eine Kritik.

 

(*)  Ich will nicht verschweigen, dass ich an der technischen Umsetzung mitgewirkt habe. Da ich jedoch nicht an der Idee und Konzeption beteiligt war, kann ich beides hier frei loben und kritisieren. Für eine gewisse positive Grundhaltung bitte ich angesichts der eigenen Verstrickung um Verständnis.