Bedürfnis angepasstes Bildungskonzept

von Marion Wolf

I) Anthropologische Voraussetzung

Der Mensch ist das höchst entwickelte Wesen auf Erden. Neben den angeborenen Instinkten und Verhaltensweisen höherer Tiere hat die Evolution mit unserem Großhirn ein neues Experiment gewagt:  Wir sind in hohem Maße lernfähig, kreativ und können unser Verhalten bewusst steuern. Dadurch verkürzt sich die Entwicklung unserer Spezies von Jahrmillionen auf einige Tausend Jahre. Je weiter die Menschheit entwickelt ist, umso schneller funktioniert das Fortschreiten, weil eine breitere Basis an Errungenschaften mehr Kreativität ermöglicht.

Der Nachteil dabei: Die Erkenntnisse werden nicht gleich im Erbgut niedergeschrieben, sie müssen von jeder Generation neu erlernt werden. Und soweit das Wissen nicht weitergegeben wird, geht es verloren und muss durch Versuch und Irrtum erneut errungen werden.

Um alle Menschen in den Genuss von Techniken kommen zu lassen, muss die Fertigkeit dazu weitergegeben werden. Dies setzt einmal voraus, dass

  1. der Erfinder das Geheimnis seines Könnens preisgibt,
  2. das Wissen von Zeitgenossen weitergetragen wird
  3. der Meister es nachfolgende Generationen lehrt.

Was nicht kommuniziert wird, geht verloren! Das bedeutet Rückschritt für die gesamte Menschheit.

Dies gilt nicht nur für Jagd, Acker- und Gartenbau, sowie Tierhaltung, die Zubereitung von Nahrungs- und Heilmitteln, die Herstellung von Kleidung, Möbeln, Werkzeugen, Transportmitteln und Energieträgern, sondern auch für die Entwicklung und den Gebrauch von Sprachen und das Überdenken von Konfliktverhaltensweisen.

Wenn man betrachtet, mit welch hochentwickelter Technik wir heutzutage umgehen und auf welch primitive Weise die meisten Menschen in hochtechnisierten Zivilisationen miteinander umgehen – mit der Folge, dass die Gesellschaften zunehmend neurotisieren – wird klar, was im letzten Jahrhundert bildungsmäßig versäumt wurde.

Bildung soll Menschen  ermöglichen, ihr Leben selbständig zu meistern. Tatsächlich lernen die meisten herzlich wenig davon, was sie wirklich brauchen – oft genug mit Methoden, die schon seit mehreren Generationen als überholt gelten – mit der Folge, dass Schule als lästiger Trott erlebt wird, den man möglichst ignorant hinter sich bringt…

Erfolgreiche Alternativen prallten an den ideologischen Scheuklappen pädagogisch unbedarfter Politiker und Publizisten ab.

II) Frühkindliche Entwicklung

Bildung bedeutet die Erstellung und Vertiefung von Gehirnstrukturen, die es dem Menschen ermöglichen, sachgerrecht und folgerichtig zu denken. Während der ersten drei Lebensjahre wird die Denkweise zu etwa 85% geprägt – was versäumt wird, muss nachgelernt werden, was falsch programmiert wurde, in langwierigen Therapien aufgearbeitet und neu eingeübt – was nur teilweise gelingt.

Bereits vor der Geburt werden Kinder beeinflusst: Ängste und Aggressionen übertragen sich mit Hormonen im Blut der Mutter auf den Fötus, prägen die Gefühlswelt des Neugeborenen und das Verhalten im Kleinstkindalter. Die durch vorgeburtliche Erlebnisse entstandenen Schäden lassen sich wieder heilen – wenn sie erkannt und behandelt werden. Vorbeugen ist auch hier besser, als heilen: Werdende Mütter sollten in harmonischen Verhältnissen leben…

Die Geburt sollte schonend verlaufen – Kinder mit gleißendem Licht zu blenden und mit Schlägen zu empfangen, ist grausam. In einer warmen Atmosphäre erleben sie, willkommen zu sein. In den ersten Tagen und Wochen prägen sich Babys nicht nur Gesichter und Stimmen ihrer Bezugspersonen ein, sondern machen auch grundlegende Erfahrungen mit denselben.

Menschenkinder kommen so unfertig auf die Welt, dass sie in höchstem Maße auf Fürsorge angewiesen sind. Die Art, wie diese stattfindet, prägt ihr Urvertrauen.

Die Umgebung, in die sie hineingeboren werden, prägt ihr Weltbild:

Leer oder bunt? Geordnet oder chaotisch? Stinkend oder duftend? Eintönig oder abwechslungsreich?

Die Zuwendung, die Säuglinge erfahren, prägt ihr Selbstwertgefühl und fördert ihre geistige Entwicklung. Je mehr ein waches Baby beobachten kann, umso mehr Eindrücke speichert es.

Dabei möchte es sich in Obhut wissen, denn auf sich selbst gestellt wäre es dem Untergang geweiht. Ein Urinstinkt tierischer Vorfahren warnt vor der Gefahr, als leichte Beute gefressen zu werden, selbst kann es keine Nahrung suchen, sich nicht säubern, nicht flüchten. Wer Babys allein lässt oder auf ihr Schreien nicht reagiert, weckt panische Ängste, nicht überleben zu können…

So wie der Körper des Fötus im Mutterleib die Entwicklung vom Einzeller zum Menschen durchläuft, entwickelt das Kind seinen geistigen Horizont analog zur Geschichte der Menschheit:

Je öfter es angesprochen wird, umso schneller versteht es die Sprache – Voraussetzung, um in die Gemeinschaft hineinzuwachsen und sich im sozialen Alltag zurechzufinden. Babys kann man nicht überfordern – wenn sie genug haben, wenden sie sich ab, dösen vor sich hin oder schlafen ein. Ebenso hören sie auf zu trinken, wenn sie satt sind. Körper und Hirn wissen selbst, wieviel sie verarbeiten können. Man sollte ihre Signale respektieren.

Sobald sich Nahrungsaufnahme und Verdauung eingependelt haben, die Lebenswelt optisch und akustisch erfasst ist, beginnen Kinder, sich fortzubewegen und möchten ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Sie probieren festere Nahrung und die ersten Verhaltensweisen, üben die Geschicklichkeit ihrer Hände, Gestik und Mimik. Sie lachen, wenn andre spielerisch mit ihnen Kontakt aufnehmen, testen, wie ihre Reaktionen ankommen. Dabei setzt sich im Hirn der Kinder fest, welches Sozialverhalten von ihnen erwartet wird oder welches bei anderen erfolgreich ist:

  • Kinder, die nicht beachtet werden, entwickeln sich zu Nervensägen.
  • Kinder, denen der Mund verboten wird, trauen sich nie, ihre Meinung zu sagen.
  • Kinder, die ständig umtütelt werden, entwickeln sich zu Egozentrikern.
  • Kinder, die gequält werden, entwickeln soziale Ängste.
  • Kinder, die von allem ferngehalten werden, trauen sich nichts zu.

Welches Erziehungsverhalten ist in dieser Phase angebracht?

Kleinstkinder sollen:

  • Zuwendung bekommen, aber auch erkennen, dass sie ein Teil der Gruppe sind
  • soweit gefahrlos möglich, mit Dingen experimentieren dürfen, Hilfe und Anleitung, Lob für Leistungen, aber auch klare Grenzen gesetzt kriegen.

Bereits im zweiten Lebensjahr lernen Kinder das Grundprinzip von Moral. Sie erkennen, was gut und böse ist – sofern man ihnen das konsequent nahebringt…

Zieht ein Kleinstkind jemanden an den Haaren, tut das weh.

  • Eine Katze wird sich wehren und das Kind kratzen. Wenn nun das schreiende Kind bedauert wird und die Katze als Übeltäter hingestellt, glaubt das Kind, es habe ein Recht, die Katze am Fell zu ziehen. Besser wäre es, dem Kind klarzumachen, dass sich die Katze nur gewehrt hat, weil ihr Schmerz zugefügt wurde – dadurch lernt das Kind Respekt vor Tieren.
  • Zerrt es an Mamas Locken, die verzieht das Gesicht und meint in süßlichem Ton „nein-nein-nein“, so hält das Kind Haareziehen für ein lustiges Spiel und macht es immer wieder. Schreit Mama „Au!“ und schaut das Kind böse an, kapiert es sofort: ‘Das war falsch.’ Möglicherweise fängt nun das Kind zu plärren an, weil es befürchtet, Mamas Zuneigung zu verlieren, von der es doch abhängig ist. Nun das brüllende Kind in die Arme zu nehmen und zu hätscheln würde signalisieren, Mama meinte das garnicht ernst – und schon zieht der kleine Racker erneut an Mamas Haaren, weil das doch ein aufregendes Theater ist. Sagt sie stattdessen: „Nicht weinen, gib Mama ein Küsschen, dann ist alles wieder gut“, hat das Kind zweierlei kapiert: Haareziehen ist böse, Fehler kann man wiedergutmachen.
  • Zieht es ein anderes Baby an den Haaren und das schreit, ist es irritiert, schaut verunsichert oder heult mit. Tröstet man den Übeltäter nun, denkt der: Ich bekomme Aufmerksamkeit, wenn ich andre quäle. Richtiger wäre es, dem Kind klarzumachen, dass Haareziehen „Aua“ verursacht. Wenn man dann dem Kind das Versprechen abnimmt, sowas nicht wieder zu tun (die gute Absicht sollte mit Kopfnicken bekräftigt werden), ist der erste Schritt getan. Direkt danach sollte eine Geste der Versöhnung eingeübt werden. Ein Streicheln zeigt dem Opfer, dass es nicht böse gemeint war und ein geteilter Versöhnungs-Keks dürfte das Vertrauen zwischen den lieben Kleinen wiederherstellen.

Kleinstkinder versuchen erste Worte auszusprechen und ihre Bedürfnisse zu äußern. Dabei kann man ebenfalls viel falsch machen:

  • Schenkt man der kindlichen Sprache keine Beachtung oder belächelt sie nur, nimmt man dem Kind das Interesse oder den Mut, sich selbständig auszudrücken.
  • Lässt man die Fehler im Raum stehen, gewöhnt sich das Kind eine falsche Ausdrucksweise an – was den Anfang einer Karriere als Schulversager bedeuten kann.
  • Hat man Scheu, das Kind zu berichtigen, suggeriert man ihm, sein Selbstverständnis sei unantastbar –
    die Folgen sind Überempfindlichkeit und Zickigkeit.
  • Hört man dem Kind aufmerksam zu und berichtigt seine Ausdrucksweise in freundlichem Ton, lernt es nicht nur ordentlich sprechen, sondern indirekt auch, dass Kritik hilfreich gemeint ist.

In dieser Phase brauchen Kinder also viel Zuwendung. Aufmerksame Betreuung durch einen überschaubaren Kreis von Bezugspersonen sollte in diesen ersten Jahren gewährleistet sein. Um ein kindgerechtes Erziehungsverhalten sicherzustellen, muss die finanzielle Förderung der Betreuung vom Nachweis pädagogischer Fähigkeiten abhängig gemacht werden. Diese werden von Eltern durch einen theoretischen und praktischen Test nachgewiesen. Die Voraussetzungen dafür können bei unzureichenden  Kenntnissen durch den Besuch von VHS-Kursen erzielt werden.

Im Kindergartenalter (etwa 3-5 Jahre) sollen die sozialen Normen verfestigt werden, der Wortschatz erweitert, die Motorik ausgebaut, musische Grundlagen gelegt.

Dazu gehören:

  • höfliches Benehmen, friedliche Konfliktlösungs-Strategien, Ritual-Spiele
  • Farben, Kleidungsstücke, Möbel, Geschirr, Fahrzeuge Lebensmittel, Pflanzen und Tiere benennen, geometrischen Formen erkennen.
  • schaukeln, klettern, balancieren, hüpfen, springen, einen Ball fangen, ein Dreirad treten und lenken.
  • Kinderlieder singen, Rhythmus-Instrumente spielen, malen, tanzen, Mosaiken gestalten.

In die Zeit vom 2.-6. Lebensjahr fällt auch die frühkindliche Trotzphase. Kleinkinder haben bereits ein ICH-Bewusstsein und möchten selbst entscheiden andrerseits fehlt es meist am Horizont, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Erziehern stehen sie skeptisch gegenüber, weil sie von denen abhängig sind. Hier ist es hilfreich, wenn Außenstehende (Nachbarn oder Besucher) dem Kind bestätigen, dass es soziale Regeln einhalten soll oder in einer gefährlichen Umgebung (wie auf einer Straße oder an einem Ufer) gehorchen.

Ob das nun die Forderung der Mutter ist, an ihrer Hand zu gehen, fremdes Eigentum nicht anzutasten, sich für Geschenke zu bedanken oder extremen Lärm zu vermeiden.

Daneben kann man Trotz-Kinder durch mittelbare Erziehung zur Einsicht bringen:

Eine kleine Szene mit Puppen, Plüschtieren oder ein Kasperltheater kann den Konflikt spiegeln. Die Erfahrungen der Identifikationsfiguren führen dem Kind neutral vor Augen, was passiert, wenn…
Es folgt ein Aha-Erlebnis in der Anderswelt und die Umsetzung ins eigene Leben. (Seminar-Angebot unter http://dichterseele.beepworld.de)

Gutenachtgeschichten, kurze Zeichentrickfilme und Märchen können die gleiche Funktion übernehmen. Man muss nur etwas Passendes finden…

III) Bedürfnisangepasste Inhalte und Lehrmethoden

Etwa vom 5. bis 8. Lebensjahr sind Kinder im Vorschulalter. Der Eintritt in diese Phase ist individuell verschieden, das Verharren darin dauert unterschiedlich lange.

In dieser Zeit sind Kinder neugierig auf Schriftzeichen und Zahlen.  Nach Kenntnis der Buchstaben bedarf es eines Reifeschubs, um daraus Wörter zu bilden. Außerdem entwickelt sich das Interesse an einfacher Technik und baulichen Strukturen.

Anstatt alle Kinder eines Jahrgangs über einen Kamm zu scheren, sollte eine individuelle Schulung durch schrittweisen Eintritt in ein Montessori-Programm erfolgen.

Maria Montessoris Wahlspruch: „Hilf mir, es selbst zu tun“.

Die Kinder bekommen Lernmaterial, mit dem sie spielerisch üben können, solange sie Lust haben oder sich konzentrieren können. Der Lehrer gibt anfangs eine kurze Anleitung und hilft bei Bedarf, wenn die Kinder alleine nicht zurechtkommen. Es bleibt den Kindern überlassen, womit sie sich beschäftigen – jedes Kind sucht instinktiv jene Herausforderung, für die es reif ist. Was seinen Horizont übersteigt, ist uninteressant. Sobald ein Kind einen Bereich beherrscht, bekommt es eine Medaille und das darauf aufbauende Lernspiel.

Auf diese Weise wird kein Kind über- oder unterfordert: Jedes Kind lernt entsprechend seiner Intelligenz und seines Reifegrads zum richtigen Zeitpunkt und im eigenen Tempo.

Die Grundschule beginnt, sobald ein Kind ganze Sätze sprechen, Wörter zusammensetzen, bis 30 zählen und einstellige Zahlen zusammenrechnen und abziehen kann. Außerdem soll die frühkindliche Trotzphase abgeschlossen sein. Das Kind muss soziale Regeln anerkennen, sich in eine Gemeinschaft einfügen und Anweisungen befolgen können.

Zu Schulbeginn lernen sich Lehrer und  Kinder erstmal spielerisch kennen. Dann werden Regeln für den Umgang miteinander und das Unterrichtsgeschehen aufgestellt und ihr Sinn erklärt. Dadurch beugt man Verhaltensunsicherheiten und sozialen Spannungen vor.

Anschließend wird projektorientierter Unterricht im Prinzip des Entdeckenden Lernens nach dem französischen Lehrer Freinet angeboten. Die Projekte beinhalten Themen aus Haus-, Forst- und Landwirtschaft, Gartenbau, Handwerk und Naturmedizin – entsprechen also dem noch gültigen Wissensstand des Mittelalters.

Die Kinder lernen dabei die Arbeitswelt in der Praxis kennen, bekommen in Kleingruppen unterteilt Aufgaben, im Zusammenhang mit dem Ausflug Einzelheiten zu untersuchen, zu beschreiben und zu berechnen. Rechnen und Deutsch werden also im Rahmen von Sachkunde geübt.

In den Kleingruppen ergänzen sich unterschiedlich Begabte und helfen einander. Der Lehrer hilft mit gezielten Fragen, notfalls mit Erklärungen, wenn die Kinder nicht weiterwissen. Die Ergebnisse aller Kleingruppen werden in der Klasse zusammengetragen und erörtert.

Danach wird das Erlernte bei praktischer Anwendung vertieft. Dabei wird nach Möglichkeit Altmaterial wiederverwendet. Die Klasse…

  • legt ein Beet im Schulgarten an / zieht Blumen, Gemüse und Heilkräuter
  • spinnt und walkt Wolle / strickt Mützen und Schals für den Eigenbedarf, formt einen Hut
  • häkelt Babyjäckchen aus Wollresten / näht Puppenkleider aus Stoffresten
  • fertigt Schuhe mit Sohlen aus Lederresten oder Altreifen an
  • kocht in regelmäßigen Abständen in der Schulküche das Mittagessen für alle
  • bäckt Kuchen und Plätzchen für die Geburtstagskinder des Monats
  • mauert kleine Objekte oder lackiert Türen, Zäune, Geländer für gemeinnützige Projekte

Wichtig ist, dass die Kinder ihrer natürlichen Neugierde folgend lebenspraktische Fertigkeiten entwickeln, die sie im Alltag verwenden können, dabei im Sinnzusammenhang Berechnungen durchführen, Sachberichte schreiben und Erlebnisse schildern. Dabei werden Rechtschreibung und Grammatik geübt und der Wortschatz erweitert. Die Motivation dazu erhalten sie aus dem unmittelbaren Umgang mit konkreten Aufgaben.

In einem Abschluss-Test zeigen sie, was sie theoretisch und praktisch gelernt haben. Wer nicht besteht, kann an einem ähnlichen Projekt teilnehmen und den Test wiederholen. Dieses steht auch Interessierten offen, die Spaß an der Sache haben, noch mehr wissen oder die Aufgaben besser beherrschen wollen.

Der zeitliche Umfang der Projekte sollte etwa 1-3 Wochen betragen – im Schnitt also 2 Wochen. Die Schule bietet Projekte auf verschieden Stufen an, wobei die höheren Stufen auf dem Wissen der unteren aufbauen.

Grundschüler sollen auch die Geschichte ihrer Heimat erfahren: Frühere Lebensverhältnisse anhand von Baustilen und Trachten vergangener Jahrhunderte kennenlernen, dazu Sagen und Märchen aus der Region lesen, Museen, Schlösser und Kirchen besuchen, sowie ihre heimische Mundart pflegen.

Alle Kinder sollen sämtliche Sportarten kennenlernen und eine Doppelstunde lang ausprobieren dürfen. Bei Interesse kann ein kostenloser Schnupperkurs belegt werden. Besondere Talente werden weiter gefördert. Im Schulalltag sorgen Yoga-Übungen, Gruppentänze und Ballspiele für tägliche Bewegung in den Pausen.

Weiters soll jedes Kind alle Instrumente kennenlernen, eine Stunde praktisch ausprobieren und bei Interesse einen kostenlosen Schnupperkurs besuchen dürfen. Auch hier gilt, dass besondere Talente gefördert werden. Im Schulalltag (beispielsweise auf Wanderungen zu einem Lernort oder zur Feier beim Abschluss eines Projekts wird regelmäßig gesungen, altes Liedgut tradiert, neues vorgestellt. Dies fördert die gute Laune, das Gemeinschaftsgefühl, die Beherrschung der Stimmbänder und die Disziplin. Weiters soll sich jedes Kind bei  Jam Sessions an Rhythmus-Instrumenten ausprobieren und dabei musiktherapeutische Gruppen-Erfahrungen sammeln.

Bei Theaterprojekten üben Kinder Gestik, Mimik und Rhetorik, lernen ihre Auftritte koordinieren, Zuverlässigkeit im Team und altersgerechte Dramen kennen. Man kann auch mit einer Theatergruppe gemeinsam ein eigenes Stück entwickeln. Über die darzustellenden Charaktere wird psychologisches Wissen vermittelt. Beim Basteln des Bühnenbilds werden handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten gefördert.

Im Kunstbereich werden in diversen Projekten die Grundlagen des Malens mit Wasser-, und Acrylfarben, des Zeichnens mit Bleistift, Kohle, Kreide, des Gestaltens mit Pappmachée, des Schnitzens und Töpferns, des Kartoffel- und Linoldrucks, das Basteln von Mobiles geübt. Auch hier wird im Rahmen jedes Projektes berechnet und beschrieben.

Hat ein Schüler erfolgreich an mindestens einem Projekt aus jedem Bereich teilgenommen, kann er zur Mittel-Schule wechseln oder eine 1-2-jährige Hilfsarbeiterlehre machen. In der begleitenden Berufsschule lernt er neben theoretischem Fachwissen auch die Grundlagen von Kommunikation und Erziehung.

In der Mittelschule werden musische und sportliche Talente weiter gefördert, Pflichtkurse sind die abstrakten Begriffe und ihre genaue Bedeutung, Musikgeschichte, Kunstgeschichte, Lektüren aus der Literaturgeschichte, Aufbau und Eigenheiten literarischer Genres. In der künstlerischen Praxis werden Grundkurse im Malen mit Ölfarben, Tuschezeichnen,  Bildhauerei, Metallguss, Origami und Scherenschnitt abgehalten.

Weiters werden – entsprechend dem Zeitalter der Aufklärung – Naturwissenschaften gelehrt: Systeme der Biologie, Physik und Chemie, Maschinenbau, ein Abriss der Erdgeschichte samt der Evolution des Lebens, dazu ein weltweiter Überblick über die Geschichte menschlicher Kulturen und ihrer herausragenden Persönlichkeiten. Außerdem deutsche Grammatik und Fremdsprachen.

In Mathematik wird Geometrie über die Konstruktion einfacher Bauwerke vermittelt, weiters das Erstellen eines Familien-Etats und die Kalkulation für Kleinbetriebe gelehrt, sodass Absolventen in der Lage sind, ihre materiellen Bedingungen eigenständig zu verwalten und notfalls eine Hütte selbst zu bauen. In Physik kann man alte Autos und Elektrogeräte  zerlegen und die dahinter stehenden Erfindungen und ihre Wirkungsweise erläutern und ausprobieren. In Chemie werden Lebensmittel, Körpersäfte und Bodenproben untersucht.

Die Schüler absolvieren während ihrer Mittelschulzeit jedes Jahr ein 4-wöchiges Ferienpraktikum nach Wahl in wechselnden Handwerksbetrieben (6 Stunden täglich an 5 Werktagen), sodass sie Einblick in verschiedene Berufswelten bekommen. Damit ebnet man einerseits den Weg zu einer Lehre, andererseits können Fertigkeiten aus dem Gebiet eines späteren akademischen Berufs erworben werden. Wer Medizin studieren will, sollte die Krankenpflege kennenlernen, wer Architekt werden will, auf dem Bau arbeiten, wer Ingenieur werden will, in der Schlosserei helfen usw. Die Praktikanten sollen zupacken und dafür ein Lehrlingsgehalt bekommen.

In persönlichkeitsbildenden Kursen werden Lebenseinstellungen, Konfliktverhaltensweisen, und Wertvorstellungen hinterfragt, die Bedürfnis-Struktur durchgecheckt, in Gruppenarbeit positive Ausdrucksweisen erarbeitet und bei Rollenspielen angemessenes Verhalten eingeübt. (Curricula dazu biete ich an.) Dadurch werden künftige Generationen fähig, in Familie und Beruf auf friedliche Weise faire Entscheidungen zu treffen, mit der Auswirkung, dass privater Hickhack und Mobbing im Beruf unterbleiben, dadurch die Scheidungsrate sinkt, psychosomatischen Krankheiten und Kriminalität vorgebeugt und in Betrieben effektiv gearbeitet wird. Außerdem absolvieren alle Mittelschulabgänger einen Grundkurs in Babypflege und ein Seminar über Kindererziehung, um auch für ihre Aufgabe als zukünftige Eltern gewappnet zu sein.

Die Folge wäre

  • ein immenser Kostenrückgang öffentlicher Ausgaben
    (Gesundheit, Sozialhilfe, Sicherheit)
  • eine Steigerung des Sozialprodukts
    (weniger Fehlzeiten und mehr Leistung)
  • eine weitaus höhere Lebensqualität für alle
    (weniger soziale Irritationen, mehr Erfolg und Freude)
  • in einer harmonischeren Gesellschaft
    (Frieden durch Zufriedenheit)

Soweit es die schulische Organisation ermöglicht, kann jeder Schüler seinen Stundenplan selbst zusammenstellen. Die Schüler belegen so viele Kurse, als sie zeitlich schaffen und geistig verkraften. Der Schulabschluss wird dann bescheinigt, wenn alle Pflichtkurse erfolgreich absolviert wurden. Wer sich in einem Fach schwer tut, kann einen Förderkurs dazuwählen, wo der Stoff ausführlich geübt wird. Wer einen Test nicht besteht, kann den Kurs wiederholen. Das hat den Vorteil, dass Schüler ihre Schulzeit entsprechend ihrer Reife und Intelligenz in individuellem Tempo durchlaufen. Pauschale Sitzenbleiber gibt es nicht, wegen einzelner Fehlleistungen wird keiner gehindert, in andren Fächern weiterzukommen. Hochbegabte müssen keine Zeit verplempern und verlieren nicht die Lust am Lernen. Die Reihenfolge der Fächer-Wahl kann nach Interesse und Reife erfolgen.

Für den Zugang zu einer Berufsausbildung oder den Besuch einer weiterführenden Schule werden unterschiedliche Voraussetzungen an wissenschaftlichen Standards festgelegt, die im Mittelschulzeugnis verankert sein müssen.

In der Kolleg-Stufe wird das in der Mittelschule erworbene Wissen weiter ausdifferenziert:

Basiswissen von Mikrobiologie, organischer Chemie, Hirnforschung, Ökologie, Statistik, Potenzrechnen, Elektronik und Kernphysik, Gestaltungselemente belletristischer Werke bis hin zum Film, sprachliche Stilübungen, fremdsprachliche Übersetzungen, Politik in religiösen und ideologischen Strömungen, Analyse der dahinter stehenden Denkweisen und den Gründen ihres Scheiterns.

Methodisch kann man hier gut mit kybernetischen Modellen arbeiten, dann das allgemeine Thema diskutieren lassen, sodass jeder Schüler eine Grundlage für seine individuelle Arbeit hat. Das so erarbeitete Wissen wird dann von den Schülern in Form von Referaten anhand konkreter Beispiele erläutert. Durch die selbständige Verarbeitung wird das Verständnis des dahinter stehenden Prinzips vertieft. Die Umsetzung wird bewertet. War die Leistung unbefriedigend, kann der Schüler eine neue Aufgabenstellung bearbeiten, um besser abzuschneiden. Das Abiturzeugnis setzt sich aus den Noten für die gültigen Referate zusammen. Die Schüler können sich also schrittweise profilieren. Auch hier gilt:  Ein Basis-Bildungspaket für alle und besondere Leistungskurse als Voraussetzung für einen Berufs- oder Studienweg.

Die Zulassung zu einem Universitäts-Studium sollte nach bislang offenbarten Talenten, entsprechenden schulischen Leistungen, sowie einem Motivations- und Eignungstest erfolgen. Prestigedenken hat bei der Berufswahl nichts verloren. Jeder Studienanfänger wird sorgfältig beraten, um Fehlbelegungen zu vermeiden. Das Studium ist frei. Theoretische Seminare werden von Praktika begleitet. Zum Examen kann sich jeder anmelden – egal wie, wann oder wo das dazu nötige Fachwissen erlangt wurde. Um Betrug auszuschalten wird innerhalb von 8 Tagen eine Zulassungsarbeit in Klausur erstellt. Hat der Kandidat so bewiesen, dass er den nötigen Horizont besitzt, folgen je eine theoretische und eine praktische Prüfung. Erstere testet das notwendige Détailwissen, bei letzterer wird die Fähigkeit zur praktischen Umsetzung unter Beweis gestellt: Der Kandidat zeigt innerhalb eines Projekts unter Aufsicht eines Betreuers, wie gut er das Gelernte anzuwenden in der Lage ist. Die Ergebnisse der praktischen Studie oder Arbeit werden vom Kandidaten in Klausur schriftlich festgehalten, danach von 2-3 Fachwissenschaftlern anonym begutachtet – der Examensbetreuer darf die Abschlussarbeit nicht bewerten! Sympathien sind damit bei der Vergabe akademischer Würden ausgeschlossen.

IV) Erziehungsstile / Umgangsformen

Das ursprüngliche Verhalten des Menschen entspricht dem Dominanzverhalten von Tieren: Der Stärkere setzt sich durch. Die Menschheit hat bis heute allerlei Phantasie in die Entwicklung von Kriegsmaschinerien investiert. Dass dies keine Methode ist, Konflikte nachhaltig zu lösen, hat sich noch nicht überall herumgesprochen…

Tatsache ist:   Faustrecht garantiert keine Gerechtigkeit.

Also wurden Rechtssysteme geschaffen – die postwendend von Dominanzwünschen verdreht wurden.

Ethische Gesichtspunkte wurden von Religionsgründern und Ideologen verkündet – mit dem Erfolg, dass sie die Fähnchen schmückten, mit welchen Völker in neue Kriege zogen…

Warum ist das so?

Die Familie ist die Keimzelle des Staates. Und in den Familien spielte sich das jeweilige Oberhaupt weiterhin wie der Oberaffe einer Primatenhorde auf. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr: Sobald die geknechteten Kinderlein dem autoritären Elternhaus entwuchsen und in eine entsprechende Position gelangten, missbrauchten sie ihre gewonnene Freiheit ihrerseits dazu, andre zu knechten: Als Offiziere oder Amtmänner, Handwerksmeister oder Schullehrer erteilten sie Befehle, die anderen hatten zu gehorchen, sonst setzte es Prügel oder Karzer wer die Macht hat, beugt das Recht, Untergebene haben zu kuschen. Wer mit Gewalt regiert, besitzt weder Selbstvertrauen, noch das Vertrauen der Untergebenen. Wer andre bevormundet, hindert sie daran, selbst zu denken — das gilt für Monarchen, wie für Lehrer…

Andrerseits gibt es nunmal Klügere und Dümmere, Menschen mit unterschiedlichen Talenten. Sie können einander bekämpfen oder ergänzen

Die Folge der Unterdrückung waren Revolutionen. Das Volk in den Bauernkriegen erhob sich, riss die Macht an sich und scheiterte, weil die ungebildeten Anführer unfähig waren, sich zu organisieren. Die Sieger der Französischen Revolution stellten ein gleiches Unrechtssystem auf, weil ihnen nichts anderes einfiel, als nun ihrerseits die Herren zu spielen…

Nach dem 2. Weltkrieg machte sich in Europa eine antiautoritäre Welle breit: Die Sozialrevoluzzer verpönten mit dem autoritären Verhalten auch gleich jegliche Autorität und propagierten den Laissez-faire-Stil in der Annahme, dass Menschen von Natur aus die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten, demnach alle gleich seien und nichts lernen müssten. Die Kinder wurden nun maßlos verwöhnt und man ließ ihnen alles durchgehen in dem Glauben, die merkten selber, was richtig oder falsch sei. Die Folge sind Jugendliche, die Selbstherrlichkeit mit Selbständigkeit verwechseln, rücksichtslos und anmaßend sind, schlechte Manieren haben und keinerlei Respekt. Dadurch wurde wieder der Schrei nach autoritären Verhältnissen laut. Doch mit dem Teufel lassen sich Beelzebübchen nicht ausrotten…

In vielen Familien und Schulen wird nun genau die Form von  Demokratie praktiziert, die mittlerweile im Staate dabei ist, sich selbst ad absurdum zu führen: Die (oft kleine) Mehrheit entscheidet was getan wird, die (oft große) Minderheit wird untergebuttert.
Kleine Kinder sind überfordert, in der Familie mitzureden und ungebildete Bürger sind unfähig, eine echte Wahl zu treffen, einfach weil ihnen der Horizont dazu fehlt. Im Endeffekt artet das hier wie dort in Manipulationswahn aus: Wer in der Schule die größte Klappe und die stärksten Fäuste hat, in der Wirtschaft die Bestechungsgelder vergibt oder im Staate die Medien regiert, sammelt die Mehrheit der Massen hinter sich und terrorisiert die intelligentere Minderheit.

Die beste Führungs-Situation wäre, wenn Autoritäten, die sich durch Sachkenntnis auszeichnen, als Wegweiser anerkannt würden. Schüler sollen Lehrern voller Respekt und Vertrauen aufmerksam zuhören und sich bemühen, von ihnen zu lernen. Lehrer sollen auf Schüler wohlwollend eingehen, ihnen Mut machen, sich etwas zuzutrauen, sie Schritt für Schritt in geistige Höhen begleiten und ihnen nach und nach das Feld der Weisheit überlassen. Wie meinte schon der englische Dichter George Orwell? „Der beste Lehrer ist jener, der sich selbst überflüssig macht.“

Im Staate oder in großen Firmen hieße das, den geeignetsten Leuten Aufgaben zu übertragen, anstatt jenen mit der erfolgreichsten Ellenbogenstrategie und dem dicksten Fell. Führungspersonen sollen sich durch plausible Vorschläge profilieren, Betroffene anhören, die Einwände anderer ernst nehmen, gute Vorschläge in ihre Konzepte aufnehmen. Wer sich aufspielt und andre nicht hochkommen lässt, schadet der Allgemeinheit – dem Land oder dem Betrieb.

Ein sinnvolles Führungsverhalten ist sozialintegrativ! Dies muss im Elternhaus anfangen, in der Schule weiter praktiziert werden und sich in allen Bereichen der Gesellschaft fortsetzen.

Führungspositionen dürfen nicht jedem offenstehen, sondern nur Leuten, die für die jeweilige Aufgabe die notwendigen Voraussetzungen mitbringen: Also Fachwissen und operationales Denkvermögen. Insofern ist unser demokratisches System absurd, weil es die Werte der französischen Revolution missverstanden hat: Menschen sind von Natur aus nicht gleich! Sie sollten nur die gleichen Rechte haben – unabhängig von ihrer Herkunft. Die gleichen Fähigkeiten haben sie deshalb nicht. Aufgabe der Politk ist es deshalb, Chancengleichheit herzustellen, damit jeder seine Fähigkeiten entfalten kann, und für freien Wettbewerb zu sorgen, damit die Besten in jedem Bereich eine ihnen angemessene Position erreichen. Das allein schafft Fairness für jeden Einzelnen, Frieden und beste Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung der Menschheit.