Archiv der Kategorie Hessen

Petition: Pädagogen an die Spitze des hessischen Landesschulamtes

Graues Verwaltungsgebäude aus Beton

Beton und Bürokratie wo Bildung verdorrt

Die hessische Kultusministerin ist dabei, die hessische Bildungsverwaltung neu zu strukturieren. Im Zentrum ihrer Reform steht die Gründung des neuen Landesschulamtes (LSA), das die Aus- und Weiterbildung aller hessischen LehrerInnen gestalten soll.

Für die Leitung des LSA wird zur Zeit ein Verwaltungsjurist gesucht. Nachdem schon die FDP den Posten des Staatssekretärs im Kultusministerium mit einem Banker besetzt hat, folgt hier der nächste Schritt zur Verwaltung des Bildungsmissstandes in Hessen.

Dagegen wendet sich eine Petition, die fordert, diese Position mit einer / einem Pädagogin / Pädagogen zu besetzen

Begründung:

Die hessischen Schulen stehen vor großen pädagogischen Herausforderungen: Sie sollen sich selbst verwalten, die Förderung von Kindern mit Lernschwierigkeiten verbessern, alle behinderten Kinder in den Regelunterricht integrieren, ein attraktives Ganztagsangebot aufbauen, die Bewegungsdefizite der Medien-Kids aufarbeiten, die Resilienz der SchülerInnen erhöhen, Hochbegabte angemessen beschäftigen, Fächer bilingual anbieten, Mehrsprachigkeit von Anfang an fördern, mehr Projektunterricht anbieten, Eltern kompetent beraten, möglichst alle Bildungsabschlüsse anbieten, trotzdem aber Spezialisierungen ermöglichen.

Die Gestaltung dieser Entwicklung wird mehrheitlich vom neuen Landesschulamt verantwortet werden. Sie erfordert immensen pädagogischen Sachverstand und eine klare Vorstellung davon, auf welche Standards Eltern in Hessen in Zukunft vertrauen können. Die Leitung des Landesschulamtes soll jedoch laut Stellenausschreibung einem Verwaltungsjuristen übertragen werden, der als „Moderator“ in Verhandlungen mit unterschiedlichen Interessengruppen fungieren soll. Es ist zu befürchten, dass durch die Konzentration auf „Verhandlungen“ die große Chance verschenkt wird, tatsächliche Veränderungen in den hessischen Schulen zu bewirken.

Deshalb fordert die Petition: Die Leitung des neuen Landesschulamtes muss mit einem erfahrenen Pädagogen besetzt werden!

 

Auch die GEW kritisiert die Pläne der Landesregierung:

“ Kann die Landesregierung die Begriffe Pädagogik und Bildung eigentlich noch schreiben? Offenbar nicht, denn sonst wären Pädagoginnen und Pädagogen von Bewerbungen um diese Stelle sicher nicht ausgeschlossen worden.“

erklärt Jochen Nagel, Vorsitzender der GEW Hessen.

Es ist offensichtlich, dass CDU und FDP kein inhaltliches Konzept haben, um die Bildungsmisere in Hessen zu beenden.

 

Hier die Petition mitzeichnen:

http://www.avaaz.org/de/petition/Paedagogen_an_die_Spitze_des_hessischen_Landesschulamtes/

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Wieviel müssen Eltern leisten – wann versagt Schule?

Humankapital

Sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium (und vermutlich auch in anderen Schulformen) gelingt es den LehrerInnen nicht, den SchülerInnen die _Fakten_ im Unterricht so zu vermitteln, dass sie auch von allen SchülerInnen wenigstens verstanden werden. Es gibt auch keine Kultur von Seiten der Lehrkräfte um zu prüfen / sicherzustellen, dass die Wissensvermittlung erfolgreich stattgefunden hat.

Auch die meisten Lehrbücher vermitteln das Wissen in der Regel nicht systematisch, sondern anekdotisch (pädagogoisch?), sodass sogar ich als akademisch gebildetes Elternteil mir fehlendes Wissen dort nur mit großer Mühe selbst erarbeiten kann. Die Kinder sind mit den Schulbüchern oft überfordert.

Das führt dazu, dass die meisten SchülerInnen – um überhaupt mithalten zu können – darauf angewiesen sind, dass ihnen Zuhause jemand das erklärt, was sie aus dem Mund der Lehrkraft nicht verstanden haben. Oder Eltern, die wohlhabend genug sind, um Nachhilfe zu finanzieren.

Ich schöpfe meine Erfahrungen nicht nur meiner eigenen abendlichen und wochenendlichen Lehrtätigkeit für meinen Sohn, sondern weiß, dass es zumindest den vielen Eltern von Jungen in den Klassenstufen 3-5 genauso geht. Und ich rede nicht von „Üben“ sondern wirklich von grundlegendem „Verstehen“ des Stoffes. Insofern werden alle Kinder, deren Eltern diese Lehrtätigkeit aus zeitlichen oder Bildungsgründen nicht leisten können und die nicht zufällig einen guten Zugang zu den Erklährmustern der Lehrkraft haben, schon sehr, sehr früh abgehängt.

Solange Schule nicht die einzelnen Schülerinnen individuell abholt und unterrichtet, sondern die Lehrtätigkeit in die Verantwortung der Eltern verlagert, wird Schule immer reproduzieren, wie Bildung unter den Eltern verteilt ist.

Meine Mindestanforderung ist, das Kinder aus der Schule wiederkommen und den Stoff inhaltlich verstanden haben. Wenn das nicht garantiert ist, versagt die Schule. Wobei ihr bei den aktuellen Klassengrößen kaum eine Wahl bleibt. Hier ist die Politik gefragt.

Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber
Teil der Serie ‘kilim’ von Heike Weber

Das Versagen der Schule wird nun auch von einer Studie aus dem CDU-Bundesfamilienministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung bestätigt:

75 Prozent aller Mütter fühlen sich durch die Schule belastet, heißt es in der Studie. Nicht nur durch psychischen Stress, sondern auch durch den Hausaufgabenstress. Es scheint zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Mütter und Väter, praktisch aber vor allem Mütter, die Hausaufgaben betreuen und beim Lernen anwesend sind, nach ihrer Brot-Arbeit den Nachhilfelehrer für die eigenen Kinder geben.

Die aktuelle Diskussion zum Thema und meine Bedenken zur Aussagefähigkeit von Schulnoten schließen da direkt an.

Update 5.4.2016: Spiegel Online hat das Thema aufgegriffen und am Beispiel Referate illustriert. Die Autorin Silke Fokken kommt ebenfalls zu dem Schluss:

Was ist mit den Kindern, deren Eltern keine Zeit, keine Kraft oder keine Lust haben zu helfen? Oder jenen, deren Eltern selbst in „Präsis“ ungeübt sind?

Es wird oft beklagt, dass der Schulerfolg in Deutschland zu stark vom Elternhaus abhängt. So ändert sich das sicher nicht.

Wie sind eure Erfahrungen?

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Siehe auch:

Soziale Herkunft entscheidet über Chancen

Sitzenbleiben

Halten Sie eine Leistungsselektion nach der vierten Klasse für richtig?

 Meine bildungspolitischen Wahlprüfsteine

Veranstaltung: Bildungspolitische Zukunft in Hessen (20.2.2014 )

Schülerforderungen an Landtags-Wahlprogrammen gespiegelt

Marburger Bildungsaufruf: Demokratisierung statt Ökonomisierung!

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Hessisches Kinderförderungsgesetz – Verschlechterung der Kinderbetreuung durch CDU und FDP?

 

Kind muss ein schweres Rad drehenDurch das als Entwurf vorliegende neue Hessische Kinderförderungsgesetz (KiföG) befürchtet viele Gruppen und Menschen in Hessen erhebliche Verschlechterungen der Rahmenbedingungen für die hessischen Kindertagesstätten, Kindergärten und Horte.

 

Linke:

Das ist nichts anderes als eine flächendeckende vorsätzliche Kindeswohlgefährdung.

 

Die freien Wähler Hessen sehen

Kinderbetreuung als Dauerbaustelle. Politik scheitert an den eigenen Ansprüchen […] Was fehlt ist eine leistungsgerechte Bezahlung sowie klare gesetzliche Richtlinien.

SPD:

Das von der Schwarz-Gelben Koalition im Landtag vorgelegte „Kinderförderungsgesetz“ (KiföG) verschlechtert nach Ansicht der hessischen SPD Landtagsfraktion
die Qualität der Kinderbetreuung in Hessen.

 

Die Grünen lehnen

den von CDU und FDP vorgelegten Entwurf für ein Kinderförderungsgesetz (KIFÖG) als „ideenlos und unzureichend“ ab. „Jahrelang hat diese Regierung die Entwicklung im Bereich der Kinderbetreuung verschlafen, zu wenig Betreuungsplätze geschaffen und zu wenig Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet. Dies hat zur Folge, dass sich nun die Gruppengrößen und die Qualitätsstandards verschlechtern und zukünftig 20 Prozent fachfremdes Personal in Kindertagestätten eingesetzt wird.

 

Lebenshilfe Hessen:

Mit großer Sorge sieht die Lebenshilfe Hessen, dass die kindliche Bildung in dem
vorgelegten Entwurf nicht mehr oberste Priorität der Ausrichtung der Hessischen
Landesregierung hat.

und:

Der vorgelegte Entwurf würde teilweise eine untragbare Verschlechterung der Bildungsbedingungen für Kinder mit Behinderung herstellen und teilweise auch die Bedingungen für alle Kinder in heterogenen Gruppen verschlechtern.

 

Die LAG Frühe Hilfen Hessen e. V. erfüllt

der Entwurf „für ein Gesetz zur Veränderung des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches und zur Änderung und Aufhebung anderer Rechtsvorschriften – Hessisches Kinderförderungsgesetz“ (HessKiföG) vom 02.10.2012 mit großer Sorge

Die GEW kritisiert:

Kostensenkung und eine weitreichende „Flexibilisierung“ zu Lasten der pädagogischen Qualität und der Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen
und Erzieher bilden die wesentlichen Eckpunkte des vorgelegten Entwurfs.

Der Verband berufstätiger Mütter kritisiert:

Sollte es in der jetzigen Form in Kraft treten, hätte es negative Auswirkungen auf die Qualität der Kinderbetreuung. Der Betreuungsschlüssel würde sich in vielen Einrichtungen verschlechtern.

 

Was ist an dieser Kritik dran?

  • Das neue HessKiFöG bedeutet im Wesentlichen den Wegfall der bisherigen Regelungen der Begrenzung der Gruppengröße und der Fachkraftbemessung. Dies bedeutet, dass durch das neue HessKiFöG eine Vergrößerung der Gruppen (auf 25 Kinder/Gruppe) entstehen wird und die Fachkraftquote abgesenkt wird.
  • Die Regelungen in § 25 b Abs. 2.4. sehen vor, fachfremde Personen als Ersatz für ausgebildete Fachkräfte einzusetzen; in § 25 c Abs. 3 wird konkretisiert, dass diese 20% des personellen Bedarfs ausmachen sollen. Die Folge wäre eine starke Verschlechterung der fachlichen Qualität und eine drohende Diskriminierung: für die Bildungsbedarfe von allen Kindern und die Anforderungen der Gestaltung heterogener Gruppen bedarf es eines entsprechenden Fachkräfteeinsatzes; dieser wird mit dem HessKiFöG reduziert.
  • Diese Regelungen kann auch noch zu weiteren Absenkungen des Fachkraftanteils aufgrund von Kostenzwängen in den Einrichtungen führen, da es sich bei den Regelungen lediglich um „Soll“ – Regelungen handelt, die größten Teils unbestimmt gefasst sind.
  • Die Berechnung der Fachkräfte wird an die Öffnungszeit und die Anzahl der Kinder zu einem Stichtag gebunden: Das bedeutet:  Je länger die Öffnungszeiten, desto weniger Personal kann zur Verfügung stehen. Die Träger werden gezwungen sein, immer nur die unterste Grenze der Öffnungszeiten anzubieten um wirtschaftlich arbeiten zu können.
  • Es können keine Plätze für nachrückende Kinder oder Geschwisterkinder freigehalten werden. Die Einrichtung muss zum Stichtag (01.03.) voll belegt sein, sonst hat der Träger für das gesamte Jahr weniger Personal zur Verfügung.
  • Keine Reduzierung der Gruppen, wenn Kinder mit Integrationsbedarf in der Gruppe sind

Es ist recht offensichtlich, dass dieser Gesetzentwurf vor allem von dem Bestreben getrieben ist, Geld einzusparen – was wenig überrascht, siehe: Warum will die FDP einen Banker zum Staatssekretär im Kultusministerium machen? Schon im November 2011 habe ich vorausgesagt: „Ein Bürokrat und Spezialist für Bank-Themen mag sich auf Wirtschaftlichkeit  und Einsparungen verstehen, aber davon, welche Voraussetzungen und Bedingungen für gutes und effektives Lernen notwendig sind, dürfte er reichlich wenig verstehen.“

Absichtserklärungen von CDU und FDP in Sachen Bildung und Kinderbetreuung sind damit als Lippenbekenntnisse enttarnt. Das perfide jedoch: Das Gesetz soll am 1.1.2014 in Kraft treten – also erst nach der nächsten Landtagswahl, aber so kurz danach, dass auch ein Regierungswechsel es nicht mehr rechtzeitig stoppen könnte.

 

Was tun?

Unterschriftsliste KiFöG der LAG Frühe Hilfen Hessen e.V.

Unterschriftensammlung von 1 Kind 1 Platz! (bis 31.1.)

Mailaktion von 1 Kind 1 Platz!

Postkartenaktion der GEW (PDF)

 

Siehe auch:

Hessische Bildungsmisere continues…

 

Quellen und mehr Infos:

Hessisches Kinderförderungsgesetz KiföG von Sascha Endlicher

Offener Brief zum geplanten KiföG der LAG Frühe Hilfen Hessen e. V.

Gesetzentwurf HessKiföG (PDF)

Stellungnahme der Lebenshilfe Hessen zum Gesetzesentwurf für ein Gesetz zur Änderung des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches und zur Änderung und Aufhebung anderer Rechtsvorschriften (PDF)

Die GEW lehnt den vorgelegten Gesetzesentwurf als unzureichend und mangelhaft ab

Das von der Schwarz-Gelben Koalition im Landtag vorgelegte „Kinderförderungsgesetz“ (KiföG) verschlechtert nach Ansicht der hessischen SPD Landtagsfraktion
die Qualität der Kinderbetreuung in Hessen (PDF)

Kinderförderungsgesetz: Ideenlos und unzureichend ─ GRÜNE sehen deutliche Verschlechterung der Qualitätsstandards

Linke: Kinderförderungsgesetz der CDU-FDP-Fraktionen bedeutet Kindeswohlgefährdung

Freie Wähler: Kinderbetreuung als Dauerbaustelle!

VBM: Hessen plant ein neues Kinderförderungsgesetz

 

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Mann mit Eiern: Ken Bardowicks

Es gibt viele Arten von Zauberern. Es gibt (vielleicht) welche, die wirklich zaubern können (und vermutlich nie irgendwo auf der Bühne stehen, denn warum sollten sie so mühsam ihr Geld verdienen?). Dann gibt es die, die in Formvollendung so tun als könnten sie zaubern und dem Ganzen einen möglichst mystischen Anstrich geben. Dann gibt es die, ihre Zauberei in Schauspielerei verpacken und in den verschiedensten Rollen auf die Bühne kommen – wie zum Beispiel Gaston. Und dann solche, für die Humor das Ding ist – sie präsentieren Zauberei dann im Rahmen eines Kabarett – oder  Stand-up Comedian Auftritts.

Mann mit Eiern? Ken Bardowicks

Mann mit Eiern? Ken Bardowicks. Am 12.12. wieder in Frankfurt.

Zur letzten Kategorie gehört Ken. Ken Bardowicks. Der „Mann mit Eiern“ wie er sich in seinem aktuellen Programm selbst betitelt. Es handelt von seinem nervenaufreibenden Alltag mit einer Freundin, die von Beruf Hebamme ist. Als Bühnenkünstler ist Ken Bardowicks es gewöhnt, von den Zuschauern beklatscht, bewundert und beneidet zu werden. Aber spätestens, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, ist das alles Schall und Rauch. Denn dort trifft er jemanden, der mit den wirklich wichtigen Dingen beschäftigt ist. Was also tut ein Kabarettist-Zauberer, dessen Freundin Hebamme ist? Tief durchatmen, gute Miene machen und ein Bühnenprogramm darüber schreiben!

Und das geht in etwa so:

Es gibt auf dieser Welt wenige Dinge, die so spannend sind wie der Geburtsvorgang eines Kindes. Wie aus dem ‘Nichts’ ein Baby heranwächst und dann geboren wird. Trotzdem möchte ich nicht jeden morgen beim Frühstück Geschichten darüber hören. Obwohl ich keine Kinder habe, weiß ich mehr übers Kinderkriegen als die meisten Schwangeren.

Ja, meine Freundin ist Hebamme. Ein Traumberuf, sagen Frauen. Ein Beruf, den ich im Traum nicht machen würde, sage ich. Ich bin Zauberkünstler. Ich beherrsche Kartentricks, kann ebenfalls Dinge erscheinen lassen (ohne lautes Geschrei oder Rückenmarksnarkose) und manchmal auch Gedanken lesen. Trotz aller magischer Fähigkeiten kann ich aber nicht verhindern, dass meine Freundin beim Essen über Dammrisse plaudert, beim Sex ans Telefon geht, oder mitten im Sommer ‘Ihr Kinderlein kommet’ singt.

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25 Jahre Neues Theater Höchst mit Gaston und Co.

Herr Benedikt im Cyr Wheel
Herr Benedikt im Cyr Wheel

Zu seinem 25 Jubiläum erlebte das Neue Theater Höchst auch eine echte Premiere. Denn zum ersten Mal beehrte der Autor dieser Worte das besagt Theater, von dessen langjähriger Existenz er noch 24h vorher nicht einmal etwas ahnte. Nun weiß er es besser (man lernt nie aus, wenn man sich auf Neues einlässt!).

Angelockt hatte mich das Gerücht, der berüchtigte Zauberer „Gaston“ sei dort zu sehen. Nun, das Gerücht stellte sich – nach hektischer Anreise (ein Vorstellungsbeginn um 20 Uhr kann für viel gefragte Projektfuzzis  eine echte Herausforderung sein!) nach Höchst (wo liegt das eigentlich?) in die Emmerich-Josef-Straße (zum Glück gibt es Navis! Wie fand man sowas eigentlich früher?) – bei der just-in-time-Ankunft als richtig heraus.

Allerdings hatte die Sachen eine (ungeahnten) Haken – wie alle guten Dinge. Denn Gaston stand nicht allein auf der Bühne, sondern wurde durch ein nicht unumfangreiches Varieté-Programm eingerahmt. Ich will euch die Bilder und Assoziationen ersparen, die mir beim Wort „Varieté“ durch den Kopf gehen, aber doch betonen, dass es, nun, nicht unbedingt meine Sparte ist.

Aber wer schon den Weg nach Höchst nicht gescheut hat, der wird sich auch von ein bisschen Varieté nicht schrecken lassen. Immerhin besser als Zirkus (da sind die Bänke unbequemer und es gibt keinen Wein).

Nachdem ich mich also mit einem guten Wein versorgt hatte, wagte ich den Schritt ins Theater und wurde gleich von richtig netter Live-Musik begrüßt. Zu Füßen der Band saß ein lustig drein blickender Kerl, der zur Musik mit dem Kopf wippte und gelegentlich Menschen zuwinkte, die er im Publikum entdeckte. Offensichtlich der Intendant oder sowas. Und dieser Kerl schickte sich dann auch an, uns herzlich zu begrüßen.

Nett von ihm. Als er dann auch noch anfing zu zaubern, schwante mir, das es gar nicht der Intendant war, sondern eben jener Gaston. Zugegeben, er hatte vom Aussehen wenig von einem Zauberer. Um die Nase herum erinnerte er mich vielleicht ein wenig an Gollum (siehe oben rechts), aber er hat definitiv nichts von Gandalf. Null Prozent. Naja, OK, die Haare werden langsam grau. Tun meine Barthaare aber auch.

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Indiana Jones und der Oden des Waldes

Wer mutig ist, nimmt auf dem Drahtseil die Hände hoch.

Der Mensch handelt hochgradig irrational. Ein Beispiel: Nur weil etwas (Lebens-)gefährlich ist, heißt das noch lange nicht, dass es uns Angst macht und uns daran hindert, es trotzdem zu tun (zum Beispiel die Teilnahme am Straßenverkehr). Dagegen machen uns Dinge Angst, die zwar (rational betrachtet) völlig ungefährlich sind, aber schlummernde Urängste in uns wecken.

Die „Indianer Jones“-Filme spielen mit dem Abenteuer, uns (vor dem sicheren Fernsehbildschirm) in solche Situationen zu führen, damit wir uns ein wenig gruseln und trotzdem den Kitzel spüren können, der von dieser Angst ausgeht. Genauso sicher, aber noch viel kitzliger ist der Kletterwald in Würzberg im Odenwald.

In diesem Kletterparcours n der Nähe von Erbach kann man mehr als nur Indiana Jones Luft schnuppern. Auf Stegen, Brettern, an Leitern hängend, auf Seilen balancierend oder über kleine und große Abgründe schwingend bewegen sich die Besucher hier in Höhen zwischen zwei und elf Metern durch den Wald. Dabei steigert er durchdachte Parcour aus sieben unabhängigen Stationen langsam, aber stetig Höhe und Schwierigkeitsgrad. Trotzdem bleiben die Besucher immer optimal geschützt: Wer den initialen Anweisungen des Personals folgt, ist immer angeseilt und bei den Übungen selbst sogar doppelt geschützt. Der Kitzel entsteht also nicht durch echte Gefahr, sondern nur durch unseren Ängste. Was es kaum wenig spannender macht.

Zum Beispiel kann hier jedeR mal Seiltanzen ausprobieren – völlig gefahrenlos. Weicheier wie ich überqueren das Drahtsseil mit den Händen fest an den Haltgurt gedrückt, Mutige dagegen (wie der Besucher oben rechts) probieren es freihändig.

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Denn Radwege sind zum Parken da…

Straßen sind dazu da, damit Autos drauf fahren können. Radwege wurden gebaut, damit Autos drauf parken können. So jedenfalls verhalten sich viele Autofahrer. Denn Fahrradfahrer können doch schließlich Fußwege benutzen.

Neben der allgemeinen Fahrradunfreundlichkeit der Verkehrswege in Darmstadt und dem gefährlichen Fahrverhalten vieler Darmstädter und (noch schlimmer) anderer südhessischen Kraftfahrzeuglenker (besonders hervorzuheben: Kennzeichen GG, MTK, MKK) stört mich schon lange der dreiste Missbrauch der Radwege durch rücksichtslose Wild-Parker. Vorletzte Woche kam es dann zu einer Eskalation die ich hier teilen möchte in einer kleinen

Verkehrserziehungs-Tragikkomödie in drei Akten:

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Linksammlung Darmstädter Geschichte

Wie ein Historiker einmal Opfer zu Tätern gemacht hat

Zum Riwwelmatthes-Denkmal

Überlegungen zur Wildhube

Über Darmstadts Namensgeber „Darmund“

Über den Namen: Böllenfalltor 1

Artikel der Badischen Zeitung zur Ausstellungseröffnung der Darmstädter Geschichtswerkstatt über Karl Plagge (1897 in Darmstadt geboren, 1957 hier gestorben), der viele jüdische Zwangsarbeiter vor der Erschießung durch die SS rettete

Hexenverfolgungen Darmstadt 1582 – Teil 1

Hexenverfolgungen Darmstadt 1582 – Teil 2

Johann Konrad Dippel als angebliche Vorlage für den Roman Frankenstein (PDF)

Die Eingemeindung Bessungens

Zigeuner in Darmstadt

Zeitreise durchs Martinsviertel

 

Siehe die Seite Linksammlung für weitere Links zu Darmstadt und historischen Themen.

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Programm-Landesparteitag der Piraten Hessen 2012

Denk selbst!Am kommenden Wochenende, 19.-20.5.2012, findet in Gernsheim der Landesparteitag 2012-1 der Piraten Hessen statt. Auf diesem Parteitag soll überwiegend das Parteiprogramm für die kommende hessische Landtagswahl diskutiert und beschlossen werden. Obwohl ich kein Mitglied der Piratenpartei bin, werde ich über große Strecken daran teilnehmen. Aus drei Gründen:

1.) Ich habe im letzten Jahr als Nicht-Mitglied (sog. „Freibeuter“) im AK Bildungspolitik der Piraten Hessen mitgearbeitet und möchte natürlich miterleben, wie unsere Anträge diskutiert und ob sie beschlossen werden. Mehr zu diesem spannenden Jahr und den Anträgen unten.

2.) Ich bin neugierig und möchte endlich mal live erleben, wie so ein Piratenparteitag abläuft.

3.) Ich will hier und auf Twitter, Facebook, G+ und Diaspora über meine Eindrücke, Erlebnisse und Schlussfolgerungen berichten (der Journalist in mir erwacht mal wieder).

Dieser Artikel soll zum einen der Vorschau dienen, aber auch Transparenz darüber herstellen, wie ich zu den Piraten stehe – schließlich bin ich kein objektiver Berichterstatter und bezweifele auch grundsätzlich, dass „Objektivität“ möglich ist (aber das ist eine andere Diskussion).

BühneFangen wir damit an: Nachdem ich mich nun schon sehr lange lange mit Politik beschäftige, habe ich die Piraten erstmals im Landtagswahlkampf 2009 kennengelernt (von ihrer Gründung hatte ich nichts mitbekommen – soviel zur Qualität der Berichterstattung der traditionellen Presse) und war positiv überrascht von dieser neuen Partei. Zum einen weil sie eine neue und gänzlich un-ideologische Herangehensweise gegenüber der Politik mitbrachten, die sich dadurch auszeichnete, dass sie sowohl idealistisch und zugleich doch pragmatisch war (also ganz auf meiner Linie). Zum anderen aber auch dadurch, dass ihre gewählten Vertreter und Kandidaten vernünftig und klar denkende Menschen zu sein schienen, weder Egozentriker noch Spinner, wie ich sie bei anderen Kleinparteien in der Vergangenheit immer erlebt habe (insbesondere in meiner Konstanzer Zeit habe ich öfter über solche Gruppen geschrieben).

So habe ich ihre Aktivitäten in der folgenden Zeit aktiver beobachtet (sowohl über das Netz als auch vor Ort in Darmstadt) und als ich vor rund einem Jahr von der Gründung des Arbeitskreis Bildung hörte, bot ich dort meine Mitarbeit an. Schließlich beschäftige ich mich seit nun mehr 30 Jahren mit Bildungspolitik, habe selbst einen Sohn in System und bin, wie die meisten Hessen mit der aktuellen Bildungpolitik im Land extrem unzufrieden.

Ich wurde im AK äußerst freundlich aufgenommen und ich habe dort ein spannendes Jahr mit durchaus kontroversen, spannenden und teilweise heftigen Diskussionen erlebt, die jedoch fast immer konstruktiv endeten. Die einzige Ausnahme bildete der bedauerliche Ausschluss eines Mitgliedes,  das ständig versuchte, dem AK seine Themen aufzuzwingen und dabei regelmäßig andere Mitglieder mit abstrusen Beschuldigungen und Beleidigungen konfrontierte. Produktiv waren wir auch – wir haben insgesamt 43 Programm-Anträge produziert, die wir nun auf dem LPT zur Abstimmung stellen.

Reaktion auf Twitter dazu:

Pirat sein bedeutet Arbeit

Bevor ich dazu komme, jedoch erst einmal: Wie funktioniert so ein Parteitag bei den Piraten? Denn selbst wer Parteitage anderer Parteien kennt, muss feststellen, das die bei den Piraten anders ablaufen. Zunächst einmal sind die Parteitage der Piraten öffentlich – solange vom Parteitag nicht anders beschlossen, kann jeder Mensch daran teilnehmen (also auch ich). Von den 1695 Mitgliedern der Piraten in Hessen haben sich bisher 150 angekündigt (von weiteren unangekündigten Teilnehmern ist jedoch auszugehen).  Stimmrecht haben alle Mitglieder, die ihren Mitgliedsbeitrag auch bezahlt haben (bei anderen Parteien werden in den Regionalverbänden Delegierte gewählt).

Viele Informationen zum Landesparteitags sind für alle Hessen im Piraten-Wiki öffentlich abrufbar. Im Gegensatz zu anderen Parteien gibt es keine Leitanträge, die vom Vorstand eingebracht und bevorzugt behandelt werden. Im Gegenteil: Jedes Mitglied kann Anträge stellen und diese sind öffentlich einsehbar. Über das Vorgehen und die Reihenfolge der Diskussion und Abstimmung entscheidet auch der Landesparteitag. Bisher wurden 131 Anträge eingereicht.

Pirate bei der ArbeitIm Gegensatz zu anderen Parteien reichen nicht 50%, um zum Teil des Landesprogrammes zu werden, sondern sie müssen eine 2/3 Mehrheit  bekommen. Das macht es besonders schwierig, einen Programmpunkt durchzubekommen.

Piraten, die nicht selbst teilnehmen können, können den LPT über Video-Livestreams verfolgen:

http://tinyurl.com/8y26gvm (Samstag)

http://tinyurl.com/6pe5ktj (Sonntag)

Viele Teilnehmer werden auch über die verschiedenen Social Media Kanäle berichten. Auf Twitter ist der Hash-Tag  #help12.

 

Zu den Anträgen:

1. Bildung

Von den 43 Programm-Anträge des AK Bildung sind 30 Konsens-Anträge. Das heißt, hier hat der AK in langen Diskussionen Positionen erarbeitet, die  von allen AK Mitgliedern mitgetragen werden. Hier wurden zwischen den im AK vertretenen Richtungen viele Kompromisse geschlossen, um gemeinsam getragene Positionen zu ermöglichen. Der LPT hat die Möglichkeit über Zustimmung zu Antrag 1.23 PA-023: Neues Bildungsprogramm für die Piratenpartei Hessen diese Punkte als einen ganzen Block am Stück zu verabschieden. Einerseits würde das viel Zeit und Diskussion sparen. Andererseits enthält dieser Block viele Anträge und Formulierungen, über die sich noch vortrefflich und bis ins kleinste Detail streiten lässt-  der LPT könnte sogar alle Diskussionen aus den AK -Treffen des letzten Jahres noch einmal wiederholen. Allein wie sich der LPT hier entscheidet ist schon spannend und wird den Parteitag wesentlich prägen.

Richtig interessant wird es allerdings bei den Anträgen PA-055 bis PA-070 sowie PA-120. Hier sind die Themen, die im AK nur eine Mehrheit auf sich vereint haben oder zu denen sogar zweit oder drei Alternativanträge bestehen. Hier geht es um Themen wie (eine Auswahl / in Klammern meine persönliche Abstimmungs-Empfehlung):

Weitere (wie ich finde) spannende  und unterstützenswerte Themen:

2. Demokratie

 

Piraten in der Wirtschaft

Piraten in der Wirtschaft

4. Sonstige

 

In den Programmentwürfen steckt natürlich noch mehr spannendes und Diskussions-würdiges, aber das würde diesen Beitrag sprengen. Aber schaut mal rein.

 

Falls ich Lust auf mehr gemacht habe, fahrt selbst in Gernsheim vorbei , oder lest, was ich am Wochenende so berichte.

 

[Alle Bilder auf dieser Seite sind übrigens vom Neujahrsempfang der Piraten Hessen in Darmstadt]

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Irrwege der Unterrichtsreform

Am Samstag habe ich in Frankfurt zu Gast beim Kongress „Irrwege der Unterrichtsreform“ der „Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V.“ .

IHörsaal mit rund 300 Menschench hatte im Vorfeld viel unterschiedliches über den Veranstalter gehört: Das reichte von „eine reaktionäre Betonkopffraktionstagung“ über „Lobbyarbeit und Propaganda“ und „Hochschulpendant zum schulischen Philologenverband der Gymnasiallehrer“ bis hin zu „in der Tradition des Pädagogen Heinz-Joachim Heydorns und der Kritischen Theorie“ und „linkslibertär“.

Also definitiv spannend. Leider kam ich (aufgrund von GPS-Ortungsproblemen eines Apfel-Mobilgerätes und hilfswilliger, aber völlig desorientierter Frankfurter, die mich in die komplett falsche Richtung schickten) etwas zu spät und musste auch gegen 16 Uhr wieder gegen. Meine Notizen aus der Zeit dazwischen möchte ich gern teilen:

Die Tagung fand an der Frankfurter Uni statt und ich hatte aufgrund des Themas eine eher kleine, intime Runde erwartet. Insofern war ich ziemlich erschlagen, als ich verspätet in den Hörsaal stolperte und mich gefühlte 2.000 Augen ansahen (realistisch geschätzt waren es ca. 300 Teilnehmer), da der Eingang natürlich direkt neben dem Podium lag. Schöne Erinnerung  ans eigene Studium war auch, dass die freien Plätze natürlich innen lagen und erst mal alle aufstehen mussten, damit ich vorbei konnte. Steckdosen gibt es an den Sitzplätzen in den Hörsälen auch immer noch nicht, wie ich feststellen musste. Soviel zur Ausstattung moderner Hochschulen. Alles noch so wie 1990.

Die TeilnehmerInnen waren übrigens wild gemischt: Profs, Docs, Studies, RektorInnen, LehrerInnen, SchülerInnen. Nur PolitikerInnen sind – falls sie da waren – zumindest nicht aufgefallen (außer der Hand voll Piraten, die ich zufällig persönlich kenne). Der Kleidung nach zu urteilen war das Publikum wild gemischt von Stock-Konservativ bis Locker-Alternativ.

Zu den Vorträgen:

Horst Rumpf: Weder Hürdenlauf noch Informationsagentur – ein Einspruch gegen eine verkürzte Vorstellung von Unterricht

( nur Impressionen, da ich den Anfang des Vortrags verpasst hatte):

Beschreibt die Verkürzung, die Bildung erfährt , wenn diese auf  testbare Standards reduziert wird. Insbesondere widmete er sich mit einiger Ausführlichkeit der Frage, welche Art von Aufgaben seither nur noch möglich sind und wie sich das gesellschaftlich auswirken kann.

Fazit: Ihm geht es um einen Zweifel an Monopolen, es geht ihm um Vielfalt. Standards aber seien Monopole.

Weiterlesen:

Horst Rumpf „Diesseits der  Belehrungswut – Pädagogische Aufmerksamkeiten“ (Buch)

Den Rest des Eintrags lesen. »

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