GefrierschrankIch will einen Gefrierschrank kaufen. Über meinem aktuellen Kühlschrank ist nur so ein kleines Fach, dass kaum den Anforderungen eines Mit-Erziehenden (Speiseeis, Fischstäbchen, Aufback-Backwaren, ect.), geschweige denn den Chancen einer Umstellung auf eine Teil-vegane Ernährung gerecht wird. Und natürlich will ich ein möglichst stromsparendes Gerät. Aus Gründen des Umweltschutzes. Aber auch um die Stromrechnung gering zu halten.

Nach den Herstellerangaben über den Stromverbrauch liegen die Zusatzkosten eines Gefrierschrankes / einer Gefriertruhe zwischen 30 und 100 Euro im Jahr (je nach Gerät und Strompreis). Ein Betrag, den man durch verändertes Einkaufsverhalten durchaus wieder einsparen kann – besonders wenn man mit dem Auto einkaufen fährt (ich setze für mich 6 Euro Gesamtkosten je explizite Einkaufsfahrt an). Und auch wenn ich für uns nicht oft Pizza beim Lieferservice bestelle – dadurch, dass ich mit so einem Schrank die Wahl habe, statt dessen eine TK-Pizza in den Ofen zu stecken, kann so jedes Mal vielleicht auch je 6 Euro sparen.

Auch die Kosten fürs Kochen verringern sich, wenn man größere Mengen zubereitet und dann einfriert. Ich habe auch die Hoffnung, die Menge der verdorbenen Lebensmittel noch weiter reduzieren zu können und auch den Stromverbrauch des normalen Kühlschrankes (schwer zu berechnen). Hinzu kommt natürlich eine erhebliche Lebenszeitersparnis. Also grundsätzlich sollte sich ein Gefrierschrank für mich lohnen.

Die Energieeffizienzklassen (EEK) von A bis A+++ sind ein ganz guter Indikator für eine erste Orientierung. Ich habe mir vorgenommen, mindestens ein Gerät mit A++ anzuschaffen, noch besser jedoch A+++. Doch die A+++ Geräte sind fast alle im oberen Preissegment angesiedelt. Außerdem sagt die EEK nichts über den tatsächlichen Stromverbrauch aus, der vom Typ, Standort, Nutzung und vor allem vom Volumen abhängt.

Gefrierschrank geschlossenDie Hersteller geben für den Stromverbrauch (in Kw/h) ihres Gerätes meist sowohl einen Wert pro Tag als auch pro Jahr an. Wenn der Verkäufer diese Werte nicht kommuniziert, ist das ein Grund misstrauisch zu werden. Für die Anschaffungsentscheidung ist natürlich der Jahreswert entscheidend, der Tageswert ist nur dann relevant, wenn man wissen will, ob es sich lohnt, das Gerät zwischendurch auch mal auszuschalten.

1. Typ: Wer sein Gefriergerät sehr häufig nutzt (die Tür häufig öffnet) sollte sich unbedingt für eine Gefriertruhe entscheiden. Weil kalte Luft nach unten sinkt, ist er Kälteverlust beim Öffnen von Gefrierschränken deutlich größer als bei Gefriertruhen (minimal). Vor allem, wenn man die Tür länger offen hält, weil man erst etwas suchen muss (wobei die Suchzeit vor allem von der Organisation der Lagerung abhängt). Ich habe keinerlei exakte Daten finden können. Vom Gefühl würde ich bei (fast) täglicher Nutzung eher zu einer Truhe tendieren. Bei seltenerer Nutzung sollte der Energieverbrauch eines Gefrierschrankes davon kaum beeinflusst werden.

2. Standort: Dabei spielt natürlich auch der Standort eine Rolle: Je höher die normale Raumtemperatur, desto stärker der Energieverlust durch das Öffnen. Der Standort im wärmeren Wohnbereich spricht eher für eine Truhe, im (kühlen) Keller fällt der Unterschied geringer aus.

Der Standort ist aber noch für die Wahl der Klimaklasse relevant. Je nach Kennzeichnung der Gefriergeräte sind diese für die unterschiedlichen Umgebungstemperaturbereiche geeignet. Anhand der Einteilung/Kennzeichnung ist ersichtlich, in welchem Umgebungstemperaturbereich die erforderlichen Energieverbrauche eingehalten werden.

 

Gesamtsicht des GefrierschrankesDie Einteilung der Klimaklassen:

SN = Subnormal: Eignen sich für Umgebungstemperaturen von +10°C bis +32°C

N = Normal: Eignen sich für Temperaturen von +16°C bis +32°C

ST = Subtropisch: Eignen sich für Umgebungstemperaturen von +16°C bis +38°C

T = Tropisch: Eigenen sich für Temperaturen von +16°C bis +43°C

(Quelle: Liebher-Blog)

Alle Gefriergeräte sind also für einen Betrieb bei normaler Zimmertemperatur geeignet. Steht das Gerät in Umgebungen, die auch mal wärmer als 32° C werden können (z.B. Dachgeschosswohnungen, Außenbereiche, Züge der Deutschen Bundesbahn) sollten Geräte der Klimaklassen ST oder T genutzt werden, da sonst der Energierverbrauch überproportional steigt.

Sollte es am Standort kühler werden als von der Klimaklasse empfohlen, kann das nach Herstellerangaben “unter Umständen Auswirkungen auf die Funktion und die Lebensdauer Ihres Gerätes” haben. Der Grund: Das Fließverhalten (Viskosität) des Öls im Kompressor nimmt ab. Es kann zähflüssig werden, wodurch die optimale „Schmierung“ nicht mehr gewährleistet ist und der Kompressor Schaden nehmen könnte. Das kann vor allem bei einem Standort im Keller ein Problem werden. Ich habe jedoch keine Hinweise gefunden, wie (stark) sich das auf die Lebenszeit auswirken kann.

In meinen Keller habe deshalb extra die Temperatur gemessen. Sie auch im Winter liegt in der Regel klar über 16 Grad. Vermutlich durch die Wasser- und Heizungsrohre, die dort verlaufen.

3. Nutzung: Wie schon oben geschildert beeinflusst das häufige Öffnen den Energieverbrauch erheblich. Eine weitere Rolle spielt auch die Auslastung, interne Luftzirkulation, die eingestellte Temperatur sowie die Menge und Temperatur der Lebensmittel, die hinein getan werden.

Innerei_GefrierschrankEin Gefrierschrank, der fast leer ist, verliert beim Öffnen deutlich mehr kalte Luft, als eine Truhe. Je voller, desto geringer der Unterschied. Darüber hinaus gelangt beim Öffnen auch Luftfeuchtigkeit ins Gerät, was zu Vereisung führt, die ebenfalls mehr Strom frisst – ebenso wie ein (dann häufiger notwendiges) Abtauen.

Aber zu voll sollten weder Schrank noch Truhe sein: Wenn die Luft im Inneren nicht zirkulieren kann, kann das Thermostat nicht die richtige Temperatur messen und das Gerät kühlt entweder zu stark oder zu wenig.

4. Volumen

Da das Gefriergerät weder zu voll noch zu leer sein sollte, spielt die Wahl der optimalen Größe eine wichtige Rolle. Ohne Erfahrungen zu haben, habe ich geschätzt, dass ein Gefriergerät mit 80 Litern die für mich maximale Größe ist – kleiner wäre auch OK, größer aber Energieverschwendung.

Besonders beim Volumen versagt die Einteilung in Energieeffizienzklassen als Entscheidungskriterium bei der Kaufentscheidung. Wenn ein 80-Liter-Gerät aufgrund seines Energieverbrauches und seiner Isoliereigenschaften vielleicht nur ein A++ bekommt, kann ein doppelt so großes Gerät bei gleichen Isoliereigenschaften trotz deutlich höherem Energieverbrauch ein A+++ bekommen, wenn die Energieverbrauch pro Liter geringer ist. Wer nur nach der Energieeffizienzklasse schaut, verbraucht dann im Zweifel deutlich mehr Energie als mit dem kleineren Gerät – vor allem wenn der Platz gar nicht ausgefüllt ist (siehe oben).

 

Schaltdiagramm des GefrierschrankesMeine Entscheidungfindung:

Für mich reicht ein Volumen von max  80 Litern definitiv aus. Ich werde das Gerät wohl ca. 1-2 mal die Woche öffnen – daher kann ich mit einer Truhe wenig gewinnen, zumal das Gerät im Keller stehen wird. Der Unterschied zwischen einem A++ Gerät – mit rund 140 Kw/h pro Jahr – und einem A+++ Gerät – mit rund 100 Kw/h pro Jahr – macht der Strom-Kostenunterschied aktuell für mich pro Jahr von rund 12 Euro aus. Da ich aber mit einem Steigen der Stromkosten in den nächsten Jahren rechne, will ich großzügig im Mittel von 15 Euro pro Jahr ausgehen. Bei einer Nutzungsdauer von 10 Jahren darf ein 80-Liter A+++ Gerät für mich rein wirtschaftlich betrachtet also höchstens 150 Euro mehr kosten als ein A++ Gerät. Wenn ich ein No-Name Gerät kaufe und deshalb die Nutzungsdauer (vorsichtshalber) mit nur 5 Jahren annehme, sollte es sogar nur 75 Euro mehr kosten.

Da ich das Gerät aus meinen Ersparnissen finanziere und für Guthaben derzeit praktisch keine relevanten Zinsen gezahlt werden, kann ich Zinseffekte vernachlässigen.

A++ Geräte gibt es (in dieser Größe) zu Listen-Preise überwiegend zwischen 200 und 400 Euro. Für A+++ -Geräte muss ich mindestens 300 (bis 800) Euro anlegen. Es kommt also auf den konkreten Fall an, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, etwas mehr Geld in eine A+++ Gefriereinheit zu investieren. Allerdings werden sehr regelmäßig Marken-Geräte zu Angebotspreisen auf dem Markt geworfen. Es kann sich also lohnen, ein wenig zu warten, bis ein passendes Modell mal vergünstigt angeboten wird.

Irritierend ist jedoch grundsätzlich, dass gerade Bezieher geringer Einkommen vermutlich seltener Geräte kaufen werden, die weniger Energie verbrauchen. Wer also wenig Geld hat, muss nicht nur langfristig mehr für Strom zahlen, sondern belastet auch die Umwelt mehr. Das ist ein gesellschaftlich (sozial und ökologisch) unerwünschtes Ergebnis (zumal es mehr Menschen mit wenig Geld gibt, als solche mit viel Geld) und daher ein Fall von Marktversagen. Zu diskutieren, wie Staat und Gesellschaft hier sinnvoll in den Markt eingreifen könnten, würde diesen Artikel jedoch inhaltlich sprengen.

Die Abbildungen hier zeigen das Gerät, dass ich mir – auf Basis dieser Überlegungen – angeschafft habe. Da ich (derzeit) nicht beurteilen kann, ob es sich so verhält, wie erhofft, nenne ich hier weder Produkt noch Marke noch Quelle. Will ja keine falsche Werbung machen.

 

Mehr Informationen zum Thema:

Energieverbrauch von Kühl- und Gefriergeräten (Verbraucherzentrale / Öko Insititut)

Wie berechnet sich die EEK

Stromverbrauch von Gefriertruhe & Gefrierschrank

KwH/ Kosten

Was bedeutet die Klimaklasse beim Kühlschrank? (von Firma Liebher – Hersteller-Info)

Details zu den Klimaklassen

 

Siehe auch:

Meine Milchmädchenwaschmaschinenrechnung

Geschäftsidee: Katzencafe (am Beispiel Kitty Café in Nottingham)

Offener Brief: Werbung der Rewe Gruppe in der Bild

Unitymedia Warnung

Leer stehende Geschäftsräume in Darmstadt

 

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