Daniel Bangert

Seit zwei Jahren protestieren Menschen aus Darmstadt und Umgebung friedlich gegen die US-amerikanische NSA-Abhöreinrichtung im Dagger Komplex in Griesheim (bei Darmstadt). Am Samtag 9.Mai 2015 kam es dabei zu einer Eskalation, über die es  unterschiedliche Darstellungen gibt. Die Darstellung der Polizei wurde zwar teilweise über die Presse veröffentlicht (Darmstädter Echo – siehe auch bei Heise.de), ist jedoch auf der Web-Seite der Polizei noch nicht nachlesbar. Ich werde sie verlinken, sobald das erfolgt ist.

Hier die Darstellung der Ereignisse durch den Veranstalters der Proteste, dem Bündnis Demokratie statt ܜberwachung und NSA-Spion Schutzbund:

Eklat am Dagger Complex – Polizeigewalt gegen Spaziergänger

Wie jeden Samstag, seit zwei Jahren, sind wieder Spaziergänger vom NSA-Spion-Schutzbund von Griesheim aus Richtung Dagger Complex spaziert. Sie haben sich wieder neben den Eingang auf die Wiese gestellt und über aktuelle Snowden-Enthüllungen diskutiert. Es hat sich ein Interessierter dazugesellt, der mit dem Auto vorbei gefahren ist. Er stellte sich halb in die Einfahrt. Dies war den Sicherheitsleuten vom DC ein Dorn im Auge, obwohl man hätte noch locker dran vorbei fahren konnte. Nach Aufforderung der Sicherheitsleute das Auto wegzufahren, ist der Autofahrer dem nachgekommen. Daniel Bangert, der 1. Vorsitzende des NSA-Spion-Schutzbunds hat sich dann für paar Fotoschnappschüsse in die Einfahrt gelegt. Dieser harmlose Gag war den Sicherheitsleuten dann Grund genug die Polizei zu rufen, die nach kurzer Zeit eintrafen. Was dann passierte ist schier unvorstellbar und schockierend und in zwei Jahren „Entdagger-Tours“ noch nie passiert.

Zwei Polizeibeamte aus Pfungstadt sind auf die Spaziergänger zu und baten um die Personalien „Gleiche Prozedur wie immer“ meinte ein Beamter. Daniel Bangert, der die Ankunft von Polizei und Military-Police immer fotografisch festhält und damit auch nie Probleme bekommen hat, hatte auch diesmal Fotos gemacht (ohne Portrait des Beamten). Der eine Beamte wollte dann, dass er die Digitalkamera abgibt. Herr Bangert fragte nach, aus welchem Grund. Es kam dann durch den Polizeibeamten gleich zu einer Rangelei, wo Bangert dann gegen das Tor des DC gedrückt wurde. Der andere Kollege, der unsere Ausweise zu der Zeit schon eingesammelt hatte, holte dann zur Verstärkung seinen Hund aus dem Kofferraum. Während Bangert vom Beamten im Würgegriff war und sein Kopf schon rot anlief, stand der andere Beamte dann mit dem Hund vor den anderen sieben Spaziergängern und drohte damit, wenn wir uns bewegen und unserem Freund zur Hilfe kommen wollen, lässt er seinen Hund auf uns los. Eingeschüchtert davon, bleib uns nur übrig, hilflos rumzustehen, während Bangert mittlerweile am Boden gedrückt nach Hilfe rief.

Der Beamte mit dem Hund rief dann über Funk nach Verstärkung. Die kam dann nach und nach zum Dagger Complex. Am Ende waren es ca. 13 Beamte und 2 von der Military Police. Als die Verstärkung da war, wurden Daniel Bangert dann Handschellen angelegt. Immer noch am Boden liegend und von 3 Beamten am Boden gehalten, indem sie auf ihm saßen. Dass man sich in so einer Situation versucht bewegen zu können oder sich wehren zu können, ist verständlicherweise natürlich. Die Beamten werteten es aber als Widerstand gegen die Polizeibeamten und attackierten ihn mit einer Portion Pfefferspray. Man beachte, dass Bangert zu diesem Zeitpunkt gefesselt war und keine Chance hatte seine Augen zu schützen.

Um die Polizeigewalt zu dokumentieren als Beweis, hat ein Spaziergänger ein Handyvideo gedreht. Das Handy wurde ihm dann abgenommen und beschlagnahmt. Den Spaziergängern bleiben keine Beweismittel, außer paar Fotos, die sie entweder heimlich oder mit Genehmigung der Verstärkungsbeamten gemacht haben.

Für Daniel Bangert kam später dann ein Krankenwagen. Nach der Ersten Hilfe wurde er dann von der Polizei mit aufs Revier genommen. Für alle anderen wurde ein Platzverbot ausgesprochen.

Der Schock über das Geschehene stand den Spaziergängern ins Gesicht geschrieben und es stellte sich die Frage, wen man denn anrufen sollte, wenn man Opfer von Polizeiwillkür- und Gewalt wird. Polizei? Geht schlecht. Eine Telefonnummer vom Anwalt? Gerade nicht parat.

Herr Bangert konnte nach 1 ½ Stunden vom Revier abgeholt werden. Die Spaziergänger des NSA-Spion-Schutzbunds haben sich dann noch zusammengesetzt, um die Zeugenaussagen aufzuschreiben. Wir werden gegen die Polizei, insbesondere gegen die ersten zwei Beamten, die vor Ort waren, Strafanzeige stellen, wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung.

 

Polizeieinsatz am Dagger Complex

Polizeieinsatz am Dagger Complex am 9.Mai 2015

Ich finde die Schilderung ziemlich erschreckend, werde sie jedoch erst weiter kommentieren, wenn mir weitere Informationen (auch von der Polizei) vorliegen.

 

Fotos: Michael Hennig

 

Update, 17:30: Bericht von HR3

 

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